Petit Four: Alte Schätze
Jeder hat sie – Tage und Wochen, an denen man das Gefühl hat, das Leben entgleite einem. In einer Parallelwelt erledigt man seinen Job, trifft Freunde. Man kann es entweder nicht erklären oder es gibt einen gravierenden Einschnitt. Das Leben dreht um, geht zurück oder schießt vor, aber in einer völlig andere Richtung als geplant. Man geht auf Asphalt, doch berührt den Boden nicht mehr.
Ab und an hilft es, sich in solch einer Phase auf Dinge zu besinnen, die einem Kraft geben. Die einen vielleicht an Tage erinnern, an denen alles irgendwie leichter war, oder an Tage, an denen man stärker war.
In meinem Fall wäre da zum Beispiel das Archeology of Elegance 1980 – 2000 – 20 Jahre Modephotographie. Auf rund 400 Seiten sehe ich mir seit vielen Jahren immer wieder aufs Neue Modefotografie aus vergangener Zeit an. Ich besitze viele riesige, schwere Schinken dieser Art; doch dieses Buch ist das meist angesehene. Zwar nährt mich Mode nicht wie Carrie die Vogue, doch gute Fotografien machen mich immer melancholisch. Auf gute Weise.
Während ich mich so durch das Modebuch blättere, höre ich gerne das Nicolas Jaar – Clown & Sunset– Set. Seit einigen Jahren höre ich es an sentimentalen Tagen und fühle mich bis heute in diesen 40 Minuten, als wäre ich auf einem anderen Planeten.
Der Gedichteband von Hilde Domin (ähnliches hier) war ein Geschenk von einem Freund. Als ich es geschenkt bekam, las ich mich von Seite zu Seite und hatte es oft mit dabei. Irgendwann ist sie ziemlich eingeschlafen, meine Freude an Gedichten. Doch wenn ich mich heute wieder durch die einzelnen Seiten blättere, fühle ich mich geerdet und ruhig.
Wenn ich keine Lust mehr auf Bücher habe, besinne ich mich auf romantische Schnulzen, wie Une Femme est une Femme von Godard. Der Schwarz/Weiß Film mit Anna Karina gehörte damals zu meinen Lieblingsfilmen. Ich liebe den französischen Charme der 60er bis heute, doch vielleicht nicht mehr ganz so oft und intensiv wie damals. Trotzdem: Anna Karina und Jean-Claude Brialy locken die Romantikerin aus mir heraus.
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12 Antworten zu “Petit Four: Alte Schätze”
ja – genau …
ich hab auch so eine „Notfallsliste“ – die dann gezückt wird, wenn’s grad unrund läuft. Und da steht allerhand drauf: Telefonat mit der besten Freundin (im Vorfeld abgesprochen), Glas Prosecco, Musik von Jason Mraz, C.C.White oder Christos Mythos, Foto schauen, das ein oder andere Lieblingsbuch, ein kurzer Spaziergang in der Natur … usw.
denn es liegt ja immerwieder in unserer Hand, „die Dinge anders rum laufen zu lassen“ und „vom Schatten in die Sonne zu wechseln“.
So habt einen schönen Tag – es grüße aus Tirol’s Bergen, Daniela
Schöne Liste :) Danke!
Ja, da hast du recht. Es ist gut, wenn man sich selbst „retten“ kann…!
Sehr schön geschrieben! Ich glaube, jeder hat da so seine Liste, mit Dingen, die immer klappen, um sich danach besser zu fühlen. Bei mir ist es unter anderem eine riesige Schüssel gesalztes Popcorn und Friends auf DVD – danach geht es mir sofort schon anders und ich habe nicht mehr das Gefühl, dass sich die Welt zu schnell um mich herum dreht ;-)
LG Julie
http://www.julie-likes-stuff.blogspot.de
Great post
Kiss Kiss!
http://www.cultureandtrend.com/
Der Post gefällt mir sehr, ich finde mich darin irgendwie wieder… und danke für den Nicolas Jaar- Tip. Sehr schön!
Sehr stilvolle Lebensrettungsmaßnahme! Ich gehe in solchen Fällen einfach ganz banal spazieren …
LG Rena
http://dressedwithsoul.blogspot.de/
Hilde Domin! Dafür ein großes Herz. Eine der besten Dichterinnen die es hier je gab.
Doris Days „Was diese Frau so alles treibt“. Ohne Mist, der ist das beste in solchen Situationen. Man fühlt sich gleich warm und muckelig.
Perfekt, tausend Dank für diesen Tipp!
Hilde Domin <3
Hilde Domin schreibt die schönesten Gedichte, die ich kenne. Leider habe ich nicht mehr die Zeit wie früher einfach mal in Ruhe eines zu lesen.
Ich mache gern in diesen Momenten ein schönes Bad, höre Musik von Queen, ich weiß untypisch für eine Fraue und schau mir „Grüne Tomaten“ an.