Female Finance Fragebogen: Clara, 33, Ergotherapeutin

5. Oktober 2022 von in

Über die Finanzen spricht man nicht? Das sehen wir anders. Denn finanzielles Wissen ist ein viel zu wichtiges Thema, um es unter den Teppich zu kehren und alles nur mit sich selbst auszumachen. Einen gesunden Umgang mit Geld kann man lernen – wenn man darüber spricht. In den letzten Jahren haben mir der offene Austausch mit FreundInnen, aber auch die unzähligen Geschichten Einzelner in Gruppen wie Madamemoneypenny geholfen, meine Finanzen viel aktiver zu durchdenken und auch das Thema Sparen und Investieren aktiv in die Hand zu nehmen. Nicht die vagen grundsätzlichen Tipps sind dabei das, was mich am meisten inspiriert – sondern individuelle Situationen, an denen ich mir ein Beispiel nehmen kann.

Das Thema Sparen ist 2022 aktueller denn je. Bei steigenden Preisen und Inflation ist es für uns alle hilfreich, über Geld zu reden – und über die vielen Wege, Geld zu sparen, es anzulegen und sich besser abzusichern. Finanzielles Wissen ist gerade für Frauen wichtig. Denn 63% aller verheirateten Frauen zwischen 30 und 50 Jahren in Deutschland verdienen unter 1000 Euro netto. Frauen verdienen durchschnittlich 18% weniger als Männer. Egal ob verheiratet oder nicht: es ist für jeden und besonders für alle Frauen wichtig, sich finanzielles Wissen und finanzielle Unabhängigkeit aufzubauen – die Grundlage dafür ist offener Austausch. Deshalb haben wir den Female Finance Fragebogen der amazed-Community ins Leben gerufen und euch gefragt, wie ihr mit eurem Geld umgeht – und wie ihr es schafft, etwas davon zu sparen. Wir waren überwältigt von eurer Offenheit und eurem Interesse – hier kommt Folge 3 des Female Finance Fragebogens!

Wie alt bist du, was arbeitest du und wie viel Geld hast du monatlich ungefähr netto zur Verfügung?

Ich bin 33 Jahre alt und arbeite seit knapp zehn Jahren als Ergotherapeutin in einer Einrichtung für Beatmungs- und Intensivpflege. Ich arbeite 30 Stunden die Woche und verdiene 2100 Euro monatlich.

Welcher Bildungsweg hat dich zu deinem jetzigen Job geführt?

Ich habe eine dreijährige Ausbildung absolviert, die monatlich 320 Euro gekostet hat. Entgegen aller Erwartungen gegenüber einem Ausbildungsberuf habe ich damit nichts verdient, sondern hatte nebenbei noch einen 400-Euro-Job an einer Theaterkasse. Den Rest haben dankenswerterweise meine Eltern und meine Oma finanziert. Damals gab es in Berlin aber auch noch WG-Zimmer um die 200 Euro, sodass ich gut klar kam.

Meine Fortbildungen, die mich fachspezifisch für den neurologischen Bereich ausgebildet haben und mein Wissen auf diesem Gebiet erweitert haben, habe ich teilweise selbst finanziert, teilweise mein Arbeitgeber.

Wie sieht dein finanzieller Background aus? Wie wurdest du in Bezug auf Finanzen geprägt?

Ich kann gut mit Geld umgehen und weiß schon seit dem ersten Taschengeld, was ich wofür ausgeben kann und will. Ich weiß nicht wie meine Eltern das gemacht haben, aber ich bin froh, dass diesbezüglich einen realistischen Bezug zu Geld habe. Ich wollte früh unabhängig sein, sodass ich immer schon kleine Summen gespart habe. So musste ich nie nach Geld fragen. In unserer Familie wurde offen über Geld gesprochen, was wir uns leisten können und was nicht.

Wie lebst du und wie viel zahlst du dafür?

