
#NoRacism: Was wir jetzt tun können
Hanau. Halle. Kassel. Drei Orte, in denen der Rechtsextremismus vor einer Woche und im vergangenen Jahr zugeschlagen hat. Drei Orte, die medial durch die Presse gingen und für ein Problem stehen, das in Deutschland tagtäglich an Bushaltestellen, an Schulen, im Job und im Supermarkt präsent ist und leider immer noch viel zu oft verschwiegen wird: Rassismus und Rechtsextremismus.
Deutschland hat ein Problem. Nicht erst seit vergangener Woche, sondern schon seit etlichen Jahren. Der Rechtsruck ist unaufhaltsam, die AfD ein Symptom davon. Im Untergrund formieren sich Gruppierungen, während die Presse von Einzeltätern spricht.
11 Menschen sind vergangene Woche gestorben. 11 Menschen mit Plänen und Zielen, mit FreundInnen und Familie, mit Hobbys und Problemen. Ermordet. Aus Rassismus.
Es war ein Angriff auf die Schutzlosen und Marginalisierten, Fabienne hat es ganz wunderbar beschrieben.
Zurück bleibt bei uns allen Sprachlosigkeit. Ein Gefühl von Machtlosigkeit.
Und die große Frage: Was kann ich als einzelne Person tun?
Denn eines ist sicher: Unpolitisch sein, zusehen und hoffen, dass sich das Problem von selbst löst, funktioniert längst nicht mehr, und darf auch keine Lösung sein. Worte und Bedauern und dann zur Tagesordnung übergehen, ist keine Option. Dafür aber vieles anderes:
Menschen zuhören, die Rassismus erleben
Es ist an der Zeit, den Menschen zuzuhören, die tagtäglich Rassismus erleben. Deren Realität es ist, auf dem Weg zur Schule und zur Arbeit angefeindet zu werden. Wir müssen ihnen zuhören, ihre Perspektive einnehmen und ihre Sorgen und Ängste ernst nehmen. Ihnen zur Seite stehen und signalisieren: Egal, was kommt, du bist nicht allein. Und: Ich sehe und höre dich.
Eigene Privilegien checken
„Hanau ist eine Einzeltat, so wirklich passiert das doch echt nicht oft.“ Hanau ist keine Einzeltat, Hanau ist die größte Katastrophe, die Rechtsextremismus befeuern kann. Doch es fängt oft im Kleinen an. Nur weil ich als weiße Frau oder als weißer Mann keinen Rassismus erfahre, keine Angst in öffentlichen Verkehrsmitteln habe oder niemals rechte Sprüche höre, heißt es nicht, dass es die Realität für alle ist. Um gegen Rassismus vorzugehen, hilft es, die eigenen Privilegien zu checken und sich klar zu machen: Auch wenn wir in der selben Stadt leben, gibt es unterschiedliche Erfahrungswelten.
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Ungerechtigkeiten aufzeigen und Veränderungen einfordern
Wer schweigt, macht mit. Ob im Freundeskreis, im Berufsalltag oder im Gespräch im Café: Äußert sich jemand rassistisch oder wählt eine rassistische Sprache, liegt es an uns, das anzusprechen und die Ungerechtigkeit aufzuzeigen. Es ist nämlich nicht lustig, wenn der Kollege mit thailändischen Wurzeln im Berufsumfeld nur als „Der Asiate“ betitelt wird. Hier müssen wir einschreiten und Veränderung einfordern. Vor allem im eigenem Umfeld.
Bei Rassismus Menschen solidarisch zur Seite stehen und Zivilcourage zeigen
Sobald wir mitkriegen, dass jemand rassistisch angegangen oder beleidigt wird, müssen wir einschreiten. Sei es, in dem wir dem angegriffenen Menschen zur Seite stehe, signalisieren, ich sehe und höre es, den Angreifer ansprechen oder einfach die Polizei rufen. Rassismus darf nicht geduldet werden, wir dürfen niemanden in einer solchen Situation alleine lassen. Wenn wir Angst bekommen, können wir nur erahnen, wie es der angegriffenen Person geht. Also Hilfe holen, andere Menschen ansprechen und gemeinsam dagegen kämpfen.
