Lesetipp: H&M vs. Zara – eine Stern-Reportage

29. November 2013 von in ,

Deutschland ist ein Fast-Fashion-Land. Kaum woanders wird so viel Kleidung konsumiert, gekauft, verkauft und den neusten Trends hinterhergejagt. Bislang war H&M der Big Player auf den Einkaufsmeilen, doch Zara hetzt hinterher. Gerade eröffnete das Inditex-Unternehmen seine 100. Filiale in Deutschland. H&M vs. Zara. Schweden gegen Spanien. Der Kampf um die Kunden hat begonnen. Wie unterschiedlich die Unternehmen agieren und wie gleich sie sich am Ende doch bei den schlechten Produktionsbedingungen sind, beleuchtet ein Artikel mit dem Titel Und wer zieht sie an? im aktuellen Stern-Magazin.

In dem Artikel erörtern die Autoren wichtige Fakten beider Unternehmen. Während Zara jagt, ist der H&M das gejagte Unternehmen. Vor sieben Jahren hat laut Stern-Artikel Zara H&M weltweit überholt. Heute gilt die Inditex-Kette als Global Player. Nur in Deutschland ist H&M noch Vorreiter. Doch das soll sich ändern. Während H&M in seiner Marketingstrategie auf Designer-Kooperationen, Promi-Unterstützung und große Werbeplakate setzt, steht Zara werbetechnisch für Understatement. Statt großer Werbung läuft bei Zara vieles online ab, Lookbooks werden veröffentlicht, doch das war’s auch schon. Ganz nach dem Motto: „Ein schönes Schaufenster ist besser als jedes Werbeplakat“, wie die Spanier im Stern-Artikel zugeben. Auch sucht Inditex seine Lagen nicht nur nach Kaufkraft, sondern auch nach Nachbarn aus. Zara positioniert sich neben Gucci & Co. in den teuren Einkaufsstraßen. Wer zu Zara geht, soll Luxus zumindest schmecken. Statt verrückte Klamotten wie bei H&M tragen Zara-Mitarbeiter schwarz.

Interessant: Beide Unternehmen lassen sich laut Stern kaum in ihre Karten blicken. Umsätze werden nur selten veröffentlicht, Interviews der Firmenleiter sind selten. Beide haben aber ein Ziel: Mit Fast Fashion extrem viel verdienen. Doch auch hier sind die Konzepte unterschiedlich.

Während Zara berüchtigt für seine Kopien ist, hinkt H&M öfter hinterher. Ein interessantes Beispiel des Stern-Artikels: In der Produktzentrale wird täglich geprüft: Wie gut wurde der Blazer, der gestern ausgeliefert wurde, verkauft? Wurde der grüne Blazer öfter verkauft, als der rote, liegen kurz darauf bei Zara nur noch die grünen Blazer aus. Bei H&M weiterhin beides. Auch setzt Zara auf Schnelligkeit: Sehr schnell kleine Mengen in die Läden bringen, ist das Erfolgsrezept. Wer nicht schnell genug shoppt, findet sein Lieblingsteil nur noch auf Ebay. Je weniger es gibt, umso begehrenswerter ist es. Deswegen lässt Zara seine Lieferungen fliegen, um schneller agieren zu können, während H&M viel auf der Straße und der Schiene transportiert. Dass auf Kosten der Fast Fashion das Klima leidet, ist in Zeiten der Globalisierung die traurige Wahrheit.

Denn was H&M und Zara gemeinsam haben: So viel so schnell wie möglich in den ärmsten Ländern produzieren. Gern zugeben tun sie das nicht. Und so arbeiten die Unternehmen seit dem schlimmen Unglück in Bangladesh gegen das Image der Ausbeuterei. Da sitzen die beiden Konkurrenten zum ersten Mal zusammen, um die Arbeitsbedingungen der Textilarbeiter zu verbessern. H&M hat im Frühjahr als Vorreiter eine Liste aller Zulieferer veröffentlicht. Ein seltener Fall in der Branche. Auch wollen sie bis 2018 faire Löhne für alle Textilarbeiter durchsetzen. Gleichzeitig enthüllt der Stern-Report: Beide Unternehmen suchen weiterhin billige Produktionsstätten. Next stop: Afrika. Zara ist bereits vor Ort.

