Minimal Living: 9 Tipps, wie man Plastik und Müll vermeidet
Ich hasse zuviel Müll, benutze schon immer lieber Stoffbeutel, und dennoch, irgendwann in den vergangenen zwei Jahren setzte nochmal ein ganz neues Bewusstsein für Müll und mein Konsumverhalten ein. Auslöser war sicher die grundsätzliche Auseinandersetzung mit mir und meinem Leben, manchmal schiebe ich es aber auch einfach aufs Alter. Irgendwann wächst man eben aus dem Studentendasein heraus, man kann sich mehr Dinge leisten, gleichzeitig reflektiert man meist zum ersten Mal so richtig, wie und was man konsumiert – und ob man so überhaupt weitermachen möchte.
Die Antwort lag ziemlich deutlich auf der Hand: nein. Schritt für Schritt bewusster konsumieren, mehr darauf achten, was man konsumiert und vielleicht sogar mit weniger Konsum glücklicher sein als mit, das war und ist die Zielsetzung. Während mir Sustainabilty bei Lebensmitteln sehr leicht fällt, strauchele ich immer noch bei meinem Modekonsum. Aber wie so oft gilt eben jeder kleine Schritt, statt Absolution. Was sich wirklich einfach umsetzen lässt, ist der Verzicht auf Plastik. Wer sich einmal bewusst gemacht und informiert hat, wie viel Plastik und Müll unseren Alltag dominiert, ist – sagen wir es wie es ist – entsetzt. Überall ist Plastik – und das obwohl es so schädlich ist für unsere Umwelt. Möglicherweise bleibt mein und unser Verzicht nur der Tropfen auf den heißen Stein – aber auch ein kleiner Tropf höhlt stetig und trägt zu Verbesserungen bei.
1. Die Trinkflasche
Manchmal ist das Naheliegendste die einfachste Lösung. Das, was schon in der Grundschule richtig war, ist es auch noch heute: Nehmt euch einfach eine Trinkflasche mit. Statt ständig irgendwo eine neue Flasche Wasser zu kaufen, füllt man sich daheim das Wasser bereits ab. Auch unterwegs kann sie jederzeit neu aufgefüllt werden, selbst im Lieblingscafé füllen sie einem auch den Tee oder Kaffee hinein. Was mich motiviert, immer wieder dranzudenken: eine schöne Trinkflasche. Ästhetik ist ein großartiger Motivator – und ein guter Gesprächseinstieg ins Thema Plastikfrei. „Oh woher ist denn diese schöne Flasche?“ – und schwups, seid ihr mittendrin.
2. Kauf Obst und Gemüse lose
Ich glaube, die größte Wut beim Thema Plastik packt mich im Obst- und Gemüseregal. Aber auch erst seitdem ich bewusst drauf achte. Schon verrückt, oder? Aber geht man erstmal mit offenen Augen und Bewusstsein durch den Supermarkt, lässt einen der Plastik-Wahnsinn wirklich schreien. Warum zur Hölle muss die Bio-Gurke in Plastik eingeschweißt sein? Und warum die Paprika ebenfalls? Weshalb gibt es bislang kaum Papiertüten für Obst und Gemüse, sondern immer noch diese furchtbaren Plastiktütchen. Mittlerweile kaufe ich mein Obst und Gemüse so gut es geht lose. Das funktioniert besonders gut, wenn man eine eigene Stofftüte mitnimmt, in der man nur das Obst und Gemüse sammelt. Auch die neu gehypten Netz-Taschen eigenen sich perfekt für Salat, Äpfel und Ananas. Mein Plastikmüll hat sich allein durchs bewusste Achten verringert.
3. Bei Medikamenten darauf achten
Völlig geschwächt stand ich vor zwei Wochen in der Apotheke und sagte: „Ich brauche Hustensaft.“ Die Verkäuferin brachte mir eine Packung Hustensaft, abgepackt in Trinkbeutel. Kurz zückte ich schon meinen Geldbeutel, als ich sie ansah und fragte: „Gibt es den Hustensaft nicht auch in einer Glasflasche?“ Und siehe da: Natürlich. Die meisten Kunden wollen jedoch lieber nicht denken, nicht selbst abfüllen und nutzen die schwer recyclenbaren Trinkbeutel.
Was ich sagen will: Ein kurzer Blick, ein wenig Bewusstsein – und schon produziert man weniger Müll.
