Kinderwunsch und Fruchtbarkeitsprobleme: 6 Frauen erzählen von ihren Erfahrungen
Schwierigkeiten, schwanger zu werden, betrifft weltweit schätzungsweise 80 Millionen Menschen, während ca. eine von acht Schwangerschaften mit einer Fehlgeburt endet. Dennoch haben viele Angst, darüber zu reden. Sechs Frauen sprechen über ihre Erfahrungen. Dieser Artikel erschien zuerst auf Vogue.
Am 1. Oktober gab Model und TV-Celebrity Chrissy Teigen den tragischen Verlust ihres Babys zwischen der 20. und 24. Schwangerschaftswoche bekannt. Sie und ihr Mann, der Musiker John Legend, sind von Anfang an offen mit ihren Fruchtbarkeitsproblemen und ihren In-Vitro-Erfahrungen (Fehlversuche, zwei Schwangerschaften, postnatale Depressionen) umgegangen. Mit dieser Fehlgeburt sind sie jetzt ebenso ehrlich umgegangen, und öffneten damit die Tür für andere, die ihre eigene Geschichte erzählen wollen.
Probleme mit Fruchtbarkeit und Schwangerschaftsabgänge sind nicht selten. Eingeschränkte Fruchtbarkeit betrifft weltweit schätzungsweise 80 Millionen Menschen, während ungefähr eine von acht Schwangerschaften mit einer Fehlgeburt endet. Die Unfruchtbarkeit von Frauen im gebärfähigen Alter wird auf mindestens 15 Prozent geschätzt, und 40,5 Millionen Frauen lassen sich weltweit behandeln. In den letzten 40 Jahren sind acht Millionen Kinder dank einer In-Vitro-Fertilisation geboren worden (kurz IVF – hierbei wird die Eizelle außerhalb des Körpers mit den Spermien zusammengebracht).
Hier berichten sechs Frauen von ihrem Weg
durch die Fruchtbarkeitsbehandlung und darüber, was ihnen geholfen hat,
trotz dieser Herausforderungen positiv zu bleiben.
Brittany Williams, 30, USA
Bei mir wurde 2016 PCOS [polyzystisches Ovarial-Syndrom] diagnostiziert und meine Kinderwunsch-Odyssee begann 2018. Als erstes versuchten wir es mit dem Medikament Clomid, 2019 probierte ich dann Letrozole aus, aber wir hatten keinen Erfolg. Super-Zahlen in allen Bereichen, Eizellen-Qualität, Spermien-Analyse, aber immer noch keine Schwangerschaft. Unser letzter Versuch endete in einer sehr frühen Fehlgeburt. Wir haben noch nicht entschieden, was wir als nächstes tun werden, wenn wir denn überhaupt etwas machen.
Ich wusste, dass es nach dem Trial-and-Error-Prinzip laufen würde, was mir große Angst machte, und es gab Momente, in denen ich alle Hoffnung verlor. An manchen Tagen habe ich nur geweint — Gebete, Therapie und ein großartiges Unterstützungssystem haben mir aber geholfen, weiterzumachen. Mein Mann war meine große Stütze auf diesem langen Weg.
Eine der besten Sachen, die ich gemacht habe, war zu einer Selbsthilfegruppe zu gehen. Eine ist eine Online-Gruppe für schwarze Frauen mit PCOS und die andere ist eine Unfruchtbarkeits-Gruppe, die ich über meine Therapeutin gefunden habe. Sich verstanden zu fühlen und zu sehen, dass jemand genau weiß, was man durchmacht, bewirkt wahnsinnig viel. Es hilft gegen die Scham und die Isolation.
Eine der größten Fehlannahmen ist die, dass es schnelle Abhilfe gibt. Manchmal kommen viele Ursachen zusammen, die dafür verantwortlich sind, dass man nicht schwanger wird. Abgesehen davon, sind Fruchtbarkeitsbehandlungen in den USA sehr teuer. Die Realität sieht so aus, dass manche Frauen am Ende eben keine Kinder bekommen.
Es ist OK, wenn eine Frau entscheidet, dass Fruchtbarkeitsbehandlungen und andere Optionen, wie Adoption, ihr zu viel sind, sei es finanziell oder emotional. Wir müssen aufhören, Frauen unter Druck zu setzen, dass sie Kinder haben müssen.”
