Der rhythmische Ton des Balls auf der Steinplatte vermischt sich mit dem Gelächter der Jugendlichen ein paar Meter weiter. Die Sonne brennt, es ist heiß, fast drückend. Der Schweiß rennt den Rücken hinunter, und doch, die Konzentration liegt auf dem Ball. Ping Pong, Ping Pong, Ping. Vorbei an der Platte in das vertrocknete Gras. Diesmal Lachen auf meiner Seite, Punkt für mich.
Als Teenager auf dem Land war es Tradition, dass meine Freundinnen und ich uns, sobald der Frühling aus der Ecke kam, uns unsere Inlineskates mehrmals die Woche anzogen und losfuhren. Raus aus der Kleinstadt aufs breite Land, mit dabei eine Flasche Wasser und Gespräche über die letzte Party, die Jungs und die Schule. Eine, zwei Stunden lang ließen wir uns treiben, ganz ohne Smartphone, vorbei an Maisfeldern, Kühen und Pferden, der untergehenden Sonne entgegen.
Auch Skateboard-Fahren, Fahrradtouren oder eine Runde Basketballspiel standen auf der Liste unserer Aktivitäten. Hauptsache raus, bewegen, Kopf ausschalten.
Noch immer ist mein Motto: Wenn mir langweilig ist,
gehe ich raus an die frische Luft. Bewegung hilft immer.
Ich liebe es, alleine laufen zu gehen oder einfach nur eine Runde zu spazieren. Doch die gemeinsame Outdoor-Aktivität, die ist über die Jahre verloren gegangen. Wandern, einen langen Spaziergang machen, gemeinsames Joggen oder einfach nur Badminton spielen. Alles, was ich früher gerne gemeinsam mit Freunden gemacht habe, ist im hektischen Alltag des Erwachsenwerdens untergegangen.
Bis vergangene Woche. Aus einer Laune heraus entschieden ein guter Freund und ich, Tischtennis zu spielen. Zweifelnd, ob sich ein Kauf wirklich lohnen würde, packte ich gleich am nächsten Tag zwei Tischtennisschläger an der Kasse ein. Zwei Stunden später standen wir an einer der unzähligen Tischtennisplatten in München.
„Ich bin aber ziemlich aus der Übung.“ „Ich auch.“ „Okay, probieren wir es.“ Zwei skeptische Outdoor-Neueinsteiger neben Tischtennis-Profis – und das bei 35 Grad. Ping Pong. Ping Pong. „Oh, das geht ja besser als gedacht.“ Ping Pong. Ping Pong.
Quasselten wir zu Beginn noch über unseren Tag, verstummten wir nach einer Weile. Die Hitze forderte unsere ganze Konzentration, das stetige Hinundherlaufen an der Platte, aber auch das Hinterherspringen des Balls war anstrengend genug. Ping Pong. Ping Pong.
In einer Trinkpause, in der ich die letzten Tropfen Wasser aus meiner Flasche presste, sah ich auf die Uhr. Drei Stunden waren vergangen. Drei Stunden, in denen ich nur einem Ball hinterherjagte, keinen Blick aufs Handy warf oder irgendeinen Gedanken an Arbeit verwendet hatte.
„Wow, wir haben echt drei Stunden gespielt.“ „War doch gut, oder?“ „Mega.“ Völlig verschwitzt und glücklich radelten wir jeweils nach Hause. Ich sprang noch unter die Dusche, aß einen Bissen und entschied statt Netflix meinem Bett den Vortritt zu lassen.
Glücklich fiel ich ins Bett. Ein Abend ohne mediale Berieselung, ohne Erreichbarkeit oder Ablenkung durch Instagram & Co., sondern reiner Outdoor-Aktivität. „Das muss ich öfter machen“, dachte ich noch, bevor ich einschlief.
„Heute wieder Tischtennis?“ „Auf jeden Fall.“
„18.30 an der Platte?“ „Yes.“
Da standen wir also wieder. In der Abendsonne, dem meditativen Ping Pong lauschend. Dieses unkomplizierte Treffen draußen an der frischen Luft allein ließ mein Herz höher hüpfen. Keine tausenden Whatsapp-Nachrichten, wann man sich in welcher Bar treffen würde, sondern einfach eine gemeinsame Aktivität, die nichts braucht, als zwei Schläger, einen Ball und unsere Anwesenheit. Wasserflasche eingepackt und ab aufs Fahrrad.
Selten habe ich mich so erinnert gefühlt, an meine Jugend, an dieses Treibenlassen ohne Verpflichtungen, an die Begegnung an der frischen Luft, ohne Ziel und Sinn. Zur reinen Freude. Zur Freude an der Bewegung, am Zusammensein.
Ping Pong. Ping Pong. Als der Ball wieder von Platte zu Platte springt, die Gespräche längst verstummt sind, passiert es. Meine Gedanken lösen sich auf. Weg vom Alltagsstress hin zu Kreativität. Erste Ideen sprudeln in mir. „Halt, ich muss mir schnell was aufschreiben.“ Fast beschämt zücke ich mein Handy, tippe hektisch eine kreative Idee ins Handy. „Es kann weitergehen.“ Ping Pong. Ping Pong.
Es ist nicht das letzte Mal, dass das an diesem Abend passiert. Meine Kreativität kommt zurück.
Das Spiel löst etwas in mir aus. Positive Energie und Inspiration.
„Ihr spielt Tischtennis?“ „Ehm, ja.“ „Oh mein Gott, ich will mitmachen.“
Drei Freunde haben sich schon angemeldet, uns bei den nächsten Matches zu begleiten. Der Drang nach Bewegung an der frischen Luft scheint groß zu sein. Vielleicht ist es aber auch der Wunsch nach Abschalten. Dem gemeinsamen Zeitverbringen ohne Handy & Co. Vielleicht aber auch einfach die Nostalgie vergangener Tage, die solche Aktivitäten hervorrufen.
Ich persönlich weiß, was mir die letzten Monate gefehlt hat. Bewegung ohne Grund. Keine Sportgruppe, die gemeinsam Sport treibt, um Ziele zu verwirklichen, sondern das reine Bewegen aus Spaß an der Freude. Onlinesein eintauschen gegen eine haptische Aktivität. Abtauchen aus dem Alltag für ein paar Stunden.
Meine Inspiration ist angezapft, ich kann das nächste Spiel kaum erwarten und bin schon jetzt am Überlegen, was ich als nächstes mache. Vielleicht geht’s zuerst ans Basketballspielen. Oder endlich mal wieder eine Wanderung in den Bergen.
Ich bin mir sicher, die Idee kommt mir beim Spiel.
2 Antworten zu “Ping Pong. Lasst uns wieder mehr draußen sein!”
Schöner Text. Weckt Sehnsucht und Nostalgie. Ich will auch mitspielen!
Liebe Grüße, Katharina
<3 jederzeit!