Weihnachten: Geben macht glücklich
Weihnachten steht quasi vor der Tür. Ich freue mich, nach Hause zu fahren, meiner Familie die Geschenke zu übergeben, leckeres Essen zu essen und die Wärme in unserer Familie nicht nur im Haus, sondern auch im Herzen zu spüren. Ich bin dankbar, dass ich eine so tolle Familie habe, keiner von uns krank ist, es uns verdammt gut geht.
Jedes Jahr versuche ich – unter dem Jahr, aber auch an Weihnachten – etwas davon zurückzugeben. Meine Dankbarkeit auch sichtbar zu machen, indem ich ein Stück meines Glücks teile. Mit Menschen, die es nicht so gut haben. Die in die falsche Familie geboren wurden, die irgendwann eine falsche Abzweigung genommen haben, oder am anderen Ende der Welt gegen Hunger, Krieg und den Tod kämpfen.
Ich finde, es ist wichtig, sich bewusst zu machen, wie gut es einem geht. Sein Glück zu teilen. Für mein Bürokollektiv habe ich diese Woche den Instagram-Account übernommen und dieses Thema herausgepickt. Jeden Tag poste ich Organisationen oder Ideen, wie man Menschen in Not helfen kann. So kurz vor Weihnachten fühlt es sich richtig an, auch hier nochmal diese Gedanken mit euch zu teilen. Denn schon Elton John sang in The Circle of Life „You should never take more than you give“. Tatsache. Wir alle sollten viel mehr geben, denn uns schmerzt es nicht, und jemand anderen rettet es vielleicht das Leben, zumindest aber sicher den Tag.
Hier also ein paar Anregungen, Gedanken und Organisation, wie man das ganze Jahr über helfen kann.
Biss Magazin
Jeder Münchner kennt sie: die BISS-Verkäufer. Menschen aus sozialen Schwierigkeiten werden vom Biss Magazin unterstützt. Hier finden sie Halt und vor allem eine neue Aufgabe. Die Hälfte des Erlöses geht direkt an den Verkäufer, die Geschichten des Magazins sind immer lesenswert und geben Einblicke in Leben, die uns so fern sind. Natürlich kann man den Verkäufern auch immer mehr Geld geben. Wer sich Zeit nimmt und sich ein bisschen mit den Biss-Verkäufern unterhält, bemerkt schnell: Sie alle sind vom Leben gezeichnet, und trotzdem positiv gestimmt. Biss gibt ihnen Hoffnung, die Gespräche mit den Menschen wieder Anschluss an die Gesellschaft. Eine großartige Einrichtung und Menschen, die man ganz einfach – mit dem Kauf eines Magazins – unterstützen kann. Auch in anderen größeren Städten gibt es Stadtmagazine, die Menschen in sozialen Schwierigkeiten unterstützen.
Obdachlose Menschen
Ob auf dem Weg zur Arbeit oder neben dem Supermarkt: Immer wieder begegnen wir im Alltag obdachlosen Menschen. Für mich persönlich das Wichtigste: Sie wie gleichwertige Menschen zu behandeln. Sie anzusehen, zurück zu grüßen, wenn sie grüßen, und auch etwas zu geben, wenn man geben möchte. Ich persönlich finde es wichtig, dass Spenden oder Gaben bedingungslos sind. Ich kenne viele Menschen, die sagen: „Geld gebe ich nicht, nur Essen.“ Ich kann den Einwand verstehen, weil man natürlich nur das Beste für jemanden will. Gleichzeitig möchte ich mich nicht eine Stufe höher stellen und vorgeben zu wissen, was derjenige braucht. Vielleicht ist es nun mal die Flasche Schnaps, die ihn durch die Kälte der Nacht bringt. Vielleicht kauft er sich vom Geld aber auch ein Brot, weil der Hunger größer ist, als die Sucht. Wir wissen nicht, wie das Leben auf der Straße ist – und dafür bin ich jeden Tag dankbar. So oder so: Habt keine Berührungsängste, fragt die Menschen auf der Straße, was sie brauchen und helft ihnen. Manchmal reicht eben auch schon ein Lächeln.
Welthungerhilfe
Ein Thema, das mich 2017 privat sehr beschäftigt hat und mir am Herzen liegt. Tausende Menschen leiden an Hunger, während wir im Supermarkt die zu krumme Gurke lieber nicht kaufen. Hungerkatastrophen im Sudan oder Jemen fanden in unserer Nachrichtenbestattung maximal in der Tagesschau oder der taz statt. Den Medien, die eine hohe Reichweite haben, war diese Meldung oftmals nur wenige Zeilen wert. Ich persönlich finde es ganz schrecklich, dass heute noch Kinder und Erwachsene an Hunger sterben, während wir im Überfluss leben. Die Welthungerhilfe setzt sich vor Ort ein, um Menschen mit den Grundnahrungsmitteln zu versorgen, um Unterernährung zu verhindern und Lösungen zu suchen, damit der Hunger gestillt wird.