4. Eigene Taschen mitnehmen
Ich weiß, der totale Rookie-Trick – und trotzdem so wichtig und einfach. Einfach immer einen kleinen Stoffbeutel in der Handtasche mitnehmen. So lässt sich der Einkauf fix verstauen, ohne, dass man auf die ungeliebten Plastiktüten zurückgreifen muss. Und wenn’s doch mal sein muss: Die Plastiktüten unbedingt weiterverwenden als Müllbeutel.
5. Essen selbst kochen
HÄ? Essen selbst kochen? Jap, auch wenn es normal sein sollte, viele von uns – gerade in Größstädten – arbeiten dann doch schnell mal so lang, dass es nur noch für die Tiefkühlpizza oder den Lieferservice reicht. Und das ist auch hin und wieder völlig ok, doch wenn’s um Plastik und Müll geht, fährt man immer besser, wenn man selbst kocht. Mein Mantra lautet sowieso, nichts im Supermarkt kaufen, auf dessen Packung man schon sieht, wie es später aussehen soll (also keine Fertigprodukte), dafür bestelle ich trotzdem ab und zu Essen. Und jedes Mal, wenn ich doch mal beim Lieblingsvietnamesen ordere, ärgere ich mich danach, dass so viel Müll dabei ist. Am schlausten wäre es wohl, einfach gleich essen zu gehen oder mit eigenen Behältern zum Restaurant gehen – wobei das wiederum auch gleich in einem Besuch enden könnte. Heißt: Am besten daheim immer selbst kochen (außer man ist wirklich krank) und ansonsten einfach gleich auswärts essen gehen – mit richtigem Geschirr!
6. Glas statt Plastik
Dieser Punkt schließt sich eigentlich den oberen an. Seit geraumer Zeit ersetze ich Plastibehälter mit Glas-Behältern – so gut es geht. Beispielsweise besitze ich mittlerweile ein paar Schraubverschlussgläser, in denen ich geschnittenes Obst oder auch Salat sowie Suppen einfach transportieren kann. Statt also Obst im Supermarkt im Plastikbecher zu kaufen, wird im Vorfeld geschnibbelt und mitgenommen. Das alles ist mit wenig Aufwand verbunden, dafür meistens sehr viel billiger und auch noch umweltschonend. Ebenfalls: Wasser in Glasflaschen statt PET-Flaschen kaufen, beim Einkauf ebenfalls lieber auf Gläser als Plastikbecher achten, beispielsweise bei Joghurts. Und bitte keine Strohhalme!
7. Im Badezimmer darauf achten
Ich glaube, mein Badezimmer ist der größte „Plastikfänger“. Erstens ist fast jedes Beautyprodukt in Plastik verpackt – und es ist tatsächlich sehr schwer, hier auf Plastik zu verzichten. Ein Anfang sind sicherlich Seifenstücke statt Handseife, Waschlappen und wiederverwendbare Pads statt Abschminktücher und Zahnbürsten aus Holz. Gleichzeitig sind auch die Inhaltsstoffe bei Beauty- wie Reinigungsprodukten oftmals problematisch – Stichwort Mikroplastik. Hier lohnt es sich wirklich darauf zu achten, auf Peelings mit Mikroplastik verzichten oder auch die neuen Wäsche-Duft-Perlen aus dem Badezimmer zu verbannen. Mikroplastik ist nämlich nicht nur für uns schädlich, sondern gelangt über das Wasser in unsere Umwelt und erzeugt einen fatalen Kreislauf. Aber dazu irgendwann mal noch mehr.
8. Reparieren statt neu kaufen und wegwerfen
Hatte ich früher ein Loch in der Hose, bügelte meine Mama einen Sticker drüber. Weggeworfen wurden die Dinge nur, wenn es wirklich nicht mehr ging, vorher bekamen getragene Klamotten sowieso noch meine Schwester und meine Cousine. Reparieren ist irgendwie aus der Mode gekommen. Ob Klamotten oder auch Elektrogeräte: Ist etwas kaputt, wird es ausgetauscht – mit etwas Neuem. Auch ich nehme mich da nicht aus – gerade bei Elektrogeräten greif ich schnell zum neuen Produkt. Kleidung hingegen schmeiße ich nur weg, wenn sie wirklich kaputt ist, ansonsten wird sie verkauft oder verschenkt. Aber auch hier habe ich die letzten Tage das erste Mal umgedacht: Bei meiner Jeans ist der Reißverschluss kaputt gegangen. Zuerst dachte ich: „Oh no, Jeans kaputt, weg damit.“ Der nächste Gedanke war dann aber: „Hey, mal gucken, obs der Schneider richten kann.“ Umdenken macht so viel aus!
