Über Konsumwahn und die Liebe für das Zeitlose: Ein Gespräch mit Andreas Murkudis

21. Oktober 2015 von in

Im Rahmen der Eröffnung des Luitpoldblocks,von der euch schon Milena erzählt hat, mussten wir natürlich die Chance ergreifen und mit einigen Modegrößen sprechen, die hinter den Kulissen stecken. Mitunter Andreas Murkudis, einer der wichtigsten Personen in der deutschen Modewelt. Mit 20 eröffnete er seinen ersten Shop und ist seither Inhaber von seinen Concept Stores Murkudis in Berlin, er leitet die Aspesi Stores in Berlin und München und hat den ersten Acne Studios Store Deutschlands eröffnet. Zur Eröffnung des neuen Luitpoldblocks in München war auch Andreas vor Ort, und wir schnappten ihn uns für ein Gespräch.

Wie kam es zur Modernisierung des Luitpoldblocks? Was war deine Aufgabe?
Seit 2006 bin ich mit Tina, der Inhaberin des Luitpoldblocks, im Gespräch darüber, wie wir das Zentrum verjüngen könnten. Meine geliebte Konstellation der drei A’s stand relativ schnell fest – also Aesop, Aspesi und Acne Studios. Die drei Stores harmonieren. Schwittenberg musste sowieso bald seine alten Räume verlassen und ergänzt die anderen Läden perfekt. Die radikale Veränderung war wichtig – ein Laden alleine hätte die Modernisierung nicht reißen können.

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Haben alle Läden direkt zugesagt?
Anfangs waren sie skeptisch, da die Räumlichkeiten des Luitpoldblocks noch relativ altmodisch aussahen. Heute sind die Brüche zwischen Neu und Alt spannend und machen den Luitpoldblock zu dem, was es ist. Als Aesop und Aspesi unterschrieben hatten, war Acne Studios auch dabei. Jetzt wollen alle rein, es gibt aber keine Fläche mehr. Der Startschuss ist jedenfalls getan.

Wie kam es zur Zusammenarbeit zwischen dir und Alberto Aspesi?
Ich verkaufe Aspesi schon ewig in meinem Concept Store in der Potsdamer Str. Über die Jahre hinweg haben sich Alberto Aspesi und ich angefreundet. Er ist ein sehr interessanter und eigener Mensch. Er spricht kein englisch, hat glaube ich kein Handy, gibt keine Interviews und lässt keine Fotos von sich schießen. Er arbeitet Tag für Tag an seiner Kollektion und alles andere interessiert ihn nicht.

Was interessiert ihn?
Gutes Essen, seine Kollektion und insbesondere Stoffe. Die sind ihm sogar wichtiger als die Schnitte. Wenn du zum Beispiel eine Bluse von Céline anfasst und eine von Alberto, wird man sofort merken, dass die Qualität von Aspesi besser ist.

Qualität macht Aspesi schließlich aus.
Absolut. Man ist immer angezogen, wenn man Aspesi trägt. Die Marke ist zeitlos und nachhaltig! Die einzelnen Stücke sind Teile fürs Leben – man wird mit ihnen alt. Das ist so viel angenehmer. Ich finde, man muss die Menschen dahin erziehen, weniger zu kaufen und dafür das richtige. Die Anfangsinvestition ist dabei natürlich teuer, aber wenn man die Stücke mal hat, hat man sie wirklich lange. Ich trage bis heute einen Anzug von Unützer, den ich in den 90er Jahren gekauft habe. Obwohl der mir langsam zu eng wird.

Du bist also kein Fan von Trends?
Nein. Wer trendorientiert denkt, muss konsumieren. Jeder, der sich mit Mode auskennt, erkennt sofort, wenn ein Teil von Céline aus der Kollektion von 2012 ist. Und dann kommt die Frage „Wieso kann die sich nicht schon Winter 2015 leisten?“. Meine Weste von Aspesi ist immer in der Kollektion zu finden – die könnte zehn Jahre alt sein oder aktuell. Du bist angezogen, gibst aber kein bestimmtest Statement ab. Also kein modisches Statement.

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Wie wichtig ist Social Media und die Onlinewelt für dich?
Wir haben Anne Levy, sie kümmert sich um Marketing und PR und macht einen super Job. Einen Onlineshop haben wir nicht. Das Geld, die Zeit und das Wissen stecken wir hauptsächlich in den stationären Handel. Das funktioniert – die Leute kommen, trotz Offline-Handel. Vielleicht wird es irgendwann mal für meinen Store einen Onlineshop geben, aber nur dann, wenn er wirklich gut gemacht ist, ein passendes Team dafür verantwortlich ist und die Fotos super. Ich will keinen Schnellschuss. Viele sehen ihre Zukunft im Onlineshop, verschicken kostenlos ihre Ware und ruinieren sich eben nicht mehr offline gegenseitig, sondern online. Das allgemeine Seelenheil wird nicht im Onlineshop liegen.

Wird der stationäre Handel bestehen bleiben?
Die Onlineshops werden definitiv mehr, aber er wird trotzdem bestehen bleiben. Ansonsten würden sich ja ganze Stadtbilder verändern! Nach dem Onlineshop-Trend werden sich bestimmt viele zurück besinnen. Die Storeinhaber müssen außerdem umdenken. Die haben ihren Laden, wissen nicht, was sie einkaufen sollen und kaufen dann irgendwas, was jeder kauft. Sie müssen wissen, wer sie sind, was sie ausmacht und offen für Veränderungen sein. Die Beratung wird außerdem immer wichtig bleiben – man muss dem Kunden erklären, wieso er 160 Euro für eine Weste ausgeben soll. Theresa sucht einen Laden in Berlin und Zalando wird auch bald einen stationären Handel eröffnen. Ihr solltet auch einen Laden in München eröffnen!

Ach, naja. Das Geld.
Ich habe meinen ersten Laden mit 20 eröffnet. Ein bisschen Risiko war natürlich dabei, aber es hat geklappt! Natürlich ist es viel Arbeit, aber sie hat sich gelohnt.

Alles klar. Und dann werden wir nur die richtigen Klamotten verkaufen, mit einem angemessenen Preis-Leistungs-Verhältnis, so wie bei Aspesi! Danke für das Gespräch, Andreas!

 

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2 Antworten zu “Über Konsumwahn und die Liebe für das Zeitlose: Ein Gespräch mit Andreas Murkudis”

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