
Nützlich oder giftig? Was ihr noch nicht über den Tampon wusstet
Menstruationstassen, Binden, Period Pantys – so langsam gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, auf die man während der Periode zurückgreifen kann. Trotzdem ist und bleibt der Tampon die beliebteste und oft unkomplizierteste Methode. Über Nachteile oder gar Risiken denkt man selten nach, schließlich fühlt man sich fast periodenfrei, wenn ein Tampon alles absaugt, bevor man es zu Gesicht bekommt.
Dass er allerdings auch absaugt, was da eigentlich hingehört und in die Vaginalflora eingreifen kann, wäre schon das erste Risiko. Und leider nicht das einzige! The Female Company ist ein Startup, das Bio-Tampons herstellt – mit dem großen Anliegen, unsere Vaginalflora und die Schleimhaut nur dem auszusetzen, was auch wirklich gesund ist. Denn die Vaginalschleimhaut funktioniert im Grunde genommen wie ein Schwamm – sie ist viel durchlässiger als normale Haut und absorbiert, was ihr zu nahe kommt, weshalb etwa der Hormonring dort am besten funktioniert.
Was aber steckt eigentlich in den üblichen Tampons? Und wieso steht davon nichts auf der Verpackung?
Wir haben etwas recherchiert – und sind in einer Faktenlage gelandet, die mittlerweile schon Rechtsstreits nach sich zieht. Fakt ist: Auf Tampons muss nicht deklariert werden, welche Inhaltsstoffe sich neben Watte noch so darin befinden. Fakt ist auch: In Baumwollprodukten aller Marken wurden unter anderem hohe Konzentrationen des gefährlichen Pflanzengifts Glyphosat gefunden, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Dort, wo Baumwolle angebaut wird, wird Glyphosat vielfach eingesetzt – und landet so in Verbandsmaterial, Wattepads, Binden – und auch in Tampons, die direkt mit unseren Schleimhäuten in Berührung kommen.
Dass die Gefahr besteht, mit der Watte auch giftige Chemikalien in unseren Körper zu leiten, reicht schon aus, um sich mal grundlegend über das Thema Tampons Gedanken zu machen. Wir haben mit den Mädels von The Female Company gesprochen, um herauszufinden, was wir eigentlich alles noch gar nicht über Tampons wissen, und warum Bio-Tampons eigentlich eine ziemlich gute Idee sein könnten!
Ihr Lieben, erzählt doch mal – Bio-Tampons, was soll das eigentlich genau sein? Bestehen unsere üblichen Tampons nicht auch einfach aus Watte, und ist Watte nicht relativ natürlich?
Das denken viele. Knapp 60% der Frauen, die wir gefragt haben glauben nämlich, dass ihre Tampons zum Beispiel aus Watte bestehen. Kein Wunder, denn Hersteller müssen die Inhaltsstoffe nicht auf der Verpackung ausweisen.
Wir möchten sowohl beim Anbau als auch der Herstellung für Transparenz und Sicherheit sorgen. Deswegen wird Bio-Baumwolle ohne Chemikalien und Pestizide angebaut und verarbeitet!
Wieso steht von all den gefährlichen Stoffen, die in Tampons stecken können, eigentlich nichts auf der Verpackung?
Das fragen wir uns auch! Denn schließlich sind Lebensmittel höchst reguliert mit der Begründung, dass diese Produkte in unseren Körper gelangen. Anni hat vorher für ein Fairtrade Kaffee-Unternehmen gearbeitet und jede noch so kleine Grammzahl an Inhaltsstoffen und Rückständen muss auf der Verpackung angegeben werden. Bei Tampons ist das nicht so. Es gibt kaum Regulationen und keine Deklarationspflicht, da sie als „Bedarfsgegenstände“ statt als „medizinische Produkte“ o.Ä. klassifiziert werden.
Thema Müll: Lässt sich ein herkömmlicher Tampon abgesehen von der Folie eigentlich kompostieren? Und wie sieht das bei euren Tampons aus?
Unsere Bio-Tampons lassen sich je nach Größe zu 98,6% kompostieren. Wir arbeiten an den 100%. Außerdem versuchen wir aktuell im Rahmen unserer Crowdfunding-Kampagne nun auch noch eine vollständig kompostierbare Folie als Schutzhülle einzusetzen, sodass der vollständige Tampon inklusive Folie 100% kompostierbar ist.
Wie entsorgt man einen Tampon überhaupt richtig? Und was passiert, wenn man ihn in der Toilette herunterspült?
Das hat wenig mit dem Tampon und mehr mit den Toilettenrohren und der Verstopfungsgefahr zu tun… Wenn man also keine Überschwemmung im Bad möchte, sollte man auch den Bio-Tampon in den Mülleimer werfen. Schließlich ist das Produkt darauf ausgerichtet, möglichst viel Flüssigkeit aufzusaugen und wird dadurch breiter. Im Abflussrohr macht sich das nicht so gut!
