STU Exhibition: So war’s
Das Wochenende ist vorbei und so auch unsere Ausstellung, die unsere Bürogemeinschaft gemeinsam mit neun Jungs aus dem Flüchtlingsheim nebenan kuratierte. Im Farbenladen hatten wir drei Tage geöffnete Türen und zeigten im oberen Stockwerk Fotografien der Beteiligten, die sie vor, während und nach ihrer Flucht mit ihren Smartphones schossen. Im etwas ungemütlichen unteren Stockwerk gab es die Möglichkeit, einen langen Brief zu lesen, den Mostafa aus dem Iran auf Englisch und handgeschrieben verfasste. Er behandelt die Menschen- und Frauenrechte im Iran. Weiter führte der Weg in den letzten Raum, in dem zwei Videos in Dauerschleife und voller Lautstärke gezeigt wurden. Unangenehm und beklemmend ließen uns die Videos in dem Raum stehen, während wir uns bewegte Bilder in lärmender Lautstärke ansehen, in denen sich Menschenmassen aus unterschiedlichen Ländern auf überfüllte Schiffe zwängen.
Eine berührende Angelegenheit, die die Stimmung an der Vernissage nicht trübte. Im Gegenteil. Die Fotografen selbst waren alle vor Ort, die weiteren Gäste interessiert an Gesprächen und es entstand eine fantastische Atmosphäre, die wir sonst von Vernissagen oder Events im Allgemeinen nicht kennen. Vielleicht, weil der Inhalt an jenem Abend Gehalt hatte, vielleicht, weil unsere Freunde und Bekannten interessiert waren und vielleicht, weil allen im Kollektiv vor Augen geführt wurde, wie es sein kann. Wie es sein kann, vor Krieg flüchten zu müssen, wie es sein kann, seine Familienangehörige sterben zu sehen, wie es sein kann, sein Hab und Gut zu verkaufen und zu verlieren, wie es sein kann, im Gefängnis zu sitzen wegen einer Bachelorarbeit, wie es sein kann, gefoltert zu werden, wegen eines Religionswechsels. Wie es sein kann, zu leiden. Und was es bedeutet, glücklich zu sein.
Wir sind immer noch überwältigt von der Resonanz, die wir dieses Wochenende bekamen. Neben unserer Vernissage am Freitagabend durften wir Samstag und Sonntag mit unglaublich vielen interessierten Gästen rechnen. Ältere Ehepaare, Kinder, Bewohner von Flüchtlingscamps aus ganz München, Sozialarbeiter, Freunde und Bekannte – wir hatten wirklich alles dabei und die daraus entstandenen Gespräche und Gedanken waren toll. Eine bereichernde Erfahrung, die wir so schnell sicherlich nicht vergessen werden! Für alle, die die Ausstellung nicht besuchen konnten, haben wir natürlich ein paar Eindrücke.
2 Antworten zu “STU Exhibition: So war’s”
Ja, genau so, wie ihr es beschrieben habt, habe ich die Ausstellung auch empfunden. Ich war ja zwei Mal dort und bin ganz schön nachdenklich geworden. Konnte auch mit einer ehrenamtlichen Helferin und einigen anderen Besuchern intensive Gespräche führen, so dass ich dank eurer informativen Ausstellung jetzt viele Facetten über die Flüchtlingsproblematik erfahren habe. Es ist schon ein Unterschied, ob man in der Presse Zahlen genannt bekommt, wie viele Geflüchtete woher kommen und bei uns landen, wie viele bei der Überfahrt im Mittelmeer ums Leben kommen, wie viele wie integriert werden (sollen) usw. und dann in dieser Ausstellung ganz konkret diese Jungs sieht, ihre ganz eigenen Geschichten erfährt, ihre Bilder sieht, von ihren Angehörigen, vom Abschiednehmen, vom langen Weg… Danke für eure tolle Arbeit!
coole Sache :]