Ist Instagram der neue Blog?
Was ist wichtig beim Bloggen? Texte. Rechtschreibung. Meinung. Qualitativ hochwertige Fotos. Einige Dinge schossen mir durch den Kopf, doch das Sprachliche schien für die meisten kaum bis gar kein Thema zu sein. Outfitfotos wurden besprochen, die richtigen Posen, die richtigen Hintergründe; Instagramfollower auseinander genommen. Mögt ihr Instagram? Freudenschreie. Ich war als einzige der Meinung, dass ich Instagram in letzter Zeit eher als Anstrengung, vielleicht sogar als Last empfinde, als Freizeitspaß. Das war auch alles gar kein Problem – jedem, wie er mag, und so weiter, auch ich lese gerne reine Outfitblogs oder Seiten, die weniger von Text beherrscht werden.
Ein Problem habe ich bekommen, als in der Runde von der Instagramsucht übergeschwenkt wurde zu „Ich glaube, Instagram wird Blogs ablösen“. Zustimmung. Da kam ich ins Stocken, denn seither höre ich die Einschätzung verschiedener Personen immer öfter – Instagram sei die Zukunft, irgendwie müsse es ja weitergehen. Hilfe!
Manchmal scrolle ich mich abends im Bett durch das Fotobuch und like jedes zweite Bild. Was treiben die Leute gerade so da draußen? Die einen trinken Champagner auf einem Event, die nächsten sind gerade irgendwo in California Mittagessen, machen Selfies oder zeigen ein elegantes Stilleben aus dem #OOTD (=Outfit of the Day). Ich möchte abschalten, also lasse ich mich von Schnappschüssen berieseln und je länger ich darüber nachdenke, umso absurder wird es für mich.
Wie kann etwas, was zum Abschalten und Entspannen ist, Blogs ersetzen?
Trotz schöner Handyfotos, die es natürlich auch gibt auf der Instagramroll, sieht man sich kein Instagramfoto länger an, als 2 Sekunden. Als Reaktion wird geliked oder eben nicht geliked und damit hat sich das ganze Prinzip erledigt. Die meisten Kommentare der Zuschauer (der Begriff „Leser“ ist an dieser Stelle übertrieben) sind unbrauchbar, vor allem bei großen Instagramstars, die ihre 50k Follower aufwärts haben. In Zeiten, in denen Buzzfeed als zukünftig wichtigste Internetseite propagiert wird, ist die Annahme, dass textlastige Seiten von der Bildfläche verschwinden, auch keine große Überraschung mehr. Der Mensch neigt zum Trash. Er arbeitet viel und will anschließend abschalten. Da wird dann entweder Der Bachelor angemacht, oder eben Buzzfeed/Instagram durchgescrollt. Lesen ist da zu viel des Guten, denn das würde ernsthaftes Interesse oder gar Aufmerksamkeit bedeuten und was hat das noch mit Entspannung zu tun?
Blogs wird es nicht ewig geben, so viel steht fest. Sie werden sich verwandeln, sie werden mutieren – aber wird es Instagram werden? Ich glaube nicht. Denn auch wenn der Mensch dazu neigt, abschalten zu wollen, auch wenn er lesefaul ist, es wird zumindest eine Nische bleiben, die eben belegt werden muss. Wenn es nun einer reinen Outfitbloggerin egal ist, ihre Outfits auf einem Blog zu zeigen oder auf Instagram, dann ist das verständlich und wahrscheinlich sogar ein praktischer Umschwung. Für Personen wie uns, für die Outfitbilder und Gesicht-in-die-Kamera-strecken eher anstrengend geworden ist, die sich nicht besonders wohl vor der Kamera fühlen und die Spaß am Schreiben und Lesen haben, die werden in irgendeiner Weise überleben. Ob es nun auf der eigenen Herzensseite passieren wird oder irgendwoanders, das sei mal so dahin gestellt.
Was meint ihr? Wird Instagram wichtiger werden als Blogs?
22 Antworten zu “Ist Instagram der neue Blog?”
hoffentlich nicht!!
ich sag nur Qualität statts Quantität – manche meinen lieber 10 Bilder auf Instagram am Tag posten zu müssen(so wirke ich beschäftigt, wichtig, interessant), als mal ein paar durchdachte Worte oder Posts im allgemeinen.
