Secondhand September: Alles über textile Wertschätzung und die Preloved-Fashion-Kultur der Stunde

11. September 2023 von in

Alle lieben Secondhand. Ganz besonders die Gen Z auf TikTok, wo die Mode aus zweiter Hand zu einem fast eigenen Aushängeschild geworden ist. Egal, wonach man fragt, die Antwort ist Secondhand. Ein Einkaufsverhalten, was mittlerweile zu einer Art Lifestyle geworden ist, der nur zu perfekt zu dieser retroaffinen Generation passt. Zeit also, mit dem Secondhand September dem Phänomen einen eigenen Monat zu widmen, der ganz unter dem Motto „Gebrauchtes Kaufen“ steht – oder eben einfach ganz zu verzichten. Quasi wie #DryJanuary und #Veganuary. Nur eben für Kleidung und das eigene Shopping-Verhalten.

 

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Darum geht‘s beim Secondhand September

Secondhand September. Das heißt 30 Tage ausschließlich preloved shoppen oder gänzlich verzichten – und natürlich auch tragen! Doch vor allem geht es darum, inmitten des turbulentesten Modemonats darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig es ist, dass wir unsere Kleidung wertschätzen. Jede:r für sich selbst ein Bewusstsein dafür entwickelt, wie wir zu Textilien stehen – und wie einfach es sein kann, auf diese Art und Weise gegen die Überproduktion und Umweltverschmutzung, die durch die Industrie entstehen, ein Zeichen zu setzen. Es geht ja schließlich um die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen: im besten Fall in einer respektvollen Symbiose mit unseren Ressourcen und der Umwelt.

Von Second Choice zum Mega-Trend

Aber so war das nicht immer. Denn auch ich hadere immer wieder mit dem Thema Secondhand. Klar, gibt es bestimmte Läden, in die ich gerne mal schaue – vor allem im Ausland. Aber da sind auch die ganzen (bestätigten) Vorurteile. Der Geruch, die (oft altbackene) Präsentation, das Wühlen. Es ist und bleibt eben ein zeitintensives Hobby, auf das man Lust haben muss. Das hatten viele ganz lange nicht: Hätte man vor ein paar Jahren gefragt, wie gerne Leute Secondhand shoppen, wäre die Antwort wohl anders ausgefallen. Lange galt die Mode aus zweiter Hand nämlich als „minderwertig“, da gebraucht. Mittlerweile kaufen rund 51 Prozent der Konsument:innen Secondhand. In Deutschland übrigens am liebsten sonntags um 21 Uhr, mit den Top 3 Kategorien „Kleid“, „Lederjacke“ und „Rucksack“, wie die Secondhand-Plattform Sellpy in ihrem jährlichen Report herausfand.

@glassonionvintage Here are 5 reasons to get involved in Second Hand September ♻️☺️🌎 #secondhandseptember #sustainablefashion #ethicalfashion #shopsecondhand #vintagefashion #oxfam ♬ Sweet Disposition FeelingBlew – Feelingblew

Der Secondhand-Boom

Es gibt Flohmärkte, Onlineplattformen wie Vinted, Vestiaire, Sellpy oder Ebay, aber auch im stationären Handel hat jede Stadt eine gute Auswahl an Secondhand-Ketten und Vintage-Stores zu bieten. Je nach Sortierung: Zum Wühlen oder gut kuratiert und in unterschiedlichen Preissegmenten geordnet. Ein Trend, der auch schon von Brands aufgenommen wurde, die nach und nach damit angefangen haben, eigene Rubriken für den Resale von Preloved (also schon mal getragener Pieces) anzubieten. Die Branche boomt und auch die Inflation spielt hier der Industrie in die Karten. Denn wie lässt es sich „preisgünstiger“ shoppen, als Secondhand? Vintage-Designer-Pieces ausgeschlossen. Doch auch hier lassen sich Schnapper machen. Hinzu kommt, dass Thriften ganz schön cool ist. Desto gefragter oder rarer das Piece, desto höher der Nervenkitzel und auch das Erfolgserlebnis.

Die Textile-Schatzsuche birgt Faszinations-Potenzial

Und auch ich habe einige Teile in meinem Kleiderschrank, die davor schon einen (oder mehrere) Besitzer:innen hatten. Blazer, Denim, Röcke und fancy pieces. Trotz meiner Vorbehalte kann auch ich mich der Faszination für die textile Schatzsuche nicht entziehen. Und vor allem Erzählungen von Freund:innen, die gerade via Ebay oder Vestiaire auf der Suche nach DEM perfekten Piece sind, höre ich gerne. Alle haben dabei ihre eigenen Taktiken, die von Designernamen falsch schreiben bis zu wochenlangem Browsen reichen. Die Jagd nach Secondhand-Pieces gehört mittlerweile zum guten Ton und jede:r, der:die nicht partizipiert, schwimmt nicht auf der Welle des Zeitgeistes. Der spiegelt sich auch in der großen #Secondhandfashion-Community auf TikTok wider, wo Creator:innen zeigen, wo und wie sie Secondhand shoppen. Was man dabei beachten muss. Wie cool Preloved und Vintage-Fashion sind. Und vor allem, wie man die teilweise unscheinbaren oder extravaganten Fundstücke kombiniert.

 

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Secondhand September: Langlebigkeit vs. Überkonsum

Doch zurück zum Secondhand September. Der hat sich nämlich nicht einfach so verselbstständigt, sondern wurde 2019 von der internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam ins Leben gerufen. Ganz klassisch als Gegenbewegung zur Fast Fashion und ihrem überaus schnelllebigen Konsum. Beim #SecondhandSeptember geht es nämlich darum, ganz bewusst zu entschleunigen, Dingen eine zweite Chance zu geben und sie somit langfristig im Kreislauf zu halten. Was könnte nachhaltiger sein? Abgesehen davon, die Dinge zu tragen und zu pflegen, die man ohnehin schon besitzt. Mit Fokus darauf, alle Preloved-Pieces, die aus zweiter Hand in unsere Schränke gefunden haben, besonders zu highlighten.

Meine Second-Love-Story:

Was ich an Secondhand-Pieces so liebe, ist Folgendes: Vor allem die Schnitte von früheren Kleidungsstücken sind oft so viel ausgefallener und raffinierter. Das Tailoring hat oft wahnsinnig tolle Konstruktionen, die so eben nicht mehr unbedingt gefertigt werden. Aber auch Details wie Knöpfe und Abnäher können viel ausmachen. Eben Handwerkskunst, die es heute nicht mehr so gibt. Vor allem nicht in Zeiten von hyper-schnellem Retail und Massenmanufaktur. Ein weiter Pluspunkt: Man kauft natürlich richtige Unikate, die es so vermutlich nicht mehr von der Stange gibt.

Auch in meinem Schrank finden sich solche Pieces, die auch durch meine Familie zu mir gefunden haben. Da ist zum Beispiel ein kurzer Mantel, den meine Mutter von ihrer Oma weitergegeben bekommen hat. Immer, wenn ich ihn raushole, erinnere ich mich an die Geschichte dahinter und irgendwie ist das schön, diese emotionale Verbindung zu dem Kleidungsstück zu haben. An einen verwandten Menschen erinnert zu werden, den man zwar nicht kannte, aber mit dem man über die Kleidung verbunden ist. Diese emotionale Connection sorgt natürlich im Umkehrschluss für viel mehr Wertschätzung.

30 Tage Secondhand September und dann?

Doch auch nach den 30 Tagen des Bewusstmachens, was und wie genau wir konsumieren, sollte damit nicht Schluss sein. Nachhaltiger Konsum ist etwas, dass wir rund ums Jahr in unsere Routinen integrieren können. Auch auf ganz alltäglicher Ebene, ohne viel Aufwand.

10 Dinge, die ihr auch über den Secondhand September hinaus beibehalten könnt:

  • Kleidung reparieren
  • Kleidung umändern lassen
  • Outfit-Repeater sein
  • Die richtige Pflege
  • Secondhand-Shopping zur ersten Wahl machen (Online und Offline)
  • Kleidung vermieten oder mieten
  • Tauschpartys mit Freund:innen veranstalten
  • Bei nachhaltigen Brands einkaufen
  • Lokale Modeunternehmen unterstützen
  • Regelmäßige Bestandsaufnahme im Schrank (Was trage ich? Wovon kann ich mich trennen?)

Viel Spaß beim Preloved-Zelebrieren!

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