Date-à-vu: Wieso sind wir oft im immer gleichen Datingmuster gefangen?

12. Januar 2023 von in
Collagenbild via Pixaby

Nie wieder planlose Skaterboys. Nie wieder narzisstische Gym-Typen. Nie wieder unzuverlässige Soundcloud-Rapper. Nie wieder Pusher-Handy-Boys. Nie wieder [insert Datingmuster deiner Wahl]. Nie wieder, nie wieder, und dann doch genau so.

Mal wieder haben wir uns selbst in eine Dating-Situation manövriert, von der uns alle abgeraten haben. Eigentlich wussten wir bei diesem Typ Mensch schon das letzte Mal: Es passt vorne und hinten nicht. Und auch das eigene Vergangenheits-Ich hatte sich erst kürzlich in einem Ted-Talk-artigen Monolog darüber ausgelassen, wieso es mit Typ X sowieso nichts werden konnte. Doch sobald wir dann wieder im Dating-Game sind, sieht alles schnell wieder ganz anders aus und wir denken: Er – oder sie – ist nicht so einer, und überhaupt ganz anders als das Date von letzter Woche, vor drei Monaten oder dem Dreivierteljahr.

Aber sobald wir dann wieder im Dating-Game sind, sieht alles schon wieder ganz anders aus und wir denken: Er – oder sie – ist nicht so einer, und überhaupt ganz anders als das Date von letzter Woche, vor drei Monaten oder dem Dreivierteljahr. Jajaja. Doch sind wir ehrlich mit uns selbst und mit denen, die es mal wieder besser wussten, dann steckt da ganz schön viel Selbstbetrug dahinter. Denn bricht man es herunter, sind wir in einem sich wiederholenden Loop, an ein und demselben Datingmuster gefangen.

Date-à-vu: Schon wieder im selben Datingmuster gefangen

Bei mir war das zum Beispiel mit den Pusher-Handy-Boys der Fall. Keine Ahnung wieso, aber es war ein immer wiederkehrendes Muster. Eins, von dem ich anfangs noch dachte „wie angenehm“. Aber dann relativ zügig feststellte: Diese Art Mensch, der nie erreichbar ist, passt nicht zu mir und zu der Art und Weise, wie ich mir Kommunikation vorstelle. Also habe ich mir vorgenommen, diesem Stereotyp aus dem Weg zu gehen und beim Dating mehr darauf zu achten, nicht immer wieder an jemanden zu geraten, der genau diesem Muster entspricht. Gar nicht mal so einfach, denn genau das waren die Personen, die ich auf eine unerklärliche Weise äußerst faszinierend fand.

Sind wir selbst eigentlich noch zu retten, wenn wir uns willentlich immer wieder aufs Neue in den gleichen Datingmustern wiederfinden? Gefangen im Loop und einem Dating-Déjà-vu nach dem anderen.

Das geht nicht nur mir so. Denn es scheint für jeden eine unerklärbare Faszination für bestimmte Menschen und ihre Leben zu geben, der man sich einfach nicht entziehen kann. Obwohl man weiß, dass die Lebenskonzepte und Vorstellungen absolut keine Überschneidung mit einem selbst haben. Aber vielleicht ist genau das auch das Rätsel hinter dieser Anziehung, denn sie erlaubt es uns Dinge zu erleben, die wir sonst nicht tun würden. Ganz unverbindlich und im sicheren Dating-Rahmen, der ganz schnell wieder durchbrochen werden kann. Vielleicht passieren uns diese Dating- Déjà-vus auch genau aus dieser Kuriosität heraus.

Datingmuster sind die Summer unsere Erlebnisse

Aber zurück zum Anfang: Was genau sind eigentlich Datingmuster und wieso passieren sie uns oft eben einfach so? Ganz simpel gesagt sind es bestimmte Muster oder unterbewusste Checklisten, die wir verinnerlicht haben. Das kann von Äußerlichkeiten bis über tiefer liegende Charaktereigenschaften und zwischenmenschliche Dynamiken reichen. Und meint alle Dinge, die uns dahingehend beeinflusst haben, dass wir uns den:die Partner:in auf eine bestimmte Art und Weise vorstellen. Oft sind das Dinge, die wir schon ganz früh bei unseren Eltern oder Familienmitgliedern beobachtet haben. Anderes haben wir selbst erfahren und wollen es entweder wieder so machen oder ganz anders.

