Trends und ihre Praktikabilität
Es ist zum Haare raufen. Bei Herbsteinbruch wird es bei mir schwierig, Abwechslung in die Garderobe zu bringen. Neben Jeans und Strickpullover passiert da wenig – obwohl es doch so viele gute Herbsttrends gibt! Wieso also nicht die Catwalktrends in vereinfachter Version für die Straße umfunktionieren? Weil Trends oft so scheiße unpraktisch sind, deshalb.
An dieser Stelle möchte ich ein Phänomen lüften, das vielleicht schon vielen klar ist. Einige Blogger rennen nicht wirklich mit Heels, einem Camisole-Kleid und einem dicken, schweren Mantel ohne Strumpfhose durch die Straßen – für viele sind Outfitposts Editorials, was es für den Leser schwierig macht, das ganze in die Realität umzusetzen. Denn wenn nun Louis Vuitton seine Models mit einem Hauch von Nichts und Mänteln über den Catwalk schickt, ist das schön anzusehen, aber jedem ist klar, dass diese Kombination im Alltag niemals funktionieren würde. Blogger ziehen an dem Strang mit und erschaffen ebenso Illusionen, die einem das Modeherz zerreissen.
Glockenröcke und dicke Pullover
Wer ehrlich zu sich ist: Wir wollen alle praktische Trends und keine kurzen Glockenröcke mit dicken Pullovern. Ohne Strumpfhose. Wer zum Teufel kommt damit durch einen ganzen Tag und bestenfalls noch durch eine Nacht, ohne am nächsten Tag mit einer fetten Erkältung im Bett zu liegen? Fakt ist, dass es diejenigen gibt, die ein dickes Fell haben (oder es tragen) und die es sich für den Look antun, im Herbst oder gar im Winter ohne Strumpfhose vor die Türe zu gehen. Ich spekuliere allerdings darauf, dass viele für das Foto die Strumpfhose ausziehen, welche anschließend schnell wieder in der nächsten Café-Toilette oder zu Hause zurück auf’s nackte Bein wandert. Denn die schwarze Strumpfhose ist in der Modewelt zwar nicht mehr ganz so akzeptiert wie vor drei Jahren, aber immer noch essentiell, ob man nun will oder nicht.
Die Hose mit Loafer oder Sneaker
Die Jeans von heute ist knöchellang und sie wird gerne mit Loafer, Sneaker oder Heels kombiniert. Bei 10°C und drunter sinkt „Haut zeigen“ jedoch rapide auf der Prioritätenliste. Als ich kürzlich meine Boyfriendjeans vorstellte, wurde ich von vielen gefragt, wie ich diese denn bei kälteren Temperaturen trage und die Antwort ist ziemlich simpel. Nämlich mit Socken. Socken sind en vogue wie selten zuvor, sie gibt es im Strumpfhosenlook aus 40 DEN, sie gibt es in knalligen Farben, mit Mustern und natürlich auch in klassischem Weiß, Grau und Schwarz. Ich empfehle bei einer schwarzen oder grauen Jeans keine schwarzen Socken, da es sonst so aussieht, wie es eben auch ist in der Realität, als ob es euch zu kalt wäre und als ob ihr die Hoffnung hättet, die Socken würden nicht auffallen. Zieht euch weiße, rosafarbene oder metallische Socken an, um der Welt zu zeigen: Ich weiß, dass ich Socken trage. Ich trage sie, weil sie gut aussehen und nicht, weil es saukalt ist (auch wenn das vielleicht etwas gelogen ist). Wer die Socken aus Überzeugung trägt, wird gewinnen und zwar immer. Wem die Sockenvariante zur knöchellangen Hose nicht gefällt, kann immer noch getrost auf die guten alten Ankleboots zurückgreifen.
