München: Der Concept Store Reibolds in Haidhausen
Das Reibolds wirkt wie einer dieser Zufallsfunde, die dann wie die Faust aufs Auge passen. Wie hat sich die Gründung ergeben?
Ich habe im Juni letzten Jahres meinen vorherigen Job beendet und war dann ehrlich gesagt erst einmal etwas planlos – dass ich gern weiterhin im Einkauf arbeiten und ein spannendes Sortiment kuratieren würde, war mir allerdings klar. Doch wo – das war völlig offen.
Von August bis Oktober habe ich dann eine Auszeit eingelegt, mein Mann Niklas und ich haben unsere Hochzeit mit einem sehr schönem Sommerfest „nachgefeiert“, und waren dann knapp einen Monat auf Reisen. Dort hat sich der Wunsch noch einmal sehr verstärkt, gute und langlebige Produkte zu suchen und zusammenzustellen.
Zurück in München war dann noch offen, wie es genau weitergeht. Ich saß eines Tages in der Fortuna Übergangsbar, die ja hier im Laden war – und ganz langsam fing es an zu rattern, dass ich ja eventuell doch etwas eigenes machen könnte – in einem Laden wie diesem.
Als dann klar war, dass ich die Räume übernehmen könnte, ging es recht schnell. Ich habe noch die Gründungsberatung der Arbeitsagentur durchlaufen und habe dann Mitte Dezember gegründet.
Bis wir (ich rede oft von „uns“ und „wir“, weil ich den Laden niemals ohne die Unterstützung und den Rat von Niklas, meinen Freunden und Familie gegründet hätte. Hinter dem Reibolds steht definitiv ein Kollektiv an großartigen Menschen!) dann die Türen öffnen konnten, dauerte es noch einige Wochen – bis die Steuernummern da waren, ich Ware ordern konnte und alles soweit war.
Wie sah dein Arbeitsweg davor aus und wie hast du gelernt, harmonisch zu dekorieren und kleine Details so schön zusammenzustellen?
Eigentlich komme ich aus einer anderen beruflichen Richtung. Studiert habe ich Psychologie und Soziale Arbeit. Im Studium habe ich dann in einem wunderbaren Concept Store (Fuchs&Bente in Mainz) gejobbt und bin dann nach dem Studium ganz dort eingestiegen.
Das Schöne an den kleineren Läden ist eben auch, dass man Einblicke in so ziemlich alle Arbeitsbereiche bekommt und Verantwortung für sehr viele Aufgaben übernehmen kann – ob das die Beratung ist, der Einkauf, das Merchandising oder auch die Pflege des Instagram Kanals. Ich konnte hier sehr viel lernen, durfte mich ausprobieren und habe mir das Wissen nach und nach angeeignet. Ein Gespür für Farben, Materialien und Einrichtung habe ich wahrscheinlich schon mitgebracht. Da ist mir sicherlich auch etwas in die Wiege gelegt worden. ;)
Was ist das Konzept von deinem Laden? Wen willst du ansprechen und nach welchen Kriterien wählst du die Marken und Produkte aus?
Das Schöne am eigenen Laden ist natürlich, dass ich die Produkte ganz frei auswählen kann – ich kaufe ein, was mir gefällt. Und hoffe, dass es Anderen auch so geht! Um ehrlich zu sein, mache ich mir nicht immer zu viele Gedanken an dieser Stelle, sondern entscheide oft nach Intuition und Bauchgefühl. Ganz grob gesagt ist das Konzept hier „Gute Produkte für ein gutes Leben.“
Dennoch ist mir wichtig, vor allem kleine Brands einzukaufen, die nachhaltig und langfristig nutzbare Produkte auf den Markt bringen. Gerade am Anfang ist das zum Teil noch etwas schwieriger, da größere Firmen immer eine ganz gute Basis liefern, um zu starten und eine gewisse Brandbreite an Produkten bieten zu können. Der Fokus liegt aber ganz klar auf den Dingen, die man nicht überall findet, vor allem nicht in dieser Zusammenstellung.
Mir ist es wichtig, Konsum auch neu zu denken und zu gestalten. Ein Stuhl, der mindestens 20 oder 30 Jahre hält, ist natürlich preisintensiver als ein Modell, dass ich nach zwei oder drei Jahren austausche. Ich finde es umso schöner zu wissen, dass vielleicht noch die nächste Generation auf diesen Stühlen sitzen kann. Wir haben daheim mehrere Stücke unserer Eltern, die seit über 25 Jahren immer noch perfekt nutzbar sind und mit jedem Jahr schöner werden. Die waren damals nicht günstig, auf die Jahre gesehen hat sich der Kauf vielfach rentiert.
Hier ist es mir viel lieber, ein Kunde kommt nur einmal, investiert in etwas, dass für so lange Zeit hält, anstatt dass jede Saison nach dem neuesten Trend gekauft wird. Von der Verschwendung von Ressourcen ganz zu schweigen.
Welche Labels findet man im Reibolds?
Dazu führe ich noch einige Postkarten von Nicole Monk aus Kalifornien.Abgerundet wird das Sortiment von Topfpflanzen, Trockenblumen und dem Schmuck von der Jukserei aus Berlin.
Und was sind gerade deine Lieblingsstücke?
Oh! Das ist fast unmöglich zu sagen! :) Wenn ich drei Produkte für die berühmte einsame Insel mitnehmen müsste, wäre es aber wahrscheinlich das Heather Waffle Handtuch von Kenkawai, der Shoemaker Chair von Form&Refine und die Handcreme von Austin Austin.
Die Corona-Situation lockert sich gerade und der Sommer steht vor der Tür: Was ist in der nächsten Zeit geplant?
In den nächsten Wochen wird es anstatt der großen Eröffnungsfeier ein paar feine Aktionen geben – darunter eine Prozente-Woche auf Form&Refine und Moebe. Hier werden wir zusammen mit den Brands einen Teil der Umsätze auch an eine Organisation spenden, die sich gegen Rassismus einsetzt.
Und dann würde ich gern kleine Events planen, zum Beispiel einen Design Talk mit einem der Gründer von Form&Refine. Wann das wieder möglich sein wird, ist noch offen. Bis dahin heißt es erst einmal, den Laden in eine Art Alltag zu bringen und die nächsten Wochen und Monate in unserem schönen Viertel zu genießen!
2 Antworten zu “München: Der Concept Store Reibolds in Haidhausen”
[…] Bars, in denen ich bekannte Gesichter treffe und in irgendwelchen Gesprächen hängenbleibe. Die Läden wie das Reibolds, die mich in Welten entführen, die ich sonst nur auf Instagram finde. Die Diversität an Menschen, […]
[…] „Asien vegetarisch“, das ich erst bei einer guten Freundin zu Hause gesehen und dann im Reibolds Concept Store in meiner Straße gekauft habe – das grüne Curry mit selbstgemachter Currypaste aus dem […]