Projektion: Wie der Zauber des Nichtwissens unsere Wahrnehmung beeinflusst
Bild für die Collage via Pixaby
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Projektion – die unbekannte Variable
Schon komisch, dass das Kennenlernen manchmal auch einen völlig gegenteiligen Effekt haben kann. Schon komisch, dass wir entgegen der Annahme, dass wir jemanden extrem interessant finden, genau dieses Interesse auf einmal verlieren. Doch womit hängt das zusammen, und wieso malen wir uns manchmal Geschichten über andere Menschen aus, die weder Hand noch Fuß haben? Das Zaubermittel nennt sich Vorstellung oder auch Projektion und ist der Grund, wieso Kontext so unheimlich wichtig ist. Denn ohne den Kontext lebt jeder in seiner Sichtweise auf die Welt und sieht andere nur in der eigenen Wahrnehmungsweise. Eben weil die Faszination mit dem Unbekannten, dem, was man nicht weiß, ein Teil der menschlichen Neugierde ist. Und die verspricht eine unendliche Möglichkeit an Geschichten. Geschichten, die im Auge der Betrachtenden liegen.
Manchmal ist die eigene Wahrnehmung also ein unzuverlässiger Erzähler. Und man existiert mit Menschen in unterschiedlichen Handlungssträngen. Denn dort, wo nicht alles auserzählt wird, herrscht genügend Raum für Interpretation. Und damit eben auch für Projektion. Laut dem Lexikon der Psychologie wird Projektion wie folgt definiert: „
Projektion ist ein zentraler Abwehrmechanismus [oder] das unbewusste Übertragen von Affekten und Impulsen auf ein Gegenüber. Anteile des eigenen Selbst werden [der anderen Person] in einer mit Wünschen einhergehenden Interaktion unterstellt – in der festen Überzeugung, dieser sei so, wie man ihn wahrnehme[n möchte].“
Ganz schön gefährlich, würde ich sagen. Denn nimmt man es genau, versucht man so, jemand anderen in eine bestimmte Form zu pressen. Einen Rahmen, der die zwischenmenschliche Interaktion limitiert oder in eine bestimmte Spur lenkt.
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Die Idee hat nichts mit der Realität zu tun
Aber wie kann man sich davon freimachen? Wie kann man nicht erwarten, wünschen, hoffen oder eben projizieren? Denn anscheinend scheint es in der menschlichen Natur zu liegen, sich diesem Prozess ganz natürlich zu unterwerfen. Indem man Annahmen aufgrund von äußerer Umstände trifft. Fragmente falsch oder zumindest nicht entsprechend zusammensetzt – weil man vielleicht gar nicht über sie hinwegsehen möchte. Denn die Wahrheit so zu akzeptieren, wie sie eigentlich ist, ist auch nicht immer die schönste Art und Weise. Daher könnte man also sagen: Projektion ist eine Art romantisierende Sichtweise durch eine gefilterte Brille. Eine, die ganz uns gehört.
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Projektion will die Lücken füllen, die wir uns nicht erklären können
Das ist so, als würde man eine Geschichte erzählen. Im Co-Erzähler-Modus, bei dem jede:r an unterschiedlichen Stellen Fragmente hineinwirft, die der andere scheinbar vergessen hat. Oder bewusst ausgelassen. Da sie ihm:ihr in dem Moment nicht wichtig erschienen. Nicht, weil die Story dadurch nicht weniger wahr oder interessant wäre. Mehr, weil es in der Art des Erlebens von ein und derselben Situation unterschiedliche Sichtweisen gibt. Ähnlich ist es mit den Menschen, die wir treffen. Wir begegnen einander in unzähligen Momenten, flüchtig. Manchmal näher. Aber immer mit Distanz – zuallererst auf Abstand. Und um diese Lücke zu füllen, nutzen wir unsere Imagination als Mittel und spinnen Geschichten im Konjunktiv, die ganz schnell zu einer selbst gebauten Projektion werden können – fernab der Realität.
Manchmal ist die Vorstellung so viel besser als die Realität. Denn die kann nicht mit den unzähligen Kopffilmen mithalten, die man sich ausgemalt hat. Während man auf den Moment wartete. Mit dem Bild mithalten, das sich im eigenen Kopf formte, während man sich noch nicht kannte. Das ist wie diese Illusion des Schul-Crushes in einem Teenie Film, in dem man ab der Hälfte feststellt, dass die Idee rein gar nichts mit der Realität zu tun hat. Denn die Vorstellung oder das Versprechen waren so viel besser als das, was dann in Wirklichkeit passiert. Denn unsere selbst gemachte Erwartungshaltung nimmt der anderen Person das überraschende Moment. Wie auch immer diese idealisierte Projektion aussieht, niemand kann einem Bild entsprechen, von dem er oder sie nicht einmal weiß, dass es erfüllt werden muss.
2 Antworten zu “Projektion: Wie der Zauber des Nichtwissens unsere Wahrnehmung beeinflusst”
[…] emotional und berührend. Aber einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen hat der Text „Projektion: Wie der Zauber des Nichtswissens unsere Wahrnehmung beeinflusst„. Denn den konnte ich im Rahmen der „International FLINTA-Week“ im Radio 80K […]
[…] hier reden, soll nur ein kleiner Stimmungsaufheller für zwischendurch sein. Und keine obsessive Projektionsfläche […]