Der Louis-Vuitton-Look
Wie vorhin erwähnt, trägt der Otto-Normalverbraucher natürlich kein leichtes Spaghettiträgerkleid ohne Strumpfhose und nur mit einem übergroßen Mantel und Heels. Wer diese Saison, ähnlich wie ich, die schwarze Strumpfhose weitgehend umgehen möchte, könnte sich eine neue Variante überlegen, die da lautet: Kleid über Jeans. Der 90’s Trend lässt sich auch ganz leicht auf Röcke aller Art umfunktionieren und hält vor allem warm! Darüber einen dicken Strickpulli geworfen und schon ist der Spagat zwischen weiblicher Seide und Spitze und derbem Strick perfekt. Dieser Look funktioniert außerdem großartig, wenn man den ganzen Tag unterwegs ist und anschließend eine Abendveranstaltung besucht. Ist der dicke Pulli ausgezogen verändert sich der gesamte Look komplett und ist somit gut für alle Gelegenheiten.
Der Pullover aus Mohair
Der Stoff der Saison, ohne Frage. Er sieht unheimlich flauschig aus und zählt neben Angora und Kaschmir zu den gefragtesten Textilien des Herbst/Winters 2013. Eigentlich sind in fast jedem hochwertigen Pullover Anteile von einem der oben genannten Stoffe zu finden – meist ziemlich hohe. Es wundert mich nicht, dass Mohair ein so beliebter Stoff ist, schließlich sind diese flauschig weichen oversized Pullover in Puderfarben, aber auch in Grau- und Schwarztönen der Inbegriff von Gemütlichkeit und in Verbindung mit einer engen Jeans und Chelseas sieht man immer gut aus. Doch der Schein von Mohair trügt, denn so kuschelig, wie es auch aussieht, der Mist piekst und noch viel schlimmer, er fusselt ohne Ende. Nicht nur fusselt man sich selbst in großem Stil an, der Nebenmann im Restaurant sollte seine Jacke nicht ausziehen, denn der Arm, der an dem hübschen Mohair grenzt, wird von dem Lieblingsstoff nach dem Dessert vollkommen benetzt sein. Gegen das Pieksen kann man wenig tun, das Fusseln jedoch kann man minimieren, in dem man den Pullover mit etwas Wasser anspritzt und anschließend eine Nacht in der Gefriertruhe schlafen lässt!
High Heels
Diese Frage lässt sich eigentlich so einfach wie nur möglich beantworten. Wer ernsthaft vor hat, im Winter High Heels zu tragen, muss leiden. Auch hier funktionieren diese Saison Socken, doch das Profil zaubert sich dadurch auch nicht an das unbequeme Schuhwerk, deshalb gibt es von meiner Seite aus den Tipp: Lasst es einfach sein.
16 Antworten zu “Trends und ihre Praktikabilität”
Du bist so klasse – besten Dank für diesen investigativen Post! Für mich gilt auch in dieser Saison: nicht ohne meine schwarze Strumpfhose ;)
Liebe Grüße, Rena
http://www.dressedwithsoul.blogspot.de
Ahaha, danke, endlich sagt’s mal jemand. Hab mich auch schon mit einem Stapel repräsentativer Socken eingedeckt, vermutlich wird aber auch das schwierig, wenn die Temperaturen dann unter null Grad gehen.
Haha, da hast du wohl recht. Wenn die Temperaturen unter null Grad gehen, geht es auch nur noch darum, nicht zu erfrieren. Pures überleben, Baby!
ich trag auch gern die selbstgestrickten von meiner oma :-D
Toller Post – du schaffst wie immer den Spagat zwischen Witz und ernsthaften „Modetipps“. Werd mich jetzt wohl auch mal an (bunte!) Socken wagen. Merci!