9. Darüber sprechen
Einmal umgedacht, geht man mit einem ganz anderen Blick durch die Welt. Sicher: Ich bin weit entfernt von einem plastikfreien Leben, aber ich achte sehr viel mehr auf meinen Konsum, als noch vor einem Jahr. Und genau das ist der richtige Ansatz. Deswegen sprecht mit eurem Umfeld, macht die Menschen aufmerksam. Denn oftmals konsumiert man einfach blind. Nicht aus bösem Willen, sondern weil man es nicht anders kennt und noch gar nicht so weit drüber nachgedacht hat. Umso schöner ist es, wenn Anstöße von außen kommen. Nicht belehrend oder anmaßend, sondern einfach ein Einwurf zum Nachdenken. Denn wie gesagt: Auch ein steter Tropfen höhlt den Stein. Und viele kleine Schritte von vielen bewirken dann doch was.
6 Antworten zu “Minimal Living: 9 Tipps, wie man Plastik und Müll vermeidet”
Mir geht es ganz genauso! Ich mache mir auch immer mehr Gedanken darüber wie ich Müll vermeiden kann. Ich trinke so gerne Mineralwasser aber ohne Auto und Aufzug bisher undenkbar Glasflaschen zu kaufen. Ich hatte immer ein total schlechtes Gefühl Plastikflaschen zu kaufen. Und natürlich die dünnen, die direkt im Pfandautomat geschreddert werden :(
Was mich total glücklich macht ist Flaschenpost! Gibt es schon in einigen Städten. Da bestelle ich mir jetzt Wasser in Glasflaschen. Bin richtig dankbar für die tolle Idee.
Hi Paulina,
das Problem kenne ich und wir haben es so gelöst, dass wir uns einen Sprudler von Sodastream gekauft haben. Die gibt es auch mit Glasflaschen und man muss nur die Sprudelpatrone wechseln. Ziemlich praktisch und kein Schleppen mehr.
Das wäre auch meine liebste Alternative. Leider vertrage ich das Münchner Leitungswasser überhaupt nicht :(
Darf man fragen warum Du das Münchner Wasser nicht verträgst? Ich bin da eigentlich auch relativ empfindlich, aber gefiltert hatte ich bisher noch keine Probleme…
Tatsächlich hab ich keine Ahnung :) Aber ich hab – als ich hergezogen bin – Leitungswasser gesprudelt und wahnsinnig schlechte Haut bekommen (das erste Mal in meinem Leben). Als ich auf Mineralwasser umgestiegen bin, ist meine Haut sofort besser geworden :) Seitdem versuche ich das Leitungswasser zu meiden. Aber was der Auslöser war, weiß ich tatsächlich nicht – vielleicht lag’s am hohen Kalk-Gehalt, gefiltert habe ich es damals nämlich nicht. Vielleicht versuche ich es auch nochmal mit Filtern :)
Im Alltag:
Kaffee im Laden trinken dauert nur wenig länger und spart die fiesen Pappbecher. Alternativ in einen wiederverwendbaren To-Go-Becher (z.B. KeepCup, ab 12 €) investieren oder es mit einem leeren Schraubglas mal probieren.
Recherchieren, ob es in der Nähe einen „Unverpackt“ Laden gibt. Einkaufen hier lohnt sich übrigens auch finanziell, weil man selbst über die Menge entscheiden kann und nicht für die Verpackung mitbezahlen muss.
Käse und Wurst an der Theke statt abgepackt kaufen. Für Faule: Ungefragte Plastiktüten versuchen direkt abzuwehren, zum Beispiel beim Metzger: „Danke, aber das Papier reicht mir.“ Das hilft vielleicht, Automatismen abzubauen. Für Fleißige: Eine Plastikbox mitbringen und hier rein alles abfüllen lassen.
Zu Hause:
Baumwoll-Abschminktücher (ca. 10 €), die man wie Handtücher einfach waschen kann. Übrigens sehr praktisch auf Reisen, da platzsparender als die nervigen Wattepads.
Einen Filter (z.B. von BWT) in den Wasserhahn einbauen (geht ganz einfach). Meiner hat knapp 70 € gekostet und reicht für über 1000 Liter. Schmeckt super, auch für Kaffee oder Tee, Geräte wie Wasserkocher verkalken nicht und ich spare Geld und Schweiß, weil ich kein Trinkwasser einkaufen muss.
Wiederverwendbarer Frischhaltefolienersatz (z.B. Beeswax, ab 8 €).