München: Konstantin Grcic in der Neuen Sammlung
Möbeldesign ist ein Feld, das im Kunstgeschichtsstudium viel zu kurz kommt. Als in einer Kooperation mit dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte an meiner Uni einmal ein Seminar über Mies van der Rohe angeboten wurde, war ich sofort dabei und kann im Nachhinein sagen, dass es eines der absoluten Highlights des Studiums war. Es klingt ein bisschen absurd, aber ich habe mit riesiger Begeisterung eine ganze Arbeit über einen einzigen Stuhl geschrieben.
Auch im Museumskontext ist Möbel- und Produktdesign eine Sparte, der eher am Rande Aufmerksamkeit geschenkt wird. In München an vorderster Stelle mit dabei ist diesbezüglich natürlich die Pinakothek der Moderne, die zumindest eine kleine Design-Dauerausstellung vorweist. Aktuell hat sie sich allerdings einen ganz großen der deutschen Designgeschichte ins Boot geholt: Konstantin Grcic. Ab heute ist seine neue Ausstellung im Paternoster-Saal zu sehen, auch das eine Premiere, der weitere Ausstellungen im sich bewegenden Setting folgen werden.
Konstantin Grcics Stuhl One ist ein Designklassiker wie etwa der Eames Chair – nur weniger abgegriffen. Er setzt sich aus einem kubischen Gitter zusammen und ist sowohl filigran, als auch massiv, zwei Eigenschaften, die nur wenige Designer verstehen zu verbinden. Grcic bezeichnet sich selbst als Konstrukteur, und so schlüsselt die Aufstellung genau diesen Prozess auf: Vom ersten Modell, Pappe- oder Drahtentwürfen und Teilkonstruktionen hin zum fertigen Chair One des italienischen Herstellers Magis, der in sich so perfekt schlüssig ist, dass man ihn immer wieder von den verschiedensten Seiten aus betrachten will. Aus dem Chair One gingen mit der Zeit auch weitere Möbelstücke hervor, zum Beispiel Hocker oder Drehstühle, die man ebenfalls im Ausstellungsrepertoire sieht. In den sich bewegenden Paternostern sind außerdem 30 weitere Werke aus Grcics aktueller Produktion, und auch ein zweiter Raum wurde von Grcic konzipiert, in dem sich eine Art Ufo-Pavillion aus Auto- und Holzteilen befindet.
Konstantin Grcic in einer Einzelausstellung zu präsentieren ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, die zeitgenössisches Produkt- und Möbeldesign in den Kunstzusammenhang bringt. Für jeden Interior- und Designliebhaber mein Tipp des Tages – 11 Monate lang hat man nun Zeit, sich das Ganze anzusehen!
Neue Sammlung // Pinakothek der Moderne, Barer Straße 40, täglich außer Mo 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr