How to write a book: Vom Schreiben und Verzweifeln

3. März 2020 von in

Mein Buch „Angstphase“ erscheint in vier Wochen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie aufgeregt ich langsam bin. So wirklich Zeit zum Aufgeregt-Sein habe ich aber nicht, die ersten Interviews werden gegeben, Presseexemplare ausgesandt und ich selbst schwanke immer zwischen „Juhuu“ und „Neiiiiin“. Es ist eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle. Aber irgendwie eine gute Art des Achterbahnfahrens.

Bis das Buch erscheint, erzähle ich euch in der kleinen Reihe „How to write a book“, basierend auf meinen Erfahrungen, die sicher keine Allgemeingültigkeit haben, aber euch einen ersten Einblick geben sollen, wie das so ist mit dem Buchschreiben. Wie ich die Idee in ein Exposé verpackt habe, könnt ihr hier lesen. Wie ich meinen Verlag gefunden habe, habe ich euch hier verraten. Heute erzähle ich euch, wie das so ist, ein Buch zu schreiben.  So viel sei verraten: anders als man denkt oder aus Literatur & Film erzählt bekommt.

Im Juni 2018 unterschrieb ich meinen Buchvertrag. Als Deadline für die Abgabe des Manuskripts stand Frühling 2019 im Vertrag, meine Lektorin gab mir aber mit: „Stress dich nicht, das ist noch die alte Deadline. Da dein Buch erst 2020 erscheint, hast du bis Herbst 2019 Zeit.“ Ich nickte, und tat erstmal – nichts.

Ich bin ein Deadline-Mensch, ohne Deadline funktioniere ich nicht. Das war schon in der Schule so, das war bei den zahlreichen Seminararbeiten im Studium so, und selbst bei meiner Magisterarbeit hatte ich sechs Monate Zeit, arbeitete davon aber am Ende nur wirklich 4 Wochen konzentriert daran. Das Problem: Es funktioniert. Gute Noten und Erfolg bestätigten immer wieder meine Strategie, die wahrlich stressiger ist, als andere, die mich aber nie dazu dazu zwang, endlich einmal anders zu agieren.

Für das Buch nahm ich mir vor, Anfang 2019 mit dem Schreiben zu beginnen. Mein erster Plan hieß: einmal die Woche einen Tag lang nur am Buch schreiben. Dann sollte das mit der Deadline ohne Problem klappen. In meiner Vorstellung hatte ich Ruhe, schrieb Kapitel für Kapitel und klinkte mich einmal die Woche vom Alltag aus. Ich wusste, ich würde nicht in einem einsamen Haus an einem See schreiben, wollte mir aber im Alltag ruhige Inseln schaffen, um mein Autorinnen-Dasein zu zelebrieren. Hach ja, manchmal prallen Vorstellung und Realität ziemlich aufeinander.
Denn die erste Woche verging, meine Jobs stapelten sich und ich nahm mir vor, erst am Buch zu schreiben, wenn alle anderen To-Dos abgehakt wären. Es war Freitagabend, als ich den letzten Punkt auf meiner Liste durchstrich. Und ich klappte den Laptop zu. Die Arbeitswoche hatte mich geschafft, ich brauchte eine Pause.

Und ich merkte: Neben dem normalen Alltag ein Buch zu schreiben,
wird sportlich. Denn irgendwas ist immer.

Woche für Woche verstrich, mental ging ich erste Themen des Buches immer wieder durch, schrieb mir kleine Ideen als Notiz auf oder sprach sogar gute Sätze unterwegs in mein Handy ein. Nur am Laptop saß ich nie wegen des Buches, sondern wegen allerlei anderer Aufgaben.

„Es wäre super, wenn du mir Ende April vielleicht einen ersten Teil des Manuskripts schickst, damit wir gucken können, ob es in die richtige Richtung geht.“ Ohne diese Mail meiner Lektorin und der Deadline im Nacken hätte ich wohl nie angefangen, meine Ideen endlich aufs digitale Papier zu bringen. Mit der Deadline im Hinterkopf klappte es dann aber doch, und ich schrieb das ganze Osterwochenende durch. Ein Wochenende, an dem ich Zeit hatte, alle meine FreundInnen ausgeflogen waren und auch die Arbeit dank der Feiertage weniger war.