Ich habe auch gemerkt, dass sich mein Instagram Profil total geändert hat. Ich habe es jetzt seit über 2 Jahren. „Damals“ kannte es noch keiner. Ich mochte es nur weil ich Retrofotos mochte. Heute denke ich sogar darüber nach, wen ich jetzt mit dem Bild ansprechen will, dh. welche Hashtags ich setze… mittlererweile haben fast alle meine Freunde und Bekannten Instagram – sie stellen sich selbst zur Schau, lassen ihr Leben interessant wirken und wenn ich dann noch Hashtags wie #tags4likes lese, frage ich mich ernsthaft was aus unserer Gesellschaft geworden ist. Sich stets von der besten Seite präsentieren, unbedacht alles abknipsen was einem vor die Linse kommt. Zur Not man selbst. Aber dann bloß nicht den Hashtag #selfie vergessen, damit auch ja viele liken.
Sorry, bin vom Blogger Thema total abgeschweift. Aber ich denke du weißt was ich meine. So wird es dir mit anderen Bloggern nicht anders gehen!
Ich packe mich jetzt gleich auch mal an der eigenen Nase und unterlasse mal für ein paar Wochen das #instagramen – mal sehen wie sich mein Leben „verändert“ – hahaaa
Das Posting zeigt mal wieder, was euch von der Masse der Blogger, auch vieler der Erfolgreichen, abhebt ;). Für sehr viele scheint bloggen halt gleich bedeutend mit „Bilder von sich ins Netz stellen“ zu sein, und da kann man vielleicht schon mal überlegen, ob Instagram nicht die bessere Wahl ist. Meiner Meinung nach nicht zwingend, weil es natürlich viele Outfit-Blogger gibt, die tatsächlich wunderschöne Bilder machen, die man eben länger als 2 Sekunden anschauen möchte, und bei denen die Qualität der Bilder auf Instagram auch nicht zum Vorschein kommen würde. Bei vielen anderen macht es vielleicht wirklich keinen so großen Unterschied, und dazu gehören die Outfit Bilder auf meinem Blog mit Sicherheit, daher kommen die jetzt auch nur noch auf instagram. Mir war dieses „das trage ich heute“ einfach nie wichtig genug, um mit Kamera und Stativ bewaffnet irgendwo in die Natur zu wandern, ggf ein künstliches Outfit zu kreieren, und dann ewig zu „shooten“ . Ich will das nur kurz teilen, und freue mich auf instagram auch immer, wenn andere Mädels das mit ihren Alltagsoutfits genau so handhaben, da geht es dann halt nur noch um dieses kurz durchscrollen, weil die Bahn Verspätung hat. Allerdings erfüllt sich darin auch nicht mein Verständnis von Blog, daher hoffe ich doch sehr, dass es immer auch Blogs mit Text und Inhalt gibt (oder halt tollen Fotos), für die Instagram eben keinen adäquaten Ersatz darstellt. Zum Thema „Gesicht in die Kamera halten“, das ist so schön zu lesen, und ich werde einfach nie verstehen, warum hunderte von Mädels zur Fashion Week reisen, teils sogar mit Show Einladung im Gepäck, ausschließlich (!) um sich dort fotografieren zu lassen (ok, andere verstehen vermutlich nicht, warum man zur Fashion Week ohne Einladung reist, um zu fotografieren….). Solche Leute finde ich als (Amateur-)Fotografin größtenteils völlig uninspirierend. Und schließlich finde ich an euren Outfit Bildern so toll, dass sie einerseits einfach Kleidung abbilden, und nicht so schrecklich gestellt sind, andererseits und im Gegensatz zu eben meinen Bildern qualitativ trotzdem top! Also in kurz: macht weiter so!! :) LG
ich finde es schade, denn ich habe das gefühl, dass die leute seit instagram viel weniger Blogs lesen. bis vor einem Monat hatte ich noch kein Smartphone und auch kein instagram. bis dahin habe ich mich irgendwie „ausgegrenzt“ gefühlt aus der bloggertrendszene. instagram ist so schnelllebig und ich hatte echt das gefühl ich verpasse etwas, wenn ich mir nicht die neusten Fotos aus der ganzen welt ansehen konnte. verrückt
Ich denke nein… ich liebe zwar Instagram und könnte mich stundenlang von Foto zu Foto klicken, aber Blogs sind doch nochmal etwas anderes!
