Lesetipp: Doris Knecht

21. November 2013 von in

Gut situierte Wiener Bobos, beziehungsweise reiche Althipster, die mit einem morbiden Blick aufs Leben ihre Lektionen lernen – davon handeln die Romane von Doris Knecht. Sie selbst ist österreichische Journalistin, Kolumnistin, Djane und seit einiger Zeit auch Schriftstellerin und trifft genau den Schreibstil, den ich liebe: lustig-wortgewandt, aber auch unverblümt ehrlich. Themen wie gesellschaftlicher Status und posher Lifestyle, One Night Stands und Affären, Drogen und Exzesse aber auch Liebe, Familie und Geborgenheit, Krankheiten und böse Vergangenheiten behandelt sie in ihren Romanen.

Als erstes fiel mir Gruber geht in die Hände: John Gruber ist ein ziemlich gut verdienender Wiener, der so ziemlich niemanden leiden kann, und schon gar nicht die statusorientierte Gesellschaft, in der er sich bewegt, aber deshalb erst recht mitmacht. Er hasst Familienfeste, den Mann seiner Schwester, die Menschen in den schicken Lokalen, in denen er sich bewegt, und dass sein bester Freund verliebt ist – weich ist für ihn gleich jämmerlich, bemitleidenswert, Arschloch. Für ihn zählen nur sein Geld, sein Auto und seine Aufrisse, bis bei ihm Magenkrebs festgestellt wird – und eigentlich nicht mal da, sondern tatsächlich erst, als er sich nach langer Zeit eingesteht, verliebt zu sein.

Genau dieser Gruber taucht in einer kleinen Nebenszene auch in Doris Knechts zweitem Roman Besser auf – er ist ein entfernter Bekannter, auf den die Hauptperson Antonia Pollack beiläufig in einem dieser schicken Cafés trifft. Die Geschichte ist also im selben „Bobo“-Metier angesiedelt, Antonia die Mutter zweier Kleinkinder und Ehefrau des Immobilieninvestors und Kunstsammlers Adam. Mit ihm bewegt sie sich zwischen Paaren, die Nannys anstellen, Landhäuser kaufen und teuersten Wein und feinstes Essen in pseudo-abgefuckten Ateliers servieren. Antonia hat sich diesen Mann und dieses Leben ausgesucht, weil sie eine düstere Vergangenheit hat, von der niemand, und eigentlich auch nicht mehr so richtig sie selbst Bescheid weiß, denn sie hat ihre Geheimnisse ins hinterste Eck ihrer Erinnerungskiste geschoben. Tatsächlich fühlt sie sich aber nie zugehörig, verachtet all ihre Bekannten und betrügt ihren Mann – und dann wird sie auch noch von ihrer Vergangenheit eingeholt.

Die beiden Romane haben alles geschafft, was ein Roman leisten soll: Sie haben mich gefesselt, belustigt, zum Nachdenken gebracht und mich an einigen Stellen auch zum Selbstreflektieren angeregt. Wer wie ich auf lebensnahe Stories steht, die kein Blatt vor den Mund nehmen, dem ist Doris Knecht nur zu empfehlen.

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5 Antworten zu “Lesetipp: Doris Knecht”

  1. Das klingt sehr interessant. Kommt auf meine Merkliste…
    Aber was ist/bedeutet überhaupt „Bobo-Szene“?
    Ich hab da grad ein Brett vorm Kopf :(

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