Gemma Rolls-Bentely, 36, Großbritannien
Obwohl mit meiner Fruchtbarkeit alles in Ordnung ist, sah ich mich mit vielen Herausforderungen konfrontiert, weil ich in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebe. Bei meinem ersten Kind hat es drei Jahre gedauert, wenn man die Zeit der Recherche, des Geldsparens, der Beratungen, der Tests, der Suche nach der Samenspende und einige fehlgeschlagene Versuche mit einrechnet.
Spermien sind sehr teuer, wenn man sich an eine Samenbank wendet. Nachdem es mit dem ersten Spender nicht geklappt hat, machten wir eine lange Pause, in der wir wieder Geld ansparten. Die Vorstellung, dass es vielleicht noch einmal nicht funktionieren könnte, war wirklich unangenehm. Meine Frau und ich haben das Glück, dass wir beide gut verdienen, so dass wir etwas Geld sparen konnten. Ich mache mir da eher Gedanken wie andere in der Queer-Community, die weniger privilegiert sind, mit solchen Situationen umgehen.
Wir haben es dann schließlich mit einem neuen Samenspender versucht, und es hat funktioniert. Mein Baby wurde 2019 geboren. Wir wussten immer, dass wir zwei Kinder wollten, darum habe ich sobald das erste Kind geboren war, gleich eine größere Anzahl Samenspenden auf Kredit gekauft. Jetzt sind wir wieder schwanger.
Während all dieser Herausforderungen haben meine Frau und ich uns gegenseitig gestärkt, und ich habe versucht lesbische Elternpaare zu finden, damit ich ihre Perspektiven verstehen und das Pro und Contra der verschiedenen Optionen sehen kann.
Zum Thema gleichgeschlechtliche Eltern gibt es immer noch einen Mangel an Bewusstsein und Kenntnis. Es ist erstaunlich, wie viele Leute das Bedürfnis verspüren, da nachzufragen. Ich antworte immer, weil ich das Gefühl habe, Wissen vermitteln zu können, aber es ist schon ein bisschen ermüdend. Als ich das erste Mal schwanger war, fragte mich eine gute Freundin: ‘Gem, wer ist der Vater?’ Sie wusste nicht, dass sie irgendwas Falsches sagte, aber ich war so sauer.
Es gibt keinen Vater, es gibt einen Spender und zwei Mütter. Bei uns gab es ein wirklich glückliches Ende und ich bin sehr dankbar dafür.
Cristina Ferrer, 38, Spanien
Mein Mann und ich entschieden uns 2017, ein Baby zu bekommen, als ich 34 war. Nach sechs Monaten ohne Erfolg, beschlossen wir, uns medizinisch testen zu lassen. Es zeigte sich, dass es bei uns beiden Probleme gab, und die Ärzte sagten uns, dass künstliche Befruchtung nicht effektiv sein würde und dass wir gleich eine IVF vornehmen sollten.
Insgesamt hatten wir fünf Behandlungen. Die letzte, so hatte ich entschieden, sollte unser letzter Versuch sein. Ich konnte keine weiteren emotionalen Enttäuschungen aushalten. Mein Mann hätte weitergemacht, aber er war ja auch nicht derjenige, der all die Hormone nehmen und die Nebenwirkungen aushalten musste.
Es gab einige sehr schwierige Momente, besonders nach negativen Versuchen. Mein Rat an diejenigen, die mit Kinderwunsch-Problemen zu tun haben, ist, sich daran zu erinnern, dass es zwar ein Langstreckenrennen ist, aber es ist das Rennen deines Lebens. Nach drei Jahren Stress mit der Fruchtbarkeitsthematik, habe ich jetzt mein Baby.
Samantha Schulz, 54, Österreich
Mein Mann und ich haben fünf Jahre lang versucht, auf normalem Wege schwanger zu werden. Dann habe ich die Gynäkologin gewechselt und ihr von Symptomen erzählt, die ich seit einigen Jahren hatte, darunter unregelmäßige Monatsblutungen — wenn sie kamen, lähmten sie mich vor Schmerzen und Unwohlsein während des Verkehrs. Nach einigen Tests wurde bei mir Endometriose diagnostiziert [oftmals schmerzhafte Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut].
Ich wurde operiert und die Zysten wurden entfernt. Dann begannen wir mit der IVF. Man sagte uns, dies sei unsere einzige Möglichkeit, und dass es wegen meines Alters, 32, und weil die Endometriose so weiträumig aufgetreten war, nur eine 25-prozentige Chance gäbe, schwanger zu werden.
