Love Fool: „Wir brauchen ein Gegenstück“ – Fabienne Rost von Glückskonzepte
Beziehungsunfähig, bindungsunfähig und sowieso niemals auf der Suche nach der großen Liebe. Medial gesehen können wir in Liebesdingen einpacken: Wir sind die Generation Beziehungsunfähig, die sich auf Tinder tummelt und die große Liebe nur noch aus Hollywoodfilmen oder von Erzählungen der Omi kennt. Falsch, haben wir uns gedacht: Warum verunsichern uns Medien und stellen ein Bild dar, dass so gar nicht existiert? Denn es gibt sie, die großen wie kleinen Lieben. Die Menschen, die gemeinsam durch dick und dünn gehen. Die Frauen und Männer, die an die Liebe glauben und das auch leben (wollen). Deswegen haben wir uns auf die Suche gemacht und mit Menschen gesprochen, die uns anders als Michael Nast & Co. nicht die (Liebes-)Welt erklären wollen, sondern ihre Erfahrungen schildern – und vor allem zeigen: Ja, es lohnt sich an die Liebe zu glauben!
Wären wir die Generation Beziehungsunfähig, die, die sich keineswegs mehr eine langfristige Beziehung vorstellen kann, sogar vielleicht lieber nur von Affäre zu Affäre tummelt, könnte Fabienne Rost einpacken. Denn die 26-Jährige ist Hochzeitsplanerin in München. Aber im Gegenteil: Seit 2015 plant sie Hochzeiten mit ihrer eigenen Agentur Glückskonzepte – und das mit steigendem Erfolg.
Du organisierst Hochzeiten – wie kam es denn dazu, dass du Weddingplanerin geworden bist?
Nach meinem Marketing Management Studium habe ich eine Weil bei O2 gearbeitet. Dort bin ich schnell in die Eventplanung gerutscht, was mir wahnsinnig Spaß gemacht hat. Als ich vor der Entscheidung stand, meinen Vertrag zu verlängern oder doch zu gehen, habe ich mich für Zweiteres entschieden. Ich wollte was Neues wagen – die Hochzeitsplanung hat mich schon immer fasziniert. Denn hier plant man nicht nur, sondern darf auch kreativ ein bisschen mitmischen. Nach einem Praktikum bei einer Weddingplanerin war klar: Ich probiere es. Seit Herbst 2015 bin ich also mit Glückskonzepte selbstständig!
Die Menschen, die zu euch kommen, sind verliebt und wollen heiraten. Was verbindet diese Paare aus deiner Erfahrung heraus?
Zuerst einmal verbindet alle, dass sie heiraten möchte. Sie möchten tatsächlich ihre Liebe besiegeln. Zudem fällt auf, dass unsere Paare auch alle sehr modern sind. Sie haben ein bestimmtes Bild von ihrer Hochzeit, von der Ehe, das sicherlich anders ist, als die Generationen vor uns. Die meisten Paare verbinden mit einer Hochzeit heute nicht mehr das Strenge in der Kirche. Sie wollen viel mehr ein großes Sommerfest mit Familie und Freunden. Die Zeremonie ist nach wie vor wichtig, aber nicht mehr der zentrale Mittelpunkt. Viel wichtiger ist das Zusammensein mit all seinen Liebsten. Und dabei helfen wir natürlich gerne!
Glauben eure Paare an die ewige Liebe?
Ich glaube, die meisten sind realistisch, aber natürlich glauben sie an die Sache an sich. Sie nehmen die Hochzeit und die Ehe ernst. Auch wenn die Feste also heute lockerer werde, der Anlass an sich ist weiterhin ernst.
Welches Hochzeitspaar hat dich besonders beeindruckt?
Wer wie wir mit vielen Paaren zu tun hat, nimmt ganz viel für sich mit – auch für die Liebe. Besonders beeindruckt haben mich Samuel Koch und Sarah. Nach unserer gemeinsamen Zeit während der Vorbereitungen habe ich viel über meine Beziehung und die Liebe reflektiert. Die beiden sind so rücksichtsvoll zueinander, so achtsam. Man guckt sich also doch ein bisschen was von Paaren ab, schließt andere Dinge natürlich für sich aus. Ich habe definitiv viel über Kommunikation in zwischenmenschlichen Beziehungen in den letzten beiden Jahre gelernt.
Glaubst du an die große Liebe?
