Salalah

Magischer Oman: Salalah Diary Part I

30. April 2018 von in

„Der Oman ist ein sehr vornehmes Land“, erklärt uns unser Sitznachbar. Wir befinden uns gerade irgendwo über der unendlichen Wüstensteppe des Landes, auf dem Weg von der Hauptstadt Maskat im Norden nach Salalah im Süden, dem einzigen tropischen Gebiet der arabischen Länder und der „Karibik des Omans“. Einen 6,5-Stunden-Flug haben wir schon hinter uns, der über Nacht kaum zu spüren war, der zweite Flug dauert eineinhalb Stunden. Mit dem Auto würden diese 1000 Kilometer durch nichts als Steppe führen, 13 Stunden lang, und man könnte sie nicht ohne extra Benzinkanister und einen großen Vorrat Wasser überstehen. „Die Strecke ist sehr eintönig, das muss man schon sagen.“ Unser Sitznachbar ist Mitte 50, trägt Leinenhemd und einen leichten Pullover umgebunden und entspricht dem Bild des Touristen, das uns hier noch öfter begegnen wird: Weltgewandte und intellektuelle Reisende, die den Zauber des Omans lieben und der Kultur von 1001 Nacht mit Respekt und Interesse begegnen. Völlig entspannt erklärt er uns, dass er nun schon einige Male den Oman bereist hätte, gestern noch ein traditionelles Dorf in den Bergen des Nordens besucht habe und nun auf dem Weg in den Süden sei, in einem der erst wenigen dortigen Resort-Hotels wohnen und sich ein Auto mieten werde. „Die Strecke von Salalah Richtung Yemen ist wahnsinnig schön.“

All unsere Vorurteile verpuffen in einem einzigen Gespräch mit diesem Mann. „So nah am Yemen? Ihr spinnt doch!“, „Zwei Frauen allein im Oman?“, „Passt bloß auf euch auf“ – all das waren Reaktionen, die wir im Vorfeld unserer Reise zu hören bekommen haben. Nur die, die sich ein bisschen über den Oman informiert hatten, wie über ein geheimes Paradies, hatten hellauf begeistert und tiefenentspannt reagiert. Denn das Land ist alles andere als gefährlich, schaffte es vor einigen Jahren sogar auf Platz 4 der sichersten Länder der Welt. Unter Sultan Quabus entwickelte sich der Ölstaat von einem traditionellen Land mit nur wenigen Straßen zum modernen Staat, der sich aus internationalen Konflikten heraushält, zur „arabischen Schweiz“, zu einer der wenigen absoluten Monarchien, in denen man von den Einheimischen ein Klima der Dankbarkeit und Zufriedenheit zu spüren bekommt und in der sowohl die Männer, als auch die Frauen gefördert werden.

Ein paar Stunden später packen wir unsere Sachen auf unserem Bett im Fanar Hotel aus, unter einem Sternenhimmel zum Anknipsen und mit Pools, Palmen und 35 Grad vor dem Balkon. Vor ein paar Jahren gab es in Dhofar, dem Süden des Omans, der von der Wüste, dem von Bürgerkrieg abgeschotteten Yemen und einigen Fischerdörfern an der Küste begrenzt wird, nur drei große Hotels. Mittlerweile erheben sich ein paar mehr Resorts aus der steppenähnlichen Gerölllandschaft, die sich zwischen dem Gebirge und der Küste erstreckt, aber wirklich viele sind es immer noch nicht. Der Tourismus keimt gerade erst auf hier im Süden, und auf jedes Hotel sind die Omani stolz, wie die Münchner auf den FC Bayern. Vor ein paar Jahrzehnten gab es hier nicht viel mehr als ein paar Fischer, keine Universität und kaum Infrastruktur. Dass in der Gegend heute mehrere Hotels wie die Hotelanlage Hawana Salalah, die aus dem Rotana Resort, dem Juweirah Hotel, unserem Fanar Hotel und Eco Lodges bestelt, wie prachtvolle Moscheen in der Sonne glänzen, ist ein Zeichen des Wohlstands und der Unabhängigkeit von Erdöl, der Ressource, die dem Land zur Modernität verholfen hat, und die irgendwann erschöpft sein wird.

Unser Hotel bildet mit den angrenzenden Juweira und Rotana Resorts die Anlage Hawana Salalah, eine Oase voller Palmen, Meerwasserflüssen, Brücken, Stränden, Restaurants und sogar einer Rooftopbar, in der man absolut rundum versorgt ist mit allem, was das Herz begehrt. Selbst mit Fahrrädern braucht man eine ganze Weile, um von einem Ende zum anderen zu gelangen, und neben Halbpensions- und nur-Frühstücks-Gästen reihen sich auch die All-Inclusive-Urlauber ein. Eine Zielgruppe ist jedoch kaum zu definieren, alle Menschen- und Altersklassen sind vertreten, denn viel mehr Alternativen als die großen Resorts gibt es in dieser Gegend des Landes kaum. Wenn gebaut wird, dann gleich groß – und so schlendern zwischen all den kunterbunten Touristen auch immer wieder Gruppen traditioneller Omani durch die Hotelanlage, die den Fortschritt und das bunte Treiben nicht verpassen wollen.

