#StandWithUkraine: Wie wir den Menschen in der Ukraine jetzt helfen können
Mittwochabend ging ich ins Bett, meine letzten Worte zu meinem Freund waren: „Putin schickt seine Armee an die ostukrainische Grenze, das ist keine gute Nachricht.“ Als ich am nächsten Morgen aufwachte und die ersten Eilmeldungen auf dem Handy hatte, wurde die schreckliche Vorahnung Wirklichkeit: Es herrscht Krieg, mitten in Europa. Seitdem befinde ich mich zwischen Schockstarre, journalistischer Neugierde, die alle Informationen aufsaugt und wahrem Unbehagen. Alle Brennpunkte dieser Welt, der Krieg in Syrien, die schreckliche Situation in Afghanistan und andere Ereignisse, nehmen mich mit, lassen mich für die Menschen mitfühlen und mich gleichzeitig dankbar sein, in Sicherheit zu leben. Nur diese Gewissheit ist seit vergangenem Donnerstag ins Schwanken geraten. Denn ein Krieg in Europa, in Luftlinie so weit entfernt wie Paris oder Rom, macht die Gefahr doch realer. Und das Leid noch nahbarer. Verständlich und doch auch menschlich wahnsinnig schmerzlich.
Seit Donnerstag sauge ich alle Nachrichten auf, folge seriösen Medien sowie mutigen Journalist*innen aus Russland und der Ukraine, um ein genaues Bild der Lage zu bekommen (sofern das möglich ist). Versuche, den jahrelangen Konflikt zu verstehen, Zusammenhänge zu erkennen und Politik-Expert*innen zu folgen. Bin traurig, geschockt, gleichzeitig tief bewegt, von der Solidarität mit der Ukraine. Ich will nichts keine Entwicklung verpassen, verfolge Live-Ticker und Twitter. Mir hilft es, tief in diese politische Ausnahmesituation einzutauchen, nah dran zu sein, weil ich das von anderen Katastrophen aus meinen Job als Nachrichtenjournalistin kenne. Weil es mir ein Gefühl von Kontrolle gibt, in einer Zeit, in der ich in dieser Situation nichts kontrollieren kann. Sondern vertrauen muss, auf Politiker*innen, auf Staatsbündnisse und auf die Hoffnung. Ich entscheide mich bewusst gegen die Angst und bleibe im Hier und Jetzt.
Nicht jede*r kann und will das. Wir alle sind unterschiedlich und haben unterschiedliche Coping Mechanismen, um mit Gefahren und schrecklichen Ereignissen umzugehen. Was mir hilft, kann jemand anderen überfordern. Jemand anderes hat Kriegs-Traumata und kann sich gar nicht mit den Dingen auseinandersetzen. Und nur weil jemand nichts auf Social Media shared, ist er nicht empathielos, sondern im sehr wahrscheinlichen Fall einfach hilflos überfordert. Und auch wir von amazed sind im Zwiespalt, zwischen Schockstarre und Verpflichtungen.
Ihr wisst, humanitäre Hilfe und ein Sprachrohr mit Reichweite zu sein, liegen uns sehr am Herzen. Gleichzeitig muss und wollen wir für euch hier ein Ort sein, der euch Sicherheit, Geborgenheit und Ablenkung bietet. Und so werden wir versuchen, hier in den kommenden Tagen und Wochen auf amazed und Social Media eine gute Balance zwischen Information, Solidarität und amazed Content zu bieten.
#standwithukraine gilt auch für uns. Und so wollen wir euch heute zeigen, wie ihr den Menschen in der Ukraine helfen könnt. Welche Möglichkeiten es gibt, Geld zu spenden und Platz anzubieten. Außerdem empfehlen wir euch Journalist*innen auf Social Media, denen ihr folgen könnt, wenn ihr seriöse Informationen aus erster Hand wollt. Gleichzeitig ist es uns wichtig zu sagen: Passt auf euch und eure mentale Gesundheit auf. Macht Pausen und sprecht mit Freund*innen. Ihr seid nicht allein, wir sind kollektiv betroffen und fühlen alle mit.
Das Wichtigste: Humanitäre Hilfe vor Ort und in den Grenzregionen
Mein Herz ist seit Donnerstag unendlich schwer, die Menschen in der Ukraine haben mein ganzes Mitgefühl. Und auch an die russischen Bürger*innen, die sich eindeutig gegen eine Politik von Putin aussprechen, denke ich immer wieder. Die Menschen beider Länder sind die großen Verlierer in diesem politischen Machtkampf, sodass mir schlecht wird. Die Bilder von Menschen in der Metro, auf der Flucht aus Kyiv sowie bei Demonstrationen in Moskau und St. Petersburg berühren mich und lassen mich traurig wie sprachlos zurück.
