The Talk: Auf das Herz hören
„Listen to your heart, when he’s calling for you, Listen to your heart, there’s nothing else you can do“, was Roxette seit Jahrzehnten mit absoluter Inbrunst singen, ist im wahren Leben manchmal gar nicht so einfach. In einer Welt, in der schon in der Grundschule festgelegt wird, welchen Beruf man ergreifen sollte, „damit das Kind es später mal besser hat“, haben Intuition und Herzes-Hören nicht immer die besten Karten.
Ich glaube, die Welt teilt sich in jene Menschen, die dem Verstand immer den ersten Platz einräumen, sowie in jene, die ihrem Herz, Bauch oder auch der Intuition folgen. Richtig ist jeweils beides – für die jeweilige Person. Schwierig wird es nur, wenn Verstand-Mensch auf Herz-Mensch trifft – und Ratschläge nicht weiter auseinander driften könnten.
Denn wer sich von Argumenten leiten lässt, jede Situation faktisch durchspielt und am Ende eine rationale Entscheidung trifft, wird jenen nicht verstehen, der mit 100 Sachen in die Gefühlswelt springt mit der Gefahr Herz und Verstand zu riskieren.
Für uns alle gilt: Tief drinnen wissen wir am besten was gut für uns ist. Ich persönlich folge schon mein Leben lang eher meiner Intuition. Höre auf meinen Bauch und mein Gefühl. So bin ich in die wunderbarsten Dinge gestolpert, habe viel erlebt und auch so manche Tragik mitgenommen. Doch auch sie war am Ende für irgendwas gut. Ich bin kein Zweifler, ich treffe Entscheidungen schnell und aus dem Bauch heraus. Dass man damit auch mal gehörig ins Klo greift, muss ich keinem erzählen. Das Positive ist jedoch: Ohne großes Abwägen von Für und Wider, sondern einem reinen Folgen des Herzens bleibt am Ende kein Groll. Sondern das Wissen, man hat sein Bestes versucht.
So bin ich durch die Schule gegangen, in meinen Traumberuf gestolpert und habe mich beispielsweise – trotz aller Gegenstimmen – zum Bloggen entschlossen. Ich sag’s euch: 2008 war keiner meiner Verstandes-Menschen im Umfeld bereit für Blogs und Selbstdarstellung. Das ist in Ordnung. Nur hätte ich auf all jene gehört, mich mit Argumenten überzeugen lassen, wäre ich heute wohl Masterabsolventin bei Siemens (yes, ich hatte das duale Studium in der Tasche und hab abgesagt – vier Wochen vor Beginn, weil es sich falsch angefühlt hat.) Sicherlich ein toller Job, nur nicht meiner. So bin ich aber auch durch alle Herzens-Angelegenheiten gegangen, habe mich öfter zum Affen gemacht, als nötig, gleichzeitig großartige Dinge erlebt und bin mir immer treu geblieben. Denn gerade in der Liebe, bin ich schwer dafür, wieder mehr Gefühle zuzulassen, statt der Vernunft den Raum zu geben. Wer liebt, lebt und riskiert. Doch ohne Risiko auch nichts Großes. Daran glaube ich ganz fest.
Ins Zweifeln bin ich oft erst gekommen, wenn die Meinungen auf mich einprasselten – und ich vom authentischen Weg meiner Selbst abwich, um das Richtige zu tun. Dabei wusste ich das meist längst – auch wenn es mit so mancher rationaler Argumentation kollidierte.
Was ich sagen will: In Zeiten, in denen sogar der Instagram-Feed nicht mehr spontan und intuitiv gestaltet wird, tut es gut, seiner inneren Stimme zu folgen. Ich plädiere dafür, auf sich zuhören. Nicht dreitausend Menschen nach ihrer Meinung zu fragen, um am Ende sowieso das eigene Ding zumachen. Sich öfter mal leiten lassen von einem Gefühl, nicht von Argumenten und Fakten. Wer auf das Herz hört, macht nichts falsch, im Gegenteil. Man ist ganz bei sich.
Vielleicht ist es eine sehr romantisierte Art zu leben. Vielleicht ist es auch nicht immer möglich, so zu leben, aber vielleicht lohnt es sich, hin und wieder. Denn für mich ist es gleichzeitig eine sehr authentische Art zu leben.
Wir haben keine Ahnung, wie die Dinge ausgehen – egal, ob wir auf den Bauch, das Herz oder doch auf Fakten und Verstand hören. Ob wir unser Herz nehmen und mit voller Wucht gegen die Wand schleudern. Ob es sich lohnt, die eigenen Zweifel über Bord zu werfen, Ratschläge zu ignorieren und Dinge zu riskieren. Aber das ist am Ende auch egal: Denn jeder Schmerz vergeht, Glück entsteht nur, wenn man auch mal Mut zeigt. Wenn man den sicheren Weg verlässt, in den Schotterweg abbiegt und das Abenteuer auf sich zukommen lässt. Und das, ihr Lieben, funktioniert vor allem, wenn man sagen kann: Ich war die ganze Zeit bei mir.
9 Antworten zu “The Talk: Auf das Herz hören”
So ein schöner Text liebe Antonia! Wie beneidenswert, dass du schon so lange so sehr bei dir bist. Ich glaube ich bin auch eher ein Herzmensch allerdings zweifle ich ständig an mir selbst und allem um mich herum. Das hört man schon, indem ich schreibe „ich glaube“. Jetzt, über 30, wird es zwar langsam besser, es fällt mir aber immer noch sehr schwer spontan und ohne ständiges Abwägen zu entscheiden. Ich hole mir ständig zig Meinungen ein und auch Instagram und Co. können einen ja ganz schön verunsichern. Dennoch habe ich fest vor an mir zu arbeiten und nehme jetzt einfach mal dich als Vorbild ;)
Alles Liebe und ein schönes Wochenende,
Neele
Danke, liebe Neele!
Probier es mal aus – Entscheidungen treffen ohne x Meinungen. Das gibt einem eine große Freiheit! :) Trau deinem ersten Gefühl!
Alles Liebe und ein tolles Wochenende!
Viel wahrer könnten deine Worte nicht sein! Jeder Mensch muss selbst entscheiden, wie er Entscheidungen in seinem Leben trifft. Ich gehöre da ganz zu den Menschen, die auf Herz und Gefühl hören. Und vielleicht haben es die Herz-Menschen schwerer, vor allem in der Liebe. Wenn sie auf einen Menschen treffen, der Verstand, Rationalität und Pragmatik als persönliche Richtlinien wählt. Diese Kombination geht oft nicht gut aus, und da sitzt der Herz-Mensch plötzlich allein da, der sich mit 100 Sachen in das Abenteuer gestürzt hat und es nach dem Crash auch schwerer hat, wieder aufzustehen. Aber ich denke, Mut und Risiko lohnen sich immer. Auch wenn man manchmal dafür kämpfen muss, die alte Abenteuerlust wiederzufinden, um sich mit vollem Herzblut einer neuen Romanze hinzugeben, so werden wir dafür doch auch umso mehr belohnt. Weil wir alles auf eine Karte setzen, und am Ende, mit viel Glück, mit vollem Gewinn aus der Sache herausgehen.
Vielen Dank für diese tolle Kolumne, du triffst jedes Mal genau das richtige Thema und wählst immer die richtigen Worte!
Liebe Caroline,
danke für deinen Kommentar. Ich kann es eigentlich nur unterschreiben – gerade in Liebesdingen kann es mit Herz und Verstand auch mal kollidieren. Aber ich glaube auch, wer manchmal alles auf eine Karte setzt, sich mutig dem Risiko hingibt, wird auch belohnt. Und wenn nicht? Dann kann man zumindest sagen, ich habs versucht.
Danke <3
So ein toller Post und ich frage mich auch immer, wie du diesen tollen Bilder machst…<3
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schöner Artikel, der meyer briggs test fast deine Aussagen gut zusammen
Danke! Den Test kenne ich und finde ihn mega spannend!
Ach Toni, ich bin ganz Deiner Meinung! Ich kämpfe selbst seit ich denken kann gegen dieses Vernunftsdenken, weil ich einfach nicht so bin. Ich mache mein Ding, auch wenn es für mein Umfeld nicht immer vernünftig erscheint, aber das wollte ich auch noch nie sein. Am Ende des Tages ist man es nur selbst, mit dem man klar kommen muss. Und wie das geht, weiß man eben nur für sich!
Liebste Siska,
wir sind uns ja sowieso so ähnlich :) <3