Kolumne: Meinungslose Influencer – You are officially uninvited

23. Januar 2017 von in

Foto: Ein großes Dankeschön an @riccardosimonetti, der uns dieses Foto zur Verfügung gestellt hat. Ein reflektierter Influencer, der sich selbst nicht so ernst nimmt und über dessen Anweisenheit wir uns auf Events immer freuen. 

Ich wollte schon immer mal rausgeschmissen werden. Das ist die kleine, rebellische Natur in mir, die ich in der Pubertät nicht ausleben konnte und somit ein Punkt der Bucket List aus meinem 13. Lebensjahr, den ich noch nicht erfüllt habe. Eigentlich hatte ich für den Rausschmiss das Willenlos anvisiert, den wahrscheinlich schlechtesten Club Münchens. Dass er auf einer Show auf der Fashion Week Berlin passieren würde, hätte ich nicht gedacht. Letzte Woche wurden wir auf der Fashion Week vor einer Show des Platzes verwiesen, da ich den Zirkus um die Show drum herum vor einem halben Jahr in einem Artikel kritisierte. Nicht die Mode, nicht den Stil, erst recht nicht die Designerin, sondern einen kleinen Prozentsatz des Publikums. Wir beschlossen, die freie Stunde mit Burgeressen zu überbrücken und kamen zu dem Schluss: Wir hatten die Modeszene zwar als dünnhäutig eingestuft, dass sie aber so ein klappriges Gestell aus Fleisch und Knochen ist, der mit keinem Funken Kritik auskommt, überraschte uns.

War das schon immer so? Ich bin keine Verfechterin der „Früher war alles besser“-Attitüde, denn das ist schlichtweg falsch. Aber nein, das war nicht schon immer so. Instagram regiert heute die Modeszene, und auf Instagram hat Kritik keinen Platz. Zwischen teuren Beautyprodukten, cremefarbenen Wohnungen, leicht gewelltem Haar und pastellfarbenen Hausfassaden passiert für die Mehrheit der Modeszene nicht viel auf Instagram. Das führt dazu, dass sich die Feeds gewisser Influencer kaum unterscheiden. Sie kreieren eine Scheinwelt und zeigen das, was die Mehrheit der Menschen sehen möchte: nudefarbene Lippenstifte, Taschen von Chanel und Coffee Artwork. Obwohl ich mich frage, ob sich die Instagram-User so langsam nicht an den aufpolierten Fotos satt gesehen haben (sie haben es offensichtlich nicht), habe ich höchsten Respekt vor der anstrengenden Arbeit, die hinter den hübschen Fotos steckt. Influencer müssen gut aussehen, ihr Leben auf unterschiedlichen Social Media Kanälen dokumentieren, ständig unterwegs und immer gut gelaunt sein. Ein zehrendes, nie aufhörendes Arbeitspensum, über das man sich nicht beschweren darf. Was mich allerdings stört, ist, was Influencer dieser Art repräsentieren: nämlich nichts.

Was genau bedeutet „Influencer“? Ein Influencer, also ein „Beeinflusser“, steht in der aktiven Position, seinen passiven Followern unbewusst einzutrichtern, was für gut befunden werden soll. Dabei geht es auch um Meinungen, hauptsächlich aber um Verhaltensweisen – insbesondere das Kaufverhalten. Influencer repräsentieren zum größten Teil Kapitalismus und Konsum und ziehen womöglich eine von ihnen beeinflusste Generation heran, die sich immer weniger mit Meinungen, Kritik und Diskussionen im Großen und Ganzen auseinandersetzt. Ein Influencer ist, dem Begriff nach zu urteilen, eine leere Werbefläche in hübscher Verpackung. Wenn nun also Influencer zu einer Show geladen werden, erwartet jene Agentur im Anschluss keine öffentlich kritische Auseinandersetzung mit der Mode, sondern günstige Werbung. Das unbewusste Beeinflussen der Follower. Lob. Fotos und Videos – am Ende nicht mal von der Show, sondern von sich selbst in der Front Row. Was genau gezeigt wird, ist egal – Hauptsache der Hashtag stimmt. Wer Kritik äußert oder das Thema aus einem anderen Blickwinkel beleuchtet, ist offiziell ausgeladen. Wortwörtlich.