Und am Ende steht der Verbraucher. Die Unternehmen reagieren auf unser Kaufverhalten. Wir kaufen mehr als wir brauchen. Wir lieben Mode, verlieren aber oftmals das Maß. Auch wenn ein Modeblog per se sich ebenfalls kritisch in das Konsumverhalten einreiht, bleibt uns nur noch einmal zu sagen: Weniger ist manchmal mehr. Auch wir kaufen gerne bei Zara & H&M und Co. ein. Doch ein zehntes weißes Tshirt braucht man nicht. Weder als Modeblogger, noch als Otto-Normalverbraucher. Nur wir als Konsumenten können etwas verändern – indem wir uns informieren und umdenken.

Unser Artikel ist ein kleiner Ausriss der siebenseitigen Reportage aus dem Stern. Alle Fakten, Informationen und Hintergründe gibt es in dem Artikel von Nikola Sellmair und Dirk van Versendaal. Deswegen ist unser Lesetipp (und Kauftipp) zum Wochenende die die Printausgabe des Sterns. Aufschlussreich, interessant und vor allem aufklärend.

Alle unsere Artikel zum Thema Lesen  findet ihr hier auf einen Blick.

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27 Antworten zu “Lesetipp: H&M vs. Zara – eine Stern-Reportage”

  1. Danke für den Tipp. Kaufe den Stern sonst nicht, da er mich selten anspricht und ich vieles auch zu reißerisch finde, aber das Thema interessiert mich doch sehr.
    Auch du hast hier einen tollen Artikel geschrieben und den Vergleich auf den Punkt gebracht, denn irgendwie fühlt sich kaufen bei Zara anders, hochwertiger an, das trifft auch auf mich zu, warum auch immer. Eine Statementkette bei Zara darf auch 50€ kosten, bei H&M schlucke ich schon bei 15€, sieht ja nicht so edel aus, ist ja irgendwie nicht Zara.
    Mit seinen Kopien und seiner minimalistischen, schicken Kleidung fährt Zara wirklich gut und man sieht auch an den Bloggern oder an IT Girls wie Olivia Palermo, dass die Kette mittlerweile als genauso stylish empfunden wird wie viele große Marken. Da ist H&m weit von entfernt.
    Wir profitieren von diesem Wettbewerb, andere Menschen nicht so und das ist traurig, denn machen wir uns nichts vor, jeder halbwegs Modeinteressierte weiß eben nicht nur, dass Zara ausgezeichnet Isabel Marant kopiert, sondern eben auch, dass der Laden ganz mies produziert und wir rennen trotzdem alle hin.
    Einer meiner Neujahrsvorsätze ist definitiv nach bewussterer Ernährung auch auf bewusstere Mode umzusteigen. Mal sehen wie das klappt.

    • Liebe Carolin,
      danke für deinen Kommentar – und du hast so recht. Mein Ernährung ist mittlerweile auch weitaus bewusster – das kam aber ziemlich unbewusst und natürlich (dieser Clean Eating Trend ist an mir irgendwie vorbeigegangen, weil ich schon immer ziemlich gesund esse haha). Aber auch einer meiner Neujahrsvorsätze soll sein, nch bewusster mit Mode umzugehen. Öfter überlegen, und mich auch mit Alternativen auseinanderzusetzen.
      Liebe Grüße

  2. Das klingt wirklich sehr interessant!
    Ich würde mich darüber freuen, wenn ihr auch mehr über nachhaltige Mode schreibt. Vielleicht ein paar „Grüne Shops“ vorstellt etc.
    ♥annemie

    • Liebe Annemie,
      da sind wir dran – wir suchen immer öfter nach guten Alternativen. :) Sind uns aber auch bewusst, dass eben nicht jeder sofort umsteigen kann – rein finanziell. Aber wir bleiben dran und versuchen, aufzuklären, umzudenken und nachhaltige Mode zu zeigen.
      Liebe Grüße!

  3. ich mag eure vielschichtigkeit, ihr könnt ohne probleme zwischen lifestylebeautyfashion zu ernsteren themen switchen, ohne dass es aufgesetzt wird. das empfinde ich bei vielen blogs, die auf den „produktionskritik-zug“ aufspringen, nicht so, weil im nächsten beitrag wieder ein neues oberteil schaugestellt wird. ich weiß, dass das für einen fashionblog wirklich ein schwerer balanceakt ist und kauf euch auch total ab, dass ihr die nachhaltigkeit leben wollt. deswegen freu ich mich schon auf den nächsten beitrag der fashion essentials (irgendwann kommt doch sicher das bretonshort oder? love!), ich denke, damit könnt ihr inspirieren.
    mich bringt der konsumwahn schon so lange zum nachdenken, sowohl bei beauty als auch bei mode. als stille langzeit-leserin vieler blogs macht es mir bauchschmerzen, wie sehr der trend in richtung“ständig neu“ entwickelt hat, wo doch gleichzeitig vintage so angepriesen wird.
    natürlich entdecke ich auch gern mal was wirklich neues, aber genauso liebe ich tauschen, 2nd hand und sachen von familie+freunde auftragen.
    und ich frage mich wirklich, wieso die vielen mädels nicht einfach mal ihren kleiderschrank öffnen und anfangen, ihre bestehenden teile zu kombinieren.
    ein fashionblog ist für mich nicht unbedingt der, der immer neues zeigt, sondern dem einfach nicht die eigenen ideen ausgehen. ja. mein gedanke zum freitag.

