Trends Tried & Tested: Leinen Everywhere

25. Juni 2018 von in ,

Den Satz, den ich mit Leinen am meisten verbinde, ist der meiner Textilwissenschafts-Dozentin aus der Uni: „Man erkennt jemanden, der Leinen trägt, an seinen Knitterfalten.“ Und das sagte sie nicht gerade mit einem positiven Unterton. Kein Wunder, denn Leinen hatte lange ein fieses Öko-Image an sich haften und wurde für seine Knittrigkeit von demjenigen gehasst, der gerade Bügeldienst hatte. Für mich gehörte das Material lange Zeit nach Ibiza, auf irgendwelche schnöseligen Allwhite-Partys, in den Männer im Leinen-Anzug Frauen in viel zu kurzen, kleinen Kleidchen anbaggerten.

Fotos via Vogue Runway

Doch dass Leinen im Zuge der Rückkehr der Natürlichkeit und dem Voranschritt der Nachhaltigkeit sein Comeback feiern würde, war jetzt auch nicht die größte Überraschung, oder? Gottseidank verabschieden sich nämlich immer mehr (meiner Meinung aber noch nicht genug) Firmen von elendigen Kunststoffen, die bei der kleinsten Berührung mit Schweiß unsäglich anfangen zu stinken und ständig Elektritätschläge an ihre Umwelt verteilen. Stichwort: Polyester. Denn im Sommer gibt es auch andere Stoffe, die leicht sind und ihre natürlichen Eigenschaften helfen uns, in der Hitze nicht nur gut auszusehen, sondern uns auch gut zu fühlen. So haben Seide und Leinen zum Beispiel eine kühlende Funktion. Unsere Hippie-Mamas wussten schon, warum sie zu diesen Materialien griffen. Jacquemus, Rejina Pyo, Altuzarra, Roksanda und Mara Hoffmann machten Leinen dann mit ihren weiblichen Entwürfen letzten Endes laufstegtauglich. Die High Street zog wie immer schnell nach, die Influencer kauften und wir waren, zack, verliebt in den einst verschmähten Stoff.

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Leinen in meinem Kleiderschrank zu finden? Ha, kein Problem! Denn dank Lucy Williams, Emma Hill, Aimee Song, Lizzie Hadfield und Co. griff ich schon im Frühjahr eifrig bei dem Material zu und wurde bei meiner letzten Barcelona Reise dann noch einmal fündig. Was ich dabei besonders schätze? Luftigkeit und Textur des Stoffes, aber an dieser Stelle muss ich auch ehrlich sein und verraten: Die Schnitte beulen sehr schnell aus und faltenfrei ist man nur ungefähr die ersten zwei Minuten. Einmal hingesetzt, zack, sind die Knitterfalten da, vor der mich meine Unidozentin schon vor Jahren gewarnt hatte.

Outfit 1

Im Sommer bin ich der größte Overall Fan, den es gibt. Zugegeben, will man sich, wie sag ich es, mal kurz das Näschen auf dem stillen Örtchen pudern, dann nervt das Teil zwar gewaltig, ansonsten schätze ich es aber vor allem für diese Dinge: 1. Das gesamte Outfit ist mit einem Teil fertig. Kombinieren? Nachdenken? Nicht nötig. 2. Bequemlichkeit. Quasi der Strampler für Erwachsene. 3. Fahrrad fahren. In kurzen Minikleidern ist das nämlich nicht nur unpraktisch, sondern auch unangenehm. Mit Hose geht’s immer noch am besten, da kann nichts in die Speichen kommen, safety first.

Overall: Urban Outfitters, Schuhe: Superga, Tasche: Tara Jarmon, Sonnenbrille: Ray Ban

Outfit 2

Ich gebe zu, das Kleid gehört eindeutig zu meinen Lieblingskäufen des Sommers! Ich fühle mich darin immer, als ob ich in der Provence einen Marktspaziergang mache, auch wenn ich in der Realität Sechserpacks Hafermilch und Bratwürste in der Metro in Berlin Spandau kaufe. Glamourös ist anders, oder?

