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Menstruations-Talk: Wie Elena Berchermeier in ihrem Perioden-Podcast mit den Mythen über den weiblichen Zyklus aufräumen will
Ich persönlich kann mich nicht erinnern, dass in der Schule intensiv über den weiblichen Zyklus und die Periode gesprochen wurde. Das Thema wurde im Biologie-Unterricht immer mal wieder angeschnitten, so wirklich damit auseinandergesetzt haben wir uns aber nicht. Immer wenn das Thema aufkam, gab es peinliches Schweigen oder „iiiih“-Rufe aus der Jungsecke. Die Periode, darüber sprach man nicht, außer man wollte den Sportunterricht schwänzen.
Im familiären Umfeld sah das schon anders aus. Meine Familie und ich sprachen offen über den weiblichen Zyklus, doch um ehrlich zu sein, von der Offenheit, die es in meiner heutigen Internetbubble gibt, waren wir meilenweit entfernt. Ich selbst war oft peinlich berührt, fand die Periode immer lästig und sprach auch mit meinen FreundInnen lange nicht offen über PMS, Stimmungsschwankungen und Menstruationstassen. Das änderte sich erst durch den Online-Einfluss, meine intensive Beschäftigung mit Feminismus und weiblicher Selbstbestimmung und der Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper. Spät, aber besser spät als nie.
Vielen Frauen geht es da wohl wie mir. Das Thema weiblicher Zyklus wird als Teenager mit der ersten Periode kurz besprochen, dann herrscht Schweigen und stilles Ertragen dieser unangenehmen, aber so wichtigen Tage im Leben einer Frau. Außerdem: Der weibliche Zyklus ist so viel mehr als Tampons, PMS und Co. Er macht uns aus, er bestimmt unsere Stimmung und ist mitunter am Ende unser aller Ursprung. Man könnte sozusagen von der Faszination Periode sprechen.
Die freie Journalistin Elena Berchermeier teilt diese Faszination. Wir müssen mehr über die Periode sprechen, dachte sich die Wahl-Berlinerin und rief ihren Podcast „Regelzeit“ ins Leben. Ab sofort macht sich die 27-Jährige auf die Suche nach Antworten zu den Fragen rund um den weiblichen Zyklus. Denn sie findet: Wir Frauen sollten alle sehr viel mehr über die Periode wissen!
Ich habe mit Elena über den Podcast, ihre Erfahrungen mit PMS und Menstruationstassen sowie Perioden-Pantys gesprochen.
Elena, du startest einen Perioden-Podcast namens „Regelzeit“ – wie kam es dazu?
Nachdem mir die Idee Anfang des Jahres kam, wurde das Bedürfnis, sie in die Tat umzusetzen immer größer und für mich gab es keinen Grund, das nicht zu tun. Privat spreche ich sowieso ganz ungeniert über die Periode (nicht nur über meine eigene, sondern generell über das Thema), da dachte ich mir, kann ich das doch auch beruflich machen. Also habe ich Themen und Interviewpartner*innen recherchiert und wollte das Wissen, das ich über die Wochen und durch Gespräche erlangt habe, unbedingt teilen.
Was findest du am weiblichen Zyklus besonders spannend?
Am spannendsten finde ich tatsächlich, ihn erstmal zu entdecken, kennenzulernen und immer mehr darüber zu lernen. Wie viele andere Frauen* nahm auch ich erstmal zehn Jahre die Pille und hatte keine Ahnung von Zyklus, Eisprung und eben allem, was im Körper vor sich geht. Und vor allem nicht davon, wie sich der Zyklus bemerkbar macht und einem manchmal Energie schenkt oder auch raubt. Mittlerweile habe ich meinen Körper besser kennengelernt und merke genau, in welcher Phase des Zyklus ich gerade bin.
Kannst du erklären, welche Phasen des Zyklus es deiner Recherche nach gibt und wie sich diese äußern?
