Editor’s Letter: Happy 10th birthday, amazed!

Als ich vor zehn Jahren den Abschiedspost auf meinem ersten Blog online stellte, war mir schlecht. amazed stand in den Startlöchern, gemeinsam mit Amelie und Milena hatte ich beschlossen, dass wir ab sofort gemeinsam durch die Blogosphäre gehen wollten. Aus drei mach eins, und so bedeutete dieser Neuanfang mit amazed auch für uns, dass wir unsere alten Blogs – unsere Online-Tagebücher, die wir fünf Jahre lang mit Herzblut bestückt und damit auch ein Stück weit Pionierarbeit in der deutschen Blogszene geleistet hatten – schließen würden.

Veränderungen sind nicht mein Ding, und so mischte sich unter all die Vorfreude auch Zweifel. Mir war schlecht. Ich zitterte. Hatte Angst um meine Leser:innen, würden sie mir folgen? Und natürlich auch: Würden sie amazed mögen? Ich klickte auf Veröffentlichen – und dachte: Hoffentlich habe ich die richtige Entscheidung getroffen.

2012 boomten die Blogger:innen-Netzwerke. Es gab Muse.net, Cllct, und viele andere Blogger:innen, die sich zusammenschlossen, um diesen neuen Markt zu erobern. Von Influencern sprach man noch lange nicht, aber die Marken und Unternehmen hatten das Potenzial der Blogger:innen erkannt. Und wir, die bereits alle fünf Jahre lang bloggten, die Szene wachsen sahen, beschlossen an einem Nachmittag ganz spontan: Wir bündeln unsere Kräfte und machen ein Magazin.

Ein halbes Jahr später, 2013, ging amazed online. Hallo, wir sind amazed. 3. März 2013.

Zehn Jahre sind seitdem vergangen. Zehn Jahre gibt es jetzt amazed. Die Branche hat sich verändert. Wir haben uns verändert.

Aus einer Blogszene ist eine ganze Influencer:innen-Szene geworden. Wurde ich 2010 noch belächelt, wenn ich Fotos von mir online stellte, ist das Posten eigener Fotos heute nicht mehr ein Karriere-Killer, sondern viel mehr Normalität. Die ganze Szene ist gewachsen. Aus Blogger:innen-Karrieren wurden Social-Media-Aufsteiger:innen. Ob Instagram, TikTok oder Snapchat: Auch die Plattformen haben sich verändert. Viele von den alten Hasen, die mit uns angefangen haben, sind heute nur noch auf Instagram oder gar Tiktok. Statt Spiegelreflex-Fotos werden heute Reels geshootet, und statt großer Blogger:innen-Events gibt’s heute Ambassador-Partys und Pressereisen. Auch die meisten Blogger:innen-Netzwerke sind verschwunden.

amazed gibt es noch.
amazed hat diesen wilden Ritt durch die vielen Veränderungen überlebt.
Wir haben überlebt.

Wir, Amelie, Milena und ich, haben dieses Magazin nie Vollzeit betrieben. amazed war immer unser Baby. Unsere Plattform, auf der wir uns austoben können. Journalistisch. Strategisch. Schriftstellerisch. Fotografisch. Thematisch. Wir haben mit amazed immer konstant Geld verdient, aber wir haben auch immer einen Fuß in der echten Job-Welt gelassen. Um die Freiheit zu haben, amazed nur so weit zu kommerzialisieren, wie es sich für uns gut anfühlt. In all den 10 Jahren blieb amazed immer eine konstante Säule für uns, inhaltlich wie finanziell.

Wir haben überlebt. Als Magazin, aber auch als Freundinnen. Zehn Jahre betreiben wir amazed nun schon. Zehn Jahre haben wir gemeinsam zusammengearbeitet, Ideen entwickelt, Kooperationen umgesetzt, neue Wege eingeschlagen und viel diskutiert. Manchmal gestritten. Uns wieder vertragen. Weitergemacht, wichtige Entscheidungen getroffen und uns für einen Weg entschieden, der für alle gut ist.

Weil wir nicht nur amazed lieben, sondern vor allem auch uns.

Das Leben hat uns mitgezogen, heruntergezogen und manchmal auch nach oben. In zehn Jahren passiert viel. Wir waren Anfang und Mitte 20, als wir amazed gegründet haben. Heute sind wir Anfang und Mitte 30, und ich wage zu behaupten, völlig andere Menschen. Wir sind erwachsen geworden, haben nicht nur unseren Stil, sondern auch uns gefunden. Haben voneinander gelernt, uns geprägt und weiterentwickelt.

Wir haben überlebt, weil wir trotz all der Widrigkeiten, der vielen positiven wie negativen Veränderungen, der vielen Eindrücke, vor allem eines hatten: Ausdauer. Kontinuität. Neugierde. Mut. Authentizität. Und vor allem Liebe. Für das, was wir tun und für uns. Und Liebe von euch, den Leser:innen.

10 Jahre amazed. Ich bin wahnsinnig stolz, dass es amazed heute noch gibt. Dass wir uns stetig weiterentwickeln und immer unseren ganz eigenen Weg gehen. Dass wir uns nie groß verglichen haben, sondern daran geglaubt haben, dass in diesem großen Internet Platz für alle da ist. Dass wir in all den Jahren unsere Freundschaft bewahrt haben, selbst als wir unterschiedliche Wege eingeschlagen haben. Dass wir das wilde Leben gestemmt haben, zwischen Mails und Artikeln, und wir einander aufgefangen haben. Dass wir heute zwar nur noch zu zweit federführend sind, im Herzen aber immer zu dritt. Und dass amazed der Ort geworden ist, der er heute ist.

Ein Ort für Menschen wie wir, die Antworten suchen, auf das Leben, die Liebe, auf all die wichtigen Fragen und Schönheiten.

Ich habe keine Ahnung, wohin die Reise geht. Wohin amazed Milena und mich noch führen mag. Wie unser Weg in der Zukunft in dieser schnelllebigen Internet-Welt aussehen wird. Aber: Das wusste ich 2013 auch nicht. Ich hatte keine Ahnung, wohin die Reise gehen würde. Da war nur Hoffnung und ganz viel Motivation. Dass es gut gehen würde. Weil ich an die Idee, unser Können und an uns glaubte. Und das tue ich bis heute.

Meine Übelkeit verflog fünf Minuten nach dem Veröffentlichen meines Abschiedsposts. Die Vorfreude gewann, und amazed fand seinen Platz. Habe ich vor zehn Jahren die richtige Entscheidung getroffen? Ja! amazed ist ein großes Glück, bis heute wahnsinnig viel Arbeit und vor allem meine große Arbeits-Liebe. Und ich freue mich auf die nächsten Jahre. Mit euch. Mit Milena. Mit Fatima, Alina, Desireé und weiteren Stimmen. Und natürlich auch mit Amelie als Kolumnen-Autorin. Auf das wilde Leben. Auf amazed.