Kleid: Zara (Alternative hier), Schuhe: Castaner, Tasche: Loewe (ähnlich hier)

Outfit 3

In Barcelona hatte ich mir vorgenommen, nur einheimische und nachhaltige Labels zu kaufen. Es klappte auch bis fast zum Ende ganz gut, dann knickte ich ein und musste dank niedriger Preise doch mal kurz in den örtlichen Zara gehen – und kam mit einem schlechten Gewissen und einer großen Tüte wieder hinaus. Mist! Beim Anblick meiner Einkäufe bin ich im Nachhinein aber ganz froh, dass es mit der Selbstbeherrschung manchmal doch noch nicht klappt, denn sonst wäre die rote Leinenhose nicht in meinem Leben. Und ich könnte in ihr nicht aus vollem Hals bei „La Isla Bonita“ mitsingen.

Wickelbluse: La Moda de Seda (Alternative hier), Hose: Zara (ähnlich hier), Schuhe: Castaner, Tasche: Urbanara, Haarklammer: Free People (anderes Modell hier)

Mein Fazit:

Leinen, du hast zu Unrecht einen schlechten Ruf, es tut mir leid. Aber ein bis zwei Nachteile hat der luftig leichte Stoff dann eben doch. Aber hey, Seide hat auch ihre Makel und kann Wasserflecken nicht ab, Polyester stinkt und Wolle kratzt, es ist also keiner unfehlbar. Dafür finde ich die Rückkehr zu mehr strukturierten Stoffen ganz fabelhaft, feiere die Natürlichkeit und vor allem die Atmungsaktivität des Materials bei aktuell 30 Grad sehr und genieße die Vorteile. Und hey, hat man all seine neuen Leinenpieces erstmal durchgetragen, dann lohnt sich auch das Aufstellen des Bügelbretts endlich mal. Wie seht ihr das?

Text Fotos: Alicia Kassebohm

Mehr Leinen aus den Onlineshops:

(Fotos Header: instagram.com/lucywilliams02, instagram.com/songofstyle)

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4 Antworten zu “Trends Tried & Tested: Leinen Everywhere”

  1. Ich verstehe diese Kategorie irgendwie nicht. Warum muss man Leinen testen? Ganz normale Looks. Schön, keine Frage. Aber warum es da einen Test bedarf, erschließt sich mir nicht…

    • Liebe Ann, Marie zeigt in der Kategorie Tried & Tested bestimmte Trends in verschiedenen Looks und in unterschiedlicher Umsetzung. Diese Kategorie gilt zur Outfit-Inspiration :).

      Liebe Grüße,
      Amelie

  2. „Zugegeben, will man sich, wie sag ich es, mal kurz das Näschen auf dem stillen Örtchen pudern…“ : Ist damit auf die Toilette gehen gemeint? Achso, das machen Frauen ja nicht. Die pudern sich nur ihre Näschen.

  3. […] Klar, Kreativberufe fallen da hinaus, ebenso Jobs, in denen man Arbeitskleidung oder Uniform trägt. Aber auch ich, der als freie Journalistin niemand vorschreibt, was ich tragen darf oder soll, mache mir bei über 25 Grad Gedanken, wie ich businesskonform, modisch und doch luftig und leicht angezogen durch den heißen Berliner Alltag komme: Meetings habe, Interviews führe, meinen Steuerberater treffe und danach noch schnell einen Banktermin abhandle. Inspiration auf Instagram findet man für diesen Fall leider nur selten, schließlich sind Vollzeit-Influencer gerade darauf angewiesen, sich an keine Kleiderordnung zu halten und 24/7 super stylisch und trendbewusst auszusehen (– und eh gefühlt nur im Urlaub oder?) Dass sich dies mit Businesslooks nicht ausschließt, das war meine Challenge für die neue Ausgabe von Trends Tried & Tested. […]

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