Ohja, ich glaube an die große Liebe. Ich fände es schade, wenn nicht. Ich finde, es ist auch nicht falsch, daran zu glauben. Selbst wenn das manchmal unrealistisch klingt, ich finde den Gedanken an sich sehr schön. Genauso wie ich den Hochzeitsgedanken sehr schön finde. Tatsächlich kann man wahrscheinlich auch gar nicht Hochzeitsplaner sein, wenn man nicht an die Liebe glaubt. Schließlich planen wir die Feiern so, dass man sie nur einmal im Leben macht. Es soll der schönste Tag im Leben sein.
Was macht die Liebe für dich so wertvoll?
Ich persönlich glaube, wir brauchen ein Gegenstück. Das merke ich privat bei mir, genauso wie bei meinen Paaren. Es ist schön, zu zweit zu sein, sich gegenseitig zu ergänzen. Liebe ist da etwas ganz wichtiges für uns alle. Jemanden zu haben, mit dem man selber sein kann, aber mit dem man auch Dinge teilen kann. Gemeinsam lernt man dazu, genauso stellt man Dinge in Frage. Ohne die Liebe zwischen zwei Menschen wäre das alles doch ein bisschen traurig.
Was macht für dich eine gut funktionierende Beziehung aus?
Für mich persönlich ist Ehrlichkeit sowie viel Reden super wichtig. In privaten Beziehungen genauso wie in geschäftlichen. Lass uns immer ehrlich sein, sage ich oft zu meinen Kunden. Lasst es uns lieber fünfmal besprechen. Es ist besser, die Dinge anzusprechen, statt mit Bauchschmerzen zu schweigen. Und das gilt in allen zwischenmenschlichen Beziehungen.
Was rätst du in stürmischen Zeiten?
Auch hier gilt: reden. Die Ernsthaftigkeit rausnehmen. Wir kennen das doch alle: Oft streitet man sich, es schaukelt sich hoch – und plötzlich muss man lachen, weil es so dämlich ist. Manchmal muss man auch überlegen: Streite ich jetzt nur um des Streits willen? Und natürlich: Verständnis für den anderen!
Glaubst du, wir sind die Generation Beziehungsunfähig?
Ganz ehrlich: Das Thema wird viel zu hoch geschaukelt von den Medien. Das wird so schnell gesagt. Ich persönlich finde das schwierig. Denn aus meiner Erfahrung heraus, gerade bei Männern, gilt: Wenn die richtige Frau (oder Mann) kommt, ist man plötzlich nicht mehr beziehungsunfähig. Aber klar, wir müssen heute keine großen Kompromisse mehr eingehen, wir haben hohe Ansprüche an den (zukünftigen) Partner. Da wird es schwieriger, sich auf wen einzulassen. Aber ich glaube, manchmal vergessen die Menschen, wie schön es ist, mit jemanden zusammen zu sein. Das, was ich gerade tue, meinen Traumjob zu leben, das hätte ich nie geschafft ohne meinen Freund. Er hat mich unterstützt, hat mir Rückhalt gegeben. Alleine erreicht man manchmal gar nicht die Dinge, die man sich vorstellt, weil einem der Rückhalt oder der letzte Anstoß fehlt.
Also glaubst du an die Liebe?
Oh ja, und es wäre so schade, wenn nicht.
Eindrücke von Fabienne und ihrer Arbeit mit ihrer Agentur findet ihr auf Instagram und Facebook – wunderbare Hochzeitsimpressionen gibt es auch noch auf Pinterest. Zur Website geht es hier.
4 Antworten zu “Love Fool: „Wir brauchen ein Gegenstück“ – Fabienne Rost von Glückskonzepte”
[…] unserer Serie Love Fool beleuchten wir die heutige Sicht auf die Liebe – abseits von Generation Beziehungsunfähig. […]
Ach, ich muss einfach mal meinen Dank und Lob aussprechen!
Finde die neue Serie richtig gut. Nicht nur, dass ihr einen Trend setzt gegen das Love-Bashing. Sondern ihr geht auch raus und redet tatsächlich mit Menschen, statt nur aus der Ich-Perspektive zu schreiben. Macht einfach sehr Spaß zu lesen. Habt bisher zwei sehr interessante Menschen gefunden und die Artikel haben ein super Länge!
Würde mich sehr über mehr freuen :)
Liebe Jana!
Das freut uns sehr! Es kommen noch einige Folgen :)
Liebe Grüße!
[…] Wir brauchen ein Gegenstück – Hochzeitsplanerin […]