Kolumne: Die Welt geht unter! Zu viele Menschen und zu wenige Ideen
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Die Welt geht den Bach runter. Für jedes Lebewesen auf der Erde ist zwar ein natürlicher ökologischer Fußabdruck einkalkuliert, doch unsere ökologischen Fußabdrücke werden größer und größer. Zu groß. Der Wirtschaftsboom in vielen Ländern will einfach nicht aufhören zu boomen, was den Ausbau von Transportwegen und Autobahnen und eine höhere Nachfrage sowie ein höheres Angebot an Autos fördert. Der CO2 Ausstoß steigt massiv. Städte werden größer. Dhaka zum Beispiel, die Hauptstadt Bangladeshs, misst aktuell 7 Millionen Einwohner, die im Zentrum der Großstadt kaum mehr Platz für sich selbst haben. Das Problem? Nicht mal unbedingt die Menschen, sondern das, was die Menschen schaffen.
Autos verstopfen die Straßen so sehr, dass kein Platz mehr für Menschen ist. Vom Lärm und der Luftverschmutzung mal ganz abgesehen. Chinas Wirtschaftsaufschwung ist mittlerweile auch zu spüren. Bald werden sich immer mehr Menschen Autos leisten können, genau so wie es in vielen Teilen der westlichen Welt bereits seit 1960 passiert. Nur in viel rasanter. China holt das in kürzester Zeit auf, was sich in vielen anderen Ländern über einige Jahrzehnte aufgebaut hat.
Die Fluggesellschaften werden günstiger und vermehren sich. Die Menschen reisen mehr. Der CO2 Ausstoß steigt auch hier stetig, wenig verursacht mehr Luftverschmutzung als Flugzeuge. Auch Tierfleischkonsum verursacht einen hohen CO2 Ausstoß, aufgrund der Haltung der Tiere, und auch der Konsum von Tieren – Überraschung! – steigt. Die Gegenbewegungen sind vorhanden, doch sie wiegen den Schaden, den die Menschheit der Erde anrichtet, nicht auf. Es müsste sich etwas ändern – und das radikal. Und das wird kein kleiner Mensch schaffen, auch wenn er die richtige Einstellung vertritt, das müssten große Unternehmen schaffen. Die Wirtschaft, die in unserer Welt mittlerweile einen viel größeren Einfluss hat als die Politik. Die Wirtschaft ist unsere Politik und sie müsste einschneiden. Doch das tut sie nicht, denn sie will wachsen. Und das schafft sie, indem sie uns ein schönes Leben ermöglicht und unserer Welt schadet. Mittlerweile hat man als Mensch das Gefühl, nur noch zu schaden. Wie soll man auch nicht auf Kosten anderer leben? Es ist schlicht unmöglich.
Wer vegan lebt, kauft seine Bio-Tomaten womöglich trotzdem in Plastikverpackungen. Plastik wird kaum recycelt. Plastik- und Elektromüll werden in Schwellenländern wie Indien abgeladen, und diese wiederum versinken darin. Neu Delhi oder Mumbai ersticken in Abfallbergen, die Flüsse sind schon längst verseucht. Im Grunde muss sich der Mensch für jeden Schritt, den er tut, schämen. Er sollte nicht mehr in den Urlaub fahren. Er sollte kein Fleisch essen. Er sollte kein neues Handy haben. Er sollte keinen Plastik nutzen. Er sollte kein Auto besitzen. Und? Er sollte keine Kinder mehr zeugen, die am Ende nämlich den allerhöchsten CO2 Ausschuss generieren.
Im Jahre 2050 wird, wenn der Städtezuwachs weiter anhält, geschätzt 80% der gesamten Weltbevölkerung in der Stadt leben. 1,65 Milliarden Einwohner lebten um 1900 auf der Erde, 1950 waren es 2,5 Milliarden, also rund ein Drittel mehr. Heute, 2018, leben 7,6 Milliarden Menschen auf der Erde. Also schon die dreifache Menge. Natürlich wird die Zahl steigen, 2050 sollen es bereits fast 10 Milliarden Menschen sein.
