Hormonfrei verhüten mit Speicheltest: Meine Erfahrung mit dem Zykluscomputer inne
Hormonfrei zu verhüten ist für mich seit meinen frühen Zwanzigern ein Thema. Denn hormonelle Verhütung mit Pille und Co. geht mit vielen Risikofaktoren einher, und ein ziemlich gravierender trat tatsächlich bei mir auf. Doch auch ohne diese schlimme Erfahrung hätte mein Weg früher oder später zu hormonfreier Verhütung geführt. Das Konzept, von außen gar nicht in meinen Zyklus einzugreifen, gefällt mir. Und das Wissen, das mit genauerem Zyklus-Tracking einhergeht, hat mir schon seit Jahren eine engere Beziehung zu meinem Körper und meiner Psyche beschert – alles über die Zyklusphasen und das Thema Cycle Syncing lest ihr hier.
In meinen Zwanzigern probierte ich mehrere Jahre die Kupferkette Gynefix sowie den Kupferball aus, tastete mich aber auch an das Thema Temperaturmessung und Zyklustracking heran. Damals war der Klassiker für die Messung des Hormonspiegels der Zykluscomputer Persona, den ich bis heute gerne verwende. Mittlerweile jedoch gibt es immer mehr Zykluscomputer-Alternativen, die Hormonspiegel und Eisprung auf unterschiedliche Arten messen können. Einen neuen Ansatz, der mit einer sehr spannenden und umfangreichen Zyklus-App einhergeht, bringt inne auf den Markt: ein Zykluscomputer oder Mini-Lab, das den Hormonspiegel über den Speichel misst – eine interessante Alternative für alle, die weder direkt nach dem Aufwachen ihre Temperatur messen oder für Persona morgens einen Urintest durchführen möchten. Ich habe inne im letzten Monat getestet und möchte euch heute genauer erzählen, wie das Messen damit funktioniert und wie ich inne im Vergleich mit anderen Zyklustracking-Optionen sehe.
Wichtig: inne ist bisher offiziell nicht zur Verhütung freigegeben, sondern nur zur Fruchtbarkeitsbestimmung, wenn man schwanger werden möchte. Um auch offiziell als Verhütungsmittel zu gelten, braucht es eine klinische Studie, aus der ein Pearl-Index hervorgeht. Durch Corona dauert diese Studie für inne noch an, das Ergebnis, der Pearl-Index und die Klassifizierung als Verhütungsmittel werden aber noch dieses Jahr erwartet. Und von vielen wird inne auch jetzt schon zur Verhütung benutzt, schließlich hat man einen guten Überblick über die fruchtbaren Tage und kann die hormonell messbare Grundlage in der App auch noch durch Faktoren wie den Zervixschleim unterstützen.
So läuft das Zyklus-Messen mit inne ab
In einem vierstündigen Zeitfenster pro Tag misst man den eigenen Hormonspiegel im Speichel. Durch einen Anstieg des Progesteronlevels wird der Eisprung festgestellt und darauf basierend das fruchtbare Fenster für zukünftige Zyklen vorausgesagt. inne lernt die individuelle Zykluslänge und das eigene Progesteronmuster von Zyklus zu Zyklus besser kennen, um die Fruchtbarkeitsvorhersage immer präziser werden zu lassen. Je mehr Infos man zusätzlich in die App einträgt, desto genauer weiß man Bescheid.
Für die Messung nimmt man einen inne-Strip etwa 30 Sekunden lang in den Mund, klappt ihn dann ein und steckt ihn in den inne Reader. Die Messung dauert ein paar Minuten, dann wird einem in der inne-App die Höhe des Progesteronspiegels angezeigt. Und auch, ob man gerade in der fruchtbaren Phase ist, in wie vielen Tagen der Eisprung vermutlich stattfinden wird, wann die nächste Menstruation wahrscheinlich einsetzt und ob heute eine Wahrscheinlichkeit bestehen würde, schwanger zu werden.
Zusätzlich zur Messung mit dem Strip kann man in der App auch die Beschaffenheit des Zervixschleims angeben, was ich vor inne tatsächlich noch nie so recht kapiert habe. Hier ist es aber ziemlich selbsterklärend, und diese Info trägt noch genauer dazu bei, die Vorgänge des Zyklus ganz genau zu erkennen.
Messen muss man mit inne nicht jeden Tag, sondern nur an den Tagen, die mit „wichtige Messung“ markiert sind. Den tatsächlichen Tag des Eisprunges bekommt man im Nachhinein angezeigt und bestätigt, wenn er stattgefunden hat.