Am nächsten Morgen wartet unser Auto auf dem Hotelparkplatz, das wir für rund 100 Euro schon von zu Hause aus gebucht haben. Wir packen unsere sieben Sachen und die Hotelstrandtücher ein, schalten die Klimaanlage an und fahren los – raus aus der Resort-Anlage und rein in eine völlig andere Welt. Nachdem wir gerade noch neben unzähligen Menschen das gigantische Frühstücksbuffet ausgekostet hatten, finden wir uns plötzlich auf einer völlig leeren Straße wieder. Sie ist perfekt geteert und mit Straßenlaternen ausgestattet, aber weit und breit ist kein Auto zu sehen. Kein Auto, kein Haus, kein Mensch, sondern nur Steine,Weite, Sand, Hitze – und Kamele. Über die Schilder am Straßenrand, die ein rot eingekreistes Kamel zeigen, müssen wir erstmal lachen – bis das passiert, woran wir uns schnell gewöhnen, und eine komplette Kamelherde über die vierspurige Straße schlendert. Die paar Autos, die die Straße mittlerweile doch mit uns teilen, bleiben völlig unbeeindruckt und fahren einfach im Schritttempo weiter, wir starren aus den Fenstern heraus und können nicht glauben, wo wir gelandet sind.

Alles, was ab jetzt passiert, ist kaum mehr zu beschreiben und versetzt uns in so wahnsinnige Euphorie, dass wir den Tag nur noch im Freudentaumel verbringen. Wir fahren nach Salalah, über die prunkvolle, mit Palmen und goldenen Laternen gesäumte Sultan Quabus Straße, schlendern über den traditionellen Souk und kaufen viel zu viele Körbe, Weihrauch und Räuchertürmchen, fahren vorbei an Kokosnussständen vor Bananen- und Palmenwäldern, vorbei an Tankstellen mit spottbilligen Benzinpreisen und fernen Ölraffinnerien und halten schließlich am Mughsail Beach, einem kilometerlangen Sandstrand. Eigentlich ist jeder Strand hier kilometerweit und so breit, dass man sich schon hier vorkommt, wie in der Wüste. Wir steigen hinauf zu Blow Holes, an denen die das Meerwasser von unten wie Fontänen durch den Kalkstein schießt, sehen die Wellen brechen, so weit das Auge reicht und springen schließlich ins badewannenwarme Meer.

Ein bisschen nervös sind wir, nur in unseren Badeanzügen, während ein paar hundert Meter entfernt zwei Frauen im Burkini schwimmen. Wir haben uns extra nicht mehr in Sichtweite der wenigen anderen Badegäste des öffentlichen Strandes positioniert, um die auch hier weit verbreitete Kultur der weiblichen Verschleierung mit Respekt zu behandeln, doch plötzlich läuft ein traditionell gekleideter Mann in bodenlangem, weißen Gewand und der typisch omanischen Kappe vorbei. Wir sind gerade aus dem Wasser gestiegen und wickeln uns eilig die Handtücher um, da grinst er uns an, winkt, und spaziert weiter. Wir sehen ihm noch hinterher, da kommt ein schwarzer, glänzender Mercedes vor uns auf dem weißen Sand entlanggefahren, wieder wird uns fröhlich zugewunken. „Moderne trifft auf Tradition“, so hatte es in den Reiseführern gestanden. Und so langsam begreifen wir, was es mit dieser völlig verrückten Mischung in diesem Land auf sich hat.

– vielen Dank für die Hoteleinladung des Fanar Resorts der Anlage Hawana Salalah, den Rest der Reise haben wir privat organisiert und gezahlt –

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9 Antworten zu “Magischer Oman: Salalah Diary Part I”

  1. Ganz toll beschrieben. Macht sogar bisschen Gänsehaut beim Lesen, du bringst ganz toll das Gefühl das ihr dort hatten wieder – zumindest glaube ich mich gut rein fühlen zu können.
    Werde dort auch bald hinreisen. Lg aus Graz

  2. Ich hatte ein Mal eine Zwischenlandung in Maskat und habe das Gebiet von oben gesehen. Für mich war es damals nur Sand und Trockenheit. Wenn ich mir euren Bericht anschaue, ist es wirklich viel mehr als das! Man muss sich vermutlich einfach darauf einlassen! :)
    Liebe Grüße <3

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