Meinung haben ist so 2012. Seit Instagram die Mode regiert, sind Meinungen nicht nur nebensächlich, sondern unerwünscht. Übrig bleiben die gut gelaunten Werbeflächen, die dir ein schönes Leben verkaufen und eine Blase aus falschem Optimismus kreieren. Denn sie wissen ganz genau: Wer nicht mitspielt, bleibt auf der Strecke. Wie Marionetten, die einem System nacheifern, das sie selbst geschaffen haben.

Wir werden weiterhin konstruktiv kritisieren, auch wenn das bedeutet, dass wir einen Preis dafür zahlen müssen. Aber, mal ehrlich, der Burger war auch nicht schlecht.

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50 Antworten zu “Kolumne: Meinungslose Influencer – You are officially uninvited”

  1. Danke für diesen Artikel. Jede Brand sollte gerade kritisches Feedback schätzen und annehmen können, genau das kann zu einer Optimierung und Verbesserung führen. Es liegt auch an Marken und Agenturen Influencer dazu zu erziehen eine Meinung haben zu dürfen und sie nicht dafür abzustrafen. Viele aber setzen auch mit der Auswahl ihrer Blogger ein falsches Statement. Schade. Und ich bin neidisch auf den Burger.

  2. Die gleiche Thematik bemängle ich auch und finde es erstaunlich wie lange, lockige Haare und rosa Pullover mit Spitze Erfolg versprechend sind. Aber das ist ja wohl nichts neues.. Ich bedaure sehr, dass Individualität ob bei Bloggern oder Influencern verloren geht. Darüber habe ich auch mal geschrieben: http://www.lovelygirlyrosy.de/2016/11/die-macht-der-gucci-tasche/

    Aber, dass Kritik unerwünscht ist, ist echt eine harte Nummer und erschreckend.

  3. Ich bin schon seit Ewigkeiten nicht mehr auf der FW, weil ich das Gehabe einfach nicht ertragen kann. Eben weil sich da niemand wirklich wie ein richtiger Mensch verhält (nichts für ungut), kam ich mir dabei so unperfekt wie selten zuvor vor und habe mich zunehmend unwohl gefühlt. Es ist beneidenswert, wie die Menschen auf ihren Social Media-Kanälen ihre eigenen Bedürfnisse und ihre schlechten Launen ausknipsen können, so etwas würde ich auch gerne können. <3

    Keine Frage, ich will das auch alles nicht verurteilen, ich habe eine Menge tolle Shows gesehen, interessante Menschen kennengelernt (wie z.b. euch) und tolle Abende gehabt, aber wenn man während der Shows nach links und rechts schaut und sieht, wie alle nur auf ihr Handydisplay schauen, Selfies (?!) machen und man von dem Menschen nebenan permanent vollgequatscht wird, dann frage ich mich, wie respektlos man eigentlich einen Designer behandeln kann, der monatelang auf diese eine fünfzehnminütige Show hingearbeitet hat. Das ist einfach so schade! Dabei sein ist halt alles in diesem Kreis, aber dieser Kreis erinnert mich einfach zunehmend an einen traurigen Haufen, der sich für ein paar Tage mal wichtig fühlen kann.

    • Toller Artikel! Genau das habe ich mich ehrlich gesagt letztens auch gefragt: Ich folge Bloggern ja erst seit ein paar Monaten auf instagram und Co. und finde es auch total interessant. Aber gerade bei der letzten Berliner FW kam es mir so vor, als wenn die Blogger nur damit beschäftigt sind, Fotos und Videos von der Show hochzuladen. Ich habe mich danach gewundert: Bekommt man von der Show dann eigentlich noch was mit? Und wenn die Industrie wirklich so wenig Kritik ab kann: Schade. Denn durch kritisches Reflektieren bekommt man doch erst die Chance, sich weiterzuentwickeln.

      Liebe Grüße,
      Lynnychen

  4. PS: Und natürlich tut mir der Rausschmiss nicht für euch leid, immerhin hattet ihr Burger und müsst euch nicht vorwerfen, an dieser künstlichen, kritiklosen Scheinwelt mitgewirkt zu haben. Und das ist so viel wert! Der Artikel hat mich doch irgendwie an die „Nosedive“ -Folge von Black Mirror, haha. Danke, dass ihr real seid!