So sehr wir in dieser politischen Ausnahmesituation nichts auf höherer Ebene erreichen können, den Menschen vor Ort, den Hilfsorganisationen können wir helfen. Denn Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs genauso wie ärztliche Versorgung in der Ukraine sowie auf der Flucht sind ein knappes Gut. Und so sind Spenden die wichtigsten Mittel, die uns zur Verfügung stehen. Heißt: Wenn ihr könnt, spendet. Helft den Menschen und Hilfsorganisationen vor Ort. Das kann jede*r von uns und jeder Cent zählt. Hier kommen die wichtigsten Anlaufstellen:
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Mission Lifeline
Mission Lifeline wird an die Grenzregionen der Ukraine gehen und Menschen auf der Flucht unterstützen.
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UNO Flüchtlingshilfe
Die UNO Flüchtlingshilfe hat eine Notaktion für die Ukraine eingerichtet. Sie unterstützt die Menschen auf der Flucht mit Lebensmitteln, Kleidung und Unterkunft.
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Caritas International
Maddie von @dariadaria hat Donnerstagmorgen die erste Spendenaktion in Zusammenarbeit mit der Caritas ins Leben gerufen. Das erste Ziel waren 10.000 Euro, mittlerweile hat die Spendenaktion über Instagram bereits über 300.000 Euro erreicht. Und auch ohne Instagram-Spendenaktion kann man weiterhin an die Caritas spenden.
Diakonie Katastrophenhilfe
Auch die evangelische Diakonie will den Menschen in der Ukraine helfen. Sie stellt 500.000 Euro bereit, sammelt aber weiterhin Spenden, um die Menschen vor Ort mit Lebensmitteln und anderen Gütern zu versorgen.
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#leavenoonebehind
Auch die Hilfsorganisation #Leavenoonebehind setzt sich für Menschen auf der Flucht ein. Spenden helfen hier nicht nur den Menschen aus der Ukraine, sondern auch im Flüchtlingslager Moria und an den Außengrenzen der EU.
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Libereco PHR
Auch die humanitäre Hilfsorganisation Libereco für Ukraine und Weissrussland hat eine Hilfsaktion ins Leben gerufen. Spenden an die deutsch-schweizerische Organisation kommen den Menschen in der Ukraine zugute.
United Help Ukraine
Humanitäre sowie medizinische Hilfe ist die Aufgabe von „United Help Ukraine„. Die Hilfsorganisation ist vor Ort und hilft den Menschen im Kriegsgebiet.
Hilfe für ukrainische Krankenhäuser
Hier könnt ihr direkt an die Krankenhäuser in Kyiv, Dnipo, Lviv, Odessa, Zaporizhzia und andere Städte in der Ukraine spenden, um die medizinische Versorgung aufrechtzuerhalten.
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Unicef
Unicef setzt sich vor allem für die Kinder in Krisengebieten ein. Auch in der Ukraine will die Hilfsorganisation helfen. Hier kann man spenden.
SOS Kinderdorf
Auch die SOS Kinderdörfer haben einen Hilfsfond für die Kleinsten in der Ukraine eingerichtet. Hier geht’s zum Spendenaufruf.
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Ärzte ohne Grenzen
In Krisengebieten sind sie es, die Menschen medizinisch versorgen und retten. Ärzte ohne Grenzen unterstützen weltweit Menschen in Kriegs- und Fluchtgebieten.
Deutsches Rote Kreuz
Das Deutsche Rote Kreuz unterstützt Menschen in den Grenzregionen sowie direkt in Kyiv mit Bargeld, Medikamenten und Lebensmitteln, um den Alltag weiterhin bestreiten zu können. Spenden könnt ihr hier.
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Tierschutzbund
Und auch das zerreißt mir das Herz: Zahlreiche Tiere im Tierschutzzentrum Odessa und ihre Mitarbeiter*innen sowie die vielen Tiere, die in den Städten zurückgelassen werden müssen, brauchen unsere Hilfe. Der Tierschutzbund Deutschlands hilft hier und sammelt Spenden.
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Solidarität zeigen und auf Friedensdemos gehen
In den vergangenen Tagen gab es viele spontane Friedensdemos in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Informiert euch in euren Städten und solidarisiert euch mit den Menschen in der Ukraine.
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Platz für Menschen aus der Ukraine anbieten
Hunderttausende Menschen sind seit Donnerstag auf der Flucht und es werden noch mehr Menschen folgen. Davon gehen Expert*innen aus. Was wir tun können neben Spenden? Kurzfristigen Platz an einem sicheren Ort anbieten. Die Initiative Elinor Network hat eine Liste ins Leben gerufen, in die man sich eintragen kann, wenn man Menschen einen Übernachtungsplatz auf Zeit anbieten kann und will. Damit die geflüchteten Menschen für einen Moment zur Ruhe kommen und im fremden Land ankommen können. Hier geht’s zur Website. (Ist sie down, immer wieder versuchen, gerade bieten viele viele Menschen ihre Hilfe an). Ansonsten auch in der eigenen Stadt informieren, vielleicht gibt es bereits andere Initiativen und Ideen, um Menschen aus der Ukraine aufzunehmen. Die Familien- und Kindernothilfe ist hier ein guter Anlaufpunkt genauso wie die Stadtverwaltung oder das Flüchtlings- und Wohnungsamt.
Folgt Journalist*innen auf Social Media, die für seriöse deutsche und internationale Medien aus der Ukraine und Russland berichten
Ob Twitter, Instagram oder TikTok: Die Nachrichten überschwemmen uns, hier ein Meme, da ein Spendenaufruf, hier ein Influencer, der über die Lage berichtet und seine Meinung preisgibt. da ein anderer der Bilder teilt. In der Masse der Nachrichten ist es schwer, seriöse wie unseriöse Nachrichten zu unterscheiden, Meinungen zu differenzieren und Klarheit zu bekommen. Solidaritätsbekundungen sind das eine, Nachrichten das andere. Hier empfehle ich wirklich, Journalist*innen, die für seriöse deutsche und internationale Medien aus der Ukraine und Russland berichten, zu folgen. Sie haben ihr Handwerk gelernt, prüfen Quellen und können eine klare, möglichst objektive Beurteilung und Überblick der Lage geben. Wichtig ist aber auch: Ein Social Media Kanal von Menschen ist auch immer ein privater Kanal. Habt das im Hinterkopf.
@doktordab
@news_wg
@fanny.facsar
@inaruck
@demianvonosten
@alexandra_rojkov
@katja.lutska
Sachspenden für die Menschen aus der Ukraine und in den Grenzgebieten
In München organisiert die ukrainische Gemeinde eine Spendenaktion, auch in Berlin und Hamburg werden Sachspenden für die Menschen aus der Ukraine und in den Grenzgebieten gesucht. Informiert euch in eurer Stadt, wo man Dinge abgeben kann. Ob Kleidung, Schlafsäcke, Isomatten oder Lebensmittel: Gebraucht wird im Krisengebiet gerade vieles, zahlreiche Menschen haben ihre Heimat ohne viel Gepäck verlassen. Wichtig hier: Bitte spendet wirklich nur das, was gebraucht wird und: gute Sachen. Eine solche Krise ist keine Gelegenheit, längst kaputtes loszuwerden, sondern mit großem Herzen hochwertige Dinge weiterzugeben. Alles andere macht den Organisationen und den Menschen vor Ort nur mehr Arbeit.
Hört zu, lest, informiert euch und seht nicht weg – aber passt auf euch auf
Und zu guter Letzt: Sprecht miteinander, auch mit Menschen mit ukrainischen sowie russischen Wurzeln. Lasst den Hass nicht gewinnen, sondern sucht das offene Gespräch. Informiert euch zu den Ereignissen und seht nicht weg. Versucht zu helfen, aber fühlt euch nicht schlecht, wenn ihr gerade nicht spenden könnt. Auch das ist ein Privileg. Geht auf Friedensdemos, sprecht mit Freund*innen und verfolgt die Geschehnisse. Informiert euch an richtiger Stelle und bildet euch weiter. Vergesst auch nicht Ungerechtigkeiten wie die Flüchtlingssituation an der polnischen Grenze. Auch das muss irgendwann von der EU aufgearbeitet werden.
Und zu guter Letzt: Passt auf euch auf. Überfordert euch nicht mit all den Nachrichten und Horror-Szenarien, macht eine Pause, wenn ihr merkt, es ist gerade zu viel. Lasst euch nicht von der Angst bezwingen. Sondern bleibt rational, empathisch und hoffnungsvoll. Mir hilft es, im Hier und Jetzt zu bleiben, dankbar zu sein, für das, was gerade in meinem Leben ist, und zwischen der Tragödie die kleinen Momente der Menschlichkeit zu sehen. Das gibt mir Hoffnung und Vertrauen in das Gute.
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6 Antworten zu “#StandWithUkraine: Wie wir den Menschen in der Ukraine jetzt helfen können”
[…] 5. Eine sehr, sehr gute Übersicht findet ihr auch bei den Kolleginnen von amazed: #StandWithUkraine: Wie wir den Menschen in der Ukraine jetzt helfen können […]
Ein sehr, sehr guter Artikel. Danke!!
Danke <3
[…] mit der Gesamtsituation sind. Was ist richtig, was falsch? Wie verhalte ich mich richtig, wenn in Europa Krieg ausbricht? Die Überforderung ist verständlich und ein Gefühl der Ohnmacht bei dem aktuellen […]
[…] Sukhorukova, der als einer der letzten Journalistin in der zerbombten Stadt Mariupol in der Ukraine ausgeharrt hatte. Doch auch er musste irgendwann gehen und seine Stadt zurücklassen, wenn er […]
[…] gegenüberstehe. Daher bewundere ich umso mehr alle in meinem Umfeld, die sich engagiert zeigen und tolle Initiativen zum Helfen anstoßen. Dennoch sollte in diesem Fall auch jeder auf sich und die eigenen Kapazitäten achten […]