Die lesbische Dating Show Princess Charming, oder: Die Show, die dringend nötig war
Foto: @princecharming.official
In großen Autos fahren sie in die Villa ein, während sie „Pussy Power“ schreien. Die Teilnehmer:innen der ersten Lesben-Dating-Show der Welt. Zumindest unter diesem Slogan wird die Show Princess Charming gehandelt. Sie ist das lesbische Pendant zu der schwulen Dating Show Prince Charming – und schlägt ein. Seit Wochen ist Princess Charming auf TV Now auf Platz 1 der beliebtesten Love Reality Shows. Und die Frage, die sich mir dabei stellt, ist: Warum bekommt lesbische Liebe erst jetzt die Aufmerksamkeit, die sie verdient?
Kurz zur Erklärung: Ähnlich wie die Bachelorette sucht die Princess Charming unter mehreren Kandidat:innen, die gemeinsam in einer Villa leben, ihre eine große Liebe. Nur eben keine heteronormative Liebe. Die Princess Irina lernt nach und nach alle Teilnehmenden kennen und wirft jede Woche mindestens eine Person raus. Bis zum Schluss eine Person übrig bleibt, für die sie sich entscheidet. Das Konzept könnte kaum einfacher sein, und ist besonders im Falle von Princess Charming so erfrischend wie nie.
Während die alten Bachelor-Formate für mich mittlerweile gähnende Langeweile hervorrufen, wenn ich dabei zusehe, wie die typisch heteronormativen Cat Fights in der Villa um den einen Mann ausgetragen werden, funktioniert Princess Charming auf völlig neuen Ebenen. Es geht nicht nur darum, dass die Princess ihre eine Liebe findet. Natürlich auch, jedoch geht es vor allem um Sichtbarkeit der queeren FLINT-Community. Also Frauen, Lesben, inter-, nonbinäre und trans Community.
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Neben bi Frauen sind selbstverständlich einige Lesben dabei sowie eine nonbinäre Person. In der ersten Folge gibt es zwischen zwei Frauen einen Konflikt, der schnell eskaliert. So sehr, dass die zwei Frauen mit dem Grund nach Hause geschickt werden, verbaler Gewalt keine Bühne im Fernsehen zu bieten. Was im hetero Format womöglich gezeigt worden wäre, bleibt hier aus. Der Fokus soll schließlich auf etwas anderem liegen: Einer Community Sichtbarkeit zu geben, die viel zu lange im Hintergrund geblieben ist. Stacheleien, Hate, Aggression und Machtspiele sind hier Fehl am Platz. Stattdessen verläuft das Zusammenleben im Haus so erfrischend harmonisch wie nur selten in einer Dating Show.
Die Teilnehmer:innen sind woke, rücksichtsvoll und ehrlich. Natürlich herrscht eine Kompetitivität, doch die TV Sendung soll vor allem Themen behandeln, die Frauen, trans Frauen und non binäre Personen betreffen, die sonst hinten wegfallen. Hier wird über die verschiedenen Formen von Vulven gesprochen, über Geschlecht, Gender, Sexualität, Outing, Frausein und was das überhaupt für die Teilnehmer:innen bedeutet. So erklärt die etwas butchig nicht-typisch-weiblich aussehende Saskia, dass sie sich trotz ihres Erscheinungsbildes mit abrasierten Haaren und volltätowiert als Frau fühlt. Dass Frausein eben gar nichts mit stereotypischer Weiblichkeit zu tun hat. Währenddessen trägt die extrovertierte und kreative Wiki aus Hamburg ihre Lyrik zum Thema Outing vor, und das macht sie so herzzerreißend gut, dass den anderen Frauen sowie Wiki selbst die Tränen kommen. Uff. Gänsehaut.
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Ursprünglich war geplant, Princess Charming zu einem bisexuellen Dating Format zu erschaffen. Nach einem großen Aufschrei aus der FLINT Community jedoch wurde dieser Plan glücklicherweise wieder verworfen. Wieso sollte auch ein äquivalent zur schwulen Dating Show Prince Charming bi sein? Weil Frauen alleine nicht fürs Fernsehen ausreichen? Wahrscheinlich war der Gedanke eben genau dieser. Denn mir fällt es erst so richtig beim Bingen der lesbischen Dating Show auf: Ich habe noch nie so viele divers aufgestellte Frauen auf einmal im Fernsehen gesehen. Selbst die Sprecherin des Formats hat eine weibliche Stimme. Die traurige aber wahre Erkenntnis kristallisierte sich immer weiter heraus: Frauen und nonbinäre Personen, die der typisch weiblichen Norm abweichen, bekommen bis heute keine Sichtbarkeit.
Umso wichtiger ist es, dass Princess Charming endlich da ist – als weltweit erste lesbische Dating Show, die viel mehr ist, als nur eine Dating Show. Hier geht es um Liebe, aber auch um den Zusammenhalt einer Community, Homosexualität, Feminismus, Frausein, nonbinär sein. Kurz gesagt: um Aufklärung. Und das in einem Format, das sich an eine große und breite Masse richtet und Themen behandelt, die sich bis heute im Schatten der kommerziellen Medienlandschaft abspielen. Doch langsam ändert sich das. Und ich kann die Veränderung nur begrüßen. Es ist mehr als nur an der Zeit für dieses Format, das ich jede Woche auf TVNOW suchte.
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