Female Finance Fragebogen: Maria, 32, Leitung Unternehmenskommunikation
Über die Finanzen spricht man nicht? Das sehen wir anders. Denn finanzielles Wissen ist ein viel zu wichtiges Thema, um es unter den Teppich zu kehren und alles nur mit sich selbst auszumachen. Einen gesunden Umgang mit Geld kann man lernen – wenn man darüber spricht. In den letzten Jahren haben mir der offene Austausch mit FreundInnen, aber auch die unzähligen Geschichten Einzelner in Gruppen wie Madamemoneypenny geholfen, meine Finanzen viel aktiver zu durchdenken und auch das Thema Sparen und Investieren aktiv in die Hand zu nehmen. Nicht die vagen grundsätzlichen Tipps sind dabei das, was mich am meisten inspiriert – sondern individuelle Situationen, an denen ich mir ein Beispiel nehmen kann.
Das Thema Sparen ist 2022 aktueller denn je. Bei steigenden Preisen und Inflation ist es für uns alle hilfreich, über Geld zu reden – und über die vielen Wege, Geld zu sparen, es anzulegen und sich besser abzusichern. Finanzielles Wissen ist gerade für Frauen wichtig. Denn 63% aller verheirateten Frauen zwischen 30 und 50 Jahren in Deutschland verdienen unter 1000 Euro netto. Frauen verdienen durchschnittlich 18% weniger als Männer. Egal ob verheiratet oder nicht: Es ist für jeden und besonders für alle Frauen wichtig, sich finanzielles Wissen und finanzielle Unabhängigkeit aufzubauen – die Grundlage dafür ist offener Austausch. Deshalb haben wir den Female Finance Fragebogen der amazed-Community ins Leben gerufen und euch gefragt, wie ihr mit eurem Geld umgeht – und wie ihr es schafft, etwas davon zu sparen. Wir waren überwältigt von eurer Offenheit und eurem Interesse – hier kommt Folge 7 des Female Finance Fragebogens!
Wie alt bist du, was arbeitest du und wie viel Geld hast du monatlich ungefähr netto zur Verfügung?
Ich bin 32, arbeite in der Unternehmenskommunikation eines medizinischen Unternehmens als Leitung eines kleinen Teams und habe monatlich ca. 3.600 Euro netto zur Verfügung.
Welcher Bildungsweg hat dich zu deinem jetzigen Job geführt?
Ich habe erst Medienwissenschaft und Germanistik im Bachelor studiert und dann einen Master im Bereich Kommunikationswissenschaften draufgesetzt. Nach meinem Volontariat im journalistischen Bereich habe ich bemerkt, dass mich der Bereich der Kommunikation noch mehr reizt. Habe mich dann auf gut Glück bei meinem jetzigen Arbeitgeber beworben und bin mittlerweile seit gut vier Jahren dort tätig.
Wie sieht dein finanzieller Background aus? Wie wurdest du in Bezug auf Finanzen geprägt?
Meine Eltern konnten meiner Schwester und mir finanziell vieles ermöglichen – so haben sie mir während meines Studiums beispielsweise meine Miete bezahlt. Trotzdem habe ich immer zusätzlich gearbeitet und gehe auch seit jeher behutsam mit meinem Geld um. Mir ist es sehr wichtig, mir meinen Lebensunterhalt eigenständig und unabhängig zu verdienen. Trotzdem weiß ich, dass meine Eltern mir bis heute im Notfall finanziell immer aushelfen würden. Das nimmt sicherlich Druck raus, ändert jedoch nichts an meinem Ehrgeiz.
Wie lebst du und welche Fixkosten hast du monatlich?
Ich lebe mit meinem Mann zur Miete in einer sehr gut ausgestatteten 80-Quadratmeter-Wohnung in München. Wir teilen uns die Miete 50:50, der Gesamtpreis liegt bei 1.600 Euro warm. Neben der Miete gebe ich monatlich 150 Euro für weitere Fixkosten aus, das heißt Handy, DSL, Fitnessstudio, zwei Zusatzversicherungen und zwei Streamingdienste. Meine Monatskarte für den ÖPNV wird vom Arbeitgeber übernommen.
Für was gibst du besonders gerne Geld aus, für was besonders ungern?
Sehr gerne gebe ich Geld aus für Dinge, die Erinnerungen schaffen: Reisen, Kurztrips, Konzerte, gemeinsame Unternehmungen mit Familie und Freunden, ein Abendessen in einem guten Restaurant. Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke für meine Familie dürfen auch gerne üppiger ausfallen. Bei der Inneneinrichtung unserer Wohnung, Kleidung, Beauty & Co. gebe ich mein Geld mit viel Bedacht aus: Es darf was kosten, wird aber nicht einfach so gekauft. Hier denke ich über jede größere Ausgabe mehrfach nach. Ausgaben, für die ich nicht gerne Geld ausgebe, betreffen in erster Linie diverse Reparaturen fürs Auto oder auch neue Haushaltsgeräte. Größere mehrwöchige Reisen ausgeklammert gebe ich monatlich circa 500 Euro aus für Dinge, die mir Spaß machen.