  5. Wie krass. Danke, dass du darüber schreibst. Was für eine hohle Form von Berichterstattung wünschen sich solche Agenturen denn… einfach nur peinlich und unkonstruktiv.

  6. Spannender und guter Artikel!
    Kritik und eigene Meinung sind manchmal so selten wie gute Burger. Hoffen wir mal, dass sich daran etwas ändert und Blogger die eigene Meinung vertreten und das Leben nicht zu ernst nehmen.
    Man sollte nie den Spass an einer Sache verlieren und Reflektion ist immer gut!

    Viele Grüsse vom MoKoWo Blog aus Berlin

  7. Verstehe ehrlich gesagt nicht warum sie euch nicht von vornherein sagen, dass ihr nicht mehr erwünscht seid und euch stattdessen vorher ganz normal auf die gästeliste setzen? die wollten wohl mit dem rausschmiss ne große show abziehen… widerliches verhalten

  8. Danke für diesen Artikel!
    Es ist wirklich schade, nach welchen Kriterien die Besucher ausgewählt & geseatet werden. Das Wesentliche geht dabei völlig verloren.

  9. Das erinnert mich an die eine Folge von Black Mirror (Staffel 3, Folge 1, glaube ich), wo sich keiner mehr traut die Wahrheit auszusprechen, weil man sonst keine Likes mehr bekommt.
    Die Entwicklung finde ich schon fast Hässlich und hat auch nichts mehr mit Mode zu tun!

  10. Wow! Danke für diesen Artikel und Weckruf in der Blogger Branche. Es ist echt erstaunlich zu sehen, wie viele in der Branche sich dann doch Gedanken zu der aktuellen Entwicklung machen. Ich habe zu genau dem selben Thema vor ein paar Tagen auch einen Post veröffentlicht, mit dem ich mich dann auch vom reinen Modeblogger Dasein verabschiedet habe. Ich konnte mich nicht mehr mit der einhergehenden Oberflächlichkeit und Kommerzialisierung der „Influencerwelt“ identifizieren. Ich denke auch, dass die Branche sich weiterentwickeln muss, denn so wird sie nicht mehr lange weiter existieren können. Ich bin froh, meine Meinung auf meinem Blog geteilt zu haben und finde, dass es wieder dringend nötig ist, mehr Denker, die neuen Input liefern, zu haben.
    Mein Post zu dem Thema:
    http://fyl-blog.com/unsubscribe/

  11. wegen solchen Artikeln kehre ich immer und immer wieder auf eure Seite zurück. durch eure art habt IHR bei mir vertrauen geschaffen, nicht die etlichen sogenannten „influencer“. ich kaufe euch wirklich ab, was ihr da schreibt und es ist eine perfekte Abwechslung zum ganzen insta-glam, der mich persönlich mehr und mehr langweilt.
    für mich seid ihr die wahren influencer, die wirklich zum nachdenken anregen, dinge offenlegen, die uns unbekannt waren, abgerundet mit witzigen und schönen Themen. weiter so!

  12. wie gerne ich ein Influencer wäre ! Eine die es per Blog, FB oder sonst wie schafft zu Groß-Demos gegen die AFD aufzurufen zum Beispiel, bevor es zu spät ist. Aber da bin ich weit von entfernt. Ansonsten ist dieses Influencer Ding mir fremd.

    Meinen Namen oder meine „Marke“ dazu zu benutzen andere Leute dazu zu bringen irgendwas zu kaufen, finde ich nicht verwerflich, aber ich reisse mir kein Bein aus dafür.

    Wobei ich Leute schon sehr gern zum Bücher kaufen verleite, kann aber auch damit leben, wenn sie eventuell in die Bibliothek gehen.

    Ich finde es gut, dass ihr Eure Meinung sagt ohne drauf zu schielen ob das Follower kostet oder ihr von einer Messe fliegt. Sind eh die besseren Geschichten. Brav kann jeder. Liebe Grüße :)

  13. Haha, an die Nosedive-Episode musste ich hier auch denken! Liebe Mädels von Amazed, solltet ihr diese noch nicht kennen holt es unbedingt nach, bestellt euch einen Burger dazu und bleibt bitte bitte so herrlich authentisch (selbst-)kritisch!