Also NOO
http://coco-colo.blogspot.de/
Ich finde, dass euer Blog ein sehr gutes Beispiel dafür ist, dass viele Leser auch wirklich noch lesen, immerhin seid ihr (meiner Einschätzung nach) recht textlastig und dennoch habt ihr viele Follower und doch auch Kommentare und Antworten. Aber ich persönlich glaube auch nicht daran, dass Bücher und Printmedien irgendwann komplett durch eBooks abgelöst werden, also was weiß ich schon :D
Deine Differenzierung zwischen Berieselung und freudigem Lesen kann ich nachvollziehen und würd ich glatt so unterschreiben :) Ein schöner Text!
Grüße und ein erholsames Wochenende
Carla
Ich bin zwar ein visueller Mensch, der stark auf Bilder, Farbzusammenstellungen, Ästhetik und die damit verknüpften Emotionen sowie die angebliche Geschichte dahinter reagiert (welche man sich sicherlich oft nur ausmalt, dennoch liebe ich Bilder, die etwas erzählen). Aber Sprache wird immer über allem stehen, iegentlich trifft sie mich noch mehr direkt ins Herz, als es ein Bild vermag, sie ist soviel detaillierter, intensiver und nachhaltiger. Ich denke auch viel länger und kritischer über etwas nach, das ich gelesen habe, als es mir jemals mit einem Bild passiert ist. Euer Blog ist auch so einer, der das bewirkt. Insofern hoffe ich, dass Instagram die Blogs nicht ablösen wird. Vorstellen kann ich es mir derzeit nicht, aber falls es passiert, würde glaube ich viel verloren gehen.
Ich muss gestehen… ich bin instagram begeistert… aber wirklich so als nebenher. Blogs ersetzen wird es glaube ich nicht, aber es ist eine schöne Ergänzung.
LG Joella von http://www.joellas-day.de
Mir persönlich ist es sehr sehr wichtig, dass es eben eine Alternative zum schnelllebigen, seichten instagram-, tumblr- und facebookscrollen gibt. Selbst wenn man das Lesen eines Blogposts im Alltag „dazwischenschiebt“, z.B. weil die Bahn gerade Verspätung hat, ist es mir immer noch tausendmal lieber, einen gut ausformulierten Text zu lesen, der zum Nachdenken anregt, als die gesponserten Editorial-Outfitposts von anderen Bloggern. Blogs bedeuten für mich nach wie vor vor allem Meinung, den Ausdruck persönlicher Ansichten oder persönlichen Geschmacks. Das wird instagram nicht so leicht ersetzen können.
Danke für diesen schönen Artikel!
Instagram ist schön und gut, ich mag es als kleine Spielerei. Aber trotzdem lese ich viel lieber richtige Blogs und mir sind Texte da mindestens genauso wichtig wie hübsche Bilder. Aber ich verweigere mich auch den gehypten EBooks, vielleicht bin ich da einfach zu altmodisch.
neiiiiiin blogs sind blogs und werden nicht ersetzt! klar instagram ist cool und „für faule“. Man muss nichts groß lesen und nur ein kleines herzchen verteilen, aber die die blogs lesen werden das denke ich uch weiter tun :D
ich liebe ja beides sehr! instagram und bloggen und will auf keins der beiden verzichten!
Ich glaube das Problem ist, dass die meisten Blogger einfach nicht schreiben können, das Talent liegt vllt eher im Outfit bzw. bei der Fotogestaltung – für die ist es eher praktisch wenn sie nicht dazu gezwungen sind noch einen belanglosen Text dazu zu verfassen (für die Leser übrigens auch). Aber es gibt auch die Blogs, die gut geschrieben sind und die über einen Text genauso viel vermitteln können wie mit ihren Bildern (wie ihr) und die wird man immer lesen wollen.
