Von den Kardashians bis hin zu Ariana Grande: rassistische Schönheits-OP-Trends
Alle paar Wochen, da passiert es: Man scrollt unwissend durch Social Media und entdeckt einen seiner Lieblingspromis mit (fast) neuem Gesicht. Zugegeben: So ganz anders sieht die obere Etage von Hollywood nach ein paar subtilen OPs noch nicht aus. Aber der Unterschied ist groß genug, dass es auch einer unaufmerksamen Person auffällt. Dabei merke ich besonders in den letzten Jahren oft, dass sich besagte Personen gerne nicht nur von vorherrschenden Schönheitsidealen inspirieren lassen – sondern auch vom Aussehen anderer Ethnien. Solange diese im Trend sind, versteht sich.
Ich hab es kürzlich bei Ariana Grande gesehen, aber natürlich gibt es dieses *Phänomen* auch bei anderen Künstler*innen oder Influencer*innen. Andere Haarfarben, geänderte Körperproportionen, eine verdächtig dunkle Bräune oder eine neue Augenform – und schon sieht man ein bisschen mehr so aus wie die bevorzugte Ethnie, ganz easy.
K-Pop regiert und plötzlich will jeder koreanisch aussehen
Mit dem aktuellen Hype rund um K-Pop, südkoreanischen Medien sowie Konsumgütern stehen die koranischen Schönheitsideale vermehrt im Fokus des Mainstreams und werden auch im Westen reproduziert. Das fängt an bei harmlosem „Korean-Style-Make-up“ und hört eben bei Beauty-OPs an beispielsweise den Augen auf. Bestes Beispiel dafür ist Ariana Grande, die ich ja eben schon nannte. Die Sängerin wird nächstes Jahr 30 und tritt seit einer Weile in einem *erwachseneren* Look auf. Weniger girly und Tüll, dafür elegantere Outfits, die sie Ende letzten und Anfang dieses Jahres auf ihrem Stuhl in der The Voice Jury zur Schau stellte.
Was Fans dort direkt zu Beginn der Staffel aufgefallen ist, ist nicht nur ihr Rebranding als „Erwachsene“, sondern auch ihr neues Gesicht. Man könnte meinen, es läge vielleicht daran, dass sie halt älter wird. Und einige dieser Veränderungen, wie ihr schmaleres Gesicht, kann man bestimmt irgendwie auch damit erklären. Aber die neue Augen-Form nicht.
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Andersherum sehen auch die Kardashians seit ein paar Monaten anders aus. Blonder, schlanker und sportlicher. Was auch auffällt: Kim hat sich einen Großteil ihrer (sichtbaren) Silikonimplantate entfernen lassen. Auf Social Media haben Creator und Journalisten die Wandlung der Kardashians als „weißer“ werden bezeichnet. Also einfach, dass sie ihren alten Look ablegen, um eher auszusehen wie eine weiße Person. Da die Kardashians – also abgesehen von Kylie und Kendall, die beide komplett weiß sind – Halb-Armenierinnen sind, ist das ja eigentlich nicht schlimm. Sie haben eigentlich dunkle Haare und färben sie nur hell – who cares?
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Problematisch ist das nicht, weil sie jetzt weißer aussehen. Oder vorher dunkle Haare hatten. Sondern weil die Kardashians sich seit Jahren – eigentlich seitdem sie bekannt sind – an einem Look bedient haben, der normalerweise Schwarzen Menschen zugeschrieben wird. Volle Lippen oder sehr kurvige Körper. Diese Dinge sind seit jeher Markenzeichen der berühmten Familie und haben ihnen zu großem Reichtum verholfen. Beispiel: Kylie Cosmetics.
Nun scheint es so, als würde sich Hollywood, nachdem es unter anderem durch die Kardashians einen Hype Richtung Kurven-Körper erlebt hat, wieder back to the roots gehen. Sehr schlanke Körper stehen neuerdings wieder stärker im Fokus. Und dabei mischen die Kardashians natürlich mit – oder führen diese Entwicklung sogar ein wenig an?
Wobei ich hier nicht ausschließen will, dass die berühmten Schwestern selbst mit Body Image Issues zu kämpfen haben und mit dem eigenen Gewicht – gerade weil sie so krass im Fokus der Öffentlichkeit stehen – keine einwandfreie Beziehung haben.
Aber darum soll es auch nicht gehen. Also zurück zum eigentlichen Thema: rassistische Beauty-Trends. Nennen wir es einfach mal beim Namen.
Trends gibt es immer und überall. Wie wir uns kleiden, schminken oder welche Deko wir auf unserem Schreibtisch stehen haben – das alles wird angeführt von Trends, egal ob bewusst oder unbewusst. Die durchschnittliche Person in Deutschland verbringt knapp 1,5 Stunden auf Social Media. Und ich denke mal, ich bin nicht allein, wenn ich sage, dass ich die Statistik eher hochziehe als runter.
Dabei sehen wir unzählige Dinge, die unser Verständnis von Ästhetik unbewusst beeinflussen. Man kann Trends also quasi kaum entkommen. Heißt nicht, dass wir sie alle gut finden – aber den Einfluss kann man einfach nicht leugnen.
Rassistische Schönheitstrends: eine problematische Angelegenheit
Woher kommen aber rassistische Schönheitstrends? Also Trends, bei denen (vermeintliche) Merkmale nicht-weißer Ethnien eine Zeit lang zum Ideal werden. Und dann, wenn der neue Trend um die Ecke kommt, im westlichen Mainstream auch wieder als weniger ästhetisch wahrgenommen werden.
Wenn ich mir so die Beispiele der letzten Jahre anschaue, merke ich immer wieder, dass diese Trends nicht nur groß geworden sind, weil eine andere Kultur voll im Hype war. Sondern weil eine wohlgemerkt weiß-gelesene Person sie für sich beansprucht hat und sie dann mit einer gefilterten Version des beispielsweise „asiatisch“- oder „Schwarz“-Seins repräsentiert und beliebter macht.
Aber Ethnien oder die Merkmale, über die wie sprechen, egal welche, verschwinden ja nicht, nur weil sie nicht mehr im Trend sind. Es klingt irgendwie unheimlich aber weiße Menschen haben die Freiheit, sich eine neue Ethnie als Maske aufzusetzen, indem sie sich bräunen, operieren oder anders schminken und können sie letztendendes auch wieder ablegen. Sie eignen sich das Aussehen von BIPoCs an, um beim Trend mitzumachen. Aber wenn es darauf ankommt, können sie ihren BBL auch wieder rückgängig machen lassen (talking to you, Kim!).
Und die Dinge, die im Trend sind, sind gerade die Merkmale, die aus der westlichen Linse als besonders fremdartig und gleichzeitig erotisch wahrgenommen werden. Stichwort: Exotismus.
Exotismus wird in der Soziologie als bestimmte Form des eurozentrischen Blicks auf Fremde, die alleine deren „exotische“ Aspekte betrachtet, verstanden. Sie werden zu „edlen Wilden“ stilisiert. Exotismus entspringt unter anderem der Sehnsucht nach fremden Ländern.
Das Aussehen von nicht-weißen Menschen wird weniger als „menschlich“ wahrgenommen und eher als Accessoire. Es wird übernommen und abgelegt, wann man will. Und das gilt übrigens nicht nur für weiße Menschen: Auch People of Color können sich das Aussehen anderer Ethnien aneignen und es ist problematisch. Was gerne vergessen wird, ist ja, dass die Kardashian-Schwestern eigentlich auch nicht weiß sind.
Was ich zum Abschluss noch klarstellen möchte: Egal wie berühmt eine Person ist, sie ist auch nur ein Mensch. Und Menschen sehen nicht immer gleich aus, verändern sich mit dem Alter oder der Lebensphase. Eigentlich finde ich, über die Körper anderer Menschen zu spreche, egal wie krass sie im Fokus stehen, ist immer auch ein wenig unangenehm. Talking about unhealthy obsessions und so. Aber! Wenn berühmte Personen sich an dem Aussehen anderer Ethnien bedienen und sich teilweise operieren lassen, um so auszusehen – nur um ihren Look dann abzulegen, wenn der nächste Hype um die Ecke kommt – läuft gewaltig was schief. Denn Ethnien sind kein Trend.