  14. Halleluja!
    Amen.
    Ich selber schreibe nicht über Mode, weil ich finde, dass man dafür wirklich Ahnung haben muss. Dass man in der Position und mit dem Wissen ausgestattet ist, Dinge auch zu kritisieren. Dass man die Hintergründe der Industrie, die neuesten Trends, die Geschichte, die Entwicklung kennt. Die meisten Modeblogger oder Influencer haben dieses Interesse und Hintergrundwissen nicht: Sie sind hübsch, sie machen tolle Instagramfotos und mögen Klamotten (wie fast jeder).

    Super gut finde ich auch die Anspielung, dass sie die Shows auf der Fashion Week usw. bewerben, ohne irgendetwas darüber zu schreiben. Sie zeigen nur sich in der Front Row und das reicht, damit alle User auch davon schwärmen irgendwann auf so einer Show geladen zu sein. Nicht, weil sie tatsächliches Interesse an der Show haben oder in der Lage wären, diese kritisch zu betrachten, sondern nur, weil das wohl ein glamouröses „Goal“ Leben sein muss, wenn man sogar auf die Fashion Week geladen wird.

    Ich finde es traurig, wie der Journalismus langsam den Bach runtergeht. Deshalb lese ich bei euch so gerne: nur wenige der großen Blogger, veröffentlichen hochwertigen Content. Die traurige Frage: Wieso werden viele andere, kritische und hochwertige Blogs gar nicht erst groß? Wahrscheinlich ist das wie die Frage, warum der Asi TV auf RTL und GNTM lieber geschaut wird, als spannende Diskussionen über das politische Zeitgeschehen, unsere Gesellschaft und Dinge, die tatsächlich wichtig sind.

    xx Ana http://www.disasterdiary.de

  15. Wie schön es wäre, wenn „Influencer“ ihren Einfluss mal für sinnvolle Dinge nutzen würden, z.B. um gegen den längst fortschreitenden Rechtsruck in diesem Land zu arbeiten (und nein, das ist keine Meinung, das ist ein Fakt, und zwar kein alternativer!).
    Schade, dass ihr nicht einfach frei raus sagt, wer euch rausgeschmissen hat – dann könnte man entsprechende Konsequenzen ziehen. Gehört für mich zur Aufklärung und Desillusionierung der Szene dazu!

  16. Recht hast du, Amelie! Allerdings, aus der Sicht eines „Normalos“, der sich für Mode interessiert, aber mit teuren Designerteilen und der Fashionweek wenig am Hut hat, gestaltet sich das ganze gar nicht so dramatisch. Ich sehe das nämlich so: ich scrolle täglich durch meinen Instagramfeed, und ja, zwischen Hunden, Memes und politischen Accounts finden sich da auch jede Menge Influencer. Deren Bilder betrachte ich gerne, weil sie schön anzusehen sind und oft als Inspiration (tatsächlich habe ich mir in meiner zwei-einhalb-jährigen Instakarriere nur einmal ein Teil nachgekauft: ich gestehe, es war die Wellington Uhr), aber dass alle gleichaussehen und keine Meinung haben: ist mir ehrlich gesagt egal. Auch wenn letztendlich alles gesponsort ist, die Bilder sind dennoch schön anzusehen und manchmal auch einfach herrlich komisch, wenn da der fünfte Blogger ganz natürlich mit einem Fitnessteebeutel (gibts die eigentlich noch?) in der Hand da sitzt. Was ich letztendlich sagen will, für Otto-Normal-Instagramer ist das alles irgednwie gar nicht so relevant. Was es mit einer Fashionweek oder der Modebranche macht ist, für euch zumindest, wirklich schade. Davon krieg ich aber zB wenig mit. Ein anderes Thema ist dann aber auch nochmal der oft nicht erkennbare Einsatz von Photoshop. Da merke ich selber, wie es mich negativ beeinflusst.