Ich saß stundenlang im Garten in der Frühlingssonne, tippte im Fluss das Buch hinunter und war schnell bei 70 Seiten. Glücklich, endlich den Anfang gemacht zu haben, klappt ich am Ostermontag abends den Laptop zu. Einfach runterschreiben, war mein Motto gewesen. Erst einmal eine Masse an Text kreieren und nachher am Text arbeiten. Denn ich wusste, würde ich jetzt anfangen, an den Sätzen zu feilen, würde ich niemals vorwärts kommen. Also lieber eine erste Version schreiben und anschließend Änderungen vollziehen.

Nach dem Wochenende schickte ich meiner Lektorin den ersten Teil und fühlte mich das erste Mal seit Wochen befreit. Wer permanent eine Aufgabe im Hinterkopf hat, sie vor sich herschiebt, fühlt sich gefangen.

Das Schreiben und Abgeben tat gut. Ein Anfang war gemacht.

Während meine Lektorin meinen Text las, entschloss ich mich, die Idee mit dem einen Tag in der Woche endgültig in die Mülltonne zu klopfen. Das funktionierte einfach nicht. Ich nahm mir also vor, freie Wochenende für mein Buch zu nutzen, die Frühlingssonne als Motivation zu sehen und wie ein Buchautor am See mich in den Garten zu setzen und zu schreiben.

Das Feedback des Verlags erreichte mich ein paar Tage später, es war gut, sehr gut sogar, und ich freute mich. „Die endgültige Deadline ist dann im Herbst 2019.“ „Ja klar, ich denke, ich schreibe jetzt jedes Wochenende und kann schon eher abgeben“, schrieb ich frohen Mutes zurück.

Das nächste Wochenende kam, ich war müde, erschöpft vom vielen Arbeiten und setzte mich dennoch am Samstagvormittag an den Laptop. Doch so leicht mir das Schreiben an dem Osterwochenende gefallen war, so schwer fiel es mir jetzt. Ich tippe Sätze ein, löschte sie wieder. Ich tippe Fragmente, Themenideen und Wörter sowie Inspirationen ins Dokument, nur zusammenhängende Kapitel blieben aus. Wütend schloss ich den Laptop wieder.

Das passierte mehrfach, Woche für Woche nahm ich mir vor am Buch zu schreiben, sagte Ausflüge ab, ging abends nicht weg, nur um dann zu merken: Kreativität funktioniert nicht auf Knopfdruck.

An anderen Tagen hingegen floss es aus mir heraus. Kapitel für Kapitel folgte aufeinander, ich war froh, dass der Text wuchs, gleichzeitig längst nicht zufrieden. „Hauptsache, du hast erstmal Text“, wurde zu meinen Mantra. Aber es gab auch Wochen, in denen ich nichts zustande brachte. In denen mein Energielevel am Boden war, meine Kreativität im Urlaub und meine Schreiblust das Blockade-Schild vor mir her schwenkte. Verzweiflung machte sich breit. Wie sollte ich dieses Buch nur jemals fertig schreiben?

Bis die Deadline dann doch wieder näher rückte. Ein langes Wochenende stand an, und ich konnte endlich meine Kreativität durch den Druck abrufen. Vier Tage schrieb ich durch, mit Krämpfen in den Fingern und Rückenschmerzen, aber ohne zu merken, wie die Stunden nur so an mir vorbeiflogen. Sonntagabend um 21.37 Uhr war es dann geschafft. Das Buch in seiner ersten Fassung fertig.