    • Liebe Mia,
      das freut mich bzw. uns sehr. Weil wir auch immer wieder vor diesem Balance-Akt stehen und uns fragen, können wir über Nachhaltigkeit berichten – und gleichzeitig trotzdem bei Zara kaufen und das zeigen? Sind wir damit trotzdem authentisch? Und ich denke, ja. Weil ein umswitchen nicht von heute auf morgen geht, weil Alternativen fehlen, weil es finanziell schwierig ist und weil es auch sehr undurchschaubar ist, diese Produktionskette. Aber wir wollen langfristig nachhaltiger leben – indem wir eben Essentials uns aufbauen, aber auch Trends leben. Wichtig ist der bewusste Konsum, indem man sich bewusst macht, was man „braucht“ und was nicht. Und dass man sich damit auseinandersetzt, wie diese ganze Maschinerie funktioniert. Für einen Modeblog ist das wirklich schwierig, weil wir den Konsum natürlich auch gewissermaßen „anpreisen“, aber wir lieben Mode. Mode ist ein fester Bestandteil unseres Lebens – und wir wollen sie hier mit euch in ihrer Vielschichtigkeit teilen. Dazu gehören unsere Einkäufe, unsere Gedanken sowie ernste Themen – die auch uns bitter aufstoßen, persönlich und in der Funktion als „Mode-Botschafter“.
      Danke für deinen Kommentar!
      Liebe Grüße!

  4. Ich mag deinen Beitrag.

    Mache mir auch schon lange Gedanken darüber.
    Am schrecklichsten finde ich nicht nur generell, dass wir alle dort kaufen, obwohl wir wissen wie es hinter den Kulissen aussieht, sondern wie oft. H&M ist echt spitzenreiter in neuen Klamotten an den Markt bringen. Schnell hat man das Bedürfniss, dass der Pullover von vor zwei Wochen „last season“ ist und ein neuer her muss. Es erschwert einem sogar den „eigenen Stil-Finden“, weil so viele verschiedene Trends auf einmal herrschen, und jede Woche Neue, dass man schon gar nicht mehr weiß was man eigentlich tragen kann, wer man ist und sein will.

    Mode hat nichts, rein gar nichts damit zu tun, immer den neusten Trend zu tragen. Aber das wird einem ununterbrochen vermittelt. Wichtiger sind Sachen mit Langzeit-Trage-Effekt die den eigenen Typ unterstreichen, man sich in ihnen wohlfühlt, sie viele Lebenslagen stand halten und nicht nach drei Maschinenwäschen aussehen wie von der großen Schwester weitergereicht.

    Ein guter Vorsatz also für’s neue Jahr, oder warum eigentlich auch nicht gleich anders zu denken und bewusster mit seinem Geld in Hinsicht auf Kleidung, Essen – ach und so vielem Mehr – umzugehen.

    xenia

    • Liebe Xenia,
      absolut. Die Liebe zur Mode bedeutet überhaupt nicht, den neusten Trends hinterherzujagen. Gleichzeitig kann sich die Liebe zur Mode auch unterschiedlich bei Menschen äußern. Und wie du sagst: Wir wissen alle, wie es bei den Highstreetketten hinter den Kulissen aussieht (oder auch bei teuren Labels), und trotzdem kaufen wir dort. Warum? Weil wir alle ein Stückchen High Fashion leben wollen, weil vielen finanziell auch gar nicht die Möglichkeit bleibt und weil viele gute Alternativen nicht kennen. In Deutschland herrscht noch immer die Geiz-ist-geil-Mentalität. Dass ich von einer gut produzierten Jacke, die teurer ist, lange etwas habe, muss man sich erstmal wieder bewusst machen. Dazu muss ich aber auch auf Basics zurückgreifen. Und da muss auch ich mich an der eigenen Nase packen. Ich kaufe sehr viel bei Zara, möchte aber gerne auch auf langfristige Wardrobe Essentials sparen.
      Wie du sagst: Ein guter Vorsatz ist es. Bewusster Umgang mit Mode, Essen und unseren Mitmenschen ist ein guter Weg!