  17. „Influencer repräsentieren zum größten Teil Kapitalismus und Konsum und ziehen womöglich eine von ihnen beeinflusste Generation heran, die sich immer weniger mit Meinungen, Kritik und Diskussionen im Großen und Ganzen auseinandersetzt.“

    Ich verstehe ehrlichgesagt auch nicht, wie man als Influencer leben kann und wie man sich das alles noch antun kann. Ich wurde schon für diverse Schauenkritiken von der jeweilien PR-Agentur gerügt – bzw. der Redaktionschef hatte nach einer kritischen Berichterstattung über Fashionweekpräsentationen eine keifende PR am Telefon. Mit der Drohung die Redaktion zukünftig nicht mehr zu den Schauen einzuladen. Ganz ehrlichgesagt, fänd ich das auch gut. Wenn alle mal anfangen würden ehrlich und kritisch über gute und schlechte Modenschauen zu berichten und dann eben alle ausgeladen werden, wenn eine Schau eben schlecht ist, na dann gäbe es eben auch keine miesen Designer mehr. (Und kein Blogger/Kritiker müsste sich eine gute Review über eine schlechte Show aus dem Kreuz leiern – das ist nämlich eine echte Qual.) Aber nein, man suhlt sich weiter in seiner eigenen Inszenierung – und tja, da springen leider die Influencer mit in die Grube und suhlen sich bezahlt in ihrer eigenen Inszenierung mit.
    Will sagen: Kritik ist seit Jahren schon nicht mehr erwünscht auf der Fashion Week – daher ist dieser ganze Zirkus selbstreferentiell und entwickelt sich in Berlin auch partout nicht weiter – außer in die von euch oben beschriebene bedauernswerte Richtung. Sackgasse.

  18. Von dem Szenario habe ich gestern schon im Podcast von Masha und Lisa gehört (es wurden keine Namen genannt) und war echt schockiert. Beim Bloggen ging es doch ursprünglich immer darum, die eigene Meinung zu publizieren, ob nun positiv oder negativ. Wobei ich euren Beitrag auch nicht als extremen Hate oder Ähnliches empfunden habe… ihr habt konsttruktiv eure Meinung mitgeteilt. Wirklich schade, dass das nicht mehr gefragt ist und ihr auch noch so „vorgeführt“ werden solltet, in dem ihr erst eine Einladung bekommt und ihr dann vor Ort nicht reindürft. So traurig!

    Liebe Grüße,
    Elisa

  19. Wow! Vielen Dank für diesen Beitrag!!! Ich war erst das zweite Mal auf der Fashion Week und war diesmal echt etwas schockiert von dem Gehabe vieler Mädels. Das ging soweit, dass ich selbst ganz verunsichert war, da es mir persönlich beim bloggen weniger um mich, als um “ die Sache“ geht. Genau wie ihr es beschreibt, ist es manchen wichtiger Bilder von sich zu posten bzw. zu machen, als über die Mode zu berichten, bzw. sich diese anzusehen. Wie kann es sein, dass man mit Bildchen bei Instagram, die auch noch alle gleich aussehen, so erfolgreich ist. Ich verstehe das einfach nicht. Vielleicht bin ich auch einfach zu alt dafür? Keine Ahnung. Bei der Fashion Week geht es für mich um die Mode, um Inspiration, um Information und darum sich mit netten Menschen auszutauschen, die etwas vom Fach verstehen… Umso ermutigender sind Beiträge und Blogs wie eure, deshalb vielen Dank für eure tolle Arbeit. Ich hoffe sehr, dass am Ende Qualität zählt und nicht wie oft man einem Tag sein Outfit gewechselt hat, nur weil Fashion Week ist ;) Liebste Grüße aus Freiburg, Neele

  20. Ich resigniere da völlig. Diese Szene macht mich einfach nur noch krank. Sowieso lese ich überall dasselbe und sehe pastellgetönten Einheitsbrei an jeder „Ecke“. Wenn ich auf meinen Instagram Account schaue, blicken mich echte Bilder an. Zufällig arrangiert, wenn´s gerade passt. Ich habe keine Chance, aus meinem dreistelligen Bereich heraus zu kommen, doch wenigstens muss ich keine Quote erfüllen oder es jemandem recht machen. Es wird nur nach Followerzahl ausgewählt.
    Letztens bekam ich auf eine Anfrage hin folgende Antwort:
    Wir finden deinen Blog sehr lesenswert und deinen Schreibstil erfrischend und ehrlich. Da wir (blablabla Ausreden), können wir solche kleinen Blogs leider nicht berücksichtigen. Wir werden deinen Blog im Auge behalten […].
    Ich finde das unendlich traurig.