Ich lebe gemeinsam mit meinem Partner in einer Dreizimmerwohnung zur Miete. Wir zahlen gemeinsam für 88 Quadratmeter stolze 1550 Euro, doppelt so viel wie für unsere alte Wohnung. Im Dezember 2021 mussten wir aufgrund von Dachgeschossarbeiten aus unserer alten Wohnung ausziehen. Leider haben wir nach einem Jahr Suche nichts Günstigeres gefunden bzw. bekommen.

Welche Fixkosten hast du monatlich?

Meine Fixkosten belaufen sich auf etwa 830 Euro, das sind Miete, Netflix, Handy, Internet. Für Lebensmitteleinkäufe gebe ich etwa 200 – 220 Euro aus und habe ein Jobticket, das 55 Euro kostet. Hinzu kommen halbjährlich Kosten für den Mieterverein, die Endometriosevereinigung, eine Haus- und Haftpflichtversicherung sowie eine medizinische Zusatzversicherung.

Für was gibst du besonders gerne Geld aus, für was besonders ungern?

Ich gebe super ungern Geld für elektronische Geräte aus, daher habe ich auch noch ein total altes Fernsehgerät und ein fast 10 Jahre alten (sehr langsamen) Laptop.

Gerne gebe ich Geld für gutes Essen, Reisen und Beautyprodukte aus. Mir ist bei allem wichtig auf Nachhaltigkeit zu achten und lieber regional und saisonal zu kaufen anstatt bei Lebensmittel zu sparen. Mir ist es wichtig kleine Geschäfte zu unterstützen und bestelle daher seit Jahren nicht bei großen Onlineanbietern. Ich habe ein schlechtes Gefühl, wenn ich durch meinen Konsum schlechte Produktions – und Arbeitsbedingungen zu unterstützen. Auch beim Reisen freue ich mich, wenn ich in kleinen familiengeführten Hotels einchecken darf und versuche meine Ziele mit dem Zug zu erreichen. Das alles ist der Luxus, den ich mir leiste. Ob das bald, im Hinblick auf die steigenen Preise bei gleichbleibendem Gehalt, noch möglich sein wird, wage ich zu bezweifeln.

Wie viel gibst du gerne für Dinge aus, die dir Spaß machen?

Für Restaurantbesuche, Yogakurse, Geburtstagsgeschenke für Freunde und Familie, Beautyprodukte und sonstige Wochenendgestaltungen gebe ich im Schnitt ca. 400 -500 Euro im Monat aus. Wenn ich neue Kleidung kaufe, kann das im Schnitt alle zwei bis drei Monate mal 200 -300 Euro kosten.

Ich liebe es auf dem Wochenmarkt frische Blumen zu kaufen oder gelegentlich zu einer Massage zu gehen. Außerdem kaufe ich auch zwischendurch schöne Dinge für die Wohnung, und wenn es nur eine hübsche Kerze oder eine besondere Seife ist. Dieses Jahr war ich auch mehrmals im Nagelstudio, weil ich es nie so hübsch hinbekomme.

Wie schaffst du dir einen Überblick über deine Finanzen?

Ich habe ein Girokonto und ein Tagesgeldkonto. Auf das Tagesgeldkonto packe ich Anfang des Monats eine Summe drauf, die ich auf jeden Fall gerne sparen möchte. Meistens klappt das auch. Wenn ich aber mal in einem Monat beispielsweise mehrere Bahntickets für anstehende Reisen buche oder viele Geburtstage, Hochzeiten oder Junggesellinnenabschiede anstehen, muss ich an das Gesparte wieder ran. Ich nutze eine App und tracke meine Ausgaben nach verschiedenen Kategorien. So verliere ich nie den Überblick und es gibt mir ein Gefühl von Sicherheit. Ich würde behaupten, dass ich ein gesundes Maß zwischen Geld ausgeben und Geld sparen für mich gefunden habe.

Wenn du in einer Partnerschaft lebst: Wie handhabt ihr eure Finanzen?