Obwohl ich mich ja jetzt beruflich mit der Periode und dem Zyklus beschäftige, können das andere definitiv besser erklären (es wird auch zwei Folgen zum Zyklus geben), mein Einblick ist deshalb eher persönlich. Es gibt vier Zyklusphasen. Der Zyklus beginnt mit der Periode. Mir persönlich geht es während der ersten Tage meistens nicht gut, ich habe Schmerzen, Heißhunger, Stimmungsschwankungen – also das volle Programm. Als Selbstständige habe ich das Glück, meine Termine und Deadlines weitestgehend selbst einteilen zu können, deshalb versuche ich in der Woche meiner Periode an Dingen zu arbeiten, bei denen ich weniger kreativ sein muss oder auch mal frei zu machen. Die zweite Phase des Zyklus ist die Aufbauphase, die Schleimhaut in der Gebärmutter wird wieder aufgebaut. Ich fühle mich meist sehr energetisch, bin entscheidungsfreudig und lege mir wichtige Termine in diese Phase. Während der Mitte des Zyklus, in der dritten Phase, ist der Eisprung – ich merke am Tag des Eisprungs oft ein leichtes Ziehen im Unterleib, an dem Tag brauche ich wieder ein bisschen mehr Ruhe. Die vierte Phase ist die Zeit vor der Periode und bedeutet bei mir vor allem PMS. Ich merke, wie ich schlapper werde, meine Brüste werden größer und beginnen zu spannen und auch generell merke ich, wie ich mich ein bisschen dicker fühle und die Jeans definitiv enger sitzen. Und dann gehts wieder von vorne los, ich bekomme meine Tage. Für mich war es nach dem Absetzen der Pille echt interessant zu sehen, wie spürbar der Zyklus sein kann. Ich habe begonnen, ihn mit zwei Apps zu tracken und dadurch erst kennengelernt.
Ich finde das ganze Thema tatsächlich auch sehr spannend, auf einen Podcast wäre ich jetzt aber nicht gekommen. Was für Fragen willst du in deinem Podcast klären?
Ich will alle Fragen klären, die ich selbst hatte und habe und die mir andere Menschen stellen. Es gibt nichts, was ich ausklammern möchte. Deshalb sollen die Themen so vielfältig wie die Periode selbst sein, ich liebe auch Input von Hörer*innen, die jederzeit Fragen und Anregungen schicken dürfen. Meine Ideenliste ist unendlich lange und ich könnte bereits jetzt ein ganzes Jahr mit Themen füllen. Die ersten Folgen werden sich jeweils thematisch mit dem Zyklus, dem Zusammenspiel von Periode und Pille, Endometriose, Perioden-Armut und den Wechseljahren beschäftigen, die Planung läuft aber stetig weiter.
Oh, das klingt nach einer Menge Input, vor allem aber auch nach wichtiger Arbeit. Denn wenn ich mich umsehe, so richtig offen sprechen Frauen und Männer dann doch nicht über die Periode. Warum glaubst du, sind gerade auch Frauen oft so uninformiert, was unsere Periode angeht?
Das fängt wohl damit an, dass wir oft nur so viel über den Zyklus erfahren, dass es die Periode gibt und man manchmal fruchtbare Tage hat. Damit ist die Aufklärung meist beendet und man hat eben seine Tage. Dadurch lernen die Wenigsten, was während des gesamten Zyklus passiert und wie er sich auf den Körper auswirkt. Da es für viele noch ein Tabu-Thema ist, wird sich stillschweigend ein Tampon eingeführt und nicht weiter darüber geredet. Die Periode soll weiterhin unsichtbar bleiben, und genau diese Denkweise will ich (und wollen alle anderen, die sich mit der Periode beschäftigen) ändern.
Frauen reden nicht gerne über die Periode, viele Männer finden das Thema Periode sogar eklig oder blenden es völlig aus.
Was würdest du einem Mann sagen, der dir gegenüber sagt „ihhh Periode(-n Podcast), wie eklig“?