Vorteile von inne
Das Messen des Speichels ist wirklich wahnsinnig bequem: Man muss dafür morgens nicht das Bett verlassen und sich durch das Zeitfenster von vier Stunden auch nicht an starre Uhrzeiten halten. Im Vergleich: Temperaturmessen muss immer vor dem Aufstehen und zur etwa gleichen Zeit morgens erfolgen. Auch wird der Hormonspiegel, den inne im Speichel misst, nicht durch Alkohol oder Stress verfälscht, wie es bei der Körpertemperatur der Fall sein kann.
Die mit inne verbundene App ist wahnsinnig umfangreich – im Vergleich mit Persona ein klarer Vorteil, denn Persona hat nicht mal eine App und im Zykluscomputer selbst gibt es keine Möglichkeit, zusätzliche Zyklus-Faktoren außer dem gemessenen Wert einzutragen. Die Funktion, in der inne-App täglich die Beschaffung des Zervixschleims aus mehreren Möglichkeiten auszuwählen hilft sehr dabei, auch dafür ein Gefühl zu bekommen. Der Zervixschleim verändert sich über den Zyklus von trocken über klebrig bis hin zu flüssig rund um den Eisprung, denn im flüssigen Zustand können die Spermien ideal transportiert werden. Wenn man feststellt, eine pudrige oder trockene Konsistenz zu haben, ist das ein klares Zeichen dafür, gerade nicht in der fruchtbaren Phase zu sein. Auch diesen Faktor in der App tracken zu können finde ich sehr hilfreich, weil er einem, entgegen dem nicht spürbaren Hormonlevel, ein immer sichereres Gefühl für den Zyklus gibt.
Auch die Stimmung kann man in der inne-App jeden Tag eintragen, was zwar wenig mit der Fruchtbarkeit zu tun hat, aber ein weiterer wichtiger Faktor im Verstehen des eigenen Zyklus ist. Wiederkehrende Stimmungen je nach Zykluszeitpunkt an sich zu erkennen, bringt einen näher zu sich selbst und hat mir sehr geholfen, mich besser zu verstehen. Dass die inne-App die Möglichkeit bietet, diese beiden wichtigen Faktoren zu tracken und zusätzlich noch genau den Hormonspiegel misst, finde ich eine sehr wertvolle Kombi für alle, die sowohl ihren Zyklus messen als auch ihn besser verstehen möchten.
Nachteile von inne
Im Gegensatz zu Persona wird der Eisprung von inne nicht in dem Zwei-Tages-Zeitraum angezeigt, an dem er tatsächlich stattfindet, sondern erst im Nachhinein bestätigt. Das ist für all die kein Problem, die inne zur hormonfreien Verhütung verwenden und einfach ihre fruchtbaren Tage angezeigt bekommen möchten. Wer allerdings gezielt schwanger werden möchte, für den ist es doch ein Unterschied, ob man einen Sieben-Tages- oder einen Zwei-Tages-Zeitraum angezeigt bekommt, in dem der Eisprung stattfinden wird.
Auch sind die inne-Strips, die Teststreifen, teurer als bei Persona. Man kann sie nicht in der Apotheke kaufen oder online bestellen, sondern nur im Abo bei inne direkt bekommen. Die Abos gibt es für drei Monate oder 12 Monate, insgesamt zahlt man monatlich mehr für die Teststreifen als pro Monat bei Persona.
Mein Fazit zu inne
Weil ich schon Persona-Nutzerin bin, benutze ich inne aktuell nicht noch zusätzlich. Denn die Vorteile des Teststäbchen-Preises und der genaueren Eingrenzung der Eisprung-Tage halten mich aktuell bei Persona. Auch kenne ich meinen Zyklus durch jahrelanges Beobachten und Tracken sehr genau, wodurch ich tatsächlich auch ohne Zervixschleim-Untersuchung immer genau weiß, in welcher Zyklusphase ich mich befinde und auf welche Emotionen und Stimmungen ich mich einstellen kann. Hätte ich aber mit Persona noch gar nicht angefangen und mich auch bisher noch wenig mit meinem Zyklus befasst, würde ich eher mit inne als mit Persona starten. Einfach deshalb, weil die inne-App einem einen sehr viel umfangreicheren Zugang zum eigenen Zyklus verschafft als Persona. Für was auch immer ihr euch entscheidet: Viel Spaß beim Zyklus-Kennenlernen!