Mein Freund und ich haben kein gemeinsames Konto, sondern nutzen eine App, in die wir unsere jeweiligen Ausgaben eintragen. Wir teilen alles 50:50, natürlich laden wir uns aber auch gegenseitig mal zum Essen ein. Wir können gut über Geld sprechen und haben den gleichen Bezug zu unseren gemeinsamen Anschaffungen. Uns ist bewusst, dass wir an unseren Lebensmittelausgaben sparen könnten, aber solange wir es uns noch leisten können im Bioladen und auf dem Markt einzukaufen, belassen wir es dabei. Unsere Wohnung haben wir nach dem Umzug teilweise mit gebrauchten Möbeln von eBay Kleinanzeigen eingerichtet und haben so etwas Geld sparen können und gleichzeitig unser Konsumverhalten erneut hinterfragt.

Sparst du, und fällt es dir leicht oder schwer?

Mir fällt das Sparen meistens leicht, außer wenn unvorhergesehene Ausgaben anstehen. Dann kann ich meistens nicht so eine große Summe zurücklegen. Außerdem habe ich dieses Jahr für eine gewisse Zeit Krankengeld bekommen, da konnte ich leider gar nichts sparen.
Ich spare einen flexiblen Betrag. Wenn ich zum Beispiel zum Geburtstag Geld geschenkt bekomme, lege ich das sofort zurück. Mein Arbeitgeber zahlt ein 13. Monatsgehalt am Ende des Jahres, auch das spare ich.

Wofür sparst du, was sind deine Ziele und Wünsche?

Ich spare nicht für einen bestimmten Wunsch sondern für Urlaube und kleine Kurztrips. Das ist vom Monatsgehalt nicht einfach so drin, sodass ich immer übers Jahr verteilt dafür Geld zurücklege.

Wie sorgst du im Speziellen für deine Rente vor?

Leider noch gar nicht außer gesetzlich. Ich habe angefangen mich damit zu beschäftigen und weiß, dass ich gute Voraussetzungen mitbringe um mein Geld sinnvoll anlegen zu können. Die ganzen Informationen zu dem Thema Altersvorsorge erschlagen mich häufig, sodass ich aktuell noch sehr verunsichert bin, was ich am besten wie machen soll. Dazu kommt, dass ich wenig risikofreudig bin und schwer so große Entscheidungen treffen kann.

Hast du für dich Tipps und Tricks gefunden, die dir das Sparen im Alltag erleichtern?

Ausgaben in einer App tracken ist zwar etwas mühsam, aber ich finde es sehr hilfreich für einen Überblick. Außerdem nutze ich die App Too Good To Go, die Lebensmittel anbietet, die kurz vorm Ablaufdatum liegen oder Backwaren, die vom Vortag sind. Unser Biobäcker um die Ecke macht dort mit, sodass ich da manchmal richtig viel sparen kann.

Und, Pro Tip: für jedes neue Kleidungsstück, muss ein altes ausziehen! So verkaufe ich auch immer mal was bei Vinted, bevor ich etwas neues kaufe.

Hast du seit der Inflation etwas an deinen Konsum-Gewohnheiten geändert, und wenn ja, was?

Ich vermeide zunehmend Großeinkäufe, weil ich Sorge habe, dass ich etwas nicht verbrauche und wegwerfen müsste. Ansonsten achte ich Zuhause stark darauf, dass keine unnötigen Geräte am Strom hängen oder die Dusche sinnlos lange läuft. Ich habe große Sorge vor den vielen Preiserhöhungen und hoffe sehr, dass jede*r etwas dazu beitragen wird, den Energieverbrauch nach Möglichkeit zu reduzieren.

Ihr wollt auch mitmachen? Dann schickt uns eine Mail mit dem Betreff „Finanz-Fragebogen“ an hello@amazedmag.de

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4 Antworten zu “Female Finance Fragebogen: Clara, 33, Ergotherapeutin”

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