Langsam hat man das Gefühl, das Beste, was man für die Erde tun könnte, wäre nicht zu existieren. Denn das Problem mit den ganzen Fernreisen und dem Plastik und den Autos und so weiter wäre behoben, wenn es weniger Menschen gebe. Die Erde ist überbevölkert, und wer schon mal in seinem Leben darüber nachgedacht hat, vielleicht kein Kind mehr auf die Welt zu setzen, der ist in guter Gesellschaft – nämlich in der der Antinatalisten. Die sind der Meinung, dass Menschen in der Masse der Welt schaden und dass sie ihren noch nicht geborenen Kindern die Last des Lebens gar nicht erst aufbürden wollen. Nicht gerade die optimistischste Lebenseinstellung, aber vielleicht ist sie gar nicht so falsch.
In den wohlhabendsten Ländern der Welt steigt die Anzahl der Bevölkerung kaum, und das liegt daran, dass eine Vermehrung nicht zwingend notwendig zum Überleben ist. Die Aufklärung und die mit sich bringende Verhütung ist allgegenwärtig. In anderen Ländern sieht es da schon ganz anders aus. Am Ende ist es aber egal, woher die ganzen Neugeborenen kommen. Sie sind da, und die Frage, mit der wir uns bald mal auseinandersetzen müssen, ist: Wie soll es weiter gehen? Wie sollen wir eine Übervölkerung vermeiden? Es geht nicht darum, dass wir überleben, es geht darum, WIE wir leben – und das könnte bald schon gar nicht mehr so gut sein.
Gleichzeitig sind wir keine Roboter. Unsere menschlichen Bedürfnisse sind nicht statistisch messbar und ein paar Zahlen werden den Kinderwunsch vieler Frauen und Männer nicht untergraben. Kinder geben dem Menschen eine Aufgabe, Verantwortung, sie schenken Liebe und lassen Frauen und Männer bedingungslose Liebe fühlen. Und ist das nicht auch irgendwo der Sinn des Lebens? Oder ist die Zufriedenheit des Gebrauchtwerdens und das Glück der bedingungslosen Liebe in der heutigen Zeit auch aus anderen Ressourcen zu schöpfen, die möglicherweise keine Geburt eines Kindes erfordern? Beispielsweise Adoption oder etwas ganz anderes?
Lösungsansätze gibt es viele, Umsetzung bisher noch herzlich wenig. Wenn wir die Vermehrung der Menschheit schon nicht aufhalten können, dann sollten wir wenigstens auf sie reagieren. Die Abschaffung von Autoindustrien wäre eine einschneidende Schadensbegrenzung, das Umsatteln auf Fahrräder (und zwar in Massen! Siehe Kopenhagen!), eine Notwendigkeit. Mehr Fußgängerzonen, mehr Radwege, weniger Straßen für Autos. Flug- und Benzinpreise sollten stark steigen, Züge und öffentliche Vekehrsmittel günstiger oder gar kostenlos werden. In Augsburg soll beispielsweise nächstes Jahr der gesamte öffentliche Nahverkehr für alle kostenlos werden. Vielleicht sollte es sogar eine Begrenzung der Fernreisen auf jeden einzelnen Haushalt geben. Oder ist das zu extrem? Außerdem sind Umsetzungen wie diese in einer Demokratie nicht umsetzbar und in einer Welt, in der die Wirtschaft über der Politik steht, unmöglich.
Doch eines ist klar: Irgendetwas muss passieren. Diskutieren und Nachdenken wären die ersten Schritte.
Was sind eure Ideen für die Zukunft? Wo wird es hingehen? Glaubt ihr an eine Dystopie oder an eine Utopie? Wir sind gespannt!
Eine Antwort zu “Kolumne: Die Welt geht unter! Zu viele Menschen und zu wenige Ideen”
ein schöner Text, liebe Amelie. Ich mache mir auch sehr oft Gedanken darüber, und es macht irgendwie so depressiv und machtlos weil man im kleinen ja doch nichts ausrichten kann. Trotzdem versuche ich wenigstens nach meinen Werten zu leben und bewusst zu konsumieren und nach links und rechts zu schauen, dass man sich nicht ganz so machtlos fühlt… Die Autoindustrie ernährt halt auch sehr viele Menschen hier, daher wird hier in diese Richtung viel zu konservativ gedacht…Um nicht ganz depressiv zu werden, freue ich mich an kleinen Lichtblicken, verfolge Projekte wie „Ocean Clean up“ etc. um auch mal den guten Fortschritt zu sehen. Dass alle immer über sinkende Geburtenraten in Deutschland jammern kann ich absolut nicht nachvollziehen, da global gesehen die Bevölkerungsexplosion eine Katastrophe ist…