      Liebe Grüße!

        • Ja, weil zu wenig bekannt ist – und weil auch irgendwie dieses „Ich-kaufe-mir-einen-Mantel-für-die-nächsten-fünf-Winter“ verloren gegangen ist. Und da gehts mir auch so. Das habe ich gar nicht mehr so drin, aber ich will versuchen, daran zu arbeiten. Ich habe beispielsweise seit drei Jahren einen dicken Parka von Topshop und freue mich jedes Jahr, ihn wieder auszupacken. Und das will ich langfristig mit mehreren Sachen schaffen :) und wir als Blogger versuchen aufzuklären, das Bewusstsein zu schärfen, Alternativen zu zeigen und auch selbst dabei zu lernen. :)

          • Stimmt genau! Ich kann mich noch erinnern wie ich früher als Teenager mit meiner Mutter Kleidung gekauft habe. Da war irgendwie immer auch die Frage: magst du das auch in 2 Jahren noch? Schade dass das mit der Zeit so verloren gegangen ist.
            Und danke für den tollen Artikel. Werde morgen direkt mal den Stern kaufen gehen.
            Liebste Grüße

  5. Fand deinen Artikel sehr interessant, allerdings hat mich dein Appell am Ende nicht sehr überzeugt. Ein zehntes weißes t-Shirt? Natürlich kaufe ich das nicht! Aber was ist mit der aktuellen Mode, die so dargestellt wird, das jeder denkt „muss ich haben“? Wie zb. dieser rot-schwarz-weiße wendeschal? Braucht man den? Nein! Will ich ihn? Ja! Und viele Blogger schüren dieses sinnlose wahnkaufen auch noch… War selbst schon oft genug betroffen und versuche gerade das zu ändern!

    • Liebe Antonia,
      Ja da stimme ich dir zu. Man lässt sich viel zu oft anfixen, von Dingen, bei denen man glaubt, man braucht sie, weil so viele sie einem vorführen. Aber auch hier ist jeder für sich selbst verantwortlich, sich zu hinterfragen, will ich das Teil, weil es die große Mode-Liebe ist, oder weil es mir vorgegaukelt wird, dass ich glaube, ich brauche es.
      Dass wir Modeblogger oftmals Dinge vorführen, die Menschen verführen mehr zu kaufen, mag sein, aber wir versuchen eben auch zu zeigen, dass man altes mit neuen verbinden kann und dass wir nicht jedem Trend (oder Bloggerhype) hinterherrennen. Aber auch wir müssen daran arbeiten und uns immer wieder hinterfragen – und insofern ist der Appell: lieber einmal mehr drüber nachdenken beim Kauf. :)
      Liebe Grüsse, Antonia

  6. Ich habe den Artikel gestern am BHF gelesen und irgendwie habe ich das Gefühl, dass man sich bei der Thematik immer mehr im Kreis dreht, da momentan wirklich viel über unfaire Produktiontszustände (Reportage über Primark, z.B.) berichtet wird, genauso gibt es bei beiden ,Moderiesen‘ Skandale: H&M+Angora und Zara+Färbemittel. Allerdings habe ich bei Zara eher das Gefühl, dass die die ganzen skandalösen Gesichten besser verdeckt halten.
    Es soll nicht das Gefühl entstehen, dass ich das bescheidn finde, aber irgendwann hören die Menschen auf, die Nachrichten zu einer Thematik wahrzunehmen, wenn eine Übersättigung da ist.

    Eine Information hat mich aber dann doch überrascht: Die Transportwege. Kein Wunder, dass bei Zara so schnell ,die nächsten Trend hängen‘, wenn alls via Flugzeug transportiert wird.
    Ich persönlich empfinde es als schwer eine gute Lösung für mich zu finden. Einen Schrank voller Deignerteike kann ich nicht finanzieren, aber ich kann momentan immer besser verzichten.

