Travel Diary: Von Bergluft, dunklen Wolken und dem Gefühl, am richtigen Fleck zu sein
„Okay, da kann man wohl nichts machen. Wir stornieren Ihre Reise.“ Müde legt die Rezeptionistin im Hotel Das Freiberg ihr Telefon zur Seite. Es ist die vierte Stornierung in der Woche. Der Corona-Virus ist auch im Allgäu angekommen. Die Zukunft ist ungewiss, das spüre ich. Aber ich weiß auch, dieser Ort hier, er wird sich erholen.
Als meine Mama und ich vergangene Woche in unseren lang geplanten Wellness-Urlaub ins Allgäu fuhren, sah die Welt noch anders aus. Corona war ein Thema, Italien bekannt, und doch die Lage längst nicht so ernst. Zwar hatte ich vorab schon gegoogelt, ob es irgendwelche Reisebeschränkungen gebe, da wir aber nicht nach Südtirol, sondern ins beschauliche Oberstdorf fuhren, traten wir die Reise an.
Zum Glück, will ich sagen. Denn auch wenn dieser kurze Trip eigentlich eine kleine Erholung vor meiner Buchveröffentlichung sein sollte, war es dieser Trip, der mir Entspannung und Ruhe gab, die ich jetzt so sehr brauche. Denn die Nachrichten überschlagen sich, und ich sage es mal so: Ich war schon mal entspannter.
Mittwochnachmittag kamen wir im kleinen Oberstdorf am Fuße der Berge an. Am Ortsrand gelegen ist das kleine Hotel Das Freiberg, das auf den ersten Blick ganz unscheinbar wirkt, seine Magie aber auf den zweiten Blick offenbart. Das Hotel, das früher mal das kleinste Hotel Europas war, hat heute 27 Zimmer, davon drei Suiten. Aber selbst die normalen Zimmer sind so großzügig, selten hatte ich so viel Platz in einem Hotelzimmer. Im Zimmer angekommen, traten wir erstmal auf den großen Balkon, atmeten die frische Luft ein und genoßen den Blick auf die Alpen. So viel Ruhe, so viel Entschleunigung.
Bevor wir uns in den Wellness-Bereich mit Sauna und Außenpool aufmachten, ging es erstmal auf einen kleinen Spaziergang am Ortsrand. Vorbei an Fluss und Kapellen begegneten wir kaum einem Menschen, dafür ein paar Ponys, Schafen und Katzen. Nach unserem 10.000 Schritte Marsch ließen wir unsere Seele im Außenpool mit 36 Grad Wärme baumeln.
Klein, aber fein, das ist das Motto des Freibergs. Der wahre Zauber des noch immer familiengeführten Hotels Das Freibergs liegt eben in seiner Größe. Denn trotz der kompakten Größe des Hotels gibt es drei Restaurants mit wenigen Plätzen in dem Haus. Wer also abends Essen will, hat die Qual der Wahl.
Am ersten Abend besuchten wir das Maximilians, das Highlight im Das Freiberg. Denn es ist das südlichste Sterne-Restaurant Bayerns. Für den Aufenthalt verzichtete ich auf mein Vegan-Dasein und wurde zum Pescetarier. Jakobsmuschel mit Rosenkohl und rote Beete als Vorspeise und Steinbutt mit Mönchsbart und Naturreis als Hauptgang. Ich habe schon sehr oft sehr hochwertig und gut gegessen, aber das Maximilians ist auf jeden Fall eine besondere Empfehlung. Vollgegessen und glücklich fielen wir danach ins Bett.
Man könnte sagen, am nächsten Tag zogen schon die dunklen Wolken des Corona-Virus auf. Doch in der Idylle des Allgäus vergaßen wir fast die anbahnende Extremsituation. Kein Wunder, das Frühstück im Das Freiberg war wirklich eines der besten. Ob selbstgemachtes Vollkornbrot, Quinoa-Salat oder Obstsalat am Tisch: Das Frühstück war mehr als lecker und vor allem alles in Weckgläsern serviert. Eine tolle nachhaltige Lösung!
Nach dem Frühstück fuhren wir zum Parkplatz Renksteg, der nur wenige Kilometer außerhalb von Oberstdorf liegt, um von dort eine einstündige Wanderung hoch zum Freibergsee zu machen. Durch den Wald ging es den Berg hinauf, bis wir am verlassenen See ankamen. Vorbei am See wanderten wir noch Richtung Flugschanze, bis uns der Durst doch zurücktrieb. Nach knapp drei Stunden waren wir also wieder zurück am Auto und genoßen den Rest des Tages im Kaminzimmer mit Kuchen und Tee und im Wellness-Bereichs des Hotels.
Abends durften wir noch ins Fetzwerk. Das neuste Lokal im Das Freiberg, das Essen aus Weckgläsern serviert. Das Besondere: Man kann dadurch verschiedene Gerichte ausprobieren. Für mich gab es beispielsweise eine Kürbis-Kurkuma-Suppe und ein Garnelen-Salat mit Quinoa und Avocado. Ein tolles, andersartiges Konzept, das ich mir auch gut in München oder Berlin vorstellen könnte.
Das Freiberg ist ein wunderbares Hotel an einem wunderbaren Fleckchen Erde. Auch wenn die dunklen Wolken des Corona-Virus am Freitag nicht mehr nur über den Bergen hingen, sondern auch im Hotel spürbar waren, haben wir unsere Zeit sehr genoßen. Kleine Hotels wie Das Freiberg werden uns in den nächsten Wochen und Monaten brauchen. Sie sind die größten Verlierer in dieser schwierigen Zeit. Und solltet ihr euch in den kommenden Monaten nach Urlaub sehnen, denkt an das wunderbare Das Freiberg. Denn es ist ganz zauberhaft, klein, aber so groß. Vor allem in Sachen Menschlichkeit und Sympathie. Und das, merken wir ja gerade, zählt am Ende mehr als alles andere.
Wir wurden freundlicherweise in Das Freiberg eingeladen
– Anzeige wegen Markennennung –
2 Antworten zu “Travel Diary: Von Bergluft, dunklen Wolken und dem Gefühl, am richtigen Fleck zu sein”
Wunderschön und ein guter Tipp. Wir hatten fast mal so ein Haus gekauft aber der Gebäudeunterhalt wäre dann doch zu viel gewesen, deshalb habe wir uns dagegen entschieden. Aber so für ein Wochenende wäre das toll. Danke für den Bericht! ;)
[…] aber sicher ausgesaugt. Das liegt vor allem auch daran, dass ich dieses Jahr bis auf ein paar Tage Wellnessen im Allgäu keinerlei Urlaub hatte. Jedes Mal, wenn ich einen Urlaub geplant hatte, fiel er ins Wasser. Weil […]