Der schönste Ort Münchens: Flohmarkt Daglfing
Samstags gehe ich auf den Flohmarkt. Der schönste Ort Münchens, wenn ihr mich fragt. Denn hat man sich erstmal in aller Herrgottsfrüh aus dem Bett geschält, sich auf sein Rad geschwungen und mindestens dreimal die Biere am Abend zuvor verflucht, dann hat der Flohmarkt Potential.
Ich empfehle den Daglfinger Flohmarkt. Einmal die Woche findet er auf der Galopprennbahn in Riem statt und erstreckt sich über das gesamte Gelände (ein sehr schönes Gelände, übrigens). Im Sommer angenehm, weil all die Flora die heißen Sonnenstrahlen abhält, im Winter arschkalt, weil Winter. Da ist es aber auf jedem Flohmarkt kalt. Außerdem ist er nicht überlaufen, aber auch hier: Eigentlich ist kein Flohmarkt in München überlaufen. Da würde mir jetzt jemand aus Miesbach oder Wolfratshausen widersprechen, ein Berliner oder Hamburger hingegen zustimmen. Im Verhältnis zu anderen Großstädten sind die Münchner Flohmärkte nicht überlaufen.
Vor allem nicht von den Mittzwanzigern, die man bis vor einigen Jahren noch Hipster nannte, die sich für zwei Euro Lederschuhe und Wintermäntel kaufen. Auch nicht von Sex and the City Frauen, die sich zu ihrer neuen Céline einen Vintage-Kontrast kaufen möchten. Münchner Flohmärkte (insbesondere der Daglfinger) sind aus irgendeinem Grund nie cool geworden, was einen Besuch äußerst angenehm macht. Da trifft man noch die echten Flohmarkt-Gänger und -Händler.
Früher war ich samstags einer dieser „Hipster“, die sich für zwei Euro Lederschuhe kaufen, heute beobachte ich die Menschen. Die Araber, die mit womöglich Arbeitslosen vom Landkreis über den Preis eines Gabel-Sets streiten, zwei Jungs aus Kenia, die ihren alten Schrott verkaufen und sich einen Spaß daraus machen, das Holzgeschirr als Antiquität zu handeln, Urbayern (ich schwöre, der eine sah aus wie Meister Eder), die in Tracht latent unzufrieden über das Gelände laufen und sich am Ende an den Kaffeestand setzen und Zeitung lesen. Händler aus Äthiopien, die sich ein duftendes Mittagessen am Stand mit Campingkocher zaubern, den sie gegenüber von Magdalena aus Poing gekauft haben.
Ich setze mich auch an den Kaffeestand und hole mir eine Bratwurst. Das schöne am Flohmarkt ist die herrlich begrenzte Auswahl. Möchte man einen Kaffee, bekommt man einen Kaffee in einem Plastikbecher und einer verpackten Kaffeesahne. Möchte man etwas essen, gibt es Bratwurst und als vegetarische Variante keine Bratwurst. Hier ist das Leben einfach und ohne Sahne ist der Kaffee auch vegan, da braucht es eigentlich gar keine Sojamilch. Anschließend kaufe ich mein Gemüse für die kommende Woche am Gemüsestand nebenan. Jener Stand wird betrieben von zwei sehr freundlichen Herren, die das Essen auf einem Feld nähe Rosenheims anbauen, das der Größe eines Fußballfeldes ähnelt. Der Preis ist günstig und das Flohmarkt-Konzept Programm: Das Essen kommt aus zweiter Hand.
Wer den Daglfinger Flohmarkt besucht, bereist unterschiedliche Länder. Zwischen marrokanischen Souks und Urlaub am Tegernsee ist alles dabei.
4 Antworten zu “Der schönste Ort Münchens: Flohmarkt Daglfing”
Die Magdalena aus Poing, die kenn ich vielleicht sogar.
Sehr schöner Text!
Die Beobachtung teile ich auch, dass Münchner Flohmärkte gar nicht so Hipster geworden sind und ursprünglich – ich gehe gerne zur Parkharfe – in Daglfing war ich noch nicht, danke für den Tipp, den werde ich bald mal besuchen!
Oh, wie sehr vermisse ich den Flohmarkt in Daglfing – wie oft erzähle ich in Berlin vom Flohmarkt in Daglfing, wenn sie wieder von ihrem Mauerpark reden. Da schüttel ich nur den Kopf und denke an die Münchern Omis, den Gemüsestand, den Laden mit den tollen Möbeln … den Geruch von der Bratwurst und den blauen bayrischen Himmel! Ai ai ai .. das ist Heimat!
[…] sag’s immer wieder, weil ich auf Flohmärkten pure Glückseligkeit verspüre: Geht da hin. Das macht euch fröhlich. Zum Beispiel auf den Daglfinger Flohmarkt oder […]