    • Liebe Nico,
      Mir geht es ähnlich, so viele widmen sich momentan dem Thema, aber ich finde es gut, dass immer mehr drüber gesprochen wird:)
      Ein Schrank voller Designerteile bedeutet nicht, dass man besser konsumiert, auch hier gibt es oft schlechte Produktionsbedingungen. Ich denke, öfter zu verzichten, ist ein Anfang. Eben ein bewussterer Umgang mit dem Thema Shopping in Verbindung mit der Liebe zur Mode.
      Liebe Grüsse,
      Antonia

  7. Danke, dass du auf die Reportage aufmerksam gemacht hast. Aber: wie oft liest man in eurem Blog nur Sätze wie: „Ja, auch wir als Modeblogger müssen bewusster einkaufen… wir sind nicht fehlerfrei, aber wir bemühen uns…“?
    Wenn dann stolz am nächsten Tag im Outfitpost ein Fast-Fashion-All-Over-Look präsentiert wird, und am Tag dadrauf noch einer, und noch einer, und noch einer….wirkt das ganze nach meinem Empfinden dann leider doch eher…unglaubwürdig.

    • Liebe Jasmin,

      ich kann deine Zweifel/Kritik verstehen, muss aber sagen, dass ich es so schade finde, dass es scheinbar nur schwarz und weiß gibt. Und ich frage mich: Warum denn nicht grau? Beginnt man als Modeblogger sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen, wird einem schnell der Spiegel vorgehalten – und man hinterfragt sein eigenes Handeln. Gleichzeitig erwarten dann Leser wie du, dass man – wenn man darüber berichtet – diese Nachhaltigkeit zu 100 Prozent völlig lebt. Nur dann ist man offensichtlich glaubwürdig.
      Aber bin ich denn nicht authentischer, wenn ich sage: Klar, ich setze mich damit auseinander, ich will dass mehr Leute davon erfahren und ich persönlich lerne auch jeden Tag dazu und will langfristig etwas ändern, gleichzeitig kaufe ich natürlich bei Zara ein, weil auch ich nicht eine reine Weste habe(n kann), weil es finanziell schwierig ist (und natürlich mich der Trendgedanke lockt, genauso wie ich nicht IMMER völlig überlegt shoppe). Das ist jetzt der Ist-Zustand. Wie das in einem Jahr ist, weiß ich nicht. Vielleicht bin ich dann schon „besser“ und kaufe nur noch nachhaltig ein.

      Als Modeblogger steckt man – wie in den Kommentaren oft erwähnt – in einem Dilemma. Da die Alternativen noch oft zu undurchsichtig und zu „unmodisch“ sind und die Liebe zur Mode einem ja dann vielleicht abhanden geht. Ich liebe Mode, ich kaufe gerne ein, will dies aber heute mit dem Bewusstsein machen, was dahinter steckt. Will mich von Fast Fashion entfernen, gleichzeitig aber nicht den Spaß an der Mode verlieren, versteht man das.

      Ich finde es schade, wenn man gleich als unglaubwürdig gilt, weil man eben keine blütenreine Weste hat – doch wer hat die schon? Und ist die Intuition, die Aufklärung zum Thema und die kritische Auseinandersetzung mit Mode, Konsum nicht auch gut – in meiner möglichen Vorbildrolle als Modeblogger? Ich denke, es ist ein Anfang. So wie die Leser lernen, lernen auch wir.

      Liebe Grüße!

  8. schöner beitrag! und mir gefällt auch die diskussion hier in den kommentaren. allein das regt das eigene konsumbewusstsein schon an.

    von jetzt auf gleich umsteigen finde ich auch schwierig; aber hinterfragen und beim einkauf zwei mal überlegen ist doch schon ein guter schritt. in meinem kleiderschrank hängen auch einige teile, die nicht sein gemusst hätten, sowas ärgert mich dann im nachhinein richtig. inzwischen hat sich mein kaufverhalten im vergleich zu vor 1-2 jahren immerhin schon gebessert. man lernt ja doch. und mit der zeit kann man sich auch daran gewöhnen, an den lockenden schaufenstern einfach vorbeizugehen… :)

    • Liebe Fran,

      ja, ich finde die Diskussion auch spannend – und wichtig.
      Mir gehts wie dir, mein Kaufverhalten hat sich auch schon extrem geändert im Vergleich von vor zwei Jahren. Allein, weil ich mich nicht mehr so anfixen lasse im Internet und auch weiß, was mein Stil ist.
      Liebe Grüße!

  9. Eine schöne Diskussion. Vor einiger Zeit habe ich damit angefangen, mich intensiver mit dem zu beschäftigen, was ich habe. Das heißt auch, dass ich eine Jeans, nur weil sie hier und da aufgeht, nicht wegschmeiße und weggebe, sondern sie repariere (okay, oder reparieren lasse). Wenn unsere Kleidung unter unsozialen und umweltschädlichen Umständen entsteht, sollten wir wenigen versuchen, unsere Kleidung so lange wie möglich am Leben zu erhalten.

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