Offene Beziehungen: Drei Frauen erzählen von ihren Erfahrungen
Beziehungen sind ein niemals enden wollendes Thema, an dem sich die ganze Welt die Finger wund schreibt und die Zungen wund spricht. Das gemeinsame Leben, romantische Liebe, zwischenmenschliche Beziehungen, Sexualität. Wie kompliziert all diese Themen sind und wie unglaublich breit gefächert, beweisen allein die tausende Ratgeber, wissenschaftliche Theorien und zahlreiche Beziehungskonzepte. Von Letzterem habe ich in letzter Zeit immer öfter gehört. Ich war überrascht, wie viele Menschen in meinem unmittelbaren Umfeld ein Beziehungskonzept führten, das der heteronormativen Norm abweicht. Offene Beziehungen nennt man die Konzepte, die persönliche Grenzen herausfordern, Selbstbestimmung fordern und konventionelle Denkweisen aufbrechen. Natürlich gibt es Paare, die an ihren offenen Beziehungen scheiterten, so auch wie Paare, die an ihren monogamen Formen zerbrachen. Den einen richtigen Weg gibt es sowieso nicht, doch wir alle sollten uns viel öfter die Frage stellen, welcher Weg für uns wirklich richtig wäre.
Deshalb haben wir uns an euch gewandt – hier kommen die Geschichten von drei Frauen, die unterschiedliche Erfahrung mit offenen Beziehungen gemacht haben.
Tabea
Als wir zusammen kamen wusste ich bereits, dass er bi ist, und auch schon viele Erfahrungen gemacht hatte. Er wollte sich aber noch weiterhin ausprobieren und erforschen. Im Laufe des Sommers und des Jahres ging es mir immer mehr gegen den Strich, dass ich so darauf sozialisiert war, „eifersüchtiger“ zu sein, wenn es um Frauen ging und habe unsere Beziehung also auch in die Richtung für ihn geöffnet, um diesen anerzogenen Neid zu verlernen. Er war auch von Anfang an auf grindr und gayromeo unterwegs und hat dort vor allem online Erfahrungen ausgelebt. Jetzt, wo die Inzidenzen gesunken sind, geht es langsam los, dass er sich mit ehemaligen Affären aus seiner Studienzeit trifft oder Leute spontan am See kennenlernt und gemeinsam mit ihnen dann auf queere Partys geht. Er lernt also langsam eine richtig entspannte und spannende Szene kennen. Das tut ihm sehr gut und ist etwas, wovon er nicht genau wusste, dass er es suchte, aber von dem er jetzt weiß, dass es für seine Reise sehr wichtig ist. Gerade geht es da so ziemlich ausschließlich um seine Anziehung zu Männern.
Ich wiederum habe die Möglichkeit letztes Jahr gar nicht nutzen wollen. Ich genieße es normalerweise vor allem, Leute im Club oder unterwegs kennenzulernen, dort eine Chemie zu spüren und dann die Spannung auszukosten. Ganz nach der Frage: „Was passiert heute Nacht noch?“. Das war während der Pandemie nicht wirklich möglich, aber da hat mir und uns auch nichts gefehlt. Mittlerweile gibt es auch einen anderen Menschen in meinem Leben, den ich attraktiv und interessant finde. Diese Schwärmerei macht Spaß, weil ich weiß, ich darf das, ohne mich schuldig oder als Lügnerin fühlen zu müssen.
Eine Antwort zu “Offene Beziehungen: Drei Frauen erzählen von ihren Erfahrungen”
Super spannendes Thema – immer wieder!