Kolumne: Microdermabrasion, Facial & Co. – das soll ich alles tun?
Ich darf mich wahrlich glücklich schätzen. Faltentechnisch bin ich mit 32 noch gut verschont – und das, obwohl ich beautytechnisch gefühlt hinter dem Mond lebe. Vielleicht liegt’s an meinen guten Genen, vielleicht an meiner gesunden Ernährung und meinem unbändigen Durst nach Wasser, vielleicht aber auch einfach an meiner Abneigung gegen Nikotin, Alkohol und zu viel Sonnenlicht. Vielleicht aber auch an den Süßigkeiten, die ich all zu gern verputze und mich glücklich machen. An meiner Beauty-Routine dürfte es – wenn ich mich in der großen, weiten Beauty-Welt so umsehe – jedenfalls nicht liegen.
Während mir auf Instagram jeden Tag ein anderes blankes Gesicht in die Kamera blickt und beim sogenannten Facial ist, andere sich Nadeln ins Gesicht hauen lassen und einem Super-Peeling eine Chance geben, oder zumindest das Double-Cleansing im Schlaf beherrschen, mache ich so gut wie nichts.
Mein Beauty-Geheimnis ist, dass ich keines habe.
Morgens schnappe ich mir klares Wasser, wasche mein Gesicht und trockne es ab. Feuchtigkeitspflege mit Lichtschutzfaktor drauf, das wars. Abends darf das Mizellenreinigungswasser den erlebten Tag abwaschen, danach folgt wieder eine Handvoll frisches Wasser, anschließend ein Serum und meine Augencreme.
Bislang war ich mit diesem Ritual zufrieden. Meine Haut bleibt rein, meine ersten Falten sind kaum erkennbar. Mein Holy Grail sind seit ein paar Jahren Lichtschutzfaktor und Augencreme. Schlichtweg bin ich für mehr aber auch wirklich zu faul.
Als mir dann aber doch die zehnte Beautybehandlung vor die Nase sprang, fragte ich letztens fast ein wenig besorgt eine andere beauty-begeisterte Freundin. „Sag mal, muss man eigentlich eine Mikrodermabrasion machen – so zur Anti-Aging-Vorsorge?“ „Eine was?“ Ja so genau konnte ich ihr auch nicht erklären, was ich meine, blieb dann beim Thema Facial hängen und kam auf Kosmetiker*innen zu sprechen. „Ich war noch nie bei einer – und peelen tue ich auch nie. Muss man das vielleicht?“ Eine wirkliche Antwort bekam ich nicht – die Schulter zuckten, ich als Beauty-Rookie blieb zurück. „Sollte ich das vielleicht wirklich alles tun?
Eigentlich hätte ich gedacht, ich bin immun beim Thema Instagram. Und doch hat es mich erwischt. Denn um ehrlich zu sein, bin ich natürlich schon ein wenig eitel, und- auch wenn ich Lachfalten schön finde – möchte ich den restlichen Alterungsprozess natürlich, wenn möglich so gut es geht, verlangsamen.
Seien wir mal ehrlich: Niemand von uns schreit doch, Falten bitte alle zu mir.
Die FOMO in Sachen Beauty griff um sich. So stellte ich mir und meinen ersten Falten die große Frage: Geht da vielleicht noch mehr? Verpasse ich womöglich die Chance auf einen wahren Jungbrunnen? Wer die Beautyblogger dieser Welt beobachtet, möchte meinen: „Ohja.“ Wer es nicht einmal im Monat zum Facial schafft, sollte zumindest ein Double Cleansing machen, hin und wieder peelen oder mit der Pandamaske durch die Wohnung schlurfen. Vielleicht noch ein, zwei Magic Creams ins Gesicht, Make-Up und mindestens das Wimpernserum, dann läufts.
Mache ich bislang alles nicht. Seufzend fand ich mich also eines Abends voller Sorge vor dem Spiegel. Auf der Suche nach Falten, die ein Facial möglicherweise bereinigen kann. Unter hellem grellen Neonlicht entdeckte ich dann den Ansatz einer Stirnfalte. Mein Herz rutschte in die Hose, mein Spiegelbild erstarrte. Vielleicht das Ergebnis von 10 verpassten Facials oder dem Nicht-Verwenden einer Reinigungsbürste?
Das Internet wurde angeschmissen, eine schnelle Lösung gesucht, bevor es mich dann doch in den Beauty-Salon verschlägt. Den Zauberwirkstoff Retinol spuckte das World-Wide Web aus, und ich stand am nächsten Tag im Beautyladen meines Vertrauens auf der Suche nach dem Anti-Age-Wunder. „Ich empfehle für dich die 2 % Serumlösung, 5 % nimmt man erst ab 25.“ Mein Mund klappte auf, meine Stimme quietschte ein „Ich bin aber schon 32.“ hervor. „Oh, du siehst noch jung aus.“
Höchstwahrscheinlich ist genau das der Job der Beauty-Frau, vielleicht hatte sie aber auch gerade einen Seh-Fehler. Wie unter 25 sehe ich nicht mehr aus, das weiß ich selbst. Und ich füge frohen Mutes hinzu: Gott sei Dank. Ich mag mein Alter, und ich mag auch die ersten kleinen Anzeichen davon. Zumindest meistens. Trotzdem schnappte ich mir ein wenig beschwingt die 5 % Lösung mit Retinol, freute mich über das kleine Kompliment und sprang wie ein junges Reh aus dem Laden.
Vielleicht ist weniger aber auch manchmal einfach mehr.
Vielleicht reicht mein kleines Mini-Beauty-Ritual mit neuem Retinol-Serum, vielleicht sind Facials einfach wie meine Ganzkörpermassage bei meinem liebsten Salon: Wellness fürs Gesicht. Vielleicht habe ich aber auch einfach Glück. Am Ende zählt sowieso nur eines: Das beste Anti-Aging-Mittel ist immer noch innere Zufriedenheit und gute Laune. Und die gibt’s, wenn man genau das macht, was man für richtig hält.
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4 Antworten zu “Kolumne: Microdermabrasion, Facial & Co. – das soll ich alles tun?”
Definitiv Organic Luxury oder die Beautery. Meine Beauty Tempel in denen ich einmal im Monat aufschlage. Bin aber auch 41, da MUSS ;o) das wohl so sein…
Liebe Maya!
Super danke :) Gucke ich mir einmal an!
I feel you. Falls es dich beruhigt: ich hatte auch erst vor ein paar Monaten mein erstes Facial. Und ich glaube mit Sonnenschutz, keinem Alkohol und ausgewogener Ernährung machst du schon alles richtig:-) Die Gene spielen ja auch noch eine große Rolle…
Zu Microdermabrasion: gerade mit so schöner und feiner Haut wie deiner, ist das nicht unbedingt notwendig/1. Wahl. Ich kann dir ein Hydra Facial empfehlen, dazu hatte mir eine Kosmetikerin anstelle einer MD geraten und glücklicherweise hat sich dann auch die Möglichkeit ergeben, eines zu machen. Ich war in der Praxis von Royal Fern und absolut happy, meine Haut auch. Die Beratung vor Ort war auch top…
Aber: no pressure, deine Haut ist wirklich auch so schon wunderbar:-)
[…] hieß es im Verlauf des Gesprächs. Ich schüttelte beschämt den Kopf. Ich war noch nie bei einem Facial, und tatsächlich mag ich es auch nicht so gern, wenn mir jemand anderes im Gesicht rumfuchtelt. […]