Female Finance Fragebogen: Katharina, Café-Managerin und virtuelle Assistenz
Über die Finanzen spricht man nicht? Das sehen wir anders. Denn finanzielles Wissen ist ein viel zu wichtiges Thema, um es unter den Teppich zu kehren und alles nur mit sich selbst auszumachen. Einen gesunden Umgang mit Geld kann man lernen – wenn man darüber spricht. In den letzten Jahren haben mir der offene Austausch mit FreundInnen, aber auch die unzähligen Geschichten Einzelner in Gruppen wie Madamemoneypenny geholfen, meine Finanzen viel aktiver zu durchdenken und auch das Thema Sparen und Investieren aktiv in die Hand zu nehmen. Nicht die vagen grundsätzlichen Tipps sind dabei das, was mich am meisten inspiriert – sondern individuelle Situationen, an denen ich mir ein Beispiel nehmen kann.
Das Thema Sparen ist 2022 aktueller denn je. Bei steigenden Preisen und Inflation ist es für uns alle hilfreich, über Geld zu reden – und über die vielen Wege, Geld zu sparen, es anzulegen und sich besser abzusichern. Finanzielles Wissen ist gerade für Frauen wichtig. Denn 63% aller verheirateten Frauen zwischen 30 und 50 Jahren in Deutschland verdienen unter 1000 Euro netto. Frauen verdienen durchschnittlich 18% weniger als Männer. Egal ob verheiratet oder nicht: es ist für jeden und besonders für alle Frauen wichtig, sich finanzielles Wissen und finanzielle Unabhängigkeit aufzubauen – die Grundlage dafür ist offener Austausch. Deshalb haben wir den Female Finance Fragebogen der amazed-Community ins Leben gerufen und euch gefragt, wie ihr mit eurem Geld umgeht – und wie ihr es schafft, etwas davon zu sparen. Wir waren überwältigt von eurer Offenheit und eurem Interesse – hier kommt Folge 5 des Female Finance Fragebogens!
Wie alt bist du, was arbeitest du und wie viel Geld hast du monatlich ungefähr netto zur Verfügung?
Ich bin 31 Jahre alt, arbeite derzeit hauptberuflich als Managerin eines Cafés und baue mir nebenberuflich meine Selbstständigkeit als virtuelle Assistenz für Email-Marketing und Landingpages auf. Email-Marketing gehört zum Online- und Direktmarketing, das heißt, der Kunde wird direkt, persönlich und nicht über Drittanbieter angesprochen. Als virtuelle Assistenz mit dem entsprechenden und vor allem technischen Wissen übernimmt man die Einrichtung von Newsletter-Tools, man zieht Kontakte dorthin um, hilft dem Kunden, eine E-Mail-Liste aufzubauen, erstellt Landingpages und Sales-Pages für Freebies oder Produkte und erstellt die Verknüpfungen der Pages mit dem Newsletter Tool. Am Ende erstellt man so einen kompletten Sales-Funnel.
Ich habe monatlich ungefäht 2500 Euro netto zur Verfügung, das ist mein Netto-Gehalt plus Trinkgeld. Passives Einkommen habe ich derzeit noch nicht, soll aber mit der Selbstständigkeit kommen.
Welcher Bildungsweg hat dich zu deinem jetzigen Job geführt?
Meinen jetzigen Job habe ich schon als Werkstudentin ausgeübt. Ich habe einen Bachelor in Musikwissenschaften, einen Master in Musikpädagogik und einen weiteren Bachelor in Italianistik. Da ich nach der Uni nicht genau wusste, wohin – und nur wusste, wohin nicht-, habe ich mich im Café Vollzeit anstellen lassen. Inzwischen weiß ich, dass ich mich selbstständig machen möchte. Hierfür habe ich ein Coaching und eine Weiterbildung im Bereich E-Mail-Marketing gemacht.
Wie sieht dein finanzieller Background aus? Wie wurdest du in Bezug auf Finanzen geprägt?
Von meinem Papa habe ich immer gehört “Wir haben genug Geld, wir können alles haben, was wir möchten” – obwohl meine Eltern nicht reich sind. Dieser Glaubenssatz hat mich stark geprägt, für mich war und ist auch heute immer genügend da. Allerdings haben meine Eltern nie investiert, damit musste ich mich selbst auseinandersetzen.
Wie lebst du und wie viel zahlst du dafür? Welche Fixkosten hast du monatlich?
Ich lebe mit meinem Partner zusammen in einer 2-Zimmer-Wohnung. Sie ist etwa 60 Quadratmeter groß und wir zahlen 824 Euro Warmmiete.
Meine monatlichen Fixkosten in der Übersicht:
Lebensmittel: etwa 150 Euro, mein Partner zahlt die andere Hälfte
Monatskarte: 60 Euro
Netflix-Abo: jährlich ca 50 Euro
Handy: 15 Euro
Haftpflicht: jährlich 60 Euro
Internet zu Hause: 32 Euro (teilen wir)
Strom: etwa 50 Euro (teilen wir)
Auto oder Haustiere haben wir nicht, für die Selbstständigkeit habe ich noch ein Canva-Abo für 12 Euro monatlich und eine WordPress-Seite.