Achachach, für gut gemachte Inhalte wird es auch morgen noch ein paar Leser geben. Außerdem lösen neue Entwicklungen alte doch meist nicht ab, sondern ergänzen und erweitern sie. „Video killed the radio star“? War schon damals nicht so. Aber das Radio hat sich verändert.
Ich liebe es nach wie vor, hochwertige Texte von hochwertigen Bloggern zu lesen. Mein Geschmack hat sich mit den Jahren auch verändert, als ich jünger war, mochte ich eher solche „Trash-Blogs“, wo jede Woche ein neuer Trend „vorgestellt“ wird … und jetzt eher solche hochwertige Blogs, wo wirkliche Mode dargestellt wird, wo interessante Texte zu lesen sind etc.. dazu gehört eurer Blog eindeutig! :)
Wie du meinst, Instagram ist zur Entspannung da. Diese Meinung teile ich, denn ich nutze Insta fast täglich abends im Bett, aber lese immer noch Blogs..
Ich fotografiere gerne und ich zeige auch gern Fotos auf Instagram. Ich empfinde allerdings, daß Instagram doch etwas anderes ist, wie ein Blog. Ich denke, du hast das ganz gut beschrieben. Ein Foto auf Instagram wird nur ganz kurz angeschaut und dann vielleicht geliked oder zum nächsten Foto in der Timeline gewechselt. Einen Blogbeitrag muß ich lesen, mir Gedanken machen und wenn ich es für Wert erachte, einen Kommentar schreiben. Ich denke, daß beides seine Berechtigung hat und das beides zur jeweils passenden Zeit das richtige ist. Ich glaube nicht, daß Instagram oder YouTube oder Facebook, das Bloggen ersetzen kann.
Toller Artikel. Ich habe mir darüber auch Gedanken gemacht. Ich hoffe, dass Instagram nicht Blogs ersetzen wird, da ich doch gerne meine Gedanken breiter teile, als in so ein Paar Zeichen.
Ich hoffe nicht. Instagram sollte eher das bleiben, was es ist/mal war: eine Plattform, auf der man eben mal kurz Fotos hochladen kann um zum Beispiel die Leser auf dem Laufenden zu halten. So wie du bereits gesagt hast, die reinen Outfitblogger haben sicherlich kein Problem damit, das ganze dann auf Instagram weiterzuführen – ich persönlich möchte aber, dass Blogs und deren Blogger, die wirklich schreiben können (und dazu gehört euer Blog ganz eindeutig dazu!), weiterhin bestehen bleiben. Ich wüsste ehrlich nicht, wie schade ich es finden würde, wenn ich eure wirklich guten Kolumnen nicht mehr lesen könnte. Das ist für mich nämlich eine sehr willkommene Abwechslung, die trotzdem mit meinem Interessengebiet zusammenpasst. Ganz nebenbei, ich würde ja am Liebsten ein komplettes Buch über eure Kolumnen haben, denn eure bisherigen habe ich schon alle verschlungen..
Oh, so schöne Worte <3 danke!!!
Sehr schön geschrieben! Aber auch ich denke, so viel Spaß Instagram auch macht – ich lese auch gerne etwas vom Menschen dahinter. Was denkt er? Was mag er? Wie ist er so drauf? etc etc etc. Das macht doch viel mehr Spaß, als sich über Fotos eine imaginäre Vorstellung zu machen.
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[…] „Ist Instagram der neue Blog„? So heißt ein Artikel aus dem Amazed-Archiv, der mit unserem heutigen Wissen einen geradezu medienhistorischen Charakter bekommt. Amelie schrieb: „In Zeiten, in denen Buzzfeed als zukünftig wichtigste Internetseite propagiert wird, ist die Annahme, dass textlastige Seiten von der Bildfläche verschwinden, auch keine große Überraschung mehr. Der Mensch neigt zum Trash. Er arbeitet viel und will anschließend abschalten.“ Diese Angst, die zu Beginn dieser Dekade aufkam, hat sich bis heute gehalten – aber, hey, wir sind immer noch hier! Und bestätigen damit Amelies Prognose: „Denn auch wenn der Mensch dazu neigt, abschalten zu wollen, auch wenn er lesefaul ist, es wird zumindest eine Nische bleiben, die eben belegt werden muss.“ […]