Eine der größten Herausforderungen waren die täglichen Hormonspritzen. Wir beschlossen unseren Familien und Freunden nichts zu erzählen, für den Fall, dass es erfolglos bliebe. So etwas Schwerwiegendes durchzumachen und niemandem außer meinem Mann davon zu erzählen, war wirklich schwer, weil nicht einmal er verstand, was für einem Druck ich mich ausgesetzt fühlte.
Ich bin von Natur aus ein positiver Mensch und ich wusste, dass mir das die besten Erfolgschancen geben würde, aber die IVF hat diese Haltung maximal strapaziert. Als wir auf die Ergebnisse warteten, dachte ich, dass ich das nicht noch einmal aushalten könnte.
Eine Sache, die geholfen hat, war, dass wir einen Hund angeschafft haben. Jetzt hatten, wir etwas, was wir liebten und worum wir uns kümmern konnten. Ein Jahr später war ich schwanger mit Drillingen. In der 25. Woche habe ich eins der Babys verloren und habe jetzt also Zwillinge. Es war traumatisch, aber es ist wichtig zu wissen, dass selbst in solch dunklen Zeiten Licht am Ende des Tunnels ist.
Ich würde sagen, dass wichtigste ist, einen guten Arzt oder eine gute Ärztin zu finden, dem/der du vertraust und bei dem/der du das Gefühl hast,
dass man dir zuhört.
Kristyn Hodgdon, 31, USA
Ich beschloss mit 27 die Pille abzusetzen. Ein paar Monate später hatte ich noch immer keinen normalen Menstruationszyklus. Dann wurde bei mir PCOS diagnostiziert. Meine Gynäkologin überwies mich dann an einen Endokrinologen, der mir Clomid zur Förderung des Eisprungs verschrieb.
Rückblickend muss ich sagen, dass ich keine Ahnung hatte vom physischen und emotionalen Preis, den ich für unzählige fehlgeschlagene IUIs [Intrauterine Insemination, wenn Spermien direkt in die Gebärmutter eingeführt werden] — und dann schließlich die IVF — zahlen würde. Mein folgendes Lebensjahr war eine Ansammlung von Arztterminen, Bluttests, Ultraschall, Hormonen, Injektionen, Tränen und fehlgeschlagenen Zyklen. Das ließ keinen Raum für anderes.
Ich stützte mich mehr denn je auf meinen Mann, meine Mutter und meine besten FreundInnen. Aber irgendwann hatte ich keine Lust mehr, mit Leuten darüber zu reden, die es nicht verstanden, egal wie wohlmeinend sie waren. Die Cousine meines Mannes, die selber einige Jahre vorher eine IVF-Behandlung durchgemacht hatte, wurde mein Rettungsanker.
Nachdem ich mit meinen Zwillingen schwanger geworden war, rief ich The Fertility Tribe ins Leben, eine Lifestyle-Marke und Online-Community, die allen möglichen Wegen zur Elternschaft eine Stimme gibt — etwas, von dem ich gewünscht hätte, dass es bereits existiert hätte, als ich mich selbst der Behandlung unterzog.
MaryJane Rabier, 35, USA
Wir haben unseren Sohn Luca verloren, nachdem er nach der 25. Woche per Kaiserschnitt geboren wurde. Er war einfach zu klein um zu überleben. Dieser Verlust, zusammen mit meiner schwierigen Schwangerschaft — ich litt an extremer morgendlicher Übelkeit — führten zu unserer Entscheidung, eine Leihmutter zu suchen.
Wir beschlossen, eine Agentur zu beauftragen. Sie berechnen in den USA durchschnittlich 22.000 Dollar, um einen mit einer passenden Leihmutter zusammen zu bringen, darin ist die Bezahlung der Leihmutter noch nicht enthalten. Es sind astronomische Gebühren.
Mein Mann und ich lieben unsere Leihmutter und die Reise, auf der wir uns befinden. Was sie für uns tut, ist so etwas Besonderes und Schönes. Ich glaube, viele Paare mit Kinderwunsch haben für ihre Leihmutter die gleichen Gefühle wie wir.
Mein Rat an andere mit ähnlichen Problemen, wäre, sich Instagram Accounts zum Thema Unfruchtbarkeit zuzuwenden, Menschen auf Instagram zu folgen, die den gleichen Kampf durchmachen. Accounts, die einen traurig machen, sollte man nicht mehr folgen.