Wie schaffst du dir einen Überblick über deine Finanzen?
Hier habe ich einen guten Weg für mich gefunden, der mir Überblick verschafft, ohne dass ich mir zu viele Gedanken machen muss. Dadurch, dass ich mein Geld nie unüberlegt ausgebe, habe ich immer Kontrolle über meine Ausgaben und das, was mir zur Verfügung steht. Ich habe ein Konto, über das alle meine Fixkosten laufen, von der Miete bis zu Spotify. Parallel habe ich ein Konto für alle Ausgaben des täglichen Bedarfs. Alles, was übrig bleibt am Ende des Monats, wandert auf mein Tagesgeldkonto oder in mein Depot. Das entscheide ich aber am Ende des Monats immer individuell, je nachdem, was gerade ansteht.
Wenn du in einer Partnerschaft lebst: Wie handhabt ihr eure Finanzen?
Wir teilen uns die oben beschriebenen Konten und werfen alles in einen gemeinsamen Topf. Da wir beide sehr ähnliche Gehälter haben, ist das für uns am unkompliziertesten.
Wofür sparst du, was sind deine Ziele und Wünsche?
Vielleicht kann man sich irgendwie irgendwann irgendwo in München doch mal eine Immobilie leisten. Andernfalls geht es mir um meine und unsere Absicherung – gerade auch in Hinblick auf Familienplanung und das Alter. Wie ich aktuell finanziell aufgestellt bin, fühle ich mich in jedem Fall sicher.
Hast du für dich Tipps und Tricks gefunden, die dir das Sparen im Alltag erleichtern?
In jedem Fall sollte man über jede größere Ausgabe nachdenken, lieber nochmal mindestens eine Nacht darüber schlafen und keine Affektkäufe wagen. Auch Gespräche mit Freunden und Familie helfen mir dabei, mir klarzumachen, ob ich ein bestimmtes Produkt jetzt wirklich brauche. Wenn es um Inneneinrichtung, Kleidung und Co. geht, überlege ich erstmal, ob ich nicht etwas umstellen oder upcyceln kann und so auf neue Ausgaben verzichte. Für Ausgaben des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel ist für mich die Planung das A und O: Meinem Mann und mir macht es zum Beispiel sehr viel Spaß, unsere Woche essenstechnisch vorauszuplanen und einmal die Woche einen Großeinkauf zu starten. So hat man einfach einen besseren Überblick, was noch da ist und was man braucht, und man kauft nicht mal hier und mal da etwas ein.
Was machst du mit deinem gesparten Geld und sorgst du für deine Rente vor?
Ich versuche, Geld langfristig anzulegen – und zwar mit möglichst großer Streuung. Ich möchte nicht alles auf ein Pferd setzen, sondern habe unterschiedliche Sparmöglichkeiten für mich gefunden und gewählt. Hier fahre ich mehrgleisig. Zum einen habe ich mir vier Bruttogehälter angespart, die als eiserne Reserve auf meinem Tagesgeldkonto liegen und nicht angetastet werden – es sei denn, es sollte mal eine größere Ausgabe anstehen. Zudem folge ich einem monatlichen Sparplan für ETFs. Hier investiere ich monatlich 250 Euro – der Sparplan kann aber auch beliebig angepasst werden. Denselben Betrag investiere ich monatlich in Krypto. Wenn am Ende des Monats mehr Geld als sonst übrig ist, etwa durch Prämien, überlege ich individuell, wie ich das Geld investiere. Zudem habe ich mir in den letzten Jahren immer mal wieder – sofern Geld übrig war – Edelmetalle gekauft. Da ich mir alles weitgehend flexibel gestalte und die Beträge anpassen kann, fällt mir das Sparen leicht.
Wie hast du zu deiner Anlage-Strategie gefunden, hast du Tipps, wie man sich dazu gut informieren kann?
Ich habe ganz Basic angefangen, mich über YouTube (Finanzfluss), über Podcasts oder online (finanztip.de) zu informieren. So konnte ich mir peu à peu eine eigene Meinung bilden. Natürlich braucht es auch Motivation, an dem Thema dranzubleiben. Aber irgendwann hat man sich dann durchgewurschtelt. Meine Bank, INGDiBa, macht es mir zum Glück auch recht leicht, ein Depot zu eröffnen und direkt zu investieren.
Hast du seit der höheren Inflation etwas an deinen Konsum-Gewohnheiten geändert, und wenn ja, was?
Ich kaufe noch mehr nach Angebot und überdenke jede größere Ausgabe umso mehr. Außerdem nutze ich eine Preisalarm-App, mit der ich Preise beobachten kann – und hoffentlich ein gutes Schnäppchen mache. Für Strom und Gas nutzen wir schon immer Vergleichsportale mit Neukundenboni und wechseln jährlich die Anbieter.