Coffee Break: Jeder bricht mal Herzen
Man ist viel zu schnell dazu verleitet, jemanden als „gut“ oder „böse“ abzustempeln. Meinen Freund P., über den ich hier schon einmal geschrieben habe, würde ich ohne mit der Wimper zu zucken zu den Guten zählen. Obwohl es mit ziemlicher Sicherheit da draußen ein Mädchen gibt, vielleicht auch zwei oder drei, die wegen P. ein gebrochenes Herz hatten. Die ihn verfluchen, weil er sie enttäuscht hat. Weil er nicht dieselben Gefühle hatte wie sie, nicht dasselbe wollte. Die ihren Freundinnen erzählen, was für ein Arschloch er doch ist.
Genau das finde ich spannend: Dass wir für die einen Menschen (und vielleicht auch für uns selbst!) zu den Guten zählen, während wir für die anderen als „böse“ gelten. Dass wir beides in uns tragen. Und dass es wahrscheinlich keinen Menschen auf der Welt gibt, der für alle „gut“ ist, der nie ein Herz gebrochen oder Scheiße gebaut hat. Um das zu schaffen, müsste man sich aus diesen ganzen Liebesdingen schon sehr fein raushalten. Während ich P. in den Himmel lobe, gibt es jemandem da draußen, der wegen ihm traurig war – und das ist ein schräger Gedanke.
Alleine, dass jemand wegen einem weint oder zumindest traurig ist, ist eine sehr seltsame Vorstellung. Ich glaube, hier entscheidet sich, wie „gut“ oder „böse“ man wirklich ist: Wie fühlt sich der Gedanke an, dass jemand traurig ist wegen dir? Macht es dir Bauchweh und schlaflose Nächte oder kannst du ganz gut damit leben? Für mich kaum vorstellbar: Kann es wirklich Menschen geben, denen das vollkommen egal ist?
Als „böse“ gilt, wer des öfteren einmal andere Menschen enttäuscht hat. Heißt: Dates hatte, sich danach nicht mehr gemeldet hat. Mit jemandem geschlafen hat, dann jemand anderen kennenlernt hat. Hoffnungen gemacht hat, dann doch überraschend alles abgebrochen hat. Ich würde sagen, mehr als zwei Mal darf man sich so etwas nicht erlauben – schon steckt man in der Schublade „böse“.
Die Sache mit den Schubladen ist dabei eine sehr subjektive. Auch ich habe Freundinnen, die mit einigen Männern so umgegangen sind oder teilweise noch so umgehen, deshalb halte ich sie aber nicht für „böse“. Ich denke mir dann: Mei, das ist eben nicht der Richtige für sie. Und: Das kann doch jedem einmal passieren – dass man einen Anderen enttäuscht, dass man es sich doch anders überlegt, dass es doch nicht reicht. Ist das wirklich so „böse“ oder ist es nicht einfach nur ehrlich und vielleicht sogar auch ein bisschen mutig, die Sache dann abzusagen?
Wir messen mit zwei Maßstäben: Menschen, die wir gerne haben, wollen wir nicht im „bösen“ Licht sehen – wir verteidigen viel von dem, was sie tun. Menschen, die unseren Lieblingsmenschen nur einmal wehgetan haben, sind dagegen sofort „böse“ – so einfach ist das! Nicht so einfach: Wenn du plötzlich dieser böse Mensch bist. Wenn du das Gefühl hast, jemand hat ein komplett falsches Bild von dir. Jemand hält dich für böse, obwohl du das eigentlich nicht bist und auch nie sein wolltest.
Ich versuche, ein wenig achtsamer mit Beurteilungen umzugehen, vorsichtiger zu sein mit meinen Schubladen und nicht mehr ganz so schnell mit „Arschloch“ um mich zu werfen. Jeder bricht mal Herzen.
3 Antworten zu “Coffee Break: Jeder bricht mal Herzen”
Klar jeder bricht Herzen und man kommt nicht durchs leben ohne andere zu enttäuschen! ich finde auch die Bezeichnung „böse“ aber auch nicht ganz so treffend. Versetzte ich jemandem oder mache einen unschönen Abgang bin ich nicht gleich ein schlechter oder Böser Mensch, aber charakterschwach. Und genau hier ist der Punkt, es kommt immer auf das wie an. Versetze ich jemandem mehrmals nur, weil ich vorher zu bequem wahr demjenigen die Wahrheit zu sagen oder ich mich nicht so recht entscheiden kann, dann finde ich, kann man denjenigen schon in die „böse“ Schublade stecken. Man kann finde ich nicht alles mit „wir sind alle nur Menschen und machen alle mal die selben Fehler“ entschuldigen, ich meine klar passiert das mal aber, wenn man erkennt dass das Mist war und sogar jemand deswegen traurig ist, sollte man sich sein Handeln überdenken. Will sagen, manchmal müssen wir auch unseren Freunden sagen, dass sie sich scheiße verhalten haben und zurecht als böse abgestempelt werden. Man kann sich vorher versuchen besser zu verhalten, sich danach wenigstens entschuldigen oder es beim nächsten Mal nicht wieder tun.
Mein Kommentar klingt ungewollt so hart, so ists nicht gemeint! habs zu spät durch gelesen, sorry :D Finde die Kolumnenreihe sehr gelungen und finde das Thema aus dem obrigen Artikel sehr spannend !
Du sprichst mir aus der Seele! Ich denke selbst in letzter Zeit oft darüber nach. Wenn ich verletzt werde ist der Kerl ein Arschloch – aber wenn ivh selber mal das Interesse verliere dann ist das halt so. Dann bin ich ehrlich.
Man muss halt verstehem dass jeder in solchen Situationen mal das „Arschloch“ ist. Meistens die Person die in der beziehung stärker und unabhängiger ist und sich somit leichter lösen kann. Der der mal mit dem Antworten auf sich warten lässt während der andere sich ununterbrochen meldet. Ich stimme dir also voll und ganz zu!
Xxx, Ana von http://www.storiesdreamsbooks.blogspot.de