Meine erste Reaktion auf diese Frage wäre, dass ich ihm ausschweifend erklären möchte, wieso die Periode oder ein Podcast dazu nicht eklig ist. Aber eigentlich müsste man den Spieß umdrehen und nachfragen, was er eklig daran findet. Und immer wieder in ganz kindlichem Stil und mit viel Neugierde weiter „Warum“ und „Wieso“ fragen, mal sehen, wie weitreichend seine „Argumente“ wären. Danach kann ich immer noch erklären, dass die Periode nicht eklig, sondern ganz natürlich ist und zum Leben dazu gehört. Auch zu seinem, denn ohne die Periode und den Zyklus wären wir alle nunmal nicht hier.
Wie können wir es schaffen, die Periode zu enttabuisieren?
Reden, reden, reden. Aufklären,
informieren und bloß nicht ruhig sein.
Menstruationstasse, Tampons oder doch Perioden Panty?
Seit Ewigkeiten Tampons, da habe ich mittlerweile alle Marken durchprobiert. Die Menstruationstasse hab ich mal probiert, habe es allerdings geschafft, mich irgendwie damit zu verletzen und seitdem liegt sie rum. Vielleicht kaufe ich mir aber nochmal ein anderes Modell und probiere es wieder aufs Neue. Perioden-Pantys hatte ich lange nicht auf dem Schirm, bis mir eine Freundin begeistert davon erzählt hat und mich überzeugt hat – bald werde ich mein erstes Modell kaufen. Ich will ja auch nicht über etwas sprechen, ohne zu wissen, wie es sich anfühlt und wie es ist.
Thema PMS: Wie fühlst du dich vor, während, nach deiner Periode?
Seit ich die Pille vor fast zwei Jahren abgesetzt habe, fühle ich alles: meinen Eisprung, PMS und jede mögliche Emotion. Wenn ich meine Periode bekomme, habe ich krasse Schmerzen – schon immer, also mit oder ohne Pille. Ich hab meine Emotionen kaum unter Kontrolle, muss mich sowohl mit Schmerzmitteln als auch extrem viel Schokolade und Eis vollstopfen und heulen, was das Zeug hält. Als ich meine Frauenärztin bei der letzten Vorsorgeuntersuchung fragte, ob es denn normal wäre, dass ich mich teilweise vor Schmerz krümme, nickte sie und meinte, dann soll ich eben eine Schmerztablette mehr nehmen. Im Herbst habe ich einen Termin bei einem anderen Frauenarzt – schon bei meinem ersten Anruf und als ich erklärte, wieso ich die Praxis wechseln möchte, wurde ich sehr ernst genommen. Wenn meine Periode vorbei ist, fühle ich mich wieder gut und voller Energie.
Hast du denn einen ultimativen PMS-Tipp, der dir hilft, wenn alle Emotionen auf einmal da sind?
Genau das tun, was der Körper verlangt. Wenn man müde ist, soll man schlafen. Wenn man Heißhunger hat, soll man das essen, worauf man Lust hat. Wenn man Yoga machen möchte, soll man das tun. Ich glaube, da gibt es ganz individuelle Bedürfnisse und solange es dem Körper gut tut, macht man alles richtig.
Etwas, was wir ja sowieso immer tun sollten. Unseren Bedürfnissen Raum einräumen. Lass uns über das Thema Perioden-Mythen sprechen: Mit welchem Mythos müssen wir endlich aufräumen?
Dass man nicht über die Periode sprechen soll. Das ist großer Unsinn, denn nur so können wir voneinander lernen und für mehr Aufklärung sorgen. Oder, dass die Periode eklig oder unrein sei. Warum sie das eben nicht ist, darüber kann man Bücher schreiben – das haben auch schon viele tolle Frauen* gemacht. Ich kann hier das Buch „Periode ist politisch – Ein Manifest gegen das Menstruationstabu“ von Franka Frei empfehlen, mit der ich auch in der ersten Podcast-Folge spreche.
Und außerdem müssen wir endlich begreifen, dass die Periode eben nicht nur menstruierende Menschen etwas angeht, sondern einfach alle.