Ich war dafür fix und foxi. Kopfschüttelnd ärgerte ich mich wieder einmal über meine Unfähigkeit frühzeitig Dinge zu beenden, gleichzeitig lachte ich Tränen, darüber, dass ich einfach nicht aus meiner Haut konnte. Man könnte sagen, an jenem Abend nach vier Tagen permanenter Kreativität und Arbeit war ich dem Wahnsinn nahe.

Aber ist dieses intensive Gefühl der kreativen Arbeit zwischen Glück und Verzweiflung vielleicht nicht auch das Besondere am Buchschreiben?

Ich denke schon. Ich war wie im Rausch, die Gedanken, die sich wochenlang angestaut hatten, reihten sich auf dem digitalen Papier zu Sätzen zusammen, bis ich knapp 230 Seiten vor mir hatte. Glücklich, erleichtert, aber auch völlig ko schickte ich das Manuskript ab und wusste, jetzt beginnt die richtige Arbeit am Text.

Die Frage, wie lange ich an dem Buch geschrieben habe, kann ich nur schwer beantworten. Mich hat das Thema, abseits meiner persönlichen Geschichte, ein ganzes Jahr sehr intensiv beschäftigt. Immer wieder schrieb ich Sätze auf, speicherte mir Inspirationen, notierte mir Einfälle und war gedanklich rundum die Uhr mit dem Thema Buch beschäftigt. Man hat nie wirklich Feierabend, da ist einfach ein großes Projekt im Kopf, das einen fordert. Ein bisschen fühlte ich mich zurück ins Studium versetzt, in die Zeit, in der man eigentlich immer irgendwas machen sollte. Es aber nicht tut. Die Zeit am Laptop war sicher nicht die ausschlaggebende für das Buch. Kreativität, Ideen und Formulierungen entstehen vor allem – und zuerst – im Kopf.

Die Zeit des Buchschreibens war extrem intensiv und extrem anstrengend. Sollte ich ein weiteres Buch schreiben (vielleicht ein Roman!), wird es anders laufen. Denn ich habe gemerkt, neben der Arbeit ein Buch zu schreiben, einfach so weiterzumachen wie vorher, funktioniert, ist aber auch ein stückweit verrückt. Mein Anspruch ist groß, der Druck immens, und bei meinem nächsten Buch möchte ich mir wirklich Zeit nehmen. Das Schreiben genießen. Ich möchte nicht zwischen To-Do-Listen und Geldverdienen die Kreativität suchen, sondern mich intensiv nur einem Projekt widmen. Denn das Anstrengende war am Ende nicht das Schreiben, sondern das Gefühl zu haben, es fehlt die Zeit, sich wirklich dem Herzensprojekt zu widmen.

Ein Buch zu schreiben ist toll. Es macht wahnsinnig Spaß, sich so intensiv mit einem Thema und einem Projekt auseinanderzusetzen, den eigenen Anspruch zu erfüllen und das Werk wachsen zu sehen. Es nimmt einen aber auch ein. Ich war oft zwischen Freude und Verzweiflung, war gedanklich gefesselt und gleichzeitig so glücklich, diese großartige Chance zu haben. Aber ich würde es auf jeden Fall wieder tun.

Mit der Abgabe des Manuskripts fiel im Herbst eine Riesenlast von mir. Ich war befreit, die größte Arbeit lag hinter mir. Dachte ich zumindest.

Wie das Lektorat verlief, wie die Arbeit am Text verlief und warum ich kurz vorm Ausrasten war und neue Seiten an mir entdeckte,
erzähle ich euch im nächsten Teil.

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2 Antworten zu “How to write a book: Vom Schreiben und Verzweifeln”

  1. Hey Antonia, so cool, dass Du uns mit Der Reihe am Entstehungsprozess teilhaben lässt. Sehr spannend und ich kann sehr mitfühlen. Drücke Dir alle Daumen, dass auch alles weitere gut klappt und Du Deinen Bucherfolg genießt (denn ein Erfolg ist es ja schon jetzt – weil Du veröffentlicht wirst und sone Großtat gerade noch pünktlich bewältigt hast)!
    Herzlichen Glückwunsch und liebe Grüße, Katharina

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