München: Inszeniert! & Monaco
Letztes Wochenende traf es sich, dass ich im Museum war. Nicht nur einmal, sondern gleich zweimal, und das ist nun wirklich etwas besonderes geworden. Das liegt zum einen daran, dass mir so oft die Zeit für Museumsbesuche fehlt. Es ist schließlich nichts, was man schnell mal abhakt und anschließend weiterhetzt. Das Museum ist ein Ort der Entschleunigung, an dem man so absurde Dinge tut, wie etwas fünf Minuten lang anzustarren, oder zehn. In dem die Zeit stehen bleibt und man genau diese Muse braucht, um das Dargestellte überhaupt richtig aufzunehmen. Etwas, was einfach nicht auf die Schnelle geht.
Zum anderen liegen die fehlenden Museumsbesuche zugegebenermaßen aber auch daran, dass ich die letzten Jahre Kunstgeschichte studiert habe. Und meine Leidenschaft, die mich mit 17 mehrmals die Woche in jede erdenkliche Sammlung der Stadt trieb, schlagartig nachließ, als alles zur Pflicht wurde. So kann es leider laufen mit den schönen Dingen dieses Lebens, und es ist nicht immer eine gute Idee, genau diese zum Beruf zu machen. Jetzt, wo das Studium vorbei ist, bin ich allerdings überglücklich, dass die Leidenschaft schlagartig wieder da ist, begleitet von einem ganz neuen Blick, den ich auf Kunst haben kann. Letztes Wochenende also trieb es mich in gleich zwei Ausstellungen, völlig unterschiedlich aber doch beide eine große Empfehlung.
„Die ganze Welt ist Bühne, und alle Frau’n und Männer bloße Spieler“ – wahrscheinlich waren Shakespeares Worte nie aktueller als heute. In einer Zeit, in der die Selbstdarstellung absurde Formen annimmt und jeder ein digitales Ich neben dem eigentlichen Selbst hat, trifft das Thema der Ausstellung einen Nerv. Es geht um die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, Echtheit und Inszenierung – ein Thema, das von Künstlern schon immer auf unterschiedliche Weise aufgegriffen wurde. Da ist zum Beispiel Cindy Sherman, die für ihre erste Modestrecke in der Vogue sich selbst als Modell nimmt und sich so verfremdet und entstellt, dass sie alles wird, nur nicht das, was alle anderen Frauen in dem Modemagazin verkörpern. Oder Gillian Wearing, deren Lebenswerk darin besteht, mit künstlichen Masken in die Haut berühmter Politiker, Stars oder in das Ich ihrer Selbst mit drei Jahren zu schlüpfen – lebensechte Täuschungen, die nur durch die maskenhaften Ausschnitte der Augen enthüllt werden.
Und dann ist da natürlich das große Thema des Theaters, der Bühne, dem Ort der Inszenierung. Candida Höfers Blick auf menschenleere Theatersäle mit kleinen Menschenspuren, Andreas Gurskys Blick auf die Menschen vor der Bühne, Nan Goldins Blick auf ihre Freunde, die sich für die Bühne schminken oder in das andere Geschlecht verwandeln. Auf völlig unterschiedliche Weise nähert sich die Ausstellung dem Thema an und hat dabei wichtige Künstler der modernen Zeitgeschichte im Gepäck. Wie immer eine sehr empfehlenswerte Ausstellung der Hypo-Kunsthalle, die sich zu meinem Lieblingsmuseum in München entwickelt.
Eine komplett andere Welt ist die Monaco-Ausstellung im Literaturhaus. Zu Ehren Helmut Dietls, des Prototyp-Münchners und ewigen Stenzes gibt es seit wenigen Tagen hier die wohl schönste und lustigste Ausstellung seit Langem. Helmut Dietl und die Welt, die er mit seinen Serien und Filmen erschaffen hat, ist der Inbegriff von München, wie ich es liebe. Monaco Franze ist für mich das Highlight seines Schaffens, und die wirklich allerbesten Szenen wurden für die Ausstellung grandios aneinandergereiht. Aber auch in Kir Royal, den Filmklassiker Rossini, in die Münchner Geschichten oder den ganz normalen Wahnsinn kann man hineinschauen und somit locker einen ganzen Nachmittag im Literaturhaus verbringen. Dazu gibt es alles über Helmut Dietls Leben: Sein Stil mit weiß bis cremefarbenen Outfits in allen Schattierungen, sein Lifestyle, den auch seine Filmfiguren annahmen und natürlich seine Frauen. Alles unterlegt mit den besten Zitaten aus seinem Werk. A bissl was geht eben immer.