Wie der UGG-Boots-Trend meine Teenager-Unsicherheiten wiederaufleben lässt

31. Januar 2023 von in ,

Wer sich die letzten Wochen und Monaten in der Fashion-Social-Media-Bubble bewegt hat, wird nicht um sie herum gekommen sein: die UGG Boots sind überall. Die flauschigen Winterschuhe sind tatsächlich wieder zurück und übernehmen langsam aber sicher nicht nur unsere Feeds, sondern auch die Straßen. Dabei munkelt man schon seit ein paar Jahren über das große Comeback der Boots. Die in Vergessenheit geratenen Winter-Staples waren eine lange Zeit ein Ding der Nostalgie. Denn nachdem sie einige große Hypes hatten, hat sich die Mode-Community wohl dafür entschieden, sie vorerst zu verbannen. Aber: Trends kommen ja immer wieder und deshalb beehren uns auch die UGGs jetzt in den frühen 2020er- Jahren. Und das alles ist natürlich kein Zufall. Die Marke UGG betreibt seit einer Weile junge und modernere Marketingkampagnen, die mit dem ikonischen Bella-Hadid-in-Männerunterwäsche-Bild wohl ihren Höhepunkt erreicht haben.

Gerade die Plateau-Version scheint dabei besonders beliebt zu sein – immerhin trug Bella sie – und ist im Grunde überall ausverkauft.

So von Weitem betrachtet kann ich den Hype rund um UGGs auf jeden Fall gut nachvollziehen. Es ist Winter, die Schuhe sind warm und sehen cozy aus. Außerdem passen UGGs meiner Meinung nach ganz gut zu dem Ballett-Trend, der für die aktuelle Saison vorhergesagt wurde. UGG Boots sind also in und es scheint so, als würde das die nächsten Wochen auch so bleiben. Ähnlich wie viele andere 2000er-Trends, die sich aktuell großer Beliebtheit erfreuen.

UGG Boots & Teenage-Nostalgie

Mich persönlich versetzen UGG Boots immer in meine frühe Teenie-Zeit zurück. Damals, als wirklich jede Person diese Schuhe trug. Ich glaube, es waren ein oder zwei Winter, rund um das Jahr 2009. Abseits davon waren UGGs natürlich auch in den frühen 2000ern extrem beliebt – aber daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Woran ich mich aber definitiv erinnern kann, sind die ganzen Unsicherheiten, die UGG-Boots damals in mir auslösten.

Zugegeben, es waren nicht die Schuhe an sich, die irgendwas ausgelöst haben. Sondern eher das ganze drumherum. 

Body-Diversität ist heutzutage ein großes Thema – trotzdem scheinen sich Schönheitsideale nur schwer zu verweichlichen. Zu meiner Teenager-Zeit war das Körperideal ohnehin auf nur eine einzige Körperform beschränkt: sehr schlank. Versteht mich nicht falsch, ich weiß, dass auch im Jahr 2023 nicht alles richtig läuft und Bodyshaming sowie Body-Issues weiterhin ein Problem sind. Aber damals war ein Abweichen vom Ideal quasi keine Option. Denn war man nicht sehr schlank, galt man direkt als nicht schön.

Schönheitsideale begegnen uns ständig und wirken sich immer wieder auf uns und unsere Selbstwahrnehmung aus. Für mich persönlich war das besonders als Teenager sehr belastend. Denn ich war nicht dünn genug, um noch in das damalige Körperideal zu passen.

Ein Trend, bei dem ich nicht mitmachen durfte

So, aber nun zurück zu den UGG Boots. Damals, als sie bei uns im Klassenzimmer der Schuh der Stunde war, fanden die meisten Leute um mich herum, dass diese Boots besonders an Menschen mit dünnen Beinen gut aussehen würden. Am besten sollten die Schuhe so sitzen, dass zwischen Bein und Schuh noch etwas Platz ist. Wenn sich mal jemand mit weniger dünnen Beinen traute, UGGs zu tragen, wurde diese Person schnell kritisiert: „Deine Beine sind zu dick für UGG Boots.“

Und weil ich natürlich nicht das Läster-Thema der Woche sein wollte, waren UGG Boots für mich schnell so etwas wie ein entfernter Traum. Ein Trend, bei dem es mir nicht möglich war, mitzumachen. Ich hätte sie gerne gehabt, die UGG Boots. Aber ich war auch selbst davon überzeugt, dass diese Schuhe nur für diejenigen reserviert waren, die den richtigen Look hatten. Also kaufte ich sie mir einfach nie und harrte aus, bis die Schuhe dann irgendwann auch nicht mehr im Trend waren.

 

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Wenn man andere entscheiden lässt

Ähnliche verhielt es sich für mich auch bei anderen Trends und Kleidungsstücken. Egal wie groß mein Interesse für Mode war und wie sehr ich etwas tragen wollte – wenn es nicht zu meiner „Körperform“ passte, trug ich es einfach nicht. Und ich glaube, ich lehne mich nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass es einigen anderen Menschen ähnlich ging und auch heute noch so geht. Dabei ist Kleidung doch etwas Intimes. Sie ist neben unserem Körper und Gesicht das Erste, das wir anderen Menschen „offenbaren“ und kann auch ein Ausdruck unserer Persönlichkeit sein. Wenn ich daran zurückdenke, wie sehr ich meine Kleiderwahl von erfundenen Regeln hab leiten lassen, macht es mich irgendwie traurig. Denn es erinnert mich daran, wie wenig ich „ich selbst“ war.

Nun ist die Pubertät ja ohnehin für viele von Unsicherheiten gezeichnet gewesen. Wir alle waren dazu geleitet, uns möglichst gut anzupassen, von Menschen gemocht zu werden und ja nicht komisch zu sein. Ein Großteil der Pubertierenden hat sicherlich große Probleme, „das wahre Ich“ zu zeigen – da bin ich nicht allein oder besonders gewesen. Doch wenn ich nun, als erwachsene Person auf diese Zeit zurückschaue, denke ich mir oft: „Wieso hast du das denn nicht einfach gemacht?“

Wieso habe ich nicht einfach UGG-Boots angezogen, statt sie auf den nächsten Winter zu vertagen? Ein Winter, für den ich mir vorgenommen hatte, abzunehmen. Oder dieses eine T-Shirt, dass ich in meinem Kleiderschrank hab versauern lassen, weil es zu kurze Ärmel hatte und ich meine Arme zu dick fand? Die Vergangenheit kann man natürlich nicht ändern und eigentlich ist das alles auch nicht so sonderlich schlimm. Normalerweise denke ich nicht wirklich darüber nach, was ich als Teenager alles *nicht* gemacht habe. Nur aktuell eben doch – durch die UGG-Boots.

Letzten Endes kann man nur das Hier und Jetzt beeinflussen. Und zum Glück lasse ich mir heute meine Kleiderwahl nicht von Schönheitsidealen einschränken. Ich trage meistens einfach das, worauf ich Lust habe, unabhängig von irgendwelchen Idealen. Manchmal funktioniert das nicht zu 100 Prozent – aber ich versuche, mein Bestes zu geben. Denn irgendwie bin ich das meinem Teenager-Ich auch schuldig.

UGG-Boots habe ich mir übrigens nicht gekauft – dafür laufe ich schon seit letztem Jahr in Moon Boots herum. Und auch die hätte ich als Teenager nicht getragen. Wenn ich mir also bei einer Sache sicher bin, dann ist es, dass es nach der Pubertät wirklich bergauf geht.

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