Fest steht aber auch: Diese Datingmuster sind in gewisser Weise auch immer etwas von dem aktuellen Status quo beeinflusst und davon, was  uns auf Social Media und via Popkultur vorgelebt wird. Denn genau dadurch entstehen gewisse Ideale, die dann wieder in unseren Datingmustern aufgegriffen werden. Manchmal mehr, manchmal weniger. Auch die Wissenschaft bestätigt die These der Muster bei der Partner:innenwahl. Eine 2019 veröffentlichten Studie geht sogar so weit zu sagen, dass wir alle gewisse stabile Dating-Prototypen oder zumindest gewisse Parameter etablieren. Dinge, die wir dann (unterbewusst) in anderen suchen. Ein recht plausibler Grund dafür, wieso man allzu oft das Gefühl hat, in den immer gleichen Mustern festzuhängen.

Oops, I did it again

Das wiederum führt mich zu der Frage, ob wir uns damit nicht auch willentlich ein wenig selbst sabotieren. Denn oft scheint es ja nicht an der mangelnden Einsicht über die Datingmuster zu hapern, sondern mehr daran, wirklich etwas zu verändern. Lassen wir toxische Dynamiken einmal außen vor, dann ist es dennoch klar, dass jede Entscheidung, die uns in diesem Kreislauf festhält, etwas über uns aussagt. Denn wir selbst sind die entscheidende Instanz, die sich willentlich immer wieder in das Hamsterrad begibt – bereit für die nächste Runde.

Also ist die viel interessantere Frage wohl eher: Wieso tun wir uns das an? Was steckt dahinter und was sagt der eigene State-of-Dating eigentlich über uns aus?

Wir alle haben diese mindestens eine Person im Freund:innenkreis, von der wir immer genau wissen, wie ihr neuster Flirt in etwa aussehen wird. Und auch wenn es immer unterschiedliche Personen sind, bestimmte Charaktereigenschaften oder Äußerlichkeiten bleiben gleich. Man könnte die Profile der Dates fast schon aufeinanderlegen und würde ein festes Muster erkennen. Eins, was erklärt, wieso die Dating-Storys alle immer ähnlich verlaufen und man wie in einer Serie, die man schon tausendmal gesehen hat, die Beteiligten einfach nur austauschen könnte. Mit demselben Ergebnis: Es war von vornherein zum Scheitern bestimmt.

 

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Dating in den 20ern oder die Suche nach dem Sinn des L(i)ebens

Eine meiner besten Freundinnen beschreibt Dating in den 20ern immer als Suche nach Lebensabschnittsgefährten. Die uns ein Stück auf unserem Weg begleiten. Partner:innen, die rückblickend symbolisch für eine bestimmte Phase in unserem Leben stehen. Das impliziert natürlich auch irgendwie die Endlichkeit von Dating in den 20ern – das Ausprobieren, sich selbst finden und am Ende immer genauer wissen, was wir eigentlich für eine:n Partner:in in Zukunft an unserer Seite haben wollen.

Und damit wir es bei diesem Prozess einfacher haben, hilft es natürlich auch, in Mustern zu denken. Was bedeutet, dass Datingmuster zum Teil immer auch ein Spiegel von dem sind, was wir gerade wollen. Oder eben nicht. Nicht umsonst gehen die Lebensumstände in dieser Zeitspanne meilenweit auseinander. Denn einige wissen schon immer, dass sie eine traditionelle Beziehung mit Haus, Hund und Garten wollen. Aber andere haben darauf vielleicht gar keine keine Lust. Oder davon absolut keine Ahnung, und müssen sich erst mal selbst finden und kennenlernen. Mit und ohne Partner:in.

Der Schlüssel ist Selbstreflexion

Der Schlüssel steckt natürlich wieder im Detail. Denn bevor wir uns dem vermeintlich Unvermeidbaren hingeben, sollten wir lieber damit anfangen, uns ins kleinste Detail zu examinieren. Also zu hinterfragen und darüber zu reflektieren, was genau dahintersteckt. Denn hat man diese Muster erst einmal durchdrungen und verstanden, erschließt sich womöglich der Weg aus dem (Dating-)Labyrinth ganz von selbst. Und am Ende können wir uns nur selbst retten, indem wir verstehen, was die eigene Intention, Wünsche und Ängste sind. Denn wer sich selbst immer aufs Neue in den gleichen Datingmustern wiederfindet, ist möglicherweise selbst nicht mehr zu retten. Oder absolut nicht bereit, sich seinen Dating-Dämonen zu stellen. Beides faire Einstellungen – sofern man weiß, dass genau das dem eigenen Muster entspricht.

Disclaimer: Die Kolumne wurde aus der Sicht der Autorin geschrieben, die hetero datet. Ähnliche Situationen treffen natürlich auch auf andere Dating-Konstellationen zu.

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