London FW: 60er, 70er, 80er Austin Powers und die neue Geschmacklosigkeit
Meine liebste Fashion Week in New York ist bereits vorbei und im nahtlosen Übergang fliegen wir rüber nach London. London ist die vielleicht ausgeflippteste Fashion Week der großen vier Modestädte New York, London, Mailand, Paris, und wenn ich die Städte in Sex and the City Charakteren typisieren müsste, wäre Miranda New York (Understatement und der sowohl stärkste und coolste Charakter), Samantha London (aufregend, spannend und neu), Charlotte Mailand (Charlotte ist mir einfach am unsympathischsten) und Carrie Paris (stilsicher und offensichtlich der Protagonist). Aber davon möchte ich heute gar nicht sprechen. Sondern von Samantha, beziehungsweise der London Fashion Week.
Ich weiß nicht ob es denjenigen unter euch, die die Fashion Weeks verfolgen, auch so geht, wenn ich sage, dass mir die 70er langsam auf die Nerven gehen, bevor sie überhaupt richtig beginnen konnten. Es ist erfrischend, endlich wieder gemacht aussehen zu dürfen – obwohl ich mir gerne meine Haare jahrelang zu einem Dutt zusammengewurschtelt habe und diesen als „Undone Bun“ verkauft habe, obwohl ich gerne eine schwarze Röhre und ein weißes Männershirt getragen habe und dieses Outfit als „Minimalismus“ bezeichnet habe. Auf dem Laufsteg geht es wieder geschminkter zu, gestylter, Frisuren werden wieder zu richtigen Frisuren und der Minimalismus, der die Modewelt nun jahrelang dirigiert hat, verabschiedet sich klammheimlich.
Typisch London – den cowboyartigen Hippieflair hat die Fashion Week in England tendenziell mal eben übersprungen und mischt nun irgendwas mit 60er, 70er und 80er Einschlag zusammen. Knallbunte Discovibes, die mich stark an Austin Powers erinnern (ich komme einfach nicht drum herum). Groovy! Und erneut typisch London: Ich bin überrascht und klicke mich durch die Galerie von Jonathan Saunders, Topshop Unique oder Temperley London und schwanke mit meiner Meinung irgendwo zwischen „Bin ich die einzige, die den Look nicht versteht“ und „Ist das euer Ernst“ und „Verdammt, das ist großartig“. London polarisiert in meinen zwiegespaltenen Gedanken, und ich bin wütend auf Jonathan Saunders. Wie kann er nur so eine geschmacklose Kollektion auf den Markt bringen, und ich liebe Jonathan Saunders, für seine gewagten Outfits und gleichzeitig macht es mich wieder wütend, dass ich eher denke, eine Zeitreise gemacht zu haben, statt eine recycelte und moderne Version von Austin Powers vor mir zu haben. Beziehungsstatus: Es ist kompliziert.
Ähnliche Situation bei Topshop Unique. Das Gesamtbild? Irgendwie gut. Einzellooks? Absolute Katastrophe, zumindest wenn ich nach mir gehe und mein objektives Auge kurz inne hält. Geschmacklos. Blaue Lackhosen, braune Samtblazer und braune Samt-Overalls mit Schlag, kombiniert zu beigen Hemden. Im Anschluss folgen Federpelz besetzte schulterfreie Minikleider, die mich komplett irritieren und für mich so gar nichts stilistisch mit den Looks davor zu tun haben. Gleichzeitig hüpft mein Herz, wenn ich sehe, dass mich Mode endlich mal wieder zum Nachdenken bringt, mich ratlos macht und verrückt. Beziehungsstatus: Es ist kompliziert.
Und nun die Frage: Bin ich die einzige, die das Gefühl hat, die Shows nicht verstanden zu haben? Bin ich alleine mit dem Gedanken, dass wir uns seit einer Saison in einer Zeitmaschine von Jahrzehnt zu Jahrzehnt hangeln ohne moderner Umsetzung? Seit einem halben Jahr sitze ich mit offenem Mund da und staune, bin fasziniert, genervt und schockiert und komme nicht um die Frage herum: Was ist da los?
2 Antworten zu “London FW: 60er, 70er, 80er Austin Powers und die neue Geschmacklosigkeit”
Ich teile deine Meinung.. grauenhaft irgendwie.. und du bist definitiv nicht die erste Bloggerin die das nicht versteht, also auch nicht alleine :D
Bitte keinen Samt, und die Farbe braun soll ruhig auch draußen bleiben. Irgendwie fehlen Neuheiten, ich habe eher das Gefühl alles schon mal gesehen zu haben. Die Einzelteile wüsste ich nicht zu kombinieren und die Gesamtoutfits sehen auch nur auf den Laufstegen gut aus!
Unterschreibe ich komplett. Die Sachen sind auch absolut nicht mein Fall und kommen irgendwie sehr uninspirierend daher.