    Gruß
    Kali von Miss Bellis Perennis

  21. „Wir brauchen für eine Welt, in der es Computer gibt, vor allem etwas, was wir an den Computern gerade nicht lernen können – das offene, dialogische, zweifelnde, entwerfende, bewertende, philosophische Denken.“

    – Von Hentig in „Der technischen Zivilisation gewachsen bleiben“

    Ganz wichtig, Amelie, bitte weiter so!

  22. amelie, du rockerbraut <3
    du machst das genau richtig. na klar, dein artikel vom letzten jahr war schon ein bisschen sarkastisch und nicht 100pro PC, aber ganz ehrlich, wer will denn eine glattgebügelte friedefreudeeierkuchenwelt?!
    ich glaube fest daran, dass all die pastelligen, schönen schein zelebrierenden und likes um sich werfenden lichtgestalten irgendwann einen innerlichen nosedive hinlegen. so kann man doch nicht leben, und so kann man sich und sein umfeld doch auch nicht ernst nehmen und wirklich wertschätzen (lernen).

    da ich diesen artikel über dariadarias FB gefunden habe (ihre worte dazu sind auch ganz großartig) copy and paste ich einfach mal noch ein paar zeilen dazu, die ich dort hinterlassen hab.
    alles liebe euch!

    "die grenzen zwischen professioneller zusammenarbeit und cliquenwirtschaft verschwimmen immer mehr. das ist ja auch nicht per se verwerflich, aber schon sehr problematisch, da blogger von vielen als super authentischer, sympatischer "beste freundin" oder "große schwester" typ angesehen werden, die frei ihre meinung äußern und ja nur das beste für einen wollen, bei modezeitschriften war es viel klarer, wo die grenzen zu ziehen sind. dass auch hinter blogs knallhartes business steckt, wird in all dem schöne-welt-spiel und (pseudo-) vertraulichem geplänkel von so vielen vergessen. deswegen reagiere ich auch immer auf den euphemismus "demokatisierung der mode" ein wenig allergisch. es ist keine demokratisierung und kommunikation auf augenhöhe, wenn man nur puderzucker streut und den konsum ankurbelt. transparenz is key und freie meinungsäußerung is king, das ist das fundament jeglicher journalistischer arbeit (die sich ja viele blogs auf die fahnen schreiben)."

  23. Ich hab mich eh schon lange gefragt, ob das nur mir so geht. Das fängt damit an, dass ich Testprodukte nicht mehr geschickt bekomme, weil ich ganz ehrlich meine Meinung dazu gesagt hab – eine, die die PR Leute von Rossmann nicht hören wollten. Auch die Einladungen zu Events werden weniger, seit ich kritisch bei gewissen Dingen nachfrage bin ich anscheinend unbeliebt. Da ich aber sowieso immer mehr anfange unabhängig von Produkten zu bloggen, stört mich das nicht sehr. Ich glaub wir Blogger (vor allem die Fashion, Lifestyle und Beautyblogger) müssen sich demnächst entscheiden – kraule ich dem Kapitalismus weiter die Eier oder hab ich den Mut aufzustehen und kritisch zu sein? Und ja: das war jetzt extra so krass formuliert :)

  24. Toller Beitrag, du hast so recht! Es ist schade, dass Meinungen nicht mehr akzeptiert werden. Die Hoffnung, dass Instagram die Mode kundennäher und ehrlicher gestaltet ist wohl futsch!

    xx Tori
    simpletwentysomething.com

  25. Dass das ein absolutes No-No ist, muss ich ja nicht mehr sagen. Ich finde es ohnehin sehr gruselig, was momentan auf Blogs und während der FW passiert und vermisse aber auch in Zeitschriften und deutschen Magazinen kritische Worte zu Kollektionen etc. Alle Schiss! Schiss vor Anzeigenkunden, sinkenden Zahlen etc. Dabei muss Kritik ja nicht immer Vernichtung heißen.