Es gibt also viel zu viele Mythen, die schon viel zu lange dafür sorgen, dass die Periode als etwas Negatives gesehen wird.
Dann hau mal raus – ganz nach dem Motto „Embrace your period“: Warum ist es toll, dass wir Frauen eine Periode haben?
Weil sie uns jeden Monat aufs Neue signalisiert, dass mit unserem Körper alles okay ist – oder eben nicht. Sie ist ein Indikator für unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und zum Beispiel dafür, ob wir bei Stress mal einen Gang runterschalten müssen.
Das stimmt. Manchmal macht die Periode uns Frauen auch auf Probleme aufmerksam. Viele Frauen kämpfen mit unregelmäßigen Zyklen, Schmerzen. Wie ist deine persönliche Erfahrung damit?
Ich habe großes Glück, dass mein Zyklus schon immer sehr regelmäßig ist und das auch wieder direkt nach dem Absetzen der Pille so war. Dafür habe ich wie schon erwähnt jedes Mal aufs Neue extreme Schmerzen. Durch die Recherche für den Podcast habe ich allerdings so viele Techniken, Produkte und Dinge entdeckt, die das besser machen sollen und habe richtig Lust, mich durch das Angebot durch zu probieren und wieder mehr über meinen Körper zu erfahren. Das Wichtigste dabei ist meiner Meinung nach, alle Anzeichen des Körpers ernst zu nehmen und im Zweifel eine Frauenärztin oder einen Frauenarzt aufzusuchen.
Und zu guter Letzt: Gibt es eine Person, mit der du unbedingt mal im Podcast mal über die Periode sprechen möchtest?
Ich habe vor allem über Social Media so viele tolle Menschen entdeckt und kennengelernt, die sich mit der Periode in all ihren Facetten auseinandersetzen und Teil einer großartigen Community sind. Am liebsten würde ich mit allen einzeln und gleichzeitig in einer riesigen Gruppe diskutieren. Ich bin so überwältigt, dass es gar nicht nur eine Person gibt, mit der ich sprechen möchte, sondern so viele, dass ich tatsächlich schon über 40 Themen und dazu Personen habe, die ich gerne interviewen möchte.
Elena Berchmeiers Periodenpodcast Regelzeit feiert heute seinen offiziellen Launch. Den Podcast könnt ihr momentan erstmal exklusiv auf Podimo hören – jeden Mittwoch erscheint eine neue Folge.
Wer noch mehr Infos zum Podcast und viele Fakten zum Thema Periode lesen und mitbekommen will,
folgt Elena einfach auf Instagram.
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– Dieser Artikel enthält Affiliatelinks –
2 Antworten zu “Menstruations-Talk: Wie Elena Berchermeier in ihrem Perioden-Podcast mit den Mythen über den weiblichen Zyklus aufräumen will”
[…] der Menstruation ursächlich für Periodenarmut. Aus diesem Grund gilt auch die Enttabuisierung der Periode und korrekte Aufklärung über eine gesunde Menstruationshygiene als wichtiges Ziel im Kampf gegen […]
[…] Elena Berchermeier ist keine Unbekannte in der Medienlandschaft. Als Journalistin und Podcasterin hat sie sich bereits einen Namen gemacht. Und wagt sich nach ihrem Perioden-Podcast erneut ans Hör-Format. Mit „Der Weg ist zu viel“ spricht sie mit Menschen über das „ZU VIEL“ im Leben. Denn manchmal ist einfach alles zu viel. Wir sehen auf Social Media so viel Perfektion – und nie, was dahinter steckt: Trauer, Wut, unerwiderte Liebe, Verzweiflung, Einsamkeit, Unordnung, Überforderung. Eben alles, was zum Leben dazugehört. Obwohl es heißt „Der Weg ist das Ziel”, ist er manchmal eher zu viel. In der ersten Folge des frisch geschlüpften Podcasts spricht Journalistin und Autorin Alexa von Heyden über Herausforderungen, Krisen und das Meistern dieser. […]