Welches Ziel ist für mich als Wanderanfänger denn nun geeignet? Was ist gut zu erreichen, was nicht zu überfüllt? Wo ist es wirklich schön, und für welche der unendlichen Möglichkeiten soll ich mich nur entscheiden? Weil die Auswahl eines Ausflugszieles und einer passenden Wanderroute mindestens genauso schwer ist, wie sich auf Netflix für einen Film zu entscheiden, haben wir einfach die gefragt, die nicht nur vom Wandern sprechen, sondern es auch durchziehen: In unserer Serie „Wanderlust“ verraten Münchner ihre drei Lieblingsrouten – heute ist Julia Wille an der Reihe. Antonias Schwester liebt die Berge wie das Reisen, und hat auch keine Angst vor anspruchsvolleren Touren. Wo es für sie am liebsten hingeht, verrät sie uns hier – und entscheidet sich in Fischbachau lieber für die schwierigere Tour!
Was macht dich am Wandern glücklich?
Allein die Sicht auf die Berge bringt mich vom Alltagsstress runter – beim Wandern ist man konzentriert auf jeden Schritt, die frische Luft und die letzten Meter bis zum Gipfel erden mich. Alles um einen herum wirkt plötzlich ganz klein und belanglos. Die Natur gibt mir also alles zurück, um für die Arbeitswoche und die Großstadt wieder Energie zu haben. Das macht mich glücklich.
Wie häufig bist du in den Bergen und wie findest du deine Wanderrouten?
Ich versuche so oft wie möglich in die Berge zu kommen, meistens und je nach Wetter klappt es einmal im Monat. Die Wanderrouten finde ich zusammen mit meinen Freunden, durch Tipps, Erfahrungen oder auch einfach über die DAV-App.
Spaziergänge mit Seeblick oder klettern bis zum Gipfelkreuz: Wie anspruchsvoll darf es für dich sein?
Beides. Das kommt immer auf die Tagesform an und darauf wie viel Kraft und Zeit ich habe. Meistens sind es mittelschwere Touren, dann möchte ich aber auch den Gipfel erreichen und den Blick genießen können.
Welche Gegend rund um München magst du zum Wandern am liebsten?
Angefangen bei der Ecke rund um Tegern- und Schliersee bis hin zu den Ammergauer Alpen rund um Grainau und die Zugspitze. Aber auch die Salzburger Ecke ist wunderschön.
Welche drei Routen kannst du jedem empfehlen?
Eine wunderschöne und recht leichte Halbtages-Tour ist der Heuberg bei Nußdorf am Inn.
Von München fährt man gute 40 Minuten, sofern die Autobahn frei ist. Parken kann man in der Nähe vom Samerberg, danach geht man einen schönen Forstweg hinauf, teilweise etwas steil, aber meist entspannt. Nach ungefähr 30 Minuten biegt man links Richtung Daffneralm ab, hier sollte man, wenn man einen Hund dabei hat, immer direkt anleinen, im Sommer grasen hier die Kühe der Alm. Hier erkennt man schön den Namen des Berges: Weite, hohe Wiesen soweit man blicken kann. Allein für den Blick lohnt sich die Alm schon. Geht man noch weiter, wird es etwas steiler und man benötigt Trittfestigkeit, bei Regen kann es auch recht rutschig werden. Nach weiteren 30 Minuten kommt man an eine Abzweigung, hier geht es direkt zum Heuberg. Der Blick über das Inntal ist einmalig. Wer früh dran ist, hat sogar die Chance, Gamsböcke zu sehen.
Mein Tipp: Früh raus, in München um 6.30 Uhr los, als erster auf dem Berg sein, einkehren in der Alm, und um 12 seid ihr wieder zurück in der Stadt.
Mittelschwierig ist hingehen der Breitenstein in Fischbachau.
