Lesestoff! Unsere liebsten Bücher für das lange Wochenende

30. April 2020 von in

Hände hoch, wer die Social-Distancing-Phase dazu nutzt, endlich wieder mehr zu Büchern zu greifen? Wir von amazed lesen auf jeden Fall ein bisschen mehr. Bücher haben die magische Kraft, uns in Zeiten wie diesen in fremde, neuartige Welten zu entführen, uns mit Traumbildern abzulenken und neues Wissen zu vermitteln. Ob Bestseller, großartige Geschichte, Sachbuch oder Philosophie-Theorien, Bücher sind unsere Auszeit von der hektischen und unsicheren Welt da draußen.

Da das lange erste Mai-Wochenende ansteht, wir alle es wohl oder übel in unseren vier Wänden verbringen müssen und jede Menge Zeit haben, kommen hier unsere 3 Bücher, die uns jeweils besonders am Herzen liegen. Ihr dürft natürlich auch zuerst sehr gerne mein Buch „Angstphase“ lesen – ich würde mich riesig freuen. Für alle, die Nachschub brauchen, kommen hier aber nochmal zwölf Bücher zum Abtauchen, Lernen und Wohlfühlen.

Antonia

Benedict Wells – Vom Ende der Einsamkeit

Autoren wie Benedict Wells sind schuld daran, dass ich irgendwann auch noch einen Roman schreiben will. Ich liebe es einfach, wenn Bücher mich in ihren Sog ziehen, ich in die Geschichten der Menschen eintauche und nach mehreren hundert Seiten wieder in die Realität katapultiert werden. In „Vom Ende der Einsamkeit“ geht es um Jules und seine Geschwister, die ihre Eltern bei einem Unfall verlieren. Als sie als Erwachsene längst glauben, den Verlust verarbeitet zu haben, holt sie die Vergangenheit und die Frage „Was ist Veränderung?“ ein. Eine berührende, emotionale Reise, die man kaum aus der Hand legen mag.

Yuval Noah Harari – Eine kurze Geschichte der Menschheit

Ich liebe dieses Buch. Wer wie ich wissensdurstig ist und immer wieder neue Sachen lernen will, ist bei Yuval Noah Harari richtig. In „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ entführt uns der Geschichtsprofessor, der wunderbar schreiben kann, zurück zu unserer Entstehung. Er erläutert kurzweilig, wie es der Homo Sapiens geschafft hat, sich zu entwickeln, welche Spezien wir zurückließen und warum wir heute noch das Jäger-und-Sammler-Gen in uns haben. Schritt für Schritt reisen wir durch unsere Zeitgeschichte und werden von Seite zu Seite ein bisschen klüger. Der beste Geschichtsunterricht, den man sich wünschen kann.

Primo Levi – Ist das ein Mensch?

Das vielleicht wichtigste Buch in meinem Haushalt – und ein Buch, das wirklich jeder von uns gelesen haben sollte. Primo Levi ist Jude und wird im Zweiten Weltkrieg nach Ausschwitz deportiert. In „Ist das ein Mensch?“ schildert er die Hölle, die er in einem Jahr im Konzentrationslager er- und überlebte. Ein so schwieriges, aber so wichtiges Buch, das die Frage stellt: Was macht uns zu Menschen – und wie konnte dies alles nur passieren? Triggerwarnung: Das Buch ist sehr harte Kost. Das muss es sein. Aber wer gerade eher leichte Literatur braucht, sollte die Hände davon lassen.

Jowa

Patti Smith – M Train

Man sieht es meinem Exemplar von Patti Smith’s „M Train“ vielleicht ein bisschen an: Dieses Buch habe ich nicht verschlungen, sondern eher sinnbildlich monatelang darauf herumgekaut. Einen ganzen Sommer und einen ganzen Herbst hab ich es überall hin mitgenommen, um immer wieder darin zu lesen. Ich hab es in die Länge gezogen, weil es sich bei Patti Smith um keine Autorin handelt, deren Talent im Aufbauen von Spannung besteht. Im Gegenteil: Was Patti Smith, die Godmother of Punk, da aus ihrem Gehirn extrahiert, ist quasi Zen in Reinform. Ihre Welt ist magisch, poetisch und bedeutungsschwanger. Aus jedem scheinbar noch so banalen Detail kann sie mit Worten eine philosophische Essenz herausfiltrieren. Das gilt übrigens für alle ihre Texte. Mein Lieblingsbuch von ihr ist übrigens nach wie vor „Just Kids“, in dem sie ihre Freundschaft zum Fotografen Robert Mapplethorpe erzählt. „M Train“ ist eine Art lose Textfragmentsammlung, in der sie aus ihrem Leben erzählt.

Eva Illouz und Edgar Cabanas – Das Glücksdiktat

Eva Illouz ist meine Göttin. Seit ich im Studium das erste Mal über einen ihrer Texte gestoplert bin, lässt diese Frau mich nicht mehr los. Die israelische Soziologin beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Verknüpfung von Emotionen und dem Markt und macht immer wieder unglaublich schlaue Beobachtungen. Nachdem sie viele Bücher über die Verschränkung von romantischen Beziehungen und dem Kapitalismus geschrieben hat – mein persönlicher Favorit ist ihr Buch „Warum Liebe wehtut“ –, hat sie sich nun unserer ungesunden Obsession mit dem Suchen und Finden des Glücks angenommen. Zusammen mit dem spanischen Psychologen Edgar Cabanas zerlegt sie in „Das Glücksdiktat“ unsere Vorstellung von Glück in ihre Bestandteile und macht deutlich, dass einer ungesunden Obsession nachjagen. Und das in Sätzen wie diesem: „Das Ideal permanenter Selbstentfaltung ist wie eine Fata Morgana am Horizont, ein zu bewegliches Ziel, als dass man es je zu fassen bekäme.“

Liv Strömquist – I’m Every Woman

Seitdem Liv Strömquist Graphic Novels heraus bringt, bekommt dieses unglaublich unterschätzte Genre endlich ein bisschen mehr Aufmerksamkeit. Denn Bilder sagen manchmal eben wirklich mehr als tausend Worte – und auch der Feminismus profitiert von dieser Tatsache. Denn wer ein Strömquist-Graphic-Novel fertig gelesen hat – meist schon nach nur wenigen Stunden –, der ist danach definitiv erleuchteter als zuvor. Die schwedische Illustratorin vermittelt in ihren Büchern humorvoll und auf den Punkt, was in unserer Welt und bei unserer Vorstellung von Geschlechterrollen alles schief läuft. Und das übrigens nicht nur in ihrem neuesten Buch „I’m every woman“, sondern auch in den Vorgängerinnen: „Der Ursprung der Welt“ (hier geht es um die Kulturgeschichte der Vulva) und „Der Ursprung der Liebe“ (in dem sie romantische Mythen zerlegt). In ihrem neuesten Werk geht es um den Mythos um das männliche Genie – und wer bei der Geschichtsschreibung gerne mal vergessen wurde (Spoiler: Es sind Frauen).

Milena

Der Lauf der Liebe – Alain de Botton

Irgendwann im letzten Jahr schickte mir ein Freund ein Video-Interview mit Alain de Botton, das ich mir am Stück ansah. Er sprach darüber ziemlich entwaffnend über die Liebe und so viele typische Situationen, an denen sie strugglet oder scheitert – und nach dem Interview wollte ich unbedingt mehr seiner Gedanken dazu. Denn Alain de Botton überträgt übergeordnetes philosophisches Gedankengut auf ganz konkrete Situationen und Themen, und macht einem damit einiges klar. Der Lauf der Liebe skizziert die Liebesgeschichte eines Paares vom ersten Kennenlernen bis zum Fremdgehen in der Ehe mit Kind, und hat eine spannende Schreibform: Die Geschichte wird erzählt wie ein Roman, und der Autor schaltet sich nach ein paar Absätzen immer in Kursiv ein, um zu erklären, was gerade in den Protagonisten vorgeht, was daran typische Situationen für uns alle sind, was zum Streit führt und welche Gefühle oder Prägungen dabei eine Rolle spielen. Extrem augenöffnend, nicht nur auf Liebesbeziehungen bezogen.

Bonjour Tristesse

Der Umschlag sieht schon ziemlich mitgenommen aus, weil ich dieses Buch schon so oft gelesen habe. Ich liebe den Schreibstil von Francoise Sagan, und dieses Buch ist mein erstes und liebstes von ihr. Die Geschichte von Céciles Sommer, von ihrer ersten Liebeserfahrung und Gefühlsabgründen kann man wahnsinnig gut im Urlaubs-Liegestuhl lesen, genauso aber auch jetzt auf dem Balkon oder einfach im Bett.

Milena – Kafkas Freundin

Meine Eltern haben mich nach Milena Jesenská benannt, einer jüdischen Journalistin, Schriftstellerin, einer Feministin und Aktivistin, die 1944 im Konzenstrationslager Ravensbrück starb. Bekannt ist Milena Jesenská vor allem als Geliebte Franz Kafkas, die Briefe an Milena sind noch eine ganz eigene Buchempfehlung für sich. Doch nicht nur ihre Beziehung zu Kafka macht für mich die Faszination für diese Frau aus. Ihre ganze Persönlichkeit und ihr turbulentes Leben hat ihre Freundin Margarete Buber-Neumann, die mit Milena im Frauen-KZ inhaftiert war, in diesem Buch beschrieben: Von ihrer Kindheit über die Ehe und Trennung von Ernst Polak, über die Beziehung zu Kafka, ihre Arbeit als Journalistin und ihre zweite Ehe werden die intensiven Höhen und Tiefen im Leben und der Persönlichkeit dieser Frau beschrieben, die mich schon immer fasziniert hat.

Amelie

David Foster Wallace – Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich

David Foster Wallace war für seine Depressionen bekannt, die er Zeit seines Lebens mit sich tragen musste. Seine Lebensgeschichte ist die tragische Geschichte eines genialen Mannes, der das Glück in der Theorie so gut fassen konnte, und in der Praxis nie leben. Seine Gabe beim Schreiben: Die Tragödien des Lebens so lustig zu schreiben, sodass man gar nicht mehr weiß, ob man lachen oder weinen soll. Das schaffte er auch in seinem Buch „Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich“ wieder einmal in Perfektion. Ich liebe seinen Stil und seine Art, die Kuriosität einer Kreuzfahrt im Detail festzuhalten. Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich ist so lustig. Eben schrecklich amüsant.

Jakob Arjouni – Magic Hoffmann

Es tut mir Leid! Schon wieder stelle ich Magic Hoffmann von Arjouni vor. Das wahrscheinlich 10. Mal auf amazed. Aber ich kann nichts dagegen tun, denn Magic Hoffmann von Jakob Arjouni gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern aller Zeiten. Noch nie habe ich mich beim Lesen an den Worten so überschlagen, weil ich wissen wollte, was als nächstes passiert. Jakob Arjouni ist für seine spannenden Geschichten bekannt, ebenso wie in diesem Buch. Eine Geschichte über Klassismus, Popkultur, Geld und kein Geld, die man nicht aufhören möchte zu lesen.

Normal People – Sally Rooney

Viele sagen, Normal People von Sally Rooney sei überbewertet. Das mag sein. Doch gleichzeitig habe ich Normal People eingesaugt. Es ist so schön zu lesen, fast so, als würde man eine Netflix-Serie in einem Rutsch durchsehen. Man sieht die Charaktere bildlich vor Augen, man spürt die Liebe zwischen den Protagonisten, man fühlt die Verletzung und den Hass. Ich hatte bei jeder Seite das Gefühl, in der Geschichte zwischen den beiden zu stecken. Als leise Beobachterin, die alles live mitbekommt. Und das soll ein gutes Buch doch auslösen, oder?

 

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3 Antworten zu “Lesestoff! Unsere liebsten Bücher für das lange Wochenende”

  1. Eine schöne, kunterbunte Leseauswahl, die ihr Vier da getroffen habt. Da bekommt man wirklich direkt Lust, sich durch eure Vorschläge durchzulesen. <3
    Und wenn ihr mir eure Zusammenstellung so anschaue, ist – glaube ich – wirklich was dran, wenn man sagt: Du bist, was du liest. So wunderbar unterschiedlich wie ihr sind schließlich auch eure Tipps. Danke für die Inspiration. <3
    Die kommt übrigens gerade richtig, ich habe nämlich gerade mein Frühjahrslese beendet. Falls ihr also was Neues sucht: Schaut gerne mal vorbei, vielleicht ist ja für Euch auch was darunter dabei. :)
    https://hierunterfreunden.com/2020/04/30/ausgelesen-buchtipps/

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