Für was gibst du besonders gerne Geld aus, für was besonders ungern?
Ich gebe gern Geld für gutes Essen, hochwertige Kleidung, schöne Möbel und Urlaube aus. Meine Zeit in Diskotheken ist vorbei, aber ich habe nie gern Geld für Eintritte oder überteuerte Cocktails ausgegeben. Die GEZ bezahle ich außerdem sehr ungern!
Wie viel gibst du gerne für Dinge aus, die dir Spaß machen?
Ich habe mir selbst ein Budget gesetzt, das ich strikt einhalte und das momentan bei 300 Euro im Monat liegt. Davon kaufe ich mir Dinge wie Bücher, schöne Kleidungsstücke, Keramik oder Schmuck. Ich überlege mir allerdings gut, was ich wirklich möchte, schreibe mir das auf und kaufe nicht alles auf einmal, sondern hintereinander. So kann ich das Budget immer einhalten.
Ich gehe ein- bis zweimal im Monat essen, dafür brauche ich etwa 50 Euro, je nachdem wo es hingeht.
In den Urlaub geht es zweimal im Jahr. Je nachdem zu welcher Jahreszeit und für wie lange, und ob mit Flugzeug oder Zug, sind das pro Urlaub 500-800 Euro. Dazu kommen kleinere Reisen übers Wochenende.
Wie schaffst du dir einen Überblick über deine Finanzen?
Ich führe kein striktes Haushaltsbuch, halte aber mein Budget ein. Dazu halte ich Ausgaben fest wie Kleidung oder Schuhe – alles, was ich mit Karte oder online bezahle. Nicht aber Essenseinkäufe, die bezahle ich sowieso bar.
Ich denke gerne über meine Ausgaben und Einnahmen nach, setze mir jedes Jahr ein Sparziel und freue mich, wenn ich dieses sogar überschreite.
Wenn du in einer Partnerschaft lebst: Wie handhabt ihr eure Finanzen?
Wir haben jeder unser eigenes Konto und kein gemeinsames. Die Miete, Strom, Internet usw. gehen von meinem Konto ab, mein Freund überweist mit jeden Monat die Hälfte. Unsere Einkäufe teilen wir durch zwei oder mal bezahlt einer, mal der andere. Genauso machen wir das mit den Urlauben. Apps brauchen wir dazu nicht, einmal per Dauerauftrag festgelegt, bleiben eh nicht mehr viele gemeinsame Ausgaben.
Sparst du, und wenn ja, wie viel?
Das Sparen fällt mir leicht und macht mir Spaß. Da ich mir bereits einen ordentlichen Notgroschen aufgebaut habe und zu viel Geld auf meinem Sparbuch lag, spare ich allerdings nichts auf mein Konto, sondern investiere jeden Monat 1000,00 Euro in ETFs. Dazu stecke ich 200 Euro in eine ETF-basierte Rentenversicherung und 600 Euro in eine Rürup-Rente. Mein restliches Vermögen liegt auf meinem Giro- bzw Sparkonto. Als nächstes möchte ich mich noch mit Krypto auseinandersetzen.
Wofür sparst du, was sind deine Ziele und Wünsche?
Ich träume von einer Tasche von LOEWE, auf die ich allerdings nicht bewusst hinspare. Wenn der Zeitpunkt da ist und ich bereit bin, so viel Geld für eine Tasche zu bezahlen, werde ich sie mir leisten. Ansonsten sind mir ein Notgroschen sehr wichtig und eine größere Wohnung, die natürlich auch mehr Miete kosten wird.
Hast du für dich Tipps und Tricks gefunden, die dir das Sparen im Alltag erleichtern?
Einmal hinsetzen und klare Budgets aufstellen. Bei mir hat es angefangen mit der Challenge, 10.000 im Jahr anzusparen. Das war etwa mit Mitte 20. Seitdem habe ich die Summe jährlich nach oben korrigiert.
Außerdem: Bewusster konsumieren. Anstatt immer alles und sofort zu wollen, Dinge nacheinander, Monat per Monat kaufen. Oder vielleicht im Januar und Februar gar nichts zu konsumieren.
Wenn du in ETFs oder Aktien investierst, hast du einen Sparplan?
Ich investiere jeden Monat per Sparplan. Ich habe ohne Ende Videos auf Youtube angeschaut (z.B. Finanzfluss), gefühlt alle Finanz-Bücher bei Hugendubel gelesen und mich auf Instagram informiert.
Hast du seit der steigenden Inflation etwas an deinen Konsum-Gewohnheiten geändert, und wenn ja, was?
Da ich eh schon sehr bewusst konsumiere, habe ich dahingehend nichts verändert. Allerdings habe ich mich um eine Gehaltserhöhung bemüht, sodass ich mir das, was ich mir gerne leisten möchte, wie Urlaub, leisten kann, ohne neu budgetieren zu müssen.
