Cherry Picks: Über Land-Sehnsucht, Modern Love und die Macht der Sprache

2. September 2021 von in

Neuer Monat, neue Cherry Picks. Und wir legen auch gleich los mit der Kolumne von Fabienne für This is Jane Wayne. „Ist es Zeit, zurück in die Heimat zu ziehen?“, fragt sie sich – und ich stehe vor ähnlichen Fragezeichen. Noch bin ich nicht ganz bereit, aber so eine Zwischenlösung wäre genau mein Ding. Ein bisschen Landluft hier, ein bisschen Stadtluft da. Die Gründe liegen – wie bei Fabienne – auf der Hand: mehr (bezahlbarer) Platz, mehr Natur, mehr Ruhe – und weniger Gewusel. Für alle, denen es ähnlich geht, lege ich die Kolumne ans Herz.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie Margarete Stokowski so knallhart neue Fakten auf den Tisch legt, dass ich nur noch nicken kann. In ihrer Kolumne für den Spiegel bringt sie regelmäßig feministische Themen an – und ich merke immer wieder, ein bisschen Nachholbedarf habe ich doch. Und so thematisiert Stokowski diese Woche wieder einmal das Gendern. Genauer gesagt aber um die Aussage, Gendern würde die Sprache „vergewaltigen“. Eine Metapher klar, aber muss das wirklich sein?“Wenn Vergewaltigung als Metapher verwendet wird, ist das Problem nicht nur, dass Vergewaltigung verharmlost wird: Es ist noch viel schlimmer. Denn es geht nicht nur darum, dass einer Sache Gewalt angetan wird, sondern darum, dass sie kaputt gemacht, entstellt und entwürdigt wird. Oder, wie man früher auch über vergewaltigte Menschen gesagt hat: geschändet.“ Und das große Problem dieser Metapher ist: die Wirkung auf das wahre Vergewaltigungsopfer. Solange Vergewaltigung mit dem Mythos einhergeht, danach sei eine Sache kaputt oder entwürdigt, tun sich Opfer schwer, sich für die Tat nicht mehr zu schämen. Sich aus der Opfer-Spirale zu befreien. Oder offen zu sagen, dass diese Vergewaltigung zwar schrecklich war, aber sie eben nicht daran kaputt gegangen sind. Und ich danke wahrlich Margarete Stokowski, wie sie in dieser Kolumne klargemacht hat, ganz subtil, dass Sprache eben Macht hat. Und das Gendern vielleicht auch gerade deswegen ein so wichtiges Thema ist.


Jetzt zu etwas Schönerem: Kennt ihr schon Modern Love auf Amazon Prime? Wenn nicht, solltet ihr es alle ansehen. Ich habe schon die erste Staffel geliebt, jetzt ist seit Kurzem die zweite Staffel raus. In kurzen Episoden erzählt die Serie von verschiedenen Liebesgeschichten und Erfahrungen. Von Menschen, die an anderen hängen, die sich glücklich verlieben, oder unglücklich auf der Suche sind. Von Beziehungen, die holprig, aber schön sind. Und von Beziehungsproblemen, die manchmal gar keine sind. Ich liebe diese Serie, weil sie so echt ist, sie so wunderbar von der Liebe erzählt und weil ich manchmal doch ein kleines Tränchen verdrücken musste.

Hier habe ich euch schon von meiner Aaliyah-Liebe und den News bei Spotify erzählt, jetzt stolperte ich beim New Yorker über den Artikel zu Aaliyah und ihre Rolle im Prozess gegen R.Kelly. 20 Jahre nach ihrem Tod spielt sie öffentlich – abseits ihrer Musik – wieder eine tragende Rolle – und die Prozessbeobachter vom New Yorker haben einen spannenden wie aufschlussreichen Artikel geschrieben. Wer mehr über die Machenschaften R.Kellys lesen will, ist hier richtig. Mit der Lektüre wurde mir mal wieder klar, wie schützenswert gerade auch junge Künstler*innen sind, wenn sie an den Anfängen ihrer Karriere stehen und eben nicht wissen, dass das was gerade passiert, nicht richtig ist.

Kann ich bitte einziehen? Das habe ich bei der neusten Homestory von Femtastics mit Yasmin Abu Rashed von @interioroverdose gedacht. Gemeinsam mit ihrem Freund hat sie im Speckgürtel Hamburgs einen Bungalow renoviert – und ich finde wirklich alles wunderschön. Liegt vielleicht auch daran, dass ich 1. immer noch von einem Bungalow träume (Spoiler: im Alpenvorland gibt’s das kaum) und 2. mich selbst gerade mit Renovierungen beschäftige. So oder so eine schöne Homestory, die ich jedem ans Herz legen kann, der etwas für Interieur übrig hat.

Theresa Bücker hat für das SZ Magazin ein wundervolles Plädoyer geschrieben, dass die Politik und unsere zukünftige Regierung doch bitte endlich anerkennen sollte, dass ihre Gesellschaft weit progressiver denkt, als man es uns zutraut. Dass wie offen sind für Toleranz, Akzeptanz und Solidarität – und dass uns die Politik gerne anderes weiß machen will. Ein toller Text in Zeiten des Wahlkampfs, der zumindest mich und meine Bubble abholt.
Und zu guter Letzt ein wichtiger Artikel der taz zur Rettungsaktion der Luftbrücke Kabul. Die Situation in Afghanistan ist langsam aus den Medien verschwunden, die Politiker*innen atmen auf, doch wir – als Gesellschaft – müssen weiter laut sein. Denn was hier passiert ist, ist wirklich ein Armutszeugnis der Regierung. Die Rettungsaktion der Luftbrücke Kabul war ein Versuch, die Fehler auszubessern – und auch sie scheiterten vor Ort. Welche Widrigkeiten sie überwinden mussten, welche Probleme es gab und welche Vorwürfe die Ehrenamtlichen der deutschen Regierung machen, hat die taz in einem Zeitprotokoll aufgeschlüsselt. Und in diesem Sinne möchte ich nochmal alle erinnern: Spendet, seid laut und vergesst nicht, euer Häkchen bei der Bundestagswahl zu machen. 

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