    Was den Inhalt eures Textes betrifft, würde mich interessieren: Hat sich die zuständige PR Agentur bei euch danach bei euch gemeldet? Wird Stellung bezogen?

    Ich drücke euch – Herzliche Grüße aus Hamburg!

    • Hey liebe Hanna, ja total. Die Branche steckt allgemein ziemlich in der Krise, da passieren solche Dinge leider. Mittlerweile hat die Agentur Stellung bezogen und sich für die Vorgehensweise entschuldigt :). Bis bald hoffentlich <3

  26. ich frage mich schon eine ganze weile, ob diese szene überhaupt übersättigt werden kann. selbst wenn ich denke, es geht eigentlich gar nicht mehr schlimmer, wird es noch oberflächlicher und noch konsumgeiler. hohle phrasen, alles so nichtssagend und vor allem austauschbar… das muss doch irgendwann langweilig werden?!

  27. Wow…ziemlich arg, dass ihr echt von der Show verwiesen wurdet und nur wegen einem Artikel der nicht mal persönlich dem Designer galt. Aber du schreibst es wirklich gut; Meinung haben ist so altmodisch. Desto mehr freut es mich, dass ihr weiterhin altmodisch bleibt und wortstark weiter macht. Drei Daumen hoch – ich freue mich auf mehr.

  28. Ein ganz großes YAAS von mir! Super, dass du dich getraut hast deine Wahrheit mit uns zu teilen. Lass dich nicht mundtot machen, lass dich nicht verbiegen.
    Das letzte, das die Modewelt braucht sind weitere schleimige und jasagende Blogger*innen ohne eigene Meinung. Bleib dir und deinen Werten treu und ich hoffe auf weiter #truthbombs von dir! Bis dahin, #sayitlikeyoumeanit

    xo Kemara

  29. Chapeau für diesen Artikel. Ich war Blog-Leserin der ersten Stunde und heute „vertraue“ ich kaum einem meiner einstigen „Idole“, wenn mal so will. Alles ist nur gefaked, gekauft, gehashtaged. Ich hoffe, diese Blase platzt schnell… DANKE für deine Offenheit. Mach weiter so!!!

  30. Starker Artikel! Starke Frau außerdem. Ich hoffe inständig, wir kommen irgendwann an einen Punkt, an dem die überwiegende Mehrheit Ehrlichkeit und echte Authentizität (nicht die gespielte) höher schätzt, als das süße Influenced-Werden der nudefarbenen Bloggerpüppchen, die das alles nur für kostenlose Handtaschen machen. Vielen Dank für diesen Artikel und bitte immer weiter so.

  31. Toller Artikel, aber bei der ganzen Sache stellt ich mir die ganze Zeit eine Frage: Warum hast du denn eine Einladung bekommen, wenn ihnen erst wenn du drinnen bist auffällt, wer du bist?

    • Das frage ich mich irgendwie auch, also warum sie dich überhaupt eingeladen haben, dadurch wird das Ausladen vor Ort ja fast schon zur Peinlichkeit für euch dort, deshalb cool, wie ihr nun damit umgeht….hat sich Marina H. schon geäußert? Bei mir ist sie jetzt untendurch, der Schuss geht nach hinten los, wie man so schön sagt:-). Mich nerven die ganzen gesponserten blogposts mittlerweile auch sehr, so dass ich kaum noch auf viele meiner früheren LieblingsBlogs schaue. Da ich aber mittlerweile irgendwie ein großer Fan von Antonias Outfits geworden bin und auch viele anderen eurer Post sehr schätze schaue ich bei euch doch noch quasi täglich vorbei. Lina Mallon find ich theoretisch auch noch gut. aber da sie bisher nur meine positiven Kommentare veröffentlicht hat, nie aber welche, die nur etwas kritisch waren, ist sie mir dann doch unsympathisch geworden…das war bei euch nie der Fall, mit euch kann man diskutieren, ihr veröffentlicht auch kritische Kommentare. Macht bitte weiter so, liebe Grüße, Caterina

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