Female Finance Fragebogen: Miriam, 30, Verwaltungsangestellte

6. September 2022 von in

Über die Finanzen spricht man nicht? Das sehen wir anders. Denn finanzielles Wissen ist ein viel zu wichtiges Thema, um es unter den Teppich zu kehren und alles nur mit sich selbst auszumachen. Einen gesunden Umgang mit Geld kann man lernen – wenn man darüber spricht. In den letzten Jahren haben mir der offene Austausch mit FreundInnen, aber auch die unzähligen Geschichten Einzelner in Gruppen wie Madamemoneypenny geholfen, meine Finanzen viel aktiver zu durchdenken und auch das Thema Sparen und Investieren aktiv in die Hand zu nehmen. Nicht die vagen grundsätzlichen Tipps sind dabei das, was mich am meisten inspiriert – sondern individuelle Situationen, an denen ich mir ein Beispiel nehmen kann.

Das Thema Sparen ist 2022 aktueller denn je. Bei steigenden Preisen und Inflation ist es für uns alle hilfreich, über Geld zu reden – und über die vielen Wege, Geld zu sparen, es anzulegen und sich besser abzusichern. Finanzielles Wissen ist gerade für Frauen wichtig. Denn 63% aller verheirateten Frauen zwischen 30 und 50 Jahren in Deutschland verdienen unter 1000 Euro netto. Frauen verdienen durchschnittlich 18% weniger als Männer. Egal ob verheiratet oder nicht: es ist für jeden und besonders für alle Frauen wichtig, sich finanzielles Wissen und finanzielle Unabhängigkeit aufzubauen – die Grundlage dafür ist offener Austausch. Deshalb haben wir den Female Finance Fragebogen der amazed-Community ins Leben gerufen und euch gefragt, wie ihr mit eurem Geld umgeht – und wie ihr es schafft, etwas davon zu sparen. Wir waren überwältigt von eurer Offenheit und eurem Interesse. Und starten heute mit Folge 1 des Female Finance Fragebogens – für mehr Austausch, Offenheit und finanzielles Wissen!

Wie alt bist du, was arbeitest du und wie viel Geld hast du monatlich netto zur Verfügung?

Ich bin 30, arbeite Angestellte bei der Landesverwaltung in Österreich und verdiene etwa 1.700 Euro plus Sonderzahlungen. Wenn es im Monat mal knapp wird, bemühe ich mich um einen Nebenjob.

Wie sieht dein finanzieller Background aus? Wie wurdest du in Bezug auf Finanzen geprägt?

Meine Eltern konnten mich wirtschaftlich nicht unterstützen, ich war also immer für mich alleine verantwortlich.

Wie lebst du und wie viel zahlst du dafür?

Ich lebe alleine in einer schönen Altbauwohnung in Graz, knapp 50 Quadratmeter groß. Sie liegt sehr zentral in der Stadt, jedoch nicht im „besten“ Viertel. Meine Mietwohnung kostet mit allem, auch Internet, nicht ganz 700 Euro pro Monat.

Welche Fixkosten hast du monatlich?

Insgesamt habe ich mit Miete, Handy, Versicherungen, meinem Fondsparvertrag, Streamingdiensten und Lebensmittel ungefähr 1200 Euro monatliche Fixkosten. Für Versicherungen wie eine Haushaltsversicherung und eine Zusatzversicherung zahle ich etwa 80 Euro.

Zu den Lebensmitteln: Ich esse kein Fleisch und versuche, großteils vegan zu leben. Ich achte schon auf Preis und Herkunft. Für die Mittagspause in der Arbeit koche ich so gut wie immer mit. Ich mag Gemüse in Form von Eintöpfen, Pasta, Salate – schnell und lecker! Morgens esse ich gerne Porridge oder Müsli. Ich versuche schon immer das zu kochen, worauf ich Lust habe – es soll ja auch Spaß machen. Gerne kaufe ich aber auch auf Vorrat, Kaffee z.B. im Angebot für 1+1 gratis. Für Lebensmittel gebe ich so etwa 40 Euro pro Woche aus.