Die eigene Stimme im Kampf gegen Rassismus nutzen
Sprechen, zu Demos gehen, mit FreundInnen reden, Artikel lesen und sharen. Gerade im Zeitalter des Internets können wir alle unsere Stimme im Kampf gegen Rassismus nutzen. Unpolitisch sein war gestern. Wir müssen Position beziehen, auch wenn das bedeutet, unangenehme Diskussionen zu führen oder FreundInnen zu verlieren. Wer sich – vor allem mit Reichweite – nicht positioniert aus Angst vor falschen Reaktionen, schweigt und gibt sich der Gemütlichkeit hin. Und das ist fatal.
Wählen gehen und Demos besuchen
Simpel, aber wichtig: Wer wählt, bestimmt die Richtung unseres Landes mit. In Zeiten, in denen die AfD die Parlamente erklimmt, ist es wichtig, seine Stimme gegen Rechts auch auf dem Wahlzettel zu erheben. Hamburg hat das am Wochenende bewiesen. Das selbe gilt für Demonstrationen: Wir sind mehr – das zeigt sich, wenn man auch an Demos teilnimmt.
Texte, Filme und Werke von Menschen mit Migrationshintergrund besprechen
Diversität macht eine Gesellschaft aus, im öffentlichen Raum ist es dann aber doch sehr oft homogen. Um aufzuzeigen, dass auch Menschen mit Migrationshintergrund unsere Kultur und Gesellschaft bereichern, ist es wichtig, ihnen Raum zu geben. Als lest Texte von Menschen mit Migrationshintergrund, empfiehlt Filme und weist auf ihre Werke hin.
Menschen folgen, die das Thema Rassismus besprechen
Sorgt auch in eurem Feed für Diversität. Folgt Menschen, die aufklären, sich gegen Rassismus einsetzen und immer wieder den Finger in die Wunde legen. Das ist der erste Schritt für ein Bewusstsein und den Blick aus einer anderen Perspektive.
Sich ehrenamtlich engagieren
Ob in einer Partei, einem Verein oder einem Verband: Es gibt zahlreiche Organisationen, die sich im Kampf gegen Rechts engagieren. Manche organisieren Workshops an Schulen, andere arbeiten mit Jugendlichen, die in die rechte Schiene geraten sind. Auch der Beitritt in eine Partei, die sich dem Kampf gegen Rechtsextremismus verschrieben hat, kann ein Zeichen sein. Wer Anlaufstellen und Organisationen sucht, bei denen man sich engagieren kann, findet hier erste Informationen.
Nein zu Menschen und Organisationen, die Rassismus, Sexismus und falsche Strukturen fördern
Manchmal hilft einfach nur eines: canceln. Menschen und Organisationen, die Rassismus, Sexismus und andere falsche Strukturen in unserem Land fördern und dazu beitragen, dass sich nichts verändert, sollte man immer und sofort aus seinem Leben schmeißen.
2 Antworten zu “#NoRacism: Was wir jetzt tun können”
Liebe Antonia,
danke für diesen Artikel. Es hilft zu sehen, dass auch weiße Menschen betroffen sind. Ich würde noch gern einen wichtigen Punkt hinzufügen: sich bilden. Es gibt einige Bücher von BIPOCs für weiße Menschen in denen erklärt wird wie sich Rassismus im Alltag und in der Mitte der Gesellschaft äußert und wie man bei sich selbst anfangen kann das zu ändern. Ich empfehle z.B. „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen“ von Alice Hasters. Das gibt es auch auf Spotify als Hörbuch.
Danke dir <3 und ja, du hast absolut Recht. Bildung ist ein wichtiger Punkt, den ich in meinem Eifer ganz vergessen habe, aber der der erste Schritt sein sollte. :) DANKE! Auch für die tolle Buchempfehlung!