Jahresrückblick 2019: Amelie
Das zweite Jahr in Berlin neigt sich dem Ende zu. Ich klinge wie eine Oma, wenn ich mich innerlich frage, wo denn die Zeit geblieben ist. Sie raste nur so an mir vorbei. Der Stadtwechsel fühlte sich in diesem Jahr weniger einschneidend, doch mindestens genauso aufregend an. Trotzdem war 2019 mit viel mehr Ruhe gefüllt, Zeit für mich, mit der Verfestigung von echten und innigen Freundschaften, mit dem Einleben in der großen Stadt. Ich beantwortete mir selbst einige Fragen, die in mir schlummerten: Wer will ich in Berlin sein? Wie sehe ich mich in der Stadt? Wo möchte ich hin? Wie will ich mein Leben hier verbringen? Von welchen Menschen möchte ich umgeben sein? Gerade ein Stadtwechsel fühlt sich an, als käme man auf eine neue Schule. Alles geht von vorne los. Der Unterschied ist aber, dass ich älter bin und die Zügel fester in meiner Hand liegen, als damals. Ich kann mein Leben in Berlin zu einem gewissen Teil selbst lenken – die Frage ist nur, in welche Richtung überhaupt. Und ein bisschen Luft für Zufälle muss natürlich auch bleiben.
Die Fragen, die in meinem Kopf herumschweben wie kleine Luftballons, habe ich zwar noch nicht komplett beantworten können. (but then again: Ist das überhaupt möglich?) Doch ich weiß nach meinem 2. Jahr in Berlin viel mehr was ich will – im Gegensatz zum 1. Jahr, in dem ich mich einfach nur habe überrollen lassen von all den Veränderungen. Meine Gedanken sind sortierter und mein Weg, langsam aber sicher, gepflastert.
In diesem Jahr habe ich erkannt… nichts ist umsonst. Egal was man tut oder was man nicht tut, jede Kleinigkeit im Leben kostet ihren Preis. Dieses Jahr habe ich mich oft gefühlt, als lebte ich auf einem Basar. Alles, was ich kaufe, nicht kaufe, unternehme, nicht unternehme, sage oder nicht sage, fühlte sich wie ein Tauschgeschäft an. Unternehmungen zum Beispiel. Sie kosten Energie und die Ruhe alleine zu genießen kostet das Gefühl, etwas zu verpassen. Seit ich mir darüber im Klaren bin, dass man alles mit etwas eintauscht, auch wenn dieses Etwas gar nicht unbedingt von materiellem Wert ist, gehe ich noch viel sorgfältiger und bewusster mit meinem Leben um. Die Entscheidungen, die ich fälle, sind bedachter und liebevoller zu mir selbst. Daran möchte ich auf jeden Fall im nächsten Jahr weiter festhalten und noch rücksichtsvoller mit mir umgehen.
Liebstes Instagramfoto:
Der Frauenkampftag am 3.3. war dieses Jahr in Berlin der erste offizielle Feiertag, an dem sowohl ich, als auch alle Freundinnen und Freunde von mir, selbstverständlich auf die Straße ging und ordentlich für Frauenrechte demonstrierte. Die Demo war nicht nur die friedlichste, schönste und unterhaltsamste Demo auf der ich je war, sondern der Zusammenhalt unter meinen Freundinnen und allen Frauen um mich herum, schenkte mir ein Gefühl von Gänsehaut. Was für ein großartiger Tag und Abend, den ich mit großartigen Frauen verbringen durfte.
Der schönste Trip:
Comersee, Südtirol und Portugal waren meine diesjährigen Urlaubsziele, die allesamt magisch schön waren. Der Trip nach Italien zum Comersee mit meiner ältesten Freundin Tanja, war zwar kurz, aber prall gefüllt mit schönen Momenten, sowie Gelassenheit und Ruhe. Unsere stundenlange Wanderung hoch zur menschenleere Grotte, in der wir uns eine Erfrischung gönnten, gehört zu den den Highlights meines Jahres. Der Ort war magisch. Doch auch Südtirol mit Milena war wunder, wunderschön. Ich war überrascht, wie vielfältig und mediterran Südtirol doch war. Die Villa Arnica, die uns beherbergte, schenkte uns beiden das unschlagbares Gefühl, aus Versehen in einer romantischen Filmkulisse zu nächtigen und unsere Gespräche und Momente waren einfach nur wunderbar. Unsere spontane Idee, nachts die Sternschnuppen zu beobachten und im warmen Pool zu schwimmen, werde ich nie vergessen. Meinen längsten Aufenthalt hatte ich in diesem Jahr mit meinem Freund in Portugal. Gemeinsam fuhren wir vom Süden an der Küste entlang bis in den Norden und erlebten gefühlt drei Urlaube in einem. Jede Sekunde war wunderbar und so, wie ich es mir nicht einmal erträumt hatte.
Lieblingslied 2019:
Liebstes Outfit: Dieses Fashion Week Outfit. Ich trage einen Zebra-Blazer von Gucci Vintage und Prada Vintage Sandalen.
Liebste Artikel auf amazed:
Ich will keine bessere Hälfte!
Das habe ich 2019 zum ersten Mal gemacht: Bootfahren. Und zwar nicht als Gast, sondern tatsächlich ein Boot fahren und steuern. Gemeinsam mit meinen Freundinnen und einem Freund haben wir uns an einem der ersten warmen Tage in Berlin ein Boot gemietet. Was wir nicht wussten: Keine/r von uns ist davor jemals Boot gefahren. Umso aufregender war unsere erste gemeinsame Bootstour, die wir hoffentlich im nächsten Jahr wiederholen werden. Da fällt mir ein: Ich bin dieses Jahr außerdem zum ersten Mal Kayak gefahren. 2019 war also durch und durch ein Bootsjahr für mich!
Hier gehe ich 2019 wieder essen: Meine Lieblinge in Berlin sind Klub Kitchen, Shaniu’s House of Noodles, Beuster, St. Bart und die Bottega N. 6
Menschen, die mich dieses Jahr bereichert haben: Mich bereichern jedes Jahr so viele Menschen. Mein Freund, alle meine Freunde, meine Familie. Ich bin umgeben von spannenden, reflektierten, lustigen, intelligenten, emotionalen Menschen, die mich auf unterschiedliche Art und Weisen inspirieren. Doch in diesem Jahr haben mich besonders @paulskowski und @teresaguggenberger bereichert, da ich gemeinsam mit den zwei Grazien einen Freies Schreiben Kurs ins Leben rief. Gemeinsam hauen wir, mit vielen anderen genialen Frauen, alle zwei Wochen ziemlichen Blödsinn (der manchmal ganz schön genial ist) in unsere Tasten, lesen uns Texte vor, die wir in wenigen Minuten heruntergerattert haben, kitzeln unsere Kreativität heraus und haben vor allem Spaß dabei, ohne Ziel und Sinn im Kollektiv zu schreiben. Das Projekt mit Pauli und Teresa ins Leben gerufen zu haben, gibt mir Kraft und Freude und ließ mich viele, tolle Frauen in Berlin kennenlernen. Ich freue mich auf alles, was im nächsten Jahr noch kommen wird.
Was ich viel zu lange nicht gemacht habe und unbedingt mal wieder machen will: Eine Kurzgeschichte schreiben. Oder irgendeine Geschichte schreiben. Was einst einmal die Woche passierte, ist heute nur noch eine Seltenheit. Das muss dringend geändert werden! Außerdem möchte ich bald wieder etwas organisieren. Ein Event – im weitesten Sinne. In München habe ich oft Ausstellungen, Lesungen oder Parties organisiert, was ich in Berlin noch nicht gewagt habe. Es wird aber langsam wieder Zeit, an die Öffentlichkeit zu treten – einfach, weil ich großen Spaß daran habe.
3 Dinge, wofür ich dankbar bin: Ich bin dankbar für meine Säulen und Konstanten im Leben, die mich zum Einen bis heute bereichern und zum Anderen aber stützen, wenn es mir nicht gut geht. Antonia und Milena sind meine Arbeitskolleginnen und wichtigsten Freundinnen, mit denen ich seit fast sieben Jahren durch Dick und Dünn gehe. Ich bin unendlich dankbar, so tolle Frauen in meinem Leben zu haben und täglich mit ihnen zu arbeiten. Ich bin dankbar für Jowa, die sowohl amazed bereichert, als auch mein Leben. Ich bin dankbar für meinen Freund, der mich jeden (!) Morgen zum Lachen bringt, gemeinsam mit mir leichtfüßig durchs Leben hopst und mir die schönste Zeit beschert. Ich bin dankbar für meine ganze Familie, die so schlau ist und mich an ihren brillianten Gedanken teilhaben lassen. Und ich bin dankbar für all meine Freundinnen und Freunde, sowohl in München als auch in Berlin, die aus meinem Leben das machen, was es ist. Wenn es sie alle nicht gäbe, wäre mein Leben wertlos.
Worauf ich 2020 verzichten kann: Auf Unsolidarität (gibt es das Wort?). Gerade der Zusammenhalt unter Frauen ist mir so wichtig geworfen, dass ich es nicht leiden kann, wenn sie sich untereinander verraten. Ich will keine Lästereien unter Frauen. Ich will Gemeinschaftlichkeit und Vernetzung untereinander, ich will – trotz Unterschiede und Ungleichheit – gemeinsam mit Frauen für Frauenrechte kämpfen.
Vorsätze für 2020: Ich will 2020 noch solidarischer gegenüber Frauen leben. Und das bedeutet nicht nur, davon zu sprechen, auf Demos zu gehen oder darüber zu schreiben, sondern diese Solidarität zu leben. In Produktionen primär an die weibliche Unterstützung zu denken, Künstlerinnen und Autorinnen zu unterstützen und Frauen grundsätzlich ohne Vorbehalt zu begegnen. „Und was machen wir mit den unsolidarischen Frauen, die unseren Support nicht wollen?“, fragten eine Freundin und ich uns neulich. „Wir nehmen sie mit und unterstützen sie trotzdem. Aus Prinzip. Auch wenn sie Arschlöcher sind“, antwortete meine Freundin und ich finde, sie hat recht. Ich will mich außerdem im nächsten Jahr trauen, meine Kreativität mehr zu leben, auch wenn es mich aktuell noch ängstigt. Ich möchte noch häufiger obdachlosen Menschen Geld geben, mehr spenden und mehr Rücksicht auf mein Umfeld geben.
Darauf freue ich mich 2020: Mein Freund und ich wollen umziehen. Gleich zum Start des neuen Jahres soll es mit der Wohnungssuche losgehen – und ich freue mich sehr darauf, mit ihm gemeinsam eine Veränderung zu wagen, nachdem wir vor zwei Jahren beide in die Hauptstadt gezogen sind. Außerdem freue ich mich darauf, mit meinem Freies Schreiben Kurs namens „Blanko“ an die Öffentlichkeit zu treten. Dazu werdet ihr bestimmt bald mehr erfahren!