Was Streamingdienste angeht, habe ich einen Account mit Freunden auf Netflix und Amazon, was ich allerdings nicht mehr verlängere, da ich Amazon nicht mehr unterstützen möchte. Für mein Handy verwende ich eine Prepaid-Wertkarte. Ich bezahle 14 Euro im Monat für 30 GB – ohne Bindung. Für die Kündigung meines letzten Anbieters musst ich gefühlt 7 Jungfrauen opfern, das möchte ich mir zukünftig ersparen.

Ein Auto oder Monatskarte besitze ich nicht, ich gehe gerne alles zu Fuß.

Wie viel gibst du gerne für Dinge aus, die dir Spaß machen?

Für meine persönliche Weiterentwicklung gebe ich etwa 250 Euro monatlich aus. Das fließt zum Beispiel in Bücher oder in die wöchentlichen Gespräche mit meinem Mentor – ich mache ein Mentoring, das sich um Selbstfindung, Selbstreflektion und Heilung dreht.

Mein Spaßbudget liegt bei etwa 200 Euro pro Monat. Ich liebe es wandern zu gehen, das ist generell nicht sehr teuer. Bei mehrtägigen Wandertouren braucht man zwar Übernachtungen, aber das geht sich ganz gut aus. Außerdem haben wir im Freundeskreis die Liebe zum Campen entdeckt, wo man sich auch oft selbst versorgt und somit Geld spart.
Einfache Dinge machen mich glücklicherweise schon sehr zufrieden. Ein Kaffee in der Sonne mit einem guten Buch zum Beispiel, das kostet recht wenig.

Dann gehen sich auch mal ein Tandem-Paragleitflug, Blumenbinde- oder Kochkurse aus. Sich sonntags mit den Mädels auf Kaffee und Kuchen zu treffen oder eine Yogastunde kostet auch keine Lawine. Und Lesen im Park ist gratis!

Für meinen bevorstehenden Jakobsweg hab ich schon bewusst sparen müssen, genauso wie für meine 30er Feier im Frühjahr.

Für was gibst du besonders gern Geld aus, für was besonders ungern?

Es ist mir immer wichtig, niemals geizig zu sein. Also gern auch mal jemanden einzuladen. Wenn mir bei einem Buch eine Person in den Sinn kommt, verschenke ich das dann auch gern. Oder lade Freunde zum essen ein, das lieb ich! Wenn ich darüber nachdenke, gebe ich mein Geld einfach gerne für eine schöne Zeit aus.

Ungern gebe ich Geld aus, wenn ich zum Beispiel Klamotten für eine Veranstaltung kaufen muss, die ich gar nicht unbedingt besuchen möchte. Generell mag ich es nicht, wenn ich etwas machen „muss“, was ich nicht möchte, und dann auch noch dafür Geld ausgeben soll. Und Rundfunkgebühren finde ich auch sehr lästig!

Wie schaffst du dir einen Überblick über deine Finanzen?

Da bin ich leider noch sehr nachsichtig mit mir. Bei Humankapital, also die Investition in mich selbst, habe ich selten Grenzen, das ist mir sehr wichtig. Das hat für mich neben meinen Liebsten oberste Priorität bei meiner Zeit, Energie und auch bei meinem Geld. Ganz egal ob es ein Mentoring ist, Bücher oder Workshops. Da nehme ich ab und an auch gerne Mal einen Nebenjob an, anstatt auf meine Weiterbildung zu verzichten. Es kam auch schon vor, dass ich hierfür etwas von meinem Notgroschen genommen habe, was ich jetzt nicht für Klamotten oder ähnliches machen würde.

Was Konsum angeht, kann ich mittlerweile gut priorisieren, was mir tatsächlich gefällt. Und was ich nur mache, um mich glücklich zu kaufen oder weil ich nicht nein sagen möchte oder kann. Ich arbeite daran, meine negativen Glaubenssätze aufzuarbeiten und mein Geld mit Freude auszugeben, weil es mir dienen soll und nicht umgekehrt.

Allerdings beschäftige ich mich auch mehr mit Geld in Form von Büchern oder Podcasts, um zukünftig auch am Ende des Monats ein Plus zu haben und auch für später vorzusorgen. Ich bin ein Fan von Madame Moneypenny. Ansonsten kommt das Thema Geld bei mir auch oft in anderen Podcasts oder Büchern vor, die sich aber nicht ausschließlich darum drehen.