Vielen Dank :)
Socken ftw! :-) Zwei volle Schubladen meiner Kommode sind nur dafür reserviert, wobei Männersocken zunehmend die Version für Damen verdrängen, schlicht aus dem Grund ihrer Länge am Bein. Für Cropped Trousers sind mir Frauensocken oft noch zu kurz, ganz besonders, wenn ich auch noch vorhabe mich hinzusetzen. Electric Blue ist zu schwarzen Outfits mein momentaner Liebling, dicht gefolgt von deiner neuen Lieblingsfarbe, Amélie, Orange. :-)
Kuschlige Kaschmirsocken kann man meiner Meinung nach übrigens auch immernoch hervorragend in Heels tragen.
Wunderbar Amelie,
Du bringst es auf den Punkt. Wer zum Teufel (außer vielleicht Victoria Beckham) trägt im Winter High Heels mit 12cm Stiletto, keine Strumpfhose und dazu einen winzig kleinen Rock? Niemand. Wirklich niemand. Witzig finde ich in den Modeblogs immer die Fotos wo kleine Röcke mit derben Strickpullis (aber ohne Strumpfhose) als suuuuper cosy, warmes irgendwas Outfit deklariert wird – gerne auch bei Minus 10 Grad. Wer glaubte den Mist denn?
Also ich trage Jeans plus Bluse und Blazer oder einen richtig dicken Pulli dazu. Baumwollsocken trage ich auch und wenns sein muss auch eine 100 den Strumpfhose. Lieber nicht mega hip sein, dafür aber am nächsten Tag Blasenentzündungs- und Lungenentzündungsfrei!
Toller ehrlicher Post! Ich komme im Winter auch nicht ohne die schwarze Strumpfhose aus und das ist mir lieber als mit Fieber im Bett zu liegen :)
Grüße Juli
http://www.monthofjuli.blogspot.com
Hallo Amilie,
wieder ein sehr gelungener Artikel, ich liebe es wie du schreibst.
Könntest du mir sagen woher du das Bild des DKNY Mantels hast ? ( hab es einst in einem Beiheft der Vogue gesehen und suche seitdem das Bild & den Mantel.)
Grüße,
Hannah
Ich lese euren Blog wirklich sehr gerne! Schön,dass ihr in diesem Modezirkus nicht so mitspielt – bzw, auch sagt, wie es wirklich ist. So oft denke ich mir bei Bloggerinnen „Aha,und nach dem Shooting hast du dich dann gleich umgezogen oder?“. Das ist doch irgendwie auch nicht Sinn der Sache. Genauso winzige Handtäschchen – Mädels, wenn ihr in die Uni geht nehmt ihr bestimmt mehr als ne Clutch mit ;) ….deswegen….DANKE! Ihr 3, ihr seid spitze. Ihr unterhaltet, inspiriert und bleibt authentisch.
LG
ich bin mit (fast) allem einverstanden, aber rock/kleid über hose geht für mich ehrlich gesagt überhaupt nicht und unter keinen umständen, ich finde die 90er sind ja schön und gut aber die dunkle seite des typischen Geo-lehrerinnen look, nee nee… Und ich weiß nicht ob es an mir liegt, aber ich finde dass nackte fußgelenke im winter nicht wirklich stören…
Hahaha, der Post ist genial… also ich laufe im Winter immer mit Minirock ohne Strumpfhose rum… NICHT :D
Ich finde im Winter sowieso dicke Socken und Strumpfhosen voll schön :)
http://coco-colo.blogspot.de/
Ich stimme voll und ganz zu – nur Mohair finde ich gar nicht so kratzig :D vielleicht hatte ich bisher aber auch nur Glück.
Danke für diesen Post! ! Ich frage mich auch des öfteren ob die Blogger sich bei dieser Wetterlage so tragen. Meiner Meinung nach sollte Kleidung uns dienen und nicht im Alltag behindern!
Ein schöner Artikel.
Bei den exemplarischen Laufsteg-Looks kommen mir die Pullis des 3. und 4. Outfits von einigen Anprobeversuchen und den darauf folgenden irritierten Blicken in den Spiegel ziemlich bekannt vor. Lautes Lachen in der Umkleidekabine kann ich dieser Tage dementsprechend selten unterdrücken.