Thema Fairness und Nachhaltigkeit: Wie und wo lasst ihr eure Tampons produzieren, und auf welche Faktoren achtet ihr dabei?
Im schönen Spanien! Das wichtigste für uns ist dabei, dass jeder Schritt vom Anbau bis zum finalen Produkt zertifiziert und kontrolliert abläuft. Das GOTS-Zertifikat sichert ab, dass soziale Standards wie faire Löhne und Arbeitszeiten eingehalten werden und keine Chemikalien und Pestizide zum Einsatz kommen. So schaffen wir es, die komplette Lieferkette transparent zu machen und nur mit zertifizierten Plantagen und Herstellern zusammenzuarbeiten.
Eure Tampons kosten mehr als die Üblichen – wie setzt sich dieser Preis zusammen?
Der erste Unterschied liegt im Anbau von Bio-Baumwolle. Da hierbei keine Chemikalien oder Pestizide zum Einsatz kommen und faire Löhne bezahlt werden, kostet der Anbau wesentlich mehr. Der finale Bio-Tampon und die Personalkosten machen knapp 40% des Gesamtpreises aus. Da wir pro abgeschlossenem Abo auch eine weitere Frau mit Hygienemitteln versorgen, die sich keine leisten kann, enthält der Kaufpreis ebenfalls die Spende von passenden Hygienemitteln. An Geflüchtete werden aktuell Bio-Binden und Bio-Slipeinlagen gespendet. Dazu kommen Verpackung, Lager, Versand und die Gebühren für den Zahlungsanbieter…
Dass Frauen überhaupt Geld für Periodenartikel ausgeben müssen, ist eigentlich ein Nachteil gegenüber denen, die gar keine Periode haben – was müsste sich eurer Meinung nach von Seiten der Politik am ehesten tun?
Wir konnten zu Beginn erstmal nicht fassen, dass die Besteuerung auf Hygieneprodukte bei 19% liegt. Das wirkt zuerst ganz normal – bis man sich in die Materie einarbeitet und erfährt, dass Kaviar und Schnittblumen mit nur 7% besteuert werden, da sie als Produkte des ‚täglichen Bedarfs‘ gelten. In anderen Ländern sieht das ganz anders aus: Irland erhebt 0%, Großbritannien nur 5%. Gemeinsam mit zwei politisch super aktiven Mädels, Nanna und Yasemin, kämpfen wir im Rahmen unserer Petition für eine Steuersenkung: hier könnt ihr unterschreiben!
Zum Schluss noch ein paar Tipps von euch: Wie häufig sollte man den Tampon wechseln? Was muss man bezüglich der Bakterien beachten, wenn man mit Tampon Schwimmen geht? Und ist eine Tamponpause an schwächeren Tagen sinnvoll, um die Vaginalflora nicht übermäßig zu strapazieren?
Gewechselt werden sollte der Tampon alle 4-6 Stunden. Nach dem Schwimmen empfehlen wir, den Tampon zu wechseln – schon alleine fürs Wohlgefühl. An schwächeren Tagen haben besonders Frauen höheren Alters oftmals Probleme, da der Vaginalbereich recht trocken sein kann. Wenn sich das Einführen unangenehm anfühlt, sind Bio-Slipeinlagen und Bio-Binden sicherlich eine tolle Alternative. Aktuell testen wir mit unseren Kundinnen bereits die erste Produktionslinie und hoffen, dass wir unser Online-Sortiment schnellstmöglich erweitern können!
Vielen Dank für das Gespräch und die Expertentipps!
Fotos: The Female Company
3 Antworten zu “Nützlich oder giftig? Was ihr noch nicht über den Tampon wusstet”
Tausend Dank für den Artikel!! Erst vor ein paar Tagen habe ich mir meine o.b. Packung mal genauer angeschaut und nach Inhaltsstoffen gesucht und war schockiert, dass keine zu finden waren. Glyphosat, urrgghh, daran hab ich ja gar nicht gedacht. Abartig!
Auch das mit den hohen Steuern auf Hygieneartikeln ist ja Wahnsinn… Mei oh mei.
Klingt nach einem tollen, sinnvollen neuen Start-Up! Thumbs up!
[…] von The Female Company und ihre Petition zur Steuersenkung für Tampons aufmerksam machen – hier lest ihr nochmal alles zum […]
[…] Dass Tampons nicht nur das aufsaugen, was sie sollen, die Vaginalflora durcheinanderbringen können und sogar Chemikalien aus dem Baumwoll-Anbau enthalten können, kommt noch dazu – die Inhaltsstoffe von Tampons sind bis heute nicht deklarationspflichtig, […]