Für meinen Notgroschen habe ich eine Zahl mit mir vereinbart, mit der ich mich wohlfühle. Dieser Betrag ist tagesaktuell verfügbar. Ewig kann ich davon nicht leben, aber um mehr anzusparen leb ich auch wieder zu gerne. Mein Job ist jedoch super sicher! Ich weiß genau, dass nächsten Monat wieder pünktlich Gehalt eintrudelt – somit tu ich mir da schon leichter als viele andere.

Wenn du in einer Partnerschaft lebst: Wie handhabt ihr eure Finanzen?

Da habe ich leider ausschließlich schlechte Erfahrungen gemacht. Mein Exfreund hatte alle Finanzen im Griff, ich bekam Taschengeld, das war sehr toxisch. Am Ende der Beziehung stand ich vor dem Nichts, das passiert mir nicht mehr. In meiner nächsten Beziehung möchte ich das anders machen, wie weiß ich noch nicht genau. Vermutlich alles getrennt verwalten, der Gedanke daran triggert mich enorm. Da darf ich noch ein wenig an mir arbeiten!

Gelingt es dir, zu sparen? Sparst du jeden Monat einen festen oder flexible Beträge?

Ich spare 90 Euro in meinen Fondsparvertrag und versuche, von meinen Sonderzahlungen auch etwas wegzulegen. Das gelingt manchmal besser, manchmal schlechter!

Wofür sparst du, was sind deine Ziele und Wünsche?

Ich erfülle mir nächste Woche meinen Traum vom Jakobsweg. Außerdem wäre eine Wohnung mit Garten sehr schön.
Mein höheres Ziel ist es, zukünftig wenige bis gar keine finanziellen Sorgen zu haben. Für meine Rente sorge ich neben der gesetzlichen Rentenversicherung aktuell nur mit Wissen vor, das ich hoffentlich bald in die Tat umsetze.

Was machst du mit deinem gesparten Geld, legst du es an?

Bisher habe ich mir meinen Notgroschen angespart. Jetzt baue ich Wissen auf, um zu investieren, und tendiere derzeit zu ETFs.
Meinen Fondsparvertrag habe ich aber auch bereits seit 2011.

Hast du für dich Tipps und Tricks gefunden, die dir das Sparen im Alltag erleichtern?

Alle 5-Euro-Scheine und auch das Kleingeld stecke ich immer gleich in eine Spardose. Bevor ich etwas kaufe, versuche ich mindestens eine Nacht darüber zu schlafen. Ich denke aktiv darüber nach und versuche mir vor Augen zu führen, ob sich die Anschaffung lohnt, denn man muss sich ja auch um Sachen kümmern oder diese auch verstauen oder entsorgen.

Ich hab zum Beispiel eine Louis Vuitton Tasche, die mir mehr Kummer als Freude bereitet. Ich nehme sie recht selten, weil ich sie nicht mehr so gerne mag. Jetzt liegt sie im Schrank und ich habe ein schlechtes Gewissen. Verkaufen wäre nicht sehr sinnvoll, da sie ein Geschenk war, und ich keine Rechnung und auch keine Originalverpackung mehr habe – daher müsste ich sie recht günstig abgeben, was wiederum schade wäre.

Daneben versuche ich, Werbung zu vermeiden. Ich folge auf Instagram großteils Personen, die mich inspirieren – wenn diese Personen mal Werbung machen, was ja total in Ordnung ist, passen diese Dinge immerhin zu mir und ich kaufe mir nicht den siebten roten Lippenstift, den ich eh nicht verwende. Ich bin früher ein totales Werbeopfer gewesen, daher vermeide ich einfach die Werbung!

Ihr wollt auch mitmachen? Dann schickt uns eine Mail mit dem Betreff „Finanz-Fragebogen“ an hello@amazedmag.de

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3 Antworten zu “Female Finance Fragebogen: Miriam, 30, Verwaltungsangestellte”

  1. Kleiner Tipp wg. der Louis Vuitton Tasche: Wenn man genug Fotos von den typischen Details macht, wird man sie auch ohne Quittung und Verpackung gut los. Das ist ja zu schade, dass sie nur rumliegt bei dir. :-)

  2. Sehr sympathisch, weil man hier eine Bescheidenheit rausliest und trotzdem die Freude daran, Geld für schöne Dinge, eine gute Zeit und seine Lieben auszugeben.
    Genauso möchte ich das eigentlich auch handhaben.

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