Gut erhaltene Kleidung verschenken
Ich miste immer wieder Klamotten aus, sonst platzt mein Kleiderschrank. Irgendwann habe ich damit begonnen, Kleidung über Ebay-Kleinanzeigen zu verschenken. Das geht schnell und ich tue hoffentlich was gutes, dachte ich. Ich schrieb in die Anzeigen: Abzuholen für Alleinerziehende, Studenten oder auch arme Familien. Und tatsächlich: In einer so reichen Stadt wie München gibt es Armut. Immer wenn ich Kleidung einstelle, melden sich wahnsinnig viele Menschen. Ich wünschte, ich könnte allen etwas abgeben. Darunter: viele allein erziehende Elternteile. Die Blicke, wenn sie für ihre Teenietöchter eine Jeans abholen oder für sich eine neue Jacke haben, sind unbezahlbar. Es hat mich näher an die Menschen gebracht. Man kommt ins Gespräch, ich habe Blumen, Schokolade oder auch ein Lachen erhalten. Das ist sehr viel mehr wert, als jeder Euro auf dem Flohmarkt.
Ärzte ohne Grenzen
Die Menschen bei Ärzte ohne Grenzen bewundere ich sehr. Sie arbeiten an den schlimmsten Orten der Welt, da wo Krieg und Katastrophen herrschen. Ihr Leben ist der Hilfe für Menschen gewidmet, die am Abgrund stehen. Jeden Tag kämpfen sie um das Leben von Menschen, jeden Tag verlieren sie diesen Kampf. An Weihnachten verbringen viele der Ärzte in den Krisengebieten, weit weg von ihren Familien – um anderen Menschen das Leben zu retten. Ohne sie wäre die Welt definitiv ein schlimmerer Ort.
Amnesty International
Deniz Yücel sitzt noch immer in Haft in der Türkei – so wie hunderte anderen Journalisten. Weltweit werden immer noch zahlreiche Menschenrechte verletzt, in der Flüchtlingskrisen-Diskussion, in den Nachbarstaaten und den neuen Plänen der österreichischen Regierung ist auch eine menschenrechtswidrige Behandlung in unserem Europa nicht allzu fern. Menschenrechte zu bewahren, für sie einstehen, ist unser größtes Gut und unsere Pflicht. Amnesty International setzt sich zudem für Menschen ein, denen Unrecht geschieht – wie eine Inhaftierung ohne Grund. #FreeDeniz ist noch immer wichtig – wieso, weshalb, warum könnt ihr auch hier nochmal nachlesen.
SOS Kinderdorf
Während die meisten von uns an Weihnachten mit ihrer Familie zusammensitzen werden, gibt es auch viele unter uns, die getrennt von ihrer Familie leben, Waisen sind oder aus schwierigen Familienverhältnissen kommen. Vor allem Kinder finden beispielsweise im SOS-Kinderdorf ein neues Zuhause. Hier werden Kinder aufgenommen und finden eine neue Familie. Stellvertretend für alle Kinderheime und familiären Einrichtungen möchte ich hier das SOS-Kinderdorf hervorheben. Menschen, die den Schutzbedürftigsten unserer Gesellschaft ein Zuhause bieten, sollten in ihrer Arbeit unterstützt werden.
Bellevue di Monaco
Entstanden in der Flüchtlingskrise 2015 ist Bellevue di Monaco das Flüchtlingsprojekt der Stadt München. Das Wohn- und Kulturzentrum für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unterstützt junge Menschen bei der Integration, verhilft ihnen zu Wohnraum, organisiert Schulungen und Unterricht und schafft Arbeitsplätze sowie einen Austausch mit Münchner. Es ist ein Paradebeispiel, wie man auf die Flüchtlingskrise reagieren kann: nämlich mit Offenheit und Tatendrang.
Organisationen in der eigenen Stadt
Natürlich gibt es noch viel, viel mehr unterstütztenswerte Organisationen oder Menschen. Flüchtlingsprojekte, Hospize, Kindernotdienste und vieles mehr. Wer von euch vielleicht doch hin und wieder etwas unterstützen möchte, sollte einfach vor Ort gucken, was für Projekte oder Organisationen es gibt. Denn nichts ist schöner, als die eigene Hilfe auch direkt umgesetzt zu sehen. Geben macht glücklich, davon bin ich überzeugt.
Be kind to people – and listen
Mein letzter Punkt. Ich glaube, so viel muss man gar nicht dazu sagen. Aber manchmal wäre das Leben für alle sehr viel einfacher, wenn wir nicht nur auf uns schauen, sondern auch auf die Menschen um uns herum. Wenn wir uns nicht über Nichtigkeiten ärgern, sondern sie als Nichtigkeit sehen und lieber drüber lachen. Wenn wir im hektischen Alltag trotzdem Menschen anlächeln, statt sie in der U-Bahn wegzuschubsen, nur um eine Sekunde schneller irgendwo zu sein. Wenn wir vielleicht öfter wieder zuhören, zwischen den Zeilen lesen und das richtige Gespräch suchen, statt über Whatsapp zu kommunizieren. Nehmt eure Familien dieses Weihnachten in den Arm, vergesst die kleinen Streitereien über das Jahr und genießt die Zeit.
2 Antworten zu “Weihnachten: Geben macht glücklich”
Liebe Antonia,
dankeschön für diesen Artikel, der mal wieder zeigt, wie einfach es ist, andere Menschen ein wenig zu unterstützen. Besonders schön finde ich die Idee, gut erhaltene Kleidung über eBay Kleinanzeigen zu verschenken.
Hab ein paar schöne Weihnachtstage!
Wow, wonderbar und wunderbar Weihnachtlich. Denn das ist, was Weihnachten sein sollte!<3
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