Eine tolle Rundtour mit super Blick und gleich drei Einkehrmöglichkeiten. Anfahrt von München nach Fischbachau. Parken direkt dort. Vom Parkplatz gehts rauf Richtung Breitenstein/Kesselalm. Nach einiger Zeit kommt man zu einer Abzweigung, in beide Richtungen gehts zum Breitenstein. Links, die anspruchsvollere Route, rechts über die Kesselalm die einfachere. Wir nehmen die linke – feste Schuhe bei feuchtem Wetter sind hier Pflicht, durch den Wald gehts hinauf, nach einiger Zeit kommt man zur Bucheralm. Hier gibts kalte Getränke und Snacks.
Der Anstieg folgt auf einem breiten Forstweg hinauf, wird steiler und wieder schmaler. Es wird steiler, ab in ein kleines Waldstück und schon sehen wir ein Gipfelkreuz. Der Bockstein. Auch hier hat man eine tolle Sicht, meist ist hier etwas weniger los. 15 weitere Minuten und wir kommen zum Breitenstein. Mit Blick auf den Wendelstein kann man hier einfach Zeit lassen. Man sieht vom Chiemsee bis hin zu der schneebedeckten Alpenkette. Beim Abstieg kommt man recht bald zur Hubertushütte. Sehr, sehr schön, aber dennoch empfehle ich, sich das erste kalte Bier an der Kesselalm zu gönnen, nach guten 20 Minuten kommen wir an eine Jause, Achtung, hier rechts abbiegen, dahinter liegt die Kesselalm. Der Blick ist so wunderschön von der Sonnenterrasse, den Kaiserschmarrn und die Käsespätzle sollte man sich nicht entgehen lassen. Abwärts gehts dann nochmal gute 50 Minuten, durch ein schönes Waldstück, mit tollem Blick und im Herbst mit bunten Bäumen und Sonnenstrahlen. Einplanen sollte man gute 4 Stunden – für ganz Geübte bietet sich nach dem Breitenstein auch der weitere Weg zum Wendelstein. Ggf. auch mit Übernachtung auf der Mitteralm.
Ein etwas anspruchsvollere, dafür aber auch extrem schöne Route ist der Teufelsstättkopf in den Ammergauer Alpen.
Los gehts direkt beim Parkplatz vom Schlosslinderhof. Der Weg führt zuerst durch einen steinigen, breiten Weg durch den Wald, immer den Schildern nach Richtung Teufelstättkopf. Später wird es steiler, teilweise auch mit Abhängen, im Sommer kann man sich zur Abkühlung auch mal unter einen kreuzenden Wasserfall stellen, im hohen Gras rasten und Gamsböcke, Schmetterlinge und die Zugspitze beobachten.
Aber auch im Herbst ist der Wald hier bunt und lässt bei jedem Meter weiter nach oben die Zuspitze mehr durch die Bäume blitzen. War es die letzten Tage feucht und regnerisch, unbedingt Bergschuhe mit gutem Profil tragen. Wenn es matschig ist, solltet ihr besser nichts riskieren. Man rutscht an den steilen Ecken doch schnell ab. Trittfestigkeit ist also ein Muss. Am Pürschling-Haus kann man vor, oder auch nach dem Gipfel einkehren, hier gibt es eine tolle Sonnenterrasse. Je nach Kondition sollte man sich aber vor dem Gipfel schon mal stärken, hier gibts einen kleinen Klettersteig. Hunde müssen hier warten. Zu steil, aber der Blick lohnt sich enorm.
Die Ammergauer Alpen vor einem, der anstrengende Aufstieg hinter uns. Hier oben fühlt man sich wirklich klein, alle Probleme, Ängste und Sorgen des Alltags sind vergessen.
Wer noch Lust hat, sollte zum Sonnenuntergang übrigens unbedingt zum Eibsee fahren. Mit Blick auf die Zugspitze hier sitzen entlohnt nochmal doppelt!
Eine Antwort zu “Wanderlust: 3 Lieblingsziele von Julia Wille”
Wie schön, wenn die alten Berge so von der jungen Welt Schritt für Schritt neu entdeckt werden. Es hat etwas vom Unterwegssein im Märchen, das klingt alles so einfach bis mittelschwer, vor allem aber natürlich, und dann ist es aber unversehens ein Wunder, so früh und so neugierig vor Ort zu sein. Und aus dem Foto am See in Rückenansicht winkt die Erinnerung an Caspar David Friedrich! Weiter so!