Jahresrückblick 2017: Jowa

5. Januar 2018 von in

2017 war ein verrücktes Jahr für mich. Wisst ihr, wieso? Weil ich es so wollte. Einen Großteil von 2015 und 2016 habe ich damit verbracht, mich zu beschweren, dass einfach nichts passiert. Kein Wunder, Genius – weil ich nichts dafür getan habe, dass sich was verändert. Das ist meine Erkenntnis in 2017: Wenn du willst, dass die Dinge sich ändern, dann sorg‘ dafür. Keine Angst, ich werde jetzt keine Wandtattoos zitieren, denn die Realität ist ein bisschen unangenehmer als „Gib jedem Tag die Chance, der beste deines Lebens zu werden“ (ups, jetzt hab‘ ich doch eins zitiert). Ängste überwinden ist ein Prozess, der viel zu gruselig ist, als dass man ihn in einem Mark-Twain-Zitat in der Schriftart „Scriptina“ darstellen könnte. Aber das habe ich 2017 gelernt: Irrationale Ängste dürfen nicht lähmen. Man muss ihnen den Stinkefinger zeigen, einen Sprengsatz in die eigene Comfort Zone legen, sich gekonnt abseilen und sich nicht umdrehen, wenn sie hinter einem explodiert (cool guys don’t look at explosions). So ungefähr fühlt es sich zumindest an, wenn man auch nur die kleinsten Ängste ignoriert und Dinge einfach mal macht – und dann in 99 Prozent der Fälle merkt, dass alles halb so wild ist.

2017 war überraschend, gruselig, wunderschön.

In diesem Jahr habe ich erkannt, dass meine Ängste mir nichts können!

Mein liebstes Instagramfoto kann ich nicht festlegen, weil es einfach zu viele Highlights gab. Einige der schönsten Bilder habe ich allerdings auf den Busfahrten in Südamerika gemacht, als ich 6 Wochen von Lima nach Quito gereist bin. Stundenlang habe ich – die Vorzeige-Gringa – völlig fassungslos mit offenem Mund aus dem Fenster in die Landschaft gestarrt, während alle Landsleute komplett unbeeindruckt irgendeinen schlechten Kung-Fu-Film mit spanischen Untertiteln auf dem winzigen Busfernseher schauten.

Der schönste Trip: Surprise, surprise – die 6 Wochen in Südamerika. Das war gleichzeitig der längste und am weitesten von zu Hause entfernte Trip meines Lebens und geplant hatten wir nur die Unterkunft für die ersten beiden Tage.

Das Lied, das ich 2017 am meisten gehört habe, war: „Molly“ von Lil‘ Dicky, dicht gefolgt von „Sleepwalker“ von Julie Byrne. Mein Musikgeschmack ist weird!

Das habe ich 2017 zum ersten Mal gemacht: Ich bin zum ersten Mal ganz alleine in eine neue Stadt gezogen. Ich war zum ersten Mal Backpacken, habe einen Gletscher und den Amazonas gesehen, war mit Riesenschildkröten schwimmen und lag sogar auf einem Surfbrett (stehen war dann doch zu viel verlangt).

Ein Ort, den ich 2017 neu entdeckt habe: Neukölln. Ich habe 6 Jahre dort gelebt, aber ab der Sekunde, in der ich wusste, dass ich gehe, war der Ort auf einmal wie verwandelt. Selbst jetzt krieg ich noch ganz feuchte Augen, wenn ich an die Novolines, Spätis und Shishabars denke. Ya habibi!

backstein & benzin ?

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Hier gehe ich 2017 wieder Essen: Nichts für ungut an alle fancy Restaurants dieser Welt, aber alles was ich will ist das Halloumi-Makali-Sandwich von Azzam an der Sonnenallee.

Mein liebstes Buch: „Let’s Explore Diabetes with Owls“ von David Sedaris, ein verf**** Genie des schwarzen Humors und literarisch der feuchte Traum meiner schlaflosen Nächte.

Liebste drei Artikel auf amazed: Meine Ode an Neukölln war definitiv mein Highlight dieses Jahr, denn es kam von Herzen, inshallah! Wieso Political Correctness keine Spaßbremse ist, habe ich hier erklärt – und das Thema verliert nicht an Aktualität. Besonders viel Spaß gemacht hat mir das Interview mit meinem Freund Jonas, der mit mir über seine feministischen Überzeugungen gesprochen hat.

Menschen, die mich in diesem Jahr bereichert haben: Das fühlt sich jetzt ein bisschen an wie die die Oscar-Dankesrede. Ich versuch’s kurz zu machen: Meine alten und neuen Freunde, in Berlin und München. Die alten, weil sie awesome sind und ich das jetzt noch viel mehr zu schätzen weiß als früher – und weil sie das echt gut meistern mit der Fernbeziehung. Die neuen, weil ich mit unglaublich offenen Armen und hundert Ghettofäusten in München aufgenommen wurde und so wirklich keine Sekunde an meiner Entscheidung zweifeln musste. Shoutout vor allem an zwei besonders alte Freunde: Milena und Amelie – ohne euch wär ich gar nicht hier und ohne euch hätte ich hier auch nichts zu suchen!

ommaparadies

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Was ich viel zu lange nicht gemacht habe und unbedingt mal wieder machen will: Meinen eigenen Camper fahren. Mein altes Gefährt musste leider letztes Jahr verschrottet werden, seitdem träume ich jeden Tag davon.

swag4lyfe ? danki @simoneklimmeck

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3 Dinge, wofür ich dankbar bin: Mein unerschütterliches soziales Netz und all die Menschen, die tatsächlich gerne mit mir rumhängen, meine allgemeine privilegierte Position und die Tatsache, dass ich Dinge wie „6 Wochen nach Südamerika gehen“ machen kann – und meine Gesundheit. Klingt lame, ist aber enorm wichtig und wird gern vergessen!

Worauf ich 2018 verzichten kann: So schön 2017 für mich persönlich vielleicht war – für die Welt war es eine Katastrophe, und ich hoffe wirklich, dass dieser Abwärtstrend in jeglicher Hinsicht 2018 nicht noch dramatischer zunimmt. Ich kann also verzichten auf: rassistischen, sexistischen, homophoben, transphoben, klassistischen, ableistischen, lookistischen, islamophoben, antisemitischen, … (die Liste hier bitte über 10 Zeilen weiter führen) Bullshit. Mal ganz zu Schweigen von der strukturellen Ausbeutung unseres Planeten. Dass wir davon 2018 verschont bleiben, ist wohl eher unwahrscheinlich. Also: lieber die Ärmel hochkrempeln.

3 Vorsätze für 2018: Mein einziger Vorsatz: Give less fucks. Man muss nicht Everybody’s Sweetheart sein! Man darf auch mal anecken. Man sollte nicht an sich zweifeln, wenn man Dinge anders macht, als die Gesellschaft es von einem erwartet – dieser Optimierungs- und Produktivitätswahn macht krank und unglücklich. Ich will mich nur noch über Dinge aufregen, die mir wirklich am Herzen liegen – und nicht über alltäglichen Kleinkram, der den Ärger gar nicht wert ist. Und überhaupt: Free your mind, all we have is now, shanti shanti, yolo und all dieses Zeug! Womit wir wieder bei den Wandtattoos wären.

division is the new world order / @aiww

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