Serien-Tipp: Dopamin – wie süchtig machen uns die Social Media Apps?

28. Oktober 2019 von in

Ich denke ja schon oft, ich bin handysüchtig. Tatsächlich krame ich auch ziemlich schnell und hektisch in meiner Tasche, wenn ich mein Smartphone nicht sofort finde. Beruflich gesehen wäre es eine kleine Katastrophe, das Handy zu verlieren. Seit es Handyketten gibt, fühle ich mich noch mehr wie ein Handy-Junkie, gleichzeitig habe ich nicht mehr ständige Schrecksekunden.

Wenn ich dann aber am Tisch mit Freunden sitze, fällt mir auf: So süchtig bin ich gar nicht. Ich nutze mein Handy beruflich viel, privat landet es dann aber öfter in der Tasche. Auszeiten sind mir wichtig, doch die meisten von uns tun sich damit schwer.

Kein Wunder, Social Media macht süchtig. Wie groß die Angst ist, etwas zu verpassen, obwohl man längst genervt von Social Media ist, hat Jowa vergangene Woche wunderbar dargelegt. Wie schwer uns fällt und warum wir Instagram, Facebook, Twitter & Co. so verfallen sind, ergänzt die Mini-Webserie Dopamin von Arte wunderbar.

Jeder, der sich darüber ärgert, wieder sinnlos durch Instagram gescrollt oder bei Tinder stundenlang nach links gewischt zu haben, sollte diese Serie sehen. Denn wer einmal weißt, wie süchtig diese Apps machen, setzt zum sofortigen kalten Entzug an.

Am Ende geht es den Apps nämlich nur um eines: Geld verdienen. Das können sie jedoch nur, wenn ihre Nutzer möglichst lange in der App sind. Also wird unser Belohnungssystem aktiviert – bei jeder App auf ihre Art und Weise.

In der ersten Folge von Dopamin nimmt Arte die Dating-App Tinder unter die Lupe. Ich persönlich finde Tinder fürchterlich frustrierend, seit der Folge ist die App endgültig von meinem Handy verschwunden. Tinder arbeitet nach dem einfachen Prinzip der ästhetischen Belohnung. Wir bewerten Menschen immer unterbewusst nach ihrem Aussehen. Unser Gehirn ist ständig auf der Suche nach schönen Dingen. Je öfter wir also etwas schönes sehen, desto mehr wollen wir davon haben. Dadurch, dass das Prinzip der Willkürlichkeit auf Tinder besteht, werden wir jedoch nicht mit jedem Swipe mit (von uns persönlich definierter) Schönheit konfrontiert.
Ein Trick der Macher, denn die Zufälligkeit der Schönheit sorgt dafür, dass unser Belohnungssystem positiv verstärkt wird. Wir werden abhängig gemacht wie ein Spielsüchtiger am Geldautomat.

Ein Gewinn aka ein potentielles Date sorgt dafür, dass wir immer weiter swipen, auf der Suche nach dem nächsten Gewinn.

Selbst wenn wir bereits endlos genervt von Tinder sind, frustriert wegen langweiliger Gespräche oder weniger Matches: Wir swipen weiter. Schließlich wurden wir ja schon einmal belohnt. Unser Gehirn nimmt irgendwann sogar die Dopamin-Abkürzung und sieht jedes Swipe als Belohnung. Die Folge: Wir können nicht aufhören. Das glauben wir zumindest.

Dass wir dringend unseren Social-Media-Konsum überblicken und verändern sollten, zeigen auch die anderen Folgen dieser aufschlussreichen Mini-Webserie.

Bei Facebook geht es um die soziale Anerkennung,
bei Instagram um den sozialen Vergleich

Denn auch Facebook macht uns süchtig. Hier geht es jedoch um die soziale Anerkennung. Innerhalb der App werden wir unbewusst dazu beeinflusst, uns verpflichtet zu fühlen, den Content derer zu liken, die wir mögen. Dadurch setzt sich eine Endlosschleife in Gang, die einmal uns zeitlich an die App kettet, gleichzeitig viele private Informationen über uns preisgibt, die wir vielleicht eigentlich gar nicht teilen wollen.

Na fühlt ihr euch schon ertappt? Wenn nicht, spätestens bei der Folge über Instagram.
Auch ich bin wohl am meisten instagram-süchtig! Mehrmals am Tag checke ich den Newsfeed und frage mich immer wieder, warum. Die dritte Folge erklärt es mir: Instagram basiert auf dem sozialen Vergleich, einem automatischen und unbewussten Prozess, der dafür sorgt, dass ich bestimmte Verhalten auf Instagram ablehne und gleichzeitig andere gut finde. Die Gier nach dem Wissen sorgt dafür, dass ich nicht anders kann, als die App immer wieder zu öffnen. Um den Content an sich geht’s leider laut meinem Unbewussten schon lange nicht mehr.

Auch Candy Crush und die Illussion von Kompetenz, YouTube und das Deep Learning sowie Snapchat, Twitter und Uber werden von der Mini-Serie Dopamin unter die Lupe genommen.

Das allgemeine Fazit: Wir sind alle ziemlich süchtig. Jede App für sich sorgt dafür, dass das Verlangen nach Dopamin von Nutzung zu Nutzung größer wird. Die Macher wollen uns nicht zwingend das Leben erleichtern, uns die große Liebe finden lassen oder uns international vernetzen, sondern nur eines: jede Menge Kohle scheffeln.
Nichts Neues, denkt ihr wahrscheinlich, und doch vergessen wir das ganze gerne im Alltag.
Auch wenn ich allein beruflich nicht alle Apps sofort löschen kann, mein Bewusstsein für die Suchtfaktoren von Social Media Apps ist definitiv gestärkt.

Photos: ©Les bons clients (freigegeben von Arte)

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