Kolumne: Wie weit im Voraus muss man planen?
In vier Wochen habe ich Geburtstag. Nicht irgendeinen, sondern meinen 30. Klar, den will ich feiern. Im Normalfall hätte ich am Tag davor gesagt: So ihr Lieben, lasst uns morgen essen und trinken. Das Problem: Ich wäre wahrscheinlich alleine dagesessen.
Denn, anders als ich, sind die meisten in meinem Alter schon um Wochen verplant. Selbst jetzt, vier Wochen vor dem Termin, hagelte es einige Absagen. „Ich bin leider an beiden möglichen Abenden verplant“, „Sorry, da ist ein Junggesellinnenabschied, ich kann nicht.“ oder „Ich hoffe, ich schaffs, da sind nämlich schon zwei andere Geburtstage“. Okay.
Vielleicht gehöre ich zur Sorte spontaner Mensch, aber nichts widerstrebt mir mehr, als vier Wochen oder mehr im Voraus mein Leben zu verplanen. Klar, Urlaube müssen vorgeplant werden, wenn sie nicht das ganze Monatsgehalt verschlingen sollen. Auch Hochzeiten, Taufe und Co. sollten vielleicht etwas früher angesetzt werden. Aber ansonsten?
Ich halte mich für einen ziemlich verbindlichen Menschen, ich stehe bereit, wenn meine Freunde mich brauchen. Sei es der Anruf in der Nacht, der größte Liebeskummer oder sonstige Notfälle, man kann auf mich zählen. Aber trotzdem – und vielleicht gerade deshalb – tue ich mir schwer, meine Wochen so weit vor zu verplanen. Wenn mich am Montag wer fragt, ob wir uns am Samstag sehen, sage ich: „Ja, gerne, lass uns Ende der Woche nochmal reden.“ Denn ganz ehrlich: Wer weiß denn, was am Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag passiert?
Autorin Lena Steeg traf in der aktuellen Neon genau mit diesem Thema meine Gedanken: „Sobald sich Freunde in ein Flugzeug, ein Auto oder alles über Regionalbahnen hinaus setzen müssen, um sich mit mir an einem Ort zu treffen, bin ich selbstverständlich da.“ Same here. Aber ansonsten sind Lena Steeg und mir ein: „Du und ich, heute Abend treffen?“ zehntausendmal lieber, als ein „Hast du in zwei Wochen am Mittwochabend Zeit?“ Ja womöglich, vielleicht auch nicht.
In Zeiten, in denen sich niemand mehr verbindlich zeigen will, könnte diese Verabredungsart tatsächlich als unverbindlich angesehen werden. Ist es womöglich auch. Ich weiß, ich bin extrem freiheitsliebend. Zu viele Verabredungen im Voraus belasten mich. Aus Freizeitfreude wird dann Freizeitpflicht. Und mein Drang, doch lieber frei zu entscheiden, was ich heute im Hier und Jetzt machen will, extrem groß. Natürlich gilt: Bin ich verabredet – auch im Voraus, will ich es auch einhalten.
Lena Steeg nennt in ihrem Artikel diese Verabredungsart „Let’s play it by ear“ – sich auf Zuruf verabreden. Spontan, ohne Umschweife, im Hier und Jetzt. Das Problem: In einer durchgetakteten Welt, in der selbst der Smoothie am Morgen getimt ist, besteht eben die Gefahr, dass am Ende niemand Zeit hat. Weil alle schon verplant sind.
Gleichzeitig – und das ist vielleicht das absurde – plädiere ich für mehr Verbindlichkeit. Bei Freundschaften genauso wie in der Liebe. Mich zu binden, langfristig an eine Person fällt mir nicht schwer. Vorausgesetzt, ich kann auch da spontan mal einen Abend für mich sein. Und an meiner zukünftigen Hochzeit wäre ich dann trotzdem auch da, versprochen.
Welche Verabredungstyp seid ihr? Vorausplanen oder lieber spontan?
16 Antworten zu “Kolumne: Wie weit im Voraus muss man planen?”
Amen! In diesem Sinne: You & me heute abend auf einen Aperol Spritz?
Ich komm auch mit, bei Toni im Garten mit Grill <3
Ich bin tatsächlich der totale Vorausplanungs-Typ und eine von der Sorte, die dir die unangenehmen Fragen wie „Übernächsten Donnerstag 19 Uhr?“ stellen würde. ;) Aber nicht, um die anderen damit zu ärgern, sondern weil ich es so vielen meiner Freunde gleichzeitig recht machen möchte – niemand soll zu kurz kommen und so versuche ich, Treffen gleichmäßig zu verteilen. Und Sport und Co. wollen ja auch noch irgendwo untergebracht werden.
Gleichzeitig würde ich mir aber von mir selbst auch mal wünschen, etwas spontaner zu werden, denn eigentlich mag ich dieses In-den-Tag-hinein-leben ganz gerne. Zwickmühlen-Alarm!
Sonnige Grüße aus Hamburg
Nori
Liebe Nori,
haha, ja genau, dann bist du der komplette Gegensatz zu mir. Ich versuche dann eher mal spontan, auch verschiedene Freudne zusammenzubringen. :) Damit ich alles unter einen Hut bekomme.
Ich bin beispielsweise arbeitstechnisch null der Typ, in den Tag hineinleben, gleichzeitig brauch ich das vielleicht auch im Freizeitbereich, da man als Freelancer eh nie so genau weiß, wie die nächste Woche aussehen wird. Wer beispielsweise aber Lehrer ist, hat ja komplett sein Jahr eigentlich „geplant“ :)
Sonnige Grüße aus München,
Antonia
Vielleicht sollte ich mir mal eine Scheibe von dir abschneiden und diese Planungswut so etwas eindämmen. ;)
Bis es so weit ist, liebe ich meine To-Do-Listen und meinen Kalender weiterhin abgöttisch und trage Freizeittermine ein!
Haha :) Ich würde zumindest, solltest du aus Hamburg nach München kommen, auch drei Wochen im Voraus planen ;) Versprochen!
Auja! Du sagst es. Teilweise bemerke ich auch, das ohne geplante Verabredungen kein Date klappt. Alle sind immer irgendwie irgendwo verabredet und spontan findet sich kaum noch wer zusammen. Klar hängt das damit zusammen, dass viele meiner Freunde in einer anderen Stadt Leben und ein etwas höherer Aufwand (und somit Planung) notwendig ist. Aber im eigenen Viertel mag ich einfach spontan sein bzw. ungern die nächsten drei Wochen planen.
„Termine“ mit Freunden sind prinzipiell großartig, wenn das Treffen ohne viel hin und her läuft noch viel genialer.
Sehr toll, dass es hier jetzt mehr Kolumnen gibt!
Du sprichst mir aus der Seele! Leider scheint es aber immer mehr Vorausplaner zu geben, was zur Folge hat, dass man manche Freunde fast gar nicht mehr sieht, weil „ja, also die nächsten Wochenenden bin ich schon voll verplant. Vielleicht in 3 Monaten?“
Da stellt es mir die Nackehaare auf, wenn ich so lange im Voraus ein einfaches Kaffeetrinken ausmachen soll, anstatt zu sagen: „Heute ist das Wetter toll, lass uns dies oder das machen.“
Liebe Anna,
oh ja! GENAU so geht’s mir auch. Wenn ich frage: „Wie schauts diese Woche aus mit einem Kaffee?“ heißt es oft: „Sorry, ich bin die Woche schon dicht ;)“.
Ich bin für mehr Spontaneität! :)
Und ich dachte schon, mich mag einfach keiner mehr :D Wenn Freunde aus einer anderen Stadt kommen, mache ich gerne vier Wochen im Voraus einen Tag frei. Aber wenn es bei Menschen aus 30min Entfernung ständig nur noch heißt, diese Woche sei schon verplant aber übernächste um 14h sei noch was frei, bin ich ehrlich gesagt raus. Klar, auch ich muss arbeiten gehen und habe Sportzeiten, Serienabende etc. Aber für einen Freund sollte man doch auch mal spontan ein-zwei Stunden frei machen und das Putzen auf einen anderen Tag schieben können.. Freunde sind doch keine Zahnarzttermine (und selbst die gibts manchmal spontan)!
Haha Marta, amen. Genauso gehts mir auch. Es ist nicht so, dass ich nicht auch Sport und Serien einplane, aber spontan sollte eben doch Zeit sein, vor allem wenn die Sonne scheint. Klar will man alle Freunde unter einen Hut bringen, aber so terminlich duchgetaktet leben kann ich einfach nicht :)
Danke! Amen! Du sprichst mir aus der Seele! Danke dass du mir die Schuldgefühle nimmst!
Ich bin da genauso – in einer Woche habe ich vll lieber Lust etwas anderes zu tun. Was ist schlimmer als eine verpflichtende Freizeit nach Terminkalendar? Und am Ende schreibe ich den zwei Freunden auf die ich grade Lust habe ob sie mich in 30 Minuten am Lieblingscafe treffen wollen und es heißt: „ne sorry bin grad …“
Aber vll muss man eben die Leute finden, die da genauso ticken und bei der spontanen Nachricht vor Freude aufhüpfen, weil sie eben genau das Gleiche gedacht haben. An diese bindet man sich dann auch auf lange Zeit weil man für die eben kein Termin im Kalendar ist ;)
xx Ana von http://www.disasterdiary.de
Ich würde LIEBEND gerne spontaner sein! So ein total spontan-lässiger Typ. Aber ich hab schon am Sonntag für die kommende Woche mit Sport und Arbeit so viel zugeplant, dass die zwei, drei Abende, die übrig bleiben ratz fatz mit Verabredungen gefüllt sind und dann hab ich spontan zu nix mehr Zeit. Das Problem? Ich kann einfach nicht nein sagen, mir keine Zeit frei halten. Dabei würde ich manchmal einfach gern spontan entscheiden: Jetzt geh ich in den Park. Jetzt geh ich Joggen. Jetzt treff ich XYZ. Ich arbeite weiter daran ;)
Du sprichst mir aus der Seele. Ich wurde schon häufig von Freundinnen gefragt, ob man sich nicht in vier Wochen an dem und dem Tag treffen könnte. In vier Wochen?!?! Weiß der Himmel, was bis dahin passiert ist. Mich machen zu viele Termine in zu weiter Zukunft auch nervös und nehmen mir die Luft zum atmen. Ich versuche so gut es geht mindestens einen Abend pro Woche frei zu halten. Entweder um einfach mal NICHTS zu machen oder mich SPONTAN verabreden zu können ;) Ganz liebe Grüße, Neele von http://justafewthings.de/
Liebe Neele,
das mit der Luft zum Atmen nehmen, kann ich mega verstehen. Wenn ich zu sehr verplant und eingeplant bin, fühle ich mich unfrei und eingeengt. Ich bin wahnsinnig freiheitsliebend und brauche auch mal Abende für mich – spontan. Deswegen mache ich es ähnlich. Eine vollgepackte Woche – an der am Sonntag schon fest steht, dass ich erst am Freitag „frei“ habe, macht mich kirre :) Liebe Grüße!
Sehr schönes thema!
Im Job muss ja schon immer alles komplett durchgeplant sein, was ja auch gut gut, gerade in einem großen Unternehmen – ansonsten würde ja nichts nach Plan laufen und der „pünktliche“ Feierabend würde ins Wasser fallen; nichts würde funktionieren.
Privat bin ich aber auch eher jemand von der Sorte „spontan“, weil ich merke, dass mir das mehr Freude macht als Dinge im Voraus zu planen, über die ich mir dann wochenlang vorher den Kopf zerbrechen könnte. Bestes Beispiel war dieses Wochenende: Hätte mich jemand Wochen vorher gefragt, ob ich Lust habe mit feiern zu gehen, hätte ich wahrscheinlich wenig Motivation gehabt; als ich am selben Tag spontan angerufen wurde und direkt entscheiden musste, war die Freude auf einmal groß.
Spontan Abends nach der Arbeit auf’s Fahrrad steigen und einfach mal drauf loszufahren sorgt auch oft für Überraschungen. Neue, unbekannte Wege, Tiere die man unterwegs entdeckt, Bäume die man noch nie gesehen hat; hätte ich das vorher alles durchgeplant, wäre die Freude wohl nie so groß gewesen und ich hätte all die kleinen Dinge um mich herum nicht so wahrgenommen. Das hilft übrigens wunderbar um dem Alltagstrott mal zu enfliehen :